Mittwoch, 31. Juli 2013

romanfragment (Entwicklungsroman)

"es ist der lauf der Zeit" sagte er,
machte ein pause und schob sich die schwere kubanische zigarre,
eine von der art wie churchill sie immer geraucht hat,
in den mundwinkel.

ein Zigarre, die die letzte halbe stunden
zwischen seinen händen hin und her gewandert war
es ein paarmal zwar bis zwischen seine lippen
aber noch immer nicht geschafft hatte entzündet zu werden
weil die lippen für erzählungen gebraucht wurden.

und auch jetzt war das feuer nicht wahrscheinlich,
denn die hände, die das alte abgegriffen zippo ebenfalls die letzte halbe stunde
unentwegt gedreht, gewendet, geöffnet, geschlossen, weggesteckt und wieder hervorgeholt hatten,
(gerade so als ob parallel zu den worten, auch der der körper in bewegung sein musste, weil sonst das denken aufhört), diesen hände griffen jetzt nach der flasche,
und schoben die beiden schweren kristallgläser in position
(mit der nachlässigen bestimmtheit mit der der ein alter general im hauptquartier seine divisionen bewegt.)

dann entkorkte er die flasche
und nahm die zigarre in die freie linke hand
um den gedanken, den satz wieder aufzunehmen
während er den schwarzgebrannten maltesischen whiskey eingoss.

"es ist der lauf der zeit,
ihr wart einst gesprächspartner
und seid freunde geworden, ohne es zu wissen oder zu ahnen."


"aber jeder freund ist immer auch ein mitwisser,
und nichts ist gefährlicher als die wahrheit,
auch wenn sie so viele jahre auf den puckel hat."


"freund, mitwisser, geheimnisträger
sie hat noch nicht kapiert, noch nicht akzeptiert
das das das selbe ist,
und das man wahrheiten am besten in freunden
begräbt.
ohne grabstein, ohne blumen.


entweder um sie später auszupuddeln, falls man sie nochmal braucht
oder um sie dort auf ewig verrotten zu lassen"
 

"totengräber, das sind wir!"

die letzte worte waren ein kleinwenig traurig
aber auch feierlich
und klangen wie ein toast.

schweigsame schlucke
und dann ratsche
doch noch das zippo auf
und entzündete die zigarre
um damit klar zu machen
dass keine worte
oder weißheiten mehr
diesen sonnenuntergang
besudeln
würden.

romanfragment (ökothriller)

Jay saß auf den Stufen.
Die Hitze brüttete über der Stadt und brüllte in seinen Adern.
Irgendwann nahm er wahr, das Meg neben ihm saß. Er versuchte angestrengt nachzudenken ob sie sich neben ihn oder er sich neben sie gesetzt hatte.

Es waren die Stufen hinter der Haltestelle in Vitoriosa, gegenüber dem Cafe Riche das jetzt geschlossen hatte.
Hinter ihnen lag der Stadtgarten, der Boden vertrocknet aber die Bäume zweifellos voller Leben.

Mittagszeit
Der Verkehr hatte nachgelassen, wenige Menschen auf der Straße.
Sie saßen hinter der Haltestelle und warteten auf den Bus,
der zweifellos kommen würde wenn gleich der Zeitpunkt - aufgrund seiner Erfahrung - äußerst ungewiss war.

Langsam kam sein Kreislauf zur Ruhe.
Das Blut pulsierte nur mehr in seinen Schläfen
wie ein stiller Taktgeber.
ansonsten Stille,
nur hinter dem Kreisverkehr an einer anderen Station
ein Frau und ihr Handy
und irgendwo anders jemand der/die es wirklich ganz fett abbekam.

Stille.
Schweigen.
Nichts zu planen.
Nichts zu besprechen.

"Hörst du das?" fragte er und lehnte sich hinüber.
"Was?" fragte sie.
Er sah sie an, und verstand sie, nicht weil er sie hörte sondern weil er die Worte von ihren Lippen ablas.
"Hörst du es wirklich nicht?" sagte er, und er wusste das er jetzt eigentlich fast schrie.
"Was denn?" fragte sie verwundert und vielleicht auch leicht verärgert.

Jay kannte das Phänomen - auch wenn er es nicht physikalisch erklären konnte - von einem weit zurückliegenden Einsatz her. Damals waren er und seine Leute im Turbinenraum eines Speicherkraftwerkes untergebracht.
Die Turbinen liefen während der ganzen Nacht und machten dabei Geräusche, die viele gar nicht wahrnahmen, kaum jemand als laut und niemand als schmerzhaft empfunden hatte und die keinem am Schlafen gestört hatten. Erst wenn man miteinander gesprochen hat, hat man gemerkt das diese Vibrationen alles überdeckten, dass man gegen diese leisen Geräusche anschreien musste, so als ob sie den Schall schluckten.

Meg lauschte, vielleicht auch weil ihr inzwischen aufgefallen war, dass sie seine Worte las und nicht hörte.

Vor zwei Tagen an der Küste hatte sie dieses Geräusch gehört, ein seltsam monotones leises durchgängiges Kreischen. Hätte es einen Rhythmus gehabt, dann hätte man es als das erkannt was es war, das Zirpen einer Grille. Aber es war ein monotones unabgehacktes schrilles Zirpen.
Damals an der Küste oben hatte sie gefragt ob diese Geräusch was natürliches ist, oder ein Maschine. Aber oben an der Küste war es offensichtlich, dass da nicht irgendwo eine laufende Bandsäge oder ein Trennscheibe heulend in den Klippen hing.

