Samstag, 29. September 2012

hidden message (2012) - a late tribute to burkhardt



endlich fertig mit dem bild - und damit zeit eine regel zu brechen, hier keine namen zu nennen.
aber manche namen gehören genannt.

burkhardt (ich kann mich weder an seinen vornamen, noch an die exakte schreibweise seines familiennamens erinnern) - burkhardt war ein nerd wie wir alle, obwohl es dieses wort damals noch nicht wirklich gab. nur war er einer von den braven, während wir die "wild boys" nur spielten ohne uns selber von der rolle wirklich überzeugen zu können. er war sicher kein opfer, und wir hatten niemals bösen spaß mit ihm (naja.einmal haben wir sein betriebssystem gehackt und blöde startmeldungen eingeschoben, aber es war zufall, dass es ihn erwischt hat und unsere wortmeldungen waren nur bedingt originell - reagans sprechprobe und "Wargames" würde erst ein jahr später neue latten legen)

er war zwei jahre unter uns, und natürlich war etwas neid dabei, weil er - damals schon - der frauenversteher der mädels war, die wir umsonst angegraben haben. er war, wie ich, in der biofraktion und ja, er war auch besser als ich, präziser, sauberer, eben schon mehr der wissenschaftler, die wir alle vorgaben zu sein, obwohl wir uns eher wie "mad scientists" aufgeführt haben. er hatte eine brille und war ein guter tänzer.

ich weiß nicht ob ich ihm jemals was wirklich böses getan hab, außenseiter war er keiner (ob ich einer war wird nie ganz aufgeklärt werden) aber jedenfalls habe ich ihn - im Geiste wenigstens - immer belächelt.

bis eines tages.........große festtage wegen irgendeines schuljubiläums....ausstellungen, festreden,..... podiumsdiskussion im turnsaal zur frage wie wir die zukunft sehen.....es war mitten im kalten krieg....wir blickten strahlenden zeiten entgegen....der 4,5 (bzw. 11,2)-fache overkill war für uns eine unvermeidliche tatsache...nur der zeitpunkt die letzte offene variable....(aber noch genug zeit um spaß zu haben)......am podium unser deutschlehrer...die stimmung ist inzwischen bedrückt geworden...als er auf mich zeigt und mich zu wort bittet...ob wohl ich gar nichts sagen wollte.

und während ich noch abwinke, legt burkhardt - der genau hinter mir sitzt - los......der trotzige klang und das erkennen seiner stimme erreicht mich vor der bedeutung der worte....ich bin auf meine erste reaktion nicht stolz: einer wie burkhardt redet so nicht (hat so nicht zu reden), und im ernsten moment halte ich seine worte für naivsten optimismus. ich drehe mich um und will eine böse bemerkung machen, vielleicht sogar ihn "niederputzen"....ich komme allerdings nur bis "ja burkhardt...."...dann sehe ich ihn, dann erreichen mich seine worte, und die stärke der stimme.....

"ich glaube nicht ans ende" wird mir in erinnerung bleiben, und danach seine argumentation, sachlich, stark, ohne naivität, über all die krisen, die die menschheit schon überstanden hat,  ohne irgendetwas schönzureden, kein falscher optimismus, keine glaube an ein wohlwollendes schicksal,....nur ein junge der sich weigert an das ende zu glauben.....als einziger im turnsaal, in dem alle an den untergang schon akzeptiert haben.....

....mein mund steht offen, und was in dem moment wirklich passiert wird offen bleiben, mein leben wäre vermutlich sehr anders verlaufen, wenn es nicht passiert wäre......

ein moment mit besonderer magie: von der symetrie her kommt ihm norman rockwells "freedom of speech" schon nahe (ist aber noch meilenweit von der kraft entfernt)......und jahrzehnte später, wenn im herr der ringe gandalf den balrog gegenüber tritt, kann ich es nicht vermeiden an burkhardt zu denken....

....so als ob jeder nuklearer winter dort enden muss, wo sich ein junge weigert an den untergang zu glauben....

ich werd gar nicht erst versuchen meine stimmung zu beschreiben,...nur soviel: er hat mir imponiert, und ich habe die linie gesehen, die er in den sand gezogen hat: "bis hierher und nicht weiter"......

burkhardts ansage war - genauso wie bernards apfelmännchen oder wachsmann hard-core-opern, gansers theateraufführungen oder halbritters textpassagen - wie ein tritt der deine geistige beschränktheit dadurch beednet, dass er dich durch eine betonwand schleudert.....

....es tut (ein wenig) weh aber nachber bist du ein anderer....

und während Burkhardt noch redet tut er mir schon leid.....weil ich weiß das ihn irgendwer vom podium "niederputzen" wird, und einen kurzen moment wünsche ich,  ich hätte ihn gestoppt, denn ich hätte ihn zwar verletzt, die anderen hingegen werden ihn vernichten....aber nichts von dem passiert: ich weiß nicht ob es in diesem moment applaus gab, aber die nächsten meldungen vom podium zeigen, dass die dort oben auf dem rückzug sind. (ehemalige) underdogs wie ich kennen den unterschied zwischen höflichkeit und niederlage...

