Donnerstag, 30. Dezember 2010

logische (aber bissige) Konsequenz

müde und erschöpft sitzt du mir (wieder) gegenüber.
wo ist die zeit geblieben
als wir uns verbal zu neuen erkenntnissen gebrügelt haben
- also ich habe jedenfalls wild um mich geschlagen und irgendwann
das schlachtfeld unserer diskussionen, um faszinierende erkenntnisse
bereichert, verlassen -
und wenn du nicht diesen nutzen daraus gezogen hast,
tut mir jedes einzelne wort leid

aber heute sitzen wir uns gegenüber
und das einzige theme ist, was du alles zu tun hast
und all der stress
und dass nicht zeit für nichts ist (wofür eigentlich?)

und ich werd mir wieder den mund futzlig reden
dass du zurückstecken sollst und auf dich schauen sollst
und du - das weiß ich jetzt schon - wirst mir wieder entgegen halten
dass das alles nicht so leicht ist
und dass das nicht geht, weil ja sonst
und dass man ja verpflichtungen
weil wo käme man da hin, wenn jeder
und ich - wenn ich gut drauf (und ungeduldig) bin - werde auf Hassprediger machen
und Radikalität als einzigen Ausweg hinausplakatieren
aber weil ich der alten kriege müde geworden
werde ich es dabei belassen
und dir ein 1:0 verbuchen

deswegen werde ich dir zeit schenken!

wir brauchen uns nicht mehr sehen
denn deine elegien kann ich nicht mehr höhren
und meine worte werden nichts bewirken
weder deinen weg ändern
noch ihn dir leichter machen
und schweigend (zustimmend) zusehen wie du dich zugrunde richtest
können andere besser

Kurztheater-zugedröhnt (Flashback)

Flashback: Das unten beschriebene GESCHEHEN erreignete sich während der ersten Schmerzmittelphase im ZUge der Großen August OP

___________

Dramatis Persona:
Der Vater/der König/Stage Manger
Ego
Alter Ego
Die Tochter/die Frau
Die Schwestern

Die Bühne:
Die Bühne ist eher hoch als breit und tief, hat aber gewaltige Ausmaße.
Die untere Hälfte ist eine steil ansteigene Pyramide, mit einer zentral nach oben führenden Treppe.
Die obere Hälfte wird von drei rießigen Figuren eingenommen, die auf den ersten Blick an Abu-Simbel erinnern.
Auf den zweiten Blick sind es allerdings drei ältere Frauen (die Schwestern), mit undefinierbaren Kopf-Tuch-Turbanen, langen (Hexen)Fingern
und hervortretenenden Sehnen in Hals- und Handgelenks-Bereich.
Das Bühnenbild hat Aubrey Beardsley geschaffen, auch wenn es ganz aus Swarowski Kristal geschliffen ist.
Die Pyramdie sowie die Stufen sind ebenfalls mit feinsten Kristall-Schnee überhäuft.
Wie sich die fast hagelkornkleinen Kristalle auf der Schräge halten ohne abzurutschen bleibt ein Geheimnis.
Am linken Bühnenrand befindet sich eine kleine Plattform, gerade groß genug für den Thron des Königs.

Vorspiel vor dem Königsthron:
Die Worte sind leider nicht überliefert - im wesentlichen ist es ein Monolog über die Verantwortung der Könige und die Ohnmacht der Väter und das ganze vorgetragen in der des kurzweilige distanzierten Sicht des Stage Managers. Dieser Monolog - Worte alter Männer, die noch immer tief empfinden  aber sich nicht mehr alterieren müssen - wird von König und Ego im Duett vorgetragen.

1.Akt
Mitten im Monolog lässt die zentrale Figur der Schwestern eine einzelne weiße Perle fallen, die langsam die Treppe hinabpflügt und einen kleinen Lawinenkegel in den Kristallschnee pflügt. Worauf Ego - mitten im Satz - von der Plattform auf die Stufen springt, dort eher ungeschickt landet, sich abrollt und irgendwie halbelegant auf die Beine kommt.