Genauso war es jetzt.
Nur viel viel lauter.
Und es schien von überall her gleichzeitig zu kommen.
Erst wenn man es bewusst wahrnahm, erkannte man, wie laut es war.

Jay schätze, dass es im Moment den Klingelton seines Handys weit übertreffen würde.
Und telefonieren wäre jetzt unmöglich.
Jay blickte hinter sich.

Hinter ihm lag der Stadtgarten - wie das Aufmarschgebiet einer unsichtbaren unheimlichen Armee.
Jay kam ein schrecklicher Gedanke. Was wäre, wenn sich die Urheber dieser Geräusche (Grillen, Schrecken, Kakerlaken einerlei) koordinieren würden. Gewollt oder ungewollt.

Die heimischen Arten die er kannte, die in der Regel nur ein paar Sequenzen taktvoller Rhythmen von sich gaben, würden nur ein unkoordinierte Kakophonie hinbekommen.
Aber diese Art hier, mir ihren ungebrochenen Dauergeheule?

Was, wenn diese Tiere, konzentriert, alle gemeinsam, alle gleichzeitig loslegten.
Wie viele tausende mochten alleine in den kleinen Park hinter ihm sein.
Was würde sie koordinieren?
Wie schnell würde es sich ausbreiten
Was könnte sie aufhalten?



Fast geräuschlos fuhr der Autobus ein, und beim Eintreten in den klimatisierten Fahrgastraum überlegte sich Jay ob es vielleicht schon begonnen hatte.

am tische gegenüber (familiendrama)

der junge
sieht aus wie von norman rockwell gezeichnet
gelangweilt -
und ein wenig dümmlich mit seinem leicht abstehenden ohren -
über dem müsli hängt oder einem sponatanen einfall folgend
in einem lachen hochzischt
wie eine geschüttelte flasche
dr.pepper.

neben ihm sein vater
unscheinbares allerweltsgesicht
unaufregend müde.
selbst wenn du mit ihm in der transibirischen eisenbahn bis
ulan bator fährst könntest du ihn nachher nicht identifizieren,
geschweigen denn ein phantombild entwerfen.

ein mädchen mit blonden haaren
große brille
große zahnspange
große möglichkeiten

das drama ist die mutter
makellose haut
wundervolle linienführung des gesichtes, der augen, der lippen
perfekte körperformen
(jetzt vermutet, später am pool verfiziert)
allein sie weiß all das nicht
weil sie es nicht mehr glauben will
und es ihr seit langer zeit niemand gesagt hat.

ihr haar ist grau und kurz
weil sie glaubt,
dass man graue haare nur kurz tragen darf
und die flottheit der frisur
das gekonnte werk ihres friseurs
der auch keinen dank dafür erhalten
(aber selbst dass sieht sie nicht)

das tragische ist
dass sie zu diesem allzufrühen zeitpunkt schon
die rolle der
bezaubernden jungen frau
des charmepolzens
"everbodys Darling"
ihrer dreijährigen überlassen hat
die augen schlägt
und haare wirft
und schultern zuckt
wie wir es zuletzt in hollywoodfilmen aus den
späten dreißigern gesehen haben

strange saints

die aktiven kirchen in malta
folgen dort
- wo man es sich leisten konnte -
dem italienisch.spanischen art-concept
lebendig bedeutender gemeinden

jede mengen bilder
von - überwiegend geistlich, männlichen
personen, die der kleidung nach
aus deinem jahrhundert
und politisch bedeutsam

die schwelle zwischen
erinnerung und verehrung
ist eine unheimlich
unsichtbare

und es stört meine
harmonie
wenn meine päpste
in symetrie
mit den großen heiligen
von den freskos strahlen

doch dann auch meine
neuen absoluten favorits
heilige gestalten
die nicht wie aus himmeln herabgestigen
sondern wie aus comics
hinaufgeklettert



Sonntag, 7. Juli 2013

tlv Beach

sommerglut in unseren gesichtern
sand zwischen unseren zehen
das wolfsrudel formiert sich
nur die leitwölfin
fehlt noch

sehen und gesehen werden
auch wenn einzelne von uns
schon jensets des durchschnittsalters
kabinenparty im hintergrund
während vorne die
schönen und jungen der stadt
vorbeidefilieren

fast.full.impact
in der klo-schlange
feststellen dass sie bezaubernd ist
und dann dennoch durch ihr tatoo auf der schulter
abgelenkt werden - was sinnlos ist -
denn zum entziffern von römischen datumswerten brächte ich meine tochter.
selbst ihr parfum hätte mehr informationswert
wenn mich gestern nicht noch ein sommerschnupfen erwischt hätte

Sonnenuntergang
ungefiltert
weil dieses rot/gelb/orange
schon alles hat
und unsere augen morgen sowieso
von der computerarbeit
der letzten tage
tränen werden

zerstreute menge
und das rundel ist nur mehr
um 1 von der
kühle einsamkeit
entfernt

und jeder aufbruch
dann doch immer etwas wie ein flucht

die morgentermine um 8
schaffen uns genauso wie wir sie

und das einzige was mich
kompromittiert
ist sandstaub
auf meinen schuhen