....ich weiß nicht ob es im moment - dort unten in der vergangenheit - etwas geändert hat, ob mein neuer respekt vom vorherigen belächeln unterscheidbar war,...

...ich weiß nicht ob dieser moment der wirkliche auslöser war, für all das was er auslösen hätte können, oder ob all das auch so gekommen wäre, was gekommen ist....

....jedenfalls sind die worte in meinem ganzen leben präsent:....ein paar jahre später werde ich in bio über "evolutionäre krisen" maturieren.....dann das bundesheer - und bewußt oder unbewußt - halten mich die worte auch dort über den wasser.....

........ist vielleicht meine gesamte postive einstellung, darauf zurückzuführen, dass einem einer, den man für noch geringer erachtet hat, als sich selber, die mögliche größe zeigt,.....

.....war er ein krieger?

.....war er ein spieler? alles rausholen was rauszuholen ist, sagen was gesagt gehört,...hat er gewußt das er etweas bewegen kann?....etwas bewegen wird?...etwas bewegen muss?

.....oder war er einfach zornig? ....geladen?....und konnte seinen mund nicht halten?

....versuche ich ähnlichkeiten aufzuzeigen um mich reinzuwaschen?

.....was war wichtiger: die semantischen worte oder die trotzige stimme?

....vielleicht war es erst das jahr chemo nachdem ich verstanden hab, dass "an etwas nicht glauben" nicht das selbe ist "wie etwas leugnen"......

wie auch immer

ich danke dir


wo - was - und wer auch immer - du jetzt bist

Donnerstag, 20. September 2012

rules of engagement

nachtbuslinie 41
2 uhr früh
und zwei
die intensiv über belangloses plaudern
aber in einer distanz dass sie
- für die späte stunde -
fast schreien

ihre stimme
eine sprache
- die ich gerade nicht geocodieren kann -
ist lustig
und so geniese ich
- den text ausblendend -
einfach diese musik
in der wartezeit

positionswechsel
und parametercheck

und dann ist
klar dass sie
die distanz
definiert

tausendprozentige aufmerksamkeit
die sie ihm widmet
und gleichzeitig
etwas in ihrem blick
dass jedem genau zeigt
wo die linie
die nicht übertreten
werden darf

das einzige was sie verrät
ist ihr dezentes
gezupfe am
pulli.kleid.hybriden

dass trotz der ruhe
seine hormone
kochen
sieht nur ein
suchend aug

das was sie will (?)

das was sie braucht (?)

kussloses aussteigen

ihr blick enttäuscht

gute jungs wie wir
richten dies welt
noch zu grunde


Sonntag, 2. September 2012

mariazell '12

salzbatiken in schweiß
auf unseren shirts
makellos gebräunte schultern
die in den nächsten tagen
mitsamt unseren nasenrücken
leichten rotstich
annehmen werden

wildfremd vertraute
nicht weil sie mich
sondern weil sie meine geschichte kennen
oder die schleifspuren die sie angerichtet haben

den blick nach vorne
ein gemeinsames ziel
asypmtotische annäherungen
und so fremd wie heute
werden wir uns nie mehr sein

wir tauschen alte wunden aus
wie müde krieger
nicht über unsere siege redend
sondern über die schmerzen und verluste
ich weiß jetzt
um die narben unter
deinem tattoo

tag drei
und unsere hemden riechen wie
verdorbener essig,
und das können wir niemanden
- nicht mal uns selbst -
noch antun

und jeden morgen
ein schritt hinaus um den
neuen tag zu begrüßen
und feststellen
ob es freund oder feind ist

der lange marsch
durch die sintflut
hydralikgedämpft - wassergekühlt
die haare kleben feucht am kopf
aber unsere wangen glühen
wir haben die erschöpfung geteilt

flucht
in eine offene kirche
kinder fragen ob es
häresie ist
hier die pitsch-patsch-nassen
hosen auszuziehen
und erhalten absolution von ihren müttern
im sport-bh
(glaubt mir - gott hat euch schon nackt gesehen)

am schluss
ein sanftes einsickern in die kirche
die anderen in der menge
aus dem augen verloren und ich
alleine mit meinem kreuz
- nicht einer der es trägt
sondern sich drauf stützt

den wolkenbruch ungebremst
ins gesicht fallen lassen
weil du glaubst, dass du dir mit
dem regen in den augen
die tränen ersparst
nachdem in der kerzengrotte
erinnerungen und gefühle
die überkritische masse
durchbrochen

zuletzt nur abschiede -
unadäquat
weil sie all dem
was davor gewesen
nicht angemessen

und wie so oft
die hoffnung
das dies nicht ein ende
sondern
ein anfang
ist gewesen