Ego trägt blaue Jeans, eine weißes Hemd mit hellen blauen Streifen, das bis zu den Ellbogen aufgekrempelt ist, keine Krawatte und schwarze Schuhe die ihm eine Nummer zu groß sind. Das Haar in der anarchistischen Langversion (41 Jahre, 2010)
Ego fängt die Perle auf, nimmt sie in die Hand und steigt die Stufen hinan.

Schwester: "So viel Aufwand für eine einzelne Perle?"
Ego: "Nichts wird übersehen, nicht wird vergessen, nichts geht verloren."

Frontalbeleuchtung der Bühne, zwei weitere Personen sind erkennbar.
Am linken Stufenrand auf halber Höhe die Tochter/die Frau (aus dem Monolg ist hervorgegangem dass es die Tochter ist - für den Rest des Stückes ist sie aber die Frau). Rechts auf der obersten Stufe etwas abseits - und näher am Bühnenrand - Alter Ego.

Schwester: "Und....wirst du sie lieben?"
Ego: "Ausreichend Zeit vorausgesetzt, ist das unvermeidlich."

Ego nähert sich der Frau.
Traumpsychologisch entspricht sie dem Archetypus der "wilden Frau", wie sie sich in den Musikvideos von Muse ("undisclosed desires") oder David Bowie ("Absolut Beginners") manifestiert hat. Letzteres hat auch ihr Kostüm inspiriert: ein Body mit Wildkatzenhafter Marmorierung in den Farben Violett und Grün, ausreichend kurvenbetont, darüber Fragmente aus anderen Kleidungsstücken (Rock, Bolero, Schleier, Schleppe,...) die nichts verhüllen sondern ihre Bewegungen
unterstreichen und die wahren Umrissen ihrer Präsenz dem Betrachter verschleiern, wie um zu unterstreichen, dass er diese Naturgewalt niemals ganz begreifen
wird. Ebenso unmöglich wie ihr Kostum ist ihre Frisur: eine wilde Lockenmähne, ebenso wallend wie hochgesteckt und eine Strähne tief ins Gesicht die den Blick in ihre Augen frei gibt.

Ego hat die Frau erreicht, wirft die Perle - die das Flugverhalten eines Tennisballes hat - spielerisch mit der Hand hoch und fängt sie wieder.

Inzwischen ist der Blick des Publikums - der sich nur mit übermenschlicher Kraftanstrengungung (und aufgrund der Tatsache, das es ihre Augen nicht aus der
Nähe sieht) von der Frau losgerissen hat - auch auf Alter Ego gefallen.

Alter Ego trägt blaue Jeans, eine weißes Hemd mit hellen blauen Streifen, das bis zu den Ellbogen aufgekrempelt ist, keine Krawatte und schwarze Schuhe die ihm eine Nummer zu groß sind. Das Haar in der herzensbrecherischen Fönversion (16 Jahre, 1986). Allerdings sind seine Jeans frisch gewaschen (und von Lacoste), das Hemd frisch gewaschen und gebügelt, und der Geruch des Haargels für das Publikum unriechbar aber zweifellos da.

Schwestern: "Und....wirst du sie WAHRLICH lieben?"
Ego (zur Frau gewandt): "Deine Schwestern?" (es ist keine Frage)
Frau: "Woher weißt du?"
Ego: "Sie nennen sich immer die Schwestern."

Dramatische Pause.

