Freitag, 21. Oktober 2016

real dialog

er: tut mir leid, aber ich bin nun mal ehrlich!


sie: bist du nicht!


er: du hast recht, ich sage was ich denke, und ich sage was ich fühle, aber ich bin nicht ehrlich, am aller wenigsten zu mir selber.

Donnerstag, 8. September 2016

Der richtige Weg (aus den Antonius Apokryphen)

....und Shemie staunte nicht schlecht als er
- kein Junge mehr, sondern ein junger Mann der seine Füße in die Welt setzen würde -
aus dem Haus trat und dort Gott stand.

"Wirst du mir den richtigen Weg zeigen?" fragte er hoffnungsvoll.

"Richtigen Weg?" sagte Gott und lächelte traurig,
"Richtigen Weg, den gibt's nicht!"
 
"Aber hättest du es nicht so einrichten können!" fragte Shemie, irritiert und verärgert.
 
"Hätte ich!" sagte Gott.
"Hätte ich, aber mir hat auch niemand gesagt, was der richtige Weg ist, weißt du?"
"Ob so oder so. Und warum hätte ich euch weniger Freiheit zugestehen sollen als ich selber hatte. Ich wollte euch alle Freiheiten und Möglichkeiten offenhalten."
 
"Wirst du mich begleiten? Wirst du - WENIGSTENS - dabei sein?" fragte Shemie den Tränen nahe.
 
"Werde ich!" sagte Gott.
"Werde ich!"
"Mehr aber auch schon nicht!"

Pandora

Is' so!

Da ist dieses verfickte Ding
in seiner Box, seinem Käfig, seinem Kasten
in seiner schwarzen ewigen Unendlichkeit gleich nebenan

sitzt dort, hockt dort
eingekerkert, versperrt,
in Haft
weggeschlossen
oder vielleicht hat ihm lediglich noch niemand
gesagt das es frei ist.

und du hast es raus gelassen
befreit, ihm die Tore geöffnet
und hast dadurch geglaubt
dass es dir jetzt
Anerkennung, Zuneigung, Liebe oder wenigstens
Achtung und Rücksichtnahme entgegen bringt?

Is' aber nicht!

Es hat sich so lange mit der Gefangenschaft begnügt,
warum solltest ausgerechte jetzt
du
ihm genug sein.

Montag, 15. August 2016

von bösen Mächten wunderbar behütet

Entlaubt, geschändet, verkrüppelt
steht er da
jenseits des Blumps-Klos.
Der Mann mit der Kettensäge,
der seine verdorrten Äste
und die Stummel seiner compadres
penibel am Waldrand auf geschlichtet hat
hat seine bemoosten Körper
- und damit sei dunkle Seele -
dann doch stehen gelassen.
 
In den Augen der Welt,
ist er nur ein toter Baum
aber wir Sehenden
- die wir schon mal in den Halbschatten getreten sind -
wissen, erkennen was er wirklich ist.
 
Die Tatsache,
dass er hier und jetzt,
beharrlich Tag und Nacht
die Guten und die Kleinen - beim Scheissen
beschützt, bewacht, behütet
gegenüber den "Dingen" die aus dem Wald zu kommen überlegen
darf nicht den Eindruck erwecken,
dass er einer von den Guten sei.
 
Das Reich der Dunkelheit
ist in sich zerstritten
und er - selbst ein Ausgestoßener -
- der Feind meines Feindes -
legt sich immer noch gerne
mit den Alten und Großen an,
und hat selbst noch so mehrere
Rechnungen offen.
 
"Monga! Monga!" 
 

Dienstag, 19. Juli 2016

Sonne in Griechenland

Das Sein im Süden zelebrieren
wie ich es vor über zehn Jahren mit meinem Sohn erfunden
an der Invasionsküste -
in der Brandungslinie des Meeres liegen
wie ein toter Fisch
- Kopf in den Himmel, Bauch nach oben -
und sich von den Wellen
sanft herumschieben lassen.

Und während mein Hinterkopf
über den feinen Kies schrammt
und ich denke es klingt - über die Knochenleitung -
wie ein Zerstörer
der von seinem Kapitän auf Grund gesetzt wird
um näher ranzukommen - dann doch die Erkenntnis,
das ist nicht der Ärmelkanal
sondern das Mittelmeer
hier sterben nicht Armee
hier werden Göttinnen geboren.

Und im nächsten Moment
den Kopf gehoben um sich des Smaragdgrüns zu versichern,
dann eine Welle die sich mir entgegenwirft
wie eine Geliebte die mich auf ihr Bett wirft,
und im nächsten Moment über mir,
ich die Armen geöffnet,
sich auf mich wirft
- mir wilder Sanftheit die (nicht) nur das Meer kennt -
während der feine Kiesel meinen Rücken kratzt,
wir die Fingernägel ihrer liebkosenden Hand.

Und den Gezeiten hat es jetzt gefallen
eine sanfte Decke an Sand an diesem Steinstrand unter meinen Rücken
zu betten
dem Schlummern nahe nach dieser Leidenschaft
und nur die die Sonne über mir
glühend an meiner Wange.

Und dann als du denkst das es vorbei
das du gestrandet alleine zurückgelassen
- nach Hause geschickt -
eine bewegung des Untergrundes
als ob sich jemand am Bett neben dir bewegt
und etwas zieht dich wieder hinab.

Das Wasser will dich zurück.

(Das ist Griechenland.
Die Sonne geht hier im Meer nicht unter.
Sie taucht nur ein)


Sonntag, 12. Juni 2016

Träume (Fragment)

letzte Nacht hab ich geträumt
wie haben unsere Träume weggebracht
haben sie aus dem tiefen dunklen Kellern unseres Herzens
hinaufgetragen in das kühle frühe Sonnenlicht
eines hoffnungsvollen Tages
und sie auf die Anhänger verladen

unten roch es muffig
die Art von Schimmelgeruch
die es auch der kundigen Nase offen lässt
ob hier Dinge lagern oder reifen.

Und auch das Sonnenlicht
entzog es der Erinnerung
ob wir die Dinger entsorgen
oder vollenden.

Unten im Keller
lagen die Träume kompakt geschlichtet
hatten die Formen von übergroßen Engelsflügeln
die sich aneinander schmiegten
wie Liebende in der Nacht/Kinder in der Dunkelheit
aber nicht alle davon wurden auch mitgenommen.

Die Träume bröselten unter unseren Händen,
hatten Flusen, ließen Federn, staubten, knisterten
hatten an vielen Stellen die Brüchigkeit von alten Windgebäck
und alles was wir hatten um sie
zusammen/im Zaum
zu halten
war grober Maschendraht
in den sich unsere Finger
immer wieder verhedderten.

Leicht wogen sie noch auf der langen Treppe
im Dunklen, die wir zum Licht hinan stiegen.
Aber oben auf den Anhängern
waren sie schwer und sperrig
aber viel viel größer
als eben noch unten -
und anders -
- und besser

Schweiß auf unseren Körpern.

Einmal fahren wird nicht reichen.


Dienstag, 24. Mai 2016

Regen

..und draußen regnet es...


... und der Regen
schleicht sich in unseren Schlaf und bringt uns
tausende
Bilder, Erinnerungen, Gedanken und Geschichten.


Und in jeder Geschichte
kommt der Satz vor:
"Draußen regnet es,
aber wir sind noch hier herinnen"


...auskosten der
schwindenden Momente...


..den draußen
wartet das
Wasser.