Mittwoch, 24. Oktober 2012

astrophysik

drei durchgänge
sie zieht vorbei
präzise wie der halleysche komet
verlässt ihr blick den meinen
an einem ganz bestimmten punkt
den sumerische astronomen
schon berechnet haben

und in diesem blick
nur wohlwollende kenntnisnahme
der aufmerksamkeit und die
hintergrundstrahlung eines lächelns
sonst nichts
nur unkollabierter möglichkeiten.
unbestimmtere quantenzustände
bringt nicht mal schrödingers katze
zu stande

ein blick
(eine nacht)
in der alles passieren kann
aber nichts muss
und deshalb auch nichts wird

die distanz
in kosmologischen dimensionen
ein beinahezusammenstoß
doch in dieser galaxis
liegen parsecs
zwischen uns

auf
fluchtgeschwindigkeit gehen
auch wenn die fliehkräfte
(je nach gerade vorherrschender theorie)
mein kaltes/ heisses
herz erschüttern
liegen diese
gravitationswellen
hinter meinem erreignishorizont

ach du kleine junge sonne
du magst als schön hier gelten
und all die trabanten
durch deine anziehung um dich scharren
aber was weisst du schon
von dem anderen stern
da weit draußen
in deiner fremde
in meiner heimat
im anderen brennpunkt meiner
eliptischen bahn
die dir nur von deiner position aus
symetrisch erscheint

natürlich
bin auch ich für einen moment lang
um dich gekreist
gefallen
aber nur - verzeih mir
um deinen lagrange effekt nutzend
umzukehren
und nach hause
zu ziehen

heimflug
die stadt ein blitzender
asteroidengürtel
strahlender planetoiden
und ich euch
nur eine anomalie
inmitten der
rotverschiebung

Sonntag, 14. Oktober 2012

reife landung

ist dir schon mal aufgefallen
das wildgänse
(oder störche, flugenten und schwäne
- oder düsenjets -
je nachdem was du für deine metapher gerade benötigst)
egal wie nahe sie sich in der luft waren
wie eng ihre formation auch gewesen
- nur ein gedanke zwischen ihren flügelspitzen
oder eine kleine taktverschiebung
zwischen dem schlag ihrer schwingen -
unmittelbar vor der landung
im wasser, am eis oder festen boden
(oder wie gesagt flugzeugträger, falls du das brauchst)
- auf distanz gehen
sicherheitsabstände einnehmen
sich entfernen
entnähern
abschliedslos trennen

die nähe der himmel
ist für festen boden
schwer geeignet

und nur krähen fliegen einsam

dancing with my angel

sie fühlt sich gut an
wie sie sich dreht
in meinen armen
die doch so ungern mit fremden
frauen tanzen
(und fremd sind in diesem kontext
alle außer einer)

wir reden nicht dabei
weil sich beim tanzen
für mich
jedes multitasking
verbieten

lächeln
verlegen vielleicht
weil sie die tänze nicht mehr so kann
und ich sie auch nur aus dem bauch
und sowieso
auch hierbei
ein schlechter
führer

an was anderes
wollen wir gar
nicht denken

welche
-zufälligen schicksals-
mächte lenkten
ihre schritte
in nicht so fernen tagen.
ungeplantes
treffen
mit meinem anderen
engel

informationen
austauschen
dinge
in die wege leiten
schienen legen
weichen stellen

ob wir noch befreundet
gewesen wären
wenn vor 20 jahren
als ich im jugendlich
überheblichen selbstvertrauen
versprochen
ihr die niegelnagelneu küche
zu verfließen
diese versaut hätte?

dazwischen

eine seltsame
vertrautheit
einzelne worte
die keine sätze bilden
eine gesummte melodie
die sich jedem
tanzschritt
entzieht

Samstag, 29. September 2012

hidden message (2012) - a late tribute to burkhardt



endlich fertig mit dem bild - und damit zeit eine regel zu brechen, hier keine namen zu nennen.
aber manche namen gehören genannt.

burkhardt (ich kann mich weder an seinen vornamen, noch an die exakte schreibweise seines familiennamens erinnern) - burkhardt war ein nerd wie wir alle, obwohl es dieses wort damals noch nicht wirklich gab. nur war er einer von den braven, während wir die "wild boys" nur spielten ohne uns selber von der rolle wirklich überzeugen zu können. er war sicher kein opfer, und wir hatten niemals bösen spaß mit ihm (naja.einmal haben wir sein betriebssystem gehackt und blöde startmeldungen eingeschoben, aber es war zufall, dass es ihn erwischt hat und unsere wortmeldungen waren nur bedingt originell - reagans sprechprobe und "Wargames" würde erst ein jahr später neue latten legen)

er war zwei jahre unter uns, und natürlich war etwas neid dabei, weil er - damals schon - der frauenversteher der mädels war, die wir umsonst angegraben haben. er war, wie ich, in der biofraktion und ja, er war auch besser als ich, präziser, sauberer, eben schon mehr der wissenschaftler, die wir alle vorgaben zu sein, obwohl wir uns eher wie "mad scientists" aufgeführt haben. er hatte eine brille und war ein guter tänzer.

ich weiß nicht ob ich ihm jemals was wirklich böses getan hab, außenseiter war er keiner (ob ich einer war wird nie ganz aufgeklärt werden) aber jedenfalls habe ich ihn - im Geiste wenigstens - immer belächelt.

