Freitag, 18. Mai 2012

niemandsland

das hinterland hinter zadar
eine zwar bewachsene
aber steinige heiße ödnis

die einzige spuren die eine zivilisation
hier hinterlassen
sind abseits der autobahn eine unzahl
an steinernen zäunen und terassen
die auch dem lange fragenden blick
keine funktion erschließen

wie schwer muss es jedem belagere gefallen sein
(vor erfindung der raupenkette)
diese ödniss zu durchqueren
kein wasser
(außer für tiefwurzelnde olivenbäume)
kein ebenes stück land um einen schritt zu setzen
steine die sich in deine sohlen bohren
und dir die gelenke zerschlagen
falls du fallen solltest

was zadar dann doch immer wieder zum verhängnis wurde
war das jeder belagerer diese wüste im rücken hatte
besser im sturm zum wasser unterzugehen
als durch diese wüste heimzustreunen

mitten in dieser wüste
dann eine autobahnstation
frisch gebaut aber einsam
das personal selbst unter den sonnenschirm sitzend
sich artig erhebend als wir eintreffen
aber nur solange bis es klar ist
das wir nur auf klo wollen

händetrockner aus deutschland
und pissoirtrennwende aus einem östereichischen
baumax (stahlgrau)

die luft wabbert über dem fritierbecken
und das öl - auf umgebungstemperatur
riecht nach gestern

ein außenposten im niemandsland
ein zeichen der zivilisation in der ödnis

wie leicht könnte es ein kontrollposten sein
(oder ist es einer gewesen)
ein zeichen der macht und kontrolle
in der ödnis.

nur 3 wachposten
und egal ob die hier ein portion pommes isst
oder dein blut auf die steine spritzt
es wird keine zeugen geben.

die luft wabbert über der karroserie
eines ölkanister
und es richt nach kordit.

da ist mir das kuchlfett
doch lieber.

Crocs on the rocks

diesen morgen wird uns kein expresszug wecken
und kein gehupe
auch die kirchenglocken nicht
obwohl die kirchendichte hier sehr hoch
allein es fehlt die manpower
in dieser landgeflüchtet und kriegsgebeutelten
vorsaison um sie zu schlagen

schlaftrunken zu fenster wanken
der sex letzt nacht mit rachel weisz
war ein hartes stück arbeit
nachdem stefan zweig
(private practice inspiriert)
das script für diese traumnovelle
verfasst

nach dieser nacht ein strahlender morgen
und vor dem fenster ein meer mit himmel
(blauer himmel)
und vor dem meer eine terasse mit frau
(meine frau)
die luft ist heiß und er boden noch kalt
und ebenso verschlafen wie ich in die crocs steige
springe ich panisch wieder heraus

denn blauer pyjame und crocs
ist hochdosischemooutfit
der pyjama längst exorziert
(und rehabilitiert und begnadigt)
die crocs - in denen die schritte immer noch so opiumgedämpft -
noch nicht
und der aufenthalt in schlechter gesellschaft
ein schlechtes omen
und nicht geduldet

wie sünder
die noch nicht genug gelitten haben
werde ich sie nachher über die steine schleifen
und sie mit füßen tretend
in die dalmatinischen kalkfelsen stampfen
um die dämonen durch ihren schmerz aus diesen
bessessenen zu treiben

ruhepause in der bucht
die sonne liegt auf uns wie eine warme decke
der strohhut über dem gesicht
und die zugekniffenen augenlieder
spielen mit den lensflares auf meiner netzhaut
verzaubern die lichtstrahlen zu bunten spektren
und der dreck auf meiner hornhaut
kleckst interferenzen dazwischen.

dann treiben wir träge im wasser
und die crocs an den füßen
über dem dunklen giftigen tiefen
sorgen für ordentlichen
auftrieb.