Donnerstag, 18. April 2019

Green-Day / no*mad*soul



...wir Gläubigen (und ihr gestattet das ich mich euch noch zugehörig bezeichne) vergessen oft eines: dass die Schrift auch - oder vielleicht sogar zu aller erst - ein poetisches Werk ist. Eine Machenschaft, die wie jedes andere textliche Werk auch, aus Kraft des reinen Wortes heraus, für die Menschen wirkt...ihre Phrasen, Mantras - oft bar jedes Sinnes - hat, denen ihre magische Kraft inne wohnt und Geschichten, mit ihrem allgemeinen oder besonderen Drama und Narrativ, bietet, mit einer eigenen Stimmung und eigenem Klima, wie wir sie auch von anderen Autoren kennen..

....als wir Kinder waren, und im Sommer mit unseren Eltern in den Urlaub fuhren, und wenn der Weg weit und das Aufstehen früh und es draußen noch finster war, gab es dennoch Frühstück. Aber nicht am gedeckten Tisch, sondern stehend, in der Küche. Wir waren schon reisefertig gekleidet (nicht gegürtet aber mit Hosenträgern), der Wagen gepackt, oft schon Schuhe an den Füßen. Die Blumen ein letztes Mal gegossen, das Mistkübelsackerl vor der Tür. Nur mein Vater manchmal im Unterleiberl - wenn er am Weg noch einen Geschäftsweg zu erledigen hatte - aber Hemd, Krawatte und Sakko über der Sessellehne. Es waren oft üppige Frühstücke, nicht nur das obligatorische Marmeladebrot, sondern Schweinsbraten oder Geselchtes von gestern: was nicht halten würde und was man nicht mitnehmen konnte musste gegessen werden. Und Brot war leichter mitzunehmen als Fleisch. Essen vom Resopalbrettl, die trockneten schneller. Die Stimmung war geschäftig aber nie hektisch. Nomaden eben die ihre Zelte abbrechen.

...Ich war noch jung, als mir die Ähnlichkeit zum "Auszug aus Ägypten" auffiel. Und ab diesem Moment war ich - wie es immer passiert wenn man parallelen erkennet zwischen der momentanen Situation und dem literarischen Mythos - viel mehr in dieser Welt, mehr in dieser Situation, mehr im Jetzt. Auch wenn heute keine erstgeborenen erschlagen werden würden. Büchern werden nach dem Leben geschrieben.

Die Arme hoch für dich Papa!
You never went gentle into the good night!
Wie oft magst du wo aufgebrochen sein, und was zurückgelassen haben.
Warst du dort zu Hause wo dein Kopf lag, oder dein Hut hing?
Wie oft haben wir - und das ist keine Metapher - tatsächlich Zelte aufgeschlagen und ja, es fühlte sich immer schon wie "zu Hause" an. Und im Sturm, als es den Nachbarn weggespült hat, da hast du - kein Scheiß! - unsere Hütte trocken gehalten. Und als alle andere das weite gesucht haben, standest du da mit deinem nagelneuen Kasettenrekorder und hast das Inferno aufgenommen.
Nie werden Pommes so gut schmecken wie die auf dem kleinen Petroleumofen - auch wenn es ewig gedauert hat.
Weit bist du nicht gekommen auf diesem Planeten, aber wozu auch: du warst ja auch zuhause in der Welt