Montag, 27. Juli 2015

we bring our wars in all those strange places

Ihr Lachen war grell,
selbst für den Rummelplatz
- auf den wir aufeinandertrafen -
und die Mimik ihres Gesichtes, ihres Körpers
(noch in guter Verfassung)
überzeichnend, überartikulierend,
weil sie nicht nur das kleine Mädchen
überzeugen musste
sondern vor allem auch sich selbst.

Ihre Haare kurz geschoren,
vorsorglich, nicht stylisch
aber nur dem geübten Betrachter ersichtlich,
und als sich unsere Augen lachend kurz treffen
ist kein Erkennen darin,
weil ich als einer der ihren nicht mehr zu erkennen bin
und sie sich noch nicht zu erkennen gibt
- sich noch nicht dazugehörig fühlt -
und das ist gut so, weil sie damit jetzt Geschwindigkeit gewinnt,
und je mehr sie davon aufbaut - Trägheitssatz -
desto weiter wird sie diese treiben.

Und während sie mit dem kleinen Mädchen plaudert
ein Augenaufschlag mit einem Blick der nicht hält
im verrutschten Rand des Shirts
das rosarote Aufblitzen eines
Hello-Kitty Pflasters
(eines wie du es selber erst getragen hast)
an der markanten Stelle
wie als letzter Beweis aller Vermutungen.

"we bring our wars in all those most
strange places"

Soll ich mich rüberlehnen und ihr sagen
dass es Hoffnung gibt?

Oder bei der Wahrheit bleiben,
dass der Kriege kein Ende sein wird.

Dass die Einsätze zwar andere sein werden,
aber höhere
genauso wie auch die Opfer und Verluste
- sowohl die es zu tragen aber auch dies es zuzufügen gilt.

Aber die Möglichkeiten,
die Möglichkeiten der Siege,
die sind es......




Donnerstag, 23. Juli 2015

cisterne (kopenhagen)

Die ersten Schritte hinunter
und damit die Wärme der Sonne
hinter sich lassen
(der Tag wird erst als warm gelten
nachdem die dieses Stufe wieder hinauf gestiegen)

Eintauchen in die Finsternis
wie in ein geheimes Herz
Augen die sich nur langsam an die Dunkelheit gewöhnen
und erst sanft aus dem Schreien der Leere
eine Form herausschälen.

Ein dünner ölig nasser Film auf dem Boden
der das Bild deiner selbst
und alles was du hier herunter mitgenommen hast
auf dich zurückwirft.

Aber alles was du hierher mitgebracht hast,
und selbst die Dinge die du vergessen oder
zurückgelassen wolltest,
sie alle sind längst hier.

Durchschreiten des nahezu leeren Raumes
Wasserleitungen ohne Funktion
das Tropfen unausgesprochener Erinnerungen
und an den Wänden groteske Tropfsteingeschwüre
weil nur die Einsamkeit und die Leere
die schlimmsten Krankheiten
hervorzubringen vermag.

Und dann noch weiter
auch wenn es nicht mehr tiefer geht
so geht es immer noch weiter hinein.

Und drinnen vorsichtig schreitend
auf den rosten engen Wegen deines Lebens
über den leuchtenden Wasser deiner immer noch jungen
aber längst nicht mehr unschuldigen Seele
Ausgänge die du nicht zu erreichen vermagst
außer wenn die die Stege verlässt.´

Und von der Decke
endlos strahlende Wasserfälle
die in Lichtexplosionen zu Boden stürzen
und dennoch den Raum nie vollständig fluten werde.

Geheimnisse
sind immer gleisend ohrenbetäubend.

Und im innersten Herz der Finsternis
gibt es immer noch genug Luft zum Atmen
über dem unermesslichem Wasser
das lichterloh brennt.








Samstag, 11. Juli 2015

nestbauer/ nomadenseele

einst waren wir nestbauer
und wir waren gut darin
in all den wohnung die wir gebaut, hergerichtet, ausgemalt,
tapeziert, gegibst und gestrichen haben

einst waren wir nestbauer
und deswegen gut darin
weil es der wohnungen viele gab
und wir nomadenseelen

die gene meines vaters
der handelreisender
und zu hause in der welt

einst waren wir nest- und häusebauer
haben löcher in die erde getrieben
und mauern gegen himmel gerissen
haben auf den dächern getanzt
und die welt zu unseren füßen

nomadenseelen
nächte in fremdem betten
und oft waren es nicht mal betten
eine dröhnende turbine
eine schneefeld
ofenbänke
ein vorhang als decke
die rückbank eines LKWs
oder unter dessen hinterachse
der boden einer verfallen hütte
(und neben mir ein siebenschläfer)
ein balkon
eine schmugglerbucht
und es waren gute nächte

einst waren wir nestbauer
nomadenseelen
und die ruhelosigkeit die uns die wüsten überleben lies
wird uns in den eigenen vier wänden das genick brechen

nomadenseelen
es ist kein bleiben im raum
und die zeit gehört auch heute nacht nur heute uns

und ein bleibend zuhause
höchsten
in den herzen

Donnerstag, 9. Juli 2015

Gratwanderung

Um 9 Uhr schon am Grat oben.

Der Körper schweißgebadet weil uns die stürmischen Jungstiere
doch etwas gehetzt haben.

Ein leichter Wind und kein Schatten,
außer dem den du selbst mitgebracht hast.

Ein Blick zurück und wir sind so klein in der Landschaft
(sie ist eine andere als vor einer Stunde)
und dennoch so keck, aufmüpfig, übermütig,
einfach nur dadurch, dass wir hier sind.

Die Kappe hoch in der Stirn,
weil dir der Schirm sonst die Sicht auf den nächsten Schritt
verdeckt, wenn du steil gegegen Himmel steigst,
wie du in den letzten Tagen immer steil gegen Himmel gestiegen bist,
zur Sonne.

Ein Blick über die Kannte und vor mir nur das Nichts.
Wie sehr du vom Fliegen geträumt hast,
und wie wenig dir jetzt am Springen liegt.

Auf Augenhöhe am Gegenhang ein Schneefeld ,
das auch nicht weichen will und die Frage
ob es wohl auch schon den vierten Sommer währt.

Sicher zurückkommen
ein Mantra, ein Versprechen

Langsam gegen den Hang drehen
und sich behutsam in Bewegung setzen.

Der erste Schritt ist der gefährlichste,
aber der wichtigste.


ruheplatz

Den Tag geschafft,
bevor er dich geschafft hat.

Den Ruheplatz am Wasser gefunden.

Die Hütte hinter den Bäumen versteckt
nur ihr Spiegelbild im Wasser.
Das Spiegelbild ist mehr hier als ich.

Melissa Etheridge im Ohr
anachronistischer amerikanischer Rock 'n Roll
mitten in den Rottenmanner Tauern.
Es ist schwül, der Wald riecht nach Brandgefahr
aber Melissa singt über den unerwarteten Regen.

Dennoch,
die Mücken über dem Wasser konvenieren hervorragend
zu dem Rythmus der Snare-Drumms
und die beiden Libellen
bewegen sich perfekt zu den
treiben, ziehend, traurig fordernden Riffs
der Gitarre.

Melissa singt von den
"new scratches on my wrists", die tatsächlich da sind
50% Mut,
50% Dummheit.

Gemütlich einer Spinne zusehen
die über mein Bein krappelt
und den Tag überleben wird,
weil sie heute eine Metapher ist.