Frau: (ebenso bittend wie kokett) "Und wirst du mich lieben?"
Ego: unklar lachend
Alter Ego: (ebenso hilflos wie nachdrücklich) "Aber ICH liebe sie wahrlich"
Ego: "Wahrlich lieben? Ich liebe euch so wie ich euch sehe, so wie ihr seid. Eine Liebe, sehenden Auges, diese Liebe ist wäre Selbstaufgabe. Ist das die wahre Liebe?" (die Schwestern nicken und schütteln den Kopf gleichzeitig, ihr Grinsen ist ebenso uneindeutig aber auf jeden Fall bitter)
Ego: "Seine Liebe hingegen (ein nebensächliche aber keine abfällige Handbewegung in Richtung Alter Ego) - seine Liebe hingegen, ist etwas gegen das er sich nicht wehren kann, seine Liebe ist wie ein Unfall. Weil er euch so sieht wie ihr sein könntet, wie ihr sein werdet."

Harter Schnitt - wie er nur im Film vorkommt und

Letzter Akt
ein englischer Garten im Hochsommer, die 3er-Gruppe lustwandelt unter einem großen alten Baum. Vorne die Frau und Ego: sie hat eine grellblaue Fliegenklastche in der Hand - wir wollen es des Reizes wegen eine Reitgerte sein lassen - mit der sie bei
jeden Schritt leicht gegen ihr Bein schlägt. Neben ihr Ego, langsam gehend und ihr seine Geschwindigkeit aufdrängend, wie um intensiver die schwingende Bewegung ihrer Hüften geniesen zu können und den unvermeidlichen Moment der Trennung hinauszuschieben, denn inzwischen ist allen klar, dass das hier nur ein Intermezzo, ein Abenteuer ist (er ihres oder sie seines bleibt der Phantasie oder der Hoffnung überlassen), und dass er hier nur ein Platzhalter für den hinter ihnen dahertrottenden Alter Ego ist, der sich bewegt als hätte ihn Morris gezeichnet und wäre gerade aus einem Lucky Luke Comic gestiegen.

(Ego und Alter Ego sind 1986 natürlich NICHT die selbe Person und auch 2010 nicht, aber die Ähnlichkeit - und damit eine Art von Friedensschluss - wird dem unbekannten Autor (Ego kleidet sich 2010 genauso wie Alter Ego 1986) erst dann offensichtlich werden. Zwei die das selbe Ziel hatten, und den selben Weg gewählt haben. Ersatzspieler die ihrer Chance nachhirschen. Aber während meine Route den langen Weg durch die Wüste genommen hat, hat seine über den Blutacker geführt. Die Wüste hat mich geprägt und irgendwie trage ich sie immer noch im Herzen - fürchte sie nicht mehr und suche sie zuweilen, aber die Wunden seines Blutackers sind unzureichend vernarbt)

Sie: "Erzählt mir mehr von Euch" (und meint damit "Redet mehr über mich!")

Und bei jedem Schritt, den Sie auf den sattgrünen Rasen setzt, stiebt eine Schneewolke auf....

FADE OUT (aufwachen)
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Verhaltener Applaus.
Viktor Frankl sitzt im Publiukum und lächelt.

Sonntag, 26. Dezember 2010

the messenger - lichtbringer 2010

22.dezember
für ein weiters jahr dem ungetüm das kreuz gebrochen,
zurückgekehrt, ein zeichen gesetzt, sich für die verzichtungen entschädigt,
eine lauffeuer ausgelöst wie jedes jahr, eine tradition fortgesetzt,
den schicksal ein weiters mal gezeigt dass - wer immer auch fällt - wir nicht weichen,
das wir durch diese nacht ebenso nicht alleine gehen wie durch dieses leben,
auch in dieser nacht worte gehört die für eine ewigkeit reichen
- love help me know my name - die präsenz derer die nicht hier sind, aber hier sein sollten
leuchtfeuer am weg

23. dezember
die letzten großeinkäufe vor dem fest
vorbei am fischgeschäft in dem sie wie zur ausspeißung schlange stehen
ganz vorne eine mit so hochgesteckten haaren, die mich immer noch in die knie gezwungen
auf gleicher höhe dann sagt mir die textur ihrer haut das sie nicht mehr jung ,
aber die konturen ihres gesichtes, das sie "voll edel" ist
(eine formulierung die mir letzte nacht gefehlt)
im vorbeigehen ein blick zurück - jetzt lehnt sie auf der fischtheke, leicht noch vorne gebeugt, und mit der hand nach hinten weisend, ihre finger formen ihre gedanken ob des auszuwählenden stückes und des genusses der zu erwarten
und als ihre augen endlich die meinen treffen (wie weit ihre gedanken kommen werden wir nie erfahren) - in diesem moment ist sie kurz erst die schönste, dann die einzige frau in der besten aller möglichen welten.
es ist weihnachten - und etwas das sonst ein hasten wäre ist jetzt ein im flow treiben.
die frau ist weg - aber die welt ist geblieben.

24. dezember
der baum fast fertig geschmückt.
wie lange es diese filigranen strohsterne mit den roten zwirn schon machen, die meine frau vor nahezu 20 jahren von irgendeinem firmament auf unseren baum heruntergeholt hat
routinejob, bis auf die aussbesserungsarbeiten, die meine tauben fingerkuppen (und die mangelnde geduld) nicht zu vollbringen vermögen. erzgebirgefiguren (auch schon alt) an goldenen schnüren, angeschlagen, abgeschlagen, engel mit einem flügel oder ohne instrumente. die letzte figur - von der zeit gänzlich aller insignien beraubt. und während ich sie aufhänge, ganz in weiß mit irgendetwas wie einen grünen mütze drauf, denke ich, dass er wie ein arzt aussieht. irgendwann ergibt jede zerstörung (jeder zerstörte) einen versteckten sinn.

aufbrechen zum (frieden)lichtholen - zwei laternen in der hand (backup-wherever u go, u go together) hinaus in einen strahlenden tag - sonnenweihnacht. am gehsteig vor mir eine mit mundschutz. mein mundschutz (überbleibsel einer vergangen schweinegrippemobilmachung - und damit mehr kriegsrelikt als die abgezweigten patronenhülsen meienr aktivzeit) liegt originalverpackt zu hause. aber ein mundschutz wäre ziemlich sinnlos nach all den küsschen,umarmungen und kuscheleien der letzten tage.

der eigentliche akt der lichtübername ist unkapriziös und schnell. selbstverständlich das aufheben einer gefallenen fahne, schnell wie eine staffelübergabe, zeitungsjungen die sich ihre pakete krallen um die gute nachricht wie eine epedemie in alle richtungen zu verbreiten.

der bote erreicht sein ziel.
die kirche in der eine horde menschen (zwischen 7 und 70) am werken ist, und erst nach längeren hinsehen ist erkennbar, das es die probe für das krippenspiel ist.
der bote ist am ziel und wird nicht beachtet.
abliefern des lichtes und sich wieder davonmachen.
besser eine nachricht überbringen bevor sie gebraucht wird als eine nachricht bringen zu müssen die zwar erwartet wird, aber die keiner hören will. (und mir wird klar wie oft diesen job im letzten jahr meine frau übernommen hat - und ich nicht der bote, sondern die schlechte nachricht war)

umweg über mein elternhaus - auch dort das licht vorbeibringen. Und meiner mutter die befürchtungen ausbrennen, dass der starke schnupfen meines vaters (der gerade im wirtshaus weilt - weihnachten ist überall) kein problem für mich ist. vor allem nach den küsschen, umarmungen.....aber das hatten wir schon.

christmette
die sorgfalt deren sehen, die sich das licht von der kerze nehmen, die ich heute vormittag entzündet habe
(mein handschriftlicher kas-zettel ist heuer durch einen computerausdruck ersetzt)
licht das ich gebracht habe
licht das nicht das meine ist, energie die nicht die meine ist
eine nachricht, die alles andere - zwar nicht in den schatten stellt - aber eben zur unbedeutsamkeit ausleuchtet
und ich bin nur der träger
empfangen und weitergeben

leuchtfeuer am weg