bis eines tages.........große festtage wegen irgendeines schuljubiläums....ausstellungen, festreden,..... podiumsdiskussion im turnsaal zur frage wie wir die zukunft sehen.....es war mitten im kalten krieg....wir blickten strahlenden zeiten entgegen....der 4,5 (bzw. 11,2)-fache overkill war für uns eine unvermeidliche tatsache...nur der zeitpunkt die letzte offene variable....(aber noch genug zeit um spaß zu haben)......am podium unser deutschlehrer...die stimmung ist inzwischen bedrückt geworden...als er auf mich zeigt und mich zu wort bittet...ob wohl ich gar nichts sagen wollte.

und während ich noch abwinke, legt burkhardt - der genau hinter mir sitzt - los......der trotzige klang und das erkennen seiner stimme erreicht mich vor der bedeutung der worte....ich bin auf meine erste reaktion nicht stolz: einer wie burkhardt redet so nicht (hat so nicht zu reden), und im ernsten moment halte ich seine worte für naivsten optimismus. ich drehe mich um und will eine böse bemerkung machen, vielleicht sogar ihn "niederputzen"....ich komme allerdings nur bis "ja burkhardt...."...dann sehe ich ihn, dann erreichen mich seine worte, und die stärke der stimme.....

"ich glaube nicht ans ende" wird mir in erinnerung bleiben, und danach seine argumentation, sachlich, stark, ohne naivität, über all die krisen, die die menschheit schon überstanden hat,  ohne irgendetwas schönzureden, kein falscher optimismus, keine glaube an ein wohlwollendes schicksal,....nur ein junge der sich weigert an das ende zu glauben.....als einziger im turnsaal, in dem alle an den untergang schon akzeptiert haben.....

....mein mund steht offen, und was in dem moment wirklich passiert wird offen bleiben, mein leben wäre vermutlich sehr anders verlaufen, wenn es nicht passiert wäre......

ein moment mit besonderer magie: von der symetrie her kommt ihm norman rockwells "freedom of speech" schon nahe (ist aber noch meilenweit von der kraft entfernt)......und jahrzehnte später, wenn im herr der ringe gandalf den balrog gegenüber tritt, kann ich es nicht vermeiden an burkhardt zu denken....

....so als ob jeder nuklearer winter dort enden muss, wo sich ein junge weigert an den untergang zu glauben....

ich werd gar nicht erst versuchen meine stimmung zu beschreiben,...nur soviel: er hat mir imponiert, und ich habe die linie gesehen, die er in den sand gezogen hat: "bis hierher und nicht weiter"......

burkhardts ansage war - genauso wie bernards apfelmännchen oder wachsmann hard-core-opern, gansers theateraufführungen oder halbritters textpassagen - wie ein tritt der deine geistige beschränktheit dadurch beednet, dass er dich durch eine betonwand schleudert.....

....es tut (ein wenig) weh aber nachber bist du ein anderer....

und während Burkhardt noch redet tut er mir schon leid.....weil ich weiß das ihn irgendwer vom podium "niederputzen" wird, und einen kurzen moment wünsche ich,  ich hätte ihn gestoppt, denn ich hätte ihn zwar verletzt, die anderen hingegen werden ihn vernichten....aber nichts von dem passiert: ich weiß nicht ob es in diesem moment applaus gab, aber die nächsten meldungen vom podium zeigen, dass die dort oben auf dem rückzug sind. (ehemalige) underdogs wie ich kennen den unterschied zwischen höflichkeit und niederlage...

....ich weiß nicht ob es im moment - dort unten in der vergangenheit - etwas geändert hat, ob mein neuer respekt vom vorherigen belächeln unterscheidbar war,...

...ich weiß nicht ob dieser moment der wirkliche auslöser war, für all das was er auslösen hätte können, oder ob all das auch so gekommen wäre, was gekommen ist....

....jedenfalls sind die worte in meinem ganzen leben präsent:....ein paar jahre später werde ich in bio über "evolutionäre krisen" maturieren.....dann das bundesheer - und bewußt oder unbewußt - halten mich die worte auch dort über den wasser.....

........ist vielleicht meine gesamte postive einstellung, darauf zurückzuführen, dass einem einer, den man für noch geringer erachtet hat, als sich selber, die mögliche größe zeigt,.....

.....war er ein krieger?

.....war er ein spieler? alles rausholen was rauszuholen ist, sagen was gesagt gehört,...hat er gewußt das er etweas bewegen kann?....etwas bewegen wird?...etwas bewegen muss?

.....oder war er einfach zornig? ....geladen?....und konnte seinen mund nicht halten?

....versuche ich ähnlichkeiten aufzuzeigen um mich reinzuwaschen?

.....was war wichtiger: die semantischen worte oder die trotzige stimme?

....vielleicht war es erst das jahr chemo nachdem ich verstanden hab, dass "an etwas nicht glauben" nicht das selbe ist "wie etwas leugnen"......

wie auch immer

ich danke dir


wo - was - und wer auch immer - du jetzt bist

Donnerstag, 20. September 2012

rules of engagement

nachtbuslinie 41
2 uhr früh
und zwei
die intensiv über belangloses plaudern
aber in einer distanz dass sie
- für die späte stunde -
fast schreien

ihre stimme
eine sprache
- die ich gerade nicht geocodieren kann -
ist lustig
und so geniese ich
- den text ausblendend -
einfach diese musik
in der wartezeit

positionswechsel
und parametercheck

und dann ist
klar dass sie
die distanz
definiert

tausendprozentige aufmerksamkeit
die sie ihm widmet
und gleichzeitig
etwas in ihrem blick
dass jedem genau zeigt
wo die linie
die nicht übertreten
werden darf

das einzige was sie verrät
ist ihr dezentes
gezupfe am
pulli.kleid.hybriden

dass trotz der ruhe
seine hormone
kochen
sieht nur ein
suchend aug

das was sie will (?)

das was sie braucht (?)

kussloses aussteigen

ihr blick enttäuscht

gute jungs wie wir
richten dies welt
noch zu grunde


Sonntag, 2. September 2012

mariazell '12

salzbatiken in schweiß
auf unseren shirts
makellos gebräunte schultern
die in den nächsten tagen
mitsamt unseren nasenrücken
leichten rotstich
annehmen werden

wildfremd vertraute
nicht weil sie mich
sondern weil sie meine geschichte kennen
oder die schleifspuren die sie angerichtet haben

den blick nach vorne
ein gemeinsames ziel
asypmtotische annäherungen
und so fremd wie heute
werden wir uns nie mehr sein

wir tauschen alte wunden aus
wie müde krieger
nicht über unsere siege redend
sondern über die schmerzen und verluste
ich weiß jetzt
um die narben unter
deinem tattoo

tag drei
und unsere hemden riechen wie
verdorbener essig,
und das können wir niemanden
- nicht mal uns selbst -
noch antun

und jeden morgen
ein schritt hinaus um den
neuen tag zu begrüßen
und feststellen
ob es freund oder feind ist

der lange marsch
durch die sintflut
hydralikgedämpft - wassergekühlt
die haare kleben feucht am kopf
aber unsere wangen glühen
wir haben die erschöpfung geteilt

flucht
in eine offene kirche
kinder fragen ob es
häresie ist
hier die pitsch-patsch-nassen
hosen auszuziehen
und erhalten absolution von ihren müttern
im sport-bh
(glaubt mir - gott hat euch schon nackt gesehen)

am schluss
ein sanftes einsickern in die kirche
die anderen in der menge
aus dem augen verloren und ich
alleine mit meinem kreuz
- nicht einer der es trägt
sondern sich drauf stützt

den wolkenbruch ungebremst
ins gesicht fallen lassen
weil du glaubst, dass du dir mit
dem regen in den augen
die tränen ersparst
nachdem in der kerzengrotte
erinnerungen und gefühle
die überkritische masse
durchbrochen

zuletzt nur abschiede -
unadäquat
weil sie all dem
was davor gewesen
nicht angemessen

und wie so oft
die hoffnung
das dies nicht ein ende
sondern
ein anfang
ist gewesen




Montag, 20. August 2012

weltenwanderer

gössenberg '12
das seltsame gefühl der  deplatzierung
wird jedes jahr drückender
egal wie heimisch ich mich hier fühle

vorkommando bevor der haupttross eintrifft
in der nachmittäglichen sommerhitze
gedeiht kühle in der hütte
bis uns die siebenschläfer wecken

abendessen auf der terasse
zuviel fleisch für unsere zivilisierten körper
und wegen der weine,
auf dem harten lager
dann schnell -
aber auch wegen ihnen dann doch nur kurz -
geschlafen

vormittagswanderung
vor einem bekannten panaroma
und die erinnerungen flashen
so oft sind wir schon hier gewesen
und die gefühle fließen ineinander

und bevor sie kommen
wäre es angebracht gewesen
sich zu verabschieden
auch wenn ich erst morgen fahre

entgegengehen
auf heissen straßen
die sonne wie eine faust im nacken
und nur der kalte beat meines
soundtracks kühlt
mich runter
der tote maulwurf inzwischen
- diese straße ist ein wenig nur befahren -
ein haufen schwarzer biomasse
der kein mitleid oder ekel mehr
hervorruft

mein sohn rauscht an mir vorbei
schnell und ohne gruß
weil es einen rekord zu halten gibt
und auch die großfürstin
zieht vorbei
ohne gruß ohne erkennen
aber erfrischend wie ein frühlingsmorgen
bis sie hinter dem horizont verschwindet
und ich stell mir die frage wer ich bin
der mann am weg?
oder doch nur hintergrund

aber später an diesem abend wird sie
mir ihre bürgermeisterkarte übergehen
(dem toni, mein freind)
und damit das verderben auf ihr dorf
herabbeschwören
und in vorwegnahme des morgigen tages
wird ein einsamer wolf
das spiel gewinnen

am nächsten morgen
das panorama entgültig entweiht
weil ich an diesem tag -
nicht wie so oft mit freunden davor gefrühstückt -
sondern davor gearbeitet hab
und das üben der musiker
wie weißes rauschen

und tief unter mir
die autostraße im montagmorgenverkehr
rege aber lautlos und ich über ihr
wie ein verzweifelter engel
der den zeitpunkt seines falles
längst bestimmt hat

Mittwoch, 15. August 2012

as time goes by

sonntagsmesse
ans uns vorbei
schleppt sich eine frau zur kommunion
und auch wenn ihr die edle eleganz noch gelingt
ihre frisur ist die selbe
aber die farbe ist nicht mehr echt

sentimentale erinnerung
von 30 millionen jahren
ich einer von den ministranten
mit guten blick aufs volk
jung und vor der reifeprüfung
und die frauen in der menge
wie ein ozean an möglichkeiten
bis zu dessen küstenlinie
es dann doch noch
ein schönes stück war

wie scharf ist sie damals doch gewesen

Dienstag, 7. August 2012

abschiedslied

plattensee, 2012
am ende eines kurzurlaubes
die koffer längst gepackt
-professioneller kofferpacker der ich geworden bin-
die letzten stunden am strand
wir haben unsere körper und unsere hirne in der sonne
gekocht, als ob es etwas abzutöten gebe

3 tage vollgesteckt mit besuchen
bei familie (6.grad)
die inzwischen freunde geworden

menschen die früher
beiwerk gewesen zu diesen kurzurlauben
und heute ist es die umgebung
die beiwerk ist

vor mir der see
eine schmutzige lehmige lacke
aber dennoch ein alter vertrauter
der dunkle gedanken teilt

stille einsamkeit
über uns brüllt die sonne
und sonst nur haut
und see

und wie jedes jahr wieder die frage
- die wir den menschen nicht mehr stellen -
und auch der see ist taktvoll genug
sie nicht zu beantworten
- es reicht wenn wir beide uns erinnern

zeit zu gehen
"wir sind helden" als soundtrack im ohr
und auch meine tochter ist taktvoll genug
nur durch ihre anwesenheit am
rand meines gesichtsfeldes
sanft zu drängen
und die magie nicht zu stören

abflug
"vielleicht ist es wirklich nur ein jahr"
meint judith holofernes

ich drehe mich nicht um

er nimmt es mir sicher nicht übel


Montag, 6. August 2012

beschützer

wir stiegen an der selben
station aus

von hinten betrachtet
- ihr langes haar wehte im wind
und die sternenbesetzen sommershirts
flatterten bei jedem der weichen schritte
um ihren schlanken körper-
wirkte sie kleiner
zerbrechlicher
als noch zuvor frontal
in der straßenbahn

durch die verlassene fußgängerzone
vor dem eisgeschäft auf der bank drei jungs
wie ein wolfspack das eine wittertung aufnimmt
blicke werden ausgetauscht
und einzweideutiges lächeln
alles zu leise
zu verhalten
um mit sicherheit
ungefährlich zu sein

solange bis ich in den sichtkegel komme
lausbuben die sich ertappt fühlen
weitere blicke werden ausgetauscht
ob es die inanspruchnahme einer beute
oder ein schutzzauber ist, bleibt offen
auf jedenfall eine kriegserklärung
für den fall dass sie sich bewegen

eintrittspreise
sind schlagartig
angestiegen

im blendkegel
eine unübersichtlichen
sommernachtsbaustelle
schwenkt der geleitschutz ab
sorgt für ausreichend vorsprung
und geht danach auf heimatkurs

(mut und übermut ist immer das selbe)

schnitter

leben ist unvermeidlich
und egal ob du oder ein anderer etwas
übermütig fallen gelassen hast
oder es bedächtig in die ackerfurche gelegt hast
es ist immer ein sähen

und was gesäht wurde
wächst
und wieder mal stehst du vor dem acker
weißt um die schärfe deiner sense
auf dem rücken
und die möglichkeit deiner arme
und immer wieder die gleiche entscheidung
die es zu trefen gilt

die ernte einbringen
und damit das WACHSEN ehren
auch wenn die frucht nicht für dich bestimmt
und es nicht dein feld ist

oder die frucht verdorren lassen
und rasch weitergehen
zurück zu deiner kargen scholle

oder der vernunft folgen
und alles einfach niederbrennen

Sonntag, 29. Juli 2012

gewitterschwalben

sommerwochenende2012
über uns braut sich ein gewitter zusammen
langsam gemächlich
aber bedrohend
wie eine armee die den gewissen sieg
in absoluter überlegenheit
erringen will

die dunklen wolken
wie eine alienflotte
die sich entschieden hat
uns wegzumachen

doch irgendwo
weit oben
eine gruppe schwalben
die sich die turbulenzen hocharbeiten
durchgebeutelt von den luftstössen
unbeirrbar
auf dem inferno vor der apokalypse reitend
sich vom licht nach oben in die dunkelheit
kämpfen

und herunten:
ein, zwei kinderseelen
die WISSEN,
dass wenn sie es nur hoch genug schaffen
sie damit das unwetter vertreiben

welten zerbrechen

der sohn eines guten arbeitskollegen
liegt mit unbekannter prognose
auf der intensivstation

und obwohl die krise meines vater
(ebenfalls nach der intensiv)
sehr gut überwunden scheint
denken wir noch gar nicht über die länge des
rückweges nach

jedenfalls hat es
so manchen graben frisch aufgerissen
aus dem das unverarbeitete
ans tageslicht drängt
manchmal wie ein vergessene erinnerung
die es nachzuholen gilt
zumeist jedoch wie eine giftige lacke

wie ähnlich sind die tage
- in denen ich mich verloren durch den code kämpfe
den nächten
-in denen ich versuche aus dem unentrinnbaren spital
zu entkommen

jedenfalls sind der code
wie der alptraum
der meine

fast wie eine erlösung
dann die
unerklärbaren muskelkrämpfe
und im gegensatz zu meinem vater
kann ich wenigsten versuchen
ihnen davonzulaufen

unausgeschlafen
in einen arbeitssommer
der explodiert

den letzten klaren punkt erreicht
der punkt an dem du weißt
dass die kontinuirliche fortsetzung
der entwicklung dramatische folgen haben wird
und insgeheim sich die frage stellen
ob es nicht besser ist
wenn ein system zerbricht
als dass es sich entlädt

(weil es im moment der entladung
ja selten bei der kleinelektronik bleibt
die durch den raum fliegt)

nach den mülleimern
den parfumduft einer frau durchkreuzen
wie ein stück weltraumschrott
(ausgebrannt aber hochradiokativ)
das durch einen komtenschweif trudelt

auf den arbeitsweg
den bekannten gesichtern ausweichen,
es ist besser wenn
jared und ich heute unter uns bleiben
und wir uns nur vorstellen
was wir anstellen können
und es nicht ausprobieren

ein kleinlaster
der mobiklo geladen hat
verliert pisse

welten zerbrechen

- ich muss das bild endlich fertig bekommen

Donnerstag, 5. Juli 2012

ascheregen - antonius apokryphen (4)

und man hat euch gesagt
wenn ihr im tal der tränen wandert
bewahrt euch die hoffnung der
sonne
im herzen

ich aber sage euch:
lernt die asche
zu lieben

Sonntag, 24. Juni 2012

flash - alle 7 wellen (mustererkennung)

sonntagmorgen
kam es über mich
als ich mir den sündig heimlichen
nutellalöffel
in den mund geschoben

alterserscheinung
weil es uns nicht mehr in die knie zwingt
wir ihm gelassen entgegentretten
in überlegenheit
weil wir in geduld
sein kommen
schon erwartet

die erinnerung
an das gefühl
gesichtslinien(?)
die ich gesehen
nach diesen tagen
in denen wir
gelacht und nachts
in fremdem augen und gesichtern
in bodenlose tiefen abgetaucht
fremde wirklichkeiten geschaut
zeit und leben durchmessend
ein anderer gewesen
als lauscher oft
beeindruckt
nicht handelnder beobachter
und dennoch ein beteiligter
nach worten suchend
ohne ringen zu müssen

eistaucher
die sich des nachts
wenn sich im schutz der finsterniss
die wahrheiten an die dunkle oberfläche trauen
die eisschilder durchbrechen
durchtau(ch)en
dort einsickern
wo die barriere im letzten jahr schon brüchig geworden
oder immer schon gewesen

dort runter
kommst du auch nur
ohne panzer

- und danach (also heute)
die erinnerung/das gefühl kommen lassen
- und genauso wie vor 48 stunden
auf  dem algenglitschigen strandstufen des bodensees -
nicht in panischer hektik
rutschend taumelnd fallend hinwegspringen
sondern sich der welle zuwenden
sie begrüßend durchstehen
und sich von ihr
durchströmmen lassen


Samstag, 23. Juni 2012

unbeugsam (a tribute to linkin park)

und am ende
wenn alles
was ich geliebt
(oder gewesen)
dahingegangen,
zu asche verfallen,
im winde verweht,
und weggewaschen

werde ich trotzig
im regen stehen
und stolze
lieder
auf die vergangenen
momente,
die zeit
und ihre vergänglichkeit
singen

Freitag, 18. Mai 2012

niemandsland

das hinterland hinter zadar
eine zwar bewachsene
aber steinige heiße ödnis

die einzige spuren die eine zivilisation
hier hinterlassen
sind abseits der autobahn eine unzahl
an steinernen zäunen und terassen
die auch dem lange fragenden blick
keine funktion erschließen

wie schwer muss es jedem belagere gefallen sein
(vor erfindung der raupenkette)
diese ödniss zu durchqueren
kein wasser
(außer für tiefwurzelnde olivenbäume)
kein ebenes stück land um einen schritt zu setzen
steine die sich in deine sohlen bohren
und dir die gelenke zerschlagen
falls du fallen solltest

was zadar dann doch immer wieder zum verhängnis wurde
war das jeder belagerer diese wüste im rücken hatte
besser im sturm zum wasser unterzugehen
als durch diese wüste heimzustreunen

mitten in dieser wüste
dann eine autobahnstation
frisch gebaut aber einsam
das personal selbst unter den sonnenschirm sitzend
sich artig erhebend als wir eintreffen
aber nur solange bis es klar ist
das wir nur auf klo wollen

händetrockner aus deutschland
und pissoirtrennwende aus einem östereichischen
baumax (stahlgrau)

die luft wabbert über dem fritierbecken
und das öl - auf umgebungstemperatur
riecht nach gestern

ein außenposten im niemandsland
ein zeichen der zivilisation in der ödnis

wie leicht könnte es ein kontrollposten sein
(oder ist es einer gewesen)
ein zeichen der macht und kontrolle
in der ödnis.

nur 3 wachposten
und egal ob die hier ein portion pommes isst
oder dein blut auf die steine spritzt
es wird keine zeugen geben.

die luft wabbert über der karroserie
eines ölkanister
und es richt nach kordit.

da ist mir das kuchlfett
doch lieber.

Crocs on the rocks

diesen morgen wird uns kein expresszug wecken
und kein gehupe
auch die kirchenglocken nicht
obwohl die kirchendichte hier sehr hoch
allein es fehlt die manpower
in dieser landgeflüchtet und kriegsgebeutelten
vorsaison um sie zu schlagen

schlaftrunken zu fenster wanken
der sex letzt nacht mit rachel weisz
war ein hartes stück arbeit
nachdem stefan zweig
(private practice inspiriert)
das script für diese traumnovelle
verfasst

nach dieser nacht ein strahlender morgen
und vor dem fenster ein meer mit himmel
(blauer himmel)
und vor dem meer eine terasse mit frau
(meine frau)
die luft ist heiß und er boden noch kalt
und ebenso verschlafen wie ich in die crocs steige
springe ich panisch wieder heraus

denn blauer pyjame und crocs
ist hochdosischemooutfit
der pyjama längst exorziert
(und rehabilitiert und begnadigt)
die crocs - in denen die schritte immer noch so opiumgedämpft -
noch nicht
und der aufenthalt in schlechter gesellschaft
ein schlechtes omen
und nicht geduldet

wie sünder
die noch nicht genug gelitten haben
werde ich sie nachher über die steine schleifen
und sie mit füßen tretend
in die dalmatinischen kalkfelsen stampfen
um die dämonen durch ihren schmerz aus diesen
bessessenen zu treiben

ruhepause in der bucht
die sonne liegt auf uns wie eine warme decke
der strohhut über dem gesicht
und die zugekniffenen augenlieder
spielen mit den lensflares auf meiner netzhaut
verzaubern die lichtstrahlen zu bunten spektren
und der dreck auf meiner hornhaut
kleckst interferenzen dazwischen.

dann treiben wir träge im wasser
und die crocs an den füßen
über dem dunklen giftigen tiefen
sorgen für ordentlichen
auftrieb.

Freitag, 27. April 2012

auf gefährlichen straßen

auf gefährlichen straßen
unterwegs heute nacht
mein blut
in dessen venen
die angst
(die diesen namen sich noch nicht verdient)
wie ein droge strömt
in anbetracht der möglichkeiten
des morgigen tages

die mädchen glühen heute nacht
so wie alle frisch verliebt
und im vorbeigehen könntest du leuchtfeuer
entzünden
oder einfach verbrennen

junges fleisch
stöckelt über den asphalt
und wird so frisch
uns niemehr
wieder vor die zähne kommen

das was es heute
und morgen
neben dem was zu ertragen
noch zu leisten gilt
im übermut als
gering erachtet

das lachen aus einem schanigarten
wie ein heimaturlaub
der hinter uns zu liegen
beginnt


Montag, 23. April 2012

...we can be heroes

auch damit muss man jetzt zu leben lernen
dass man als held jetzt gilt

familientreffen zu ostern
auferstehungen zelebrieren
auch wenn wir alle wissen
das getsemanie noch wartet
bevor es irgendwann nach golgotha geht

menschen die mir vor wenigen monaten noch
selbst ein vorbild, eine stütze
weil das lachen mit ihnen so echt uns war
da wir wussten wovon wir reden
auch wenn wir es mit keinem wort erwähnt

eine generation
die in einem krieg geboren
die brennende dörfer kennt
und tote auf den straßen
die angst in einem dunklen wald
und bomben im nachbarhaus

und weil das wort über meinen weg
so viel schwerer wiegt als meine schritte
fürchtet meine tante nicht
das was vor ihr

und auch mein onkel
an dem fingerfertige chirurgenmesser
mehr geschnitten als an mir
und dessen fröhlicher trotz
als muster tauglich war zu übernehmen
sagt dass ich sein vorbild sei

wozu ihnen die wahrheiten sagen

mögen sie glauben dass ich einen krieg gewonnen
auch wenn ich nur ein scharmützel durchgestanden

ich habs an ihnen
nicht anders gemacht




Montag, 16. April 2012

arcade fire

düsterfrühling
die sonne unentschlossen wie der regen

unter dem straßenbahnvordach
die flugbegleiterin raucht
und der bis dato ungedachte gedanke
dies himmlisch geschöpf zu küssen
verliehrt jegliche bedeutung

eine schirmspitze taucht vor mir auf
unerwartet wie das rappier eines versprengten
musketiers
- auf die seite schlagen und den
sturmlauf nicht unterbrechen

die straßenbahn gestopf
fahrgäste
teilnahmslos und auf distanz
wie eingemottete
schaufensterpuppen

arcade fire im ohr
der drummer entwickelt einen rythmus
unregelmäßig und ungestüm
wie ein pochendes herz
bis die geigen eine dynamische akkord drüberlegen

hinter der votivkirche ein jogger
der sich mit meinem soundtrack
synchronisiert

ein lächeln
um zu besiegeln
das diese schwere woche
so früh
eine harmonie hat
schon gefunden


Montag, 26. März 2012

frühlingsweg

...triebe,
zu schnell hochgeschossen aus einem morastigen boden
kratzen an uns wie der unrasierter stoppelbart
eines ungestühmen liebhabers
der nach einer wilden nacht
noch nicht gerechnet hat,
das er unter leute kommt

später dann,
erst eine amsel und dann eine haselmaus
tot und konserviert
um uns zu zeigen,
das dieses scharmützel noch nicht lange aus
und die opfer
weder alle bekannt noch gezählt sind

kleine sprossen
frisch aus der erde
verruntzelte gebilde
wie alles frisch geborene
das im ersten lichte dieser sonne
hässlich ist

der weg im hohlweg
ist ein bach geworden
weil der boden den winter ausschwitzt
wie eine lästige grippe
die jahr auf jahr
wieder kommt

oben im windbruch
knirscht der letzte schnee verhalten
unter den schuhen
wie das räuspern eines sängers
der sich anschickt ein
frühlingssonett zu singen

doch
zwei stunden später
und 200 meter höher
werden wir endgültig umkehren
und eingestehen
dass sich der alte feind
zurückgezogen zwar
doch geschlagen
sich noch nicht gegeben

Donnerstag, 1. März 2012

codes of farewell....

am ende ist es zumeist nur ein ritual
ein codex
der uns davor bewahrt die fassung zu wahren
wenn uns der schmerz, der verlust
den grund unter den boden wegreisst
der codex, wie ein in den boden gerammter stab
eine linie in den sand
gegen die dunkelheit
"bis hierher und nicht weiter"

der kies knirscht unter unseren füßen
neustifter friedhof
umgelegte grabsteine auf aufgelassenen gräber
"unvergesslich" steht auf einem kreuz
wie eine mahnung
dass jedes versprechen,
dass über lebzeiten hinausgehen will
ein lüge sein muss

begräbnis nach dem wiener codex
das präzise einsetzen der totenglocke
als ob es die paukenschlagsymphonie wäre
die Pompfeneberer
(ich kann das wort nicht in google finden)
in ihren kühlen stillen sachlichkeit
immer gut behütet bis auf ihren anführer
(der einzige der sprechen wird)
und stehts bereit
auch mit einem sessel für die gäste die zu stehen
nicht mehr vermögen
nur der neue schriftzug der wienbestattung
anachronistisch neu und modern

am weg zum grab
und dem einen himmel hat es gefallen
die wolken heute aufzureissen
um einen anderen himmel
in strahlenden blau
über den drehbuchgerechten krähen
damokleshaft hängen zu lassen

selbst ihr krähen klingt heute
also ob sie sich schämen
und schon wissen
dass sie ziehen müssen

am grab
eine blume die in die tiefe segelt
und ein schäufelchen erde dass dann doch immer
wieder viel zu hart auf den sarg brallt

eine münze dem totengräber
klammheimlich zugesteckt
"das ist eine charon/styx sache"
und der fährmann ist zu bezahlen
auch wenn wir über diesen jordan
noch nicht wollen

nach dem grab
der messdiener das kreuz lässig auf der schulter
wie ein söldner am heimweg nach dem krieg

auch die worte folgen dem codex
ich echtzeit haben meine worte
immer sprechhemmung

auf der gegenüberliegenden straßenseite
ein kleines mädchen das zur konditorei hüpft
ihr langes blondes haar tanzt vergnügt in der luft
und der kosmos freut sich,
weil er endlich ein sinnvolle verwendung
für sinuswellen gefunden hat

das leben lässt sich nicht aufhalten

Samstag, 25. Februar 2012

hangover

meine bösen nierenchakras
angestachelt von der weinmischung der vornacht
haben sich
einer schmuggelbande gleich
einen heimlichen weg durch die
zerfetzte region meines
parasymtahikus
gefunden
um in der hauptstadt
einen kleinen schwelbrand zu legen
der beim ersten kontakt mit tageslicht
zu einer migräne explodiert

wankendes aufstehen und sich zu einer
apotheke schleppen
um ein aspro zu kaufen

dennoch diese saboteure
willkommen geheissen
den sie haben eine passage durchs ödland getrieben
einen noch kleinen pfad
- aber er ist da

die hoffnung teilen,
dass auf selben wege
in zukünftigen zeiten
meine stolzen handelskarawanen
beladen mit den freundschaftlichten gefühlen
und ausgestattet mit den hoffnungsvollsten botschaften
ungehindert und vollständig
den weg in den süden finden
wo die königin von saba residiert

eingeworfen
und endlich loslassen können
und dann ein hinüberdriften
in das dunkle stille nichts
wo die zeit nicht existiert
und immer die sanfte stimmen
spielender kinder
im hintergrund

brownsche molekularbewegung (faschingsgschnas)

die erkenntnis wäre schon dagewesen
dass die erfolgswahrscheinlichkeiten am höchsten
wenn man auf eine party geht
ohne erwartungen

erst die reife
- nichts neues unter der sonne -
gibt uns wirklich den mut
sich an einem abend
ganz der brownschen molekularbewegung hinzugeben

treiben lassen im strom
gestoßen von den bewegungen anderer
die uns durch die menge treiben
gesichter ziehen vorbei
wie in einem episodenfilm

begegnungen am weg verloren
zurückgelassen
weil wir ihre traurigkeit nicht teilen wollen
und empathische resonanz immer ein verstärker ist
und die zeit und die bereitschaft aller
nicht reicht die wunden
an ort und stelle
auszubrennen

herzhaftes lachen
über einen kinderscherz
und einen weiteren schönen song gefunden
den du brauchen kannst
falls du deine eigene traurigkeit mit
dunklen harmonien
- bitterschokoladig -
zelebrieren musst

randomwalk hat immer
die höchste treffsicherheit
und bringt uns dort hin
wohin wir wirklich gehören

die damen,
mit den leicht verruchten attributen verkleidet
auf die barhocker
und die lost boys
zu ihren füßen

abshaken in der disko unten
nur ich und mein weinbecher
inmitten einer tobenden horde

die unvermeidliche j.lo
und ein steriler song
der noch immer seine kraft hat
- man nimmt immer was man kriegen kann

wir wollens wieder wissen
und schei**en uns nix
"ich wusste gar nicht das du solche moves drauf hast"

abkühlung im trägermedium
man müsste die impacts suchen
wenn man noch welche haben will
die kälte kriecht ins haus
und die eisen die du heute im feuer hattest
kannst du inzwischen mit blosen händen halten

wir fahren heim
und am weg steht mein sohn
mit gagerlgelber zipfelmütze
und winchester

es hört niemals auf

weil wir immer
noch so weit
über jeglichen nullpunkt
sind

Sonntag, 12. Februar 2012

another war

vor etwa einem jahr -
mit dem player in einer sauna
mit dem blick auf eine schneelandschaft
das wissen, dass der weg schon stimmt
genug schlimmes schon hinter sich
damit man noch schlimmeres aushalten kann.

ein jahr später,
heute wie damals
jarred und seine jungs im ohr
und die tropfen in meinem augen sind diesmal
wirklich nur schweiß

weit gekommen
um zufrieden und dankbar zu sein
doch noch nicht weit genug
für eine bilanz

jarred und ich glauben noch immer an nichts
(aber insgeheim wissen wir beide es besser)
dennoch brüllen wir es beide wieder
- lautstärke in ebensolchen hohen dosen wie dereinst die therapie -
in die winterweiße landschaft hinaus
dies ist ein krieg
(und alles was bisher war, war genau nix)

ein krieg lässt dich nur deshalb aus,
weil er wissen will,
ob du mit deinen verlusten leben kannst
und weil er weiß
dass du ein zerstörtes heimatland aufzubauen hast

ich stehe im freien
und mein nackter körper kühlt nur langsam ab
selbst als meine nassen sohlen festfriehren

im westen schieben sich zwei skibusse,
zögernd und langsam
- wie auf opiaten -
durch einen tiefverschneiten feldweg

ein kleiner hund auf der loipe
schneefinken über mir
und drinnen meine frau die eben von einer bergtour
zurückkehrt

zeit hinein zu gehen

faschingskrapfen

und jeder biss in einen faschingskrapfen
schmeckt immer wieder nach enttäuschung
nach einem nie gehaltenen versprechen
eine nie verwirklichte hoffnung
ein fest,
das niemals unseren erwartungen entsprochen hat

zucker, der dich mit süße ersticken will
und doch nur unzureichend das fett übertönt

und der teig
den mund wir immer zu voll genommen
und doch nicht als heiße luft

selbst dieser feine hauch der verruchtheit
der rum-geschmack der marmelade
ist nur aroma und ein trug

so oft wir nicht die helden,
und nur in halbherzigen kostüme
braver unbedarfter harmlosigkeiten
und das rasche vergessen beinahe ein trost

und selbst dann,
als die schwerter an unseren seiten
und die kecken federn auf unseren kappen
und die augenklappen im gesicht
die erkenntnis
dass eine verkleidung dich nicht zum helden macht

doch als clowns - als clowns !
da waren wir wirklich gut.....

- 20°

polarschnee
zu klein, zu jung um die schwerkraft schon zu kennen
flirrt in der luft
verschmilzt ungespürt auf unserer haut
fliegt durch die palisadenzäune unserer wimpern
wie spatzen durch einen wald
und wird erst auf unserer netzhaut brennen

über jeder lichtquelle
ein enger senkrechter strahl in den himmel
tyndall-phänomen
weil der schnee die luft polarisiert

hinaustreten in die nacht
kaltklare sicht
und der schnee hat allen wahnsinn
aus dem mondlicht gesogen

an einer schneewand
unsere schatten
die sich vereinigen
bevor sie in der dunkelheit vergehen

sturz

"da stimmt was mit meinen skiern nicht?"
(kante, schwerpunkt, drehmoment nicht dort wo soll)
war zwar der vorherige gedanke
musste sich aber aus prioritätsgründen
hinten anstellen

keine zeit für angst
kein auftrag für adrenalin
"dasistabereinheftigeraufprall"
als sich der boden schon wieder weg bewegte

dann nur mehr der trägheitsbewegung folgen

eine anfängergruppe bremst sich neben mir ein
rosa skizwerge
und ein "alles o.k." endet im spucken
- schnee atmet sich so schwer

lachen

davongekommen

Montag, 6. Februar 2012

among the godesses (I)

in jungen jahren sekkiert von einer schwester
immer auf der jagd nach den namen der mädchen
die ich verrehrte
meine kalender und tagebücher geführt
wie geheimpläne
kein name im klartext
und für jede schwärmerei
wenigstens einen code
..und es bis heute nicht wirklich losgeworden

....deswegen nenne ich sie in gedanken
die flugbegleiterin - was sie vermutlich nicht ist -
weil sie - als ich sie das erste mal sah, danach nie wieder -
ein rotes kostüm trug

ich treffe sie manchmal auf meiner linie
sehr oft in diesem grauen herbst
und jeder dieser morgen ist ein guter morgen

ich weiß inzwischen wie sie heißt
weil sie viel telefoniert auf ihrem arbeitsweg
und dabei tolle sachen sagt
wie
"großzügig sein ist besser als gemein"

und wenn sie lächelt -
ich meine - wenn sie NUR lächelt -
kannst du damit einen heruntergekommenen
stadtteil einen winter
lang wärmen

Freitag, 6. Januar 2012