Donnerstag, 30. Dezember 2010

Kurztheater-zugedröhnt (Flashback)

Flashback: Das unten beschriebene GESCHEHEN erreignete sich während der ersten Schmerzmittelphase im ZUge der Großen August OP

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Dramatis Persona:
Der Vater/der König/Stage Manger
Ego
Alter Ego
Die Tochter/die Frau
Die Schwestern

Die Bühne:
Die Bühne ist eher hoch als breit und tief, hat aber gewaltige Ausmaße.
Die untere Hälfte ist eine steil ansteigene Pyramide, mit einer zentral nach oben führenden Treppe.
Die obere Hälfte wird von drei rießigen Figuren eingenommen, die auf den ersten Blick an Abu-Simbel erinnern.
Auf den zweiten Blick sind es allerdings drei ältere Frauen (die Schwestern), mit undefinierbaren Kopf-Tuch-Turbanen, langen (Hexen)Fingern
und hervortretenenden Sehnen in Hals- und Handgelenks-Bereich.
Das Bühnenbild hat Aubrey Beardsley geschaffen, auch wenn es ganz aus Swarowski Kristal geschliffen ist.
Die Pyramdie sowie die Stufen sind ebenfalls mit feinsten Kristall-Schnee überhäuft.
Wie sich die fast hagelkornkleinen Kristalle auf der Schräge halten ohne abzurutschen bleibt ein Geheimnis.
Am linken Bühnenrand befindet sich eine kleine Plattform, gerade groß genug für den Thron des Königs.

Vorspiel vor dem Königsthron:
Die Worte sind leider nicht überliefert - im wesentlichen ist es ein Monolog über die Verantwortung der Könige und die Ohnmacht der Väter und das ganze vorgetragen in der des kurzweilige distanzierten Sicht des Stage Managers. Dieser Monolog - Worte alter Männer, die noch immer tief empfinden  aber sich nicht mehr alterieren müssen - wird von König und Ego im Duett vorgetragen.

1.Akt
Mitten im Monolog lässt die zentrale Figur der Schwestern eine einzelne weiße Perle fallen, die langsam die Treppe hinabpflügt und einen kleinen Lawinenkegel in den Kristallschnee pflügt. Worauf Ego - mitten im Satz - von der Plattform auf die Stufen springt, dort eher ungeschickt landet, sich abrollt und irgendwie halbelegant auf die Beine kommt.

Ego trägt blaue Jeans, eine weißes Hemd mit hellen blauen Streifen, das bis zu den Ellbogen aufgekrempelt ist, keine Krawatte und schwarze Schuhe die ihm eine Nummer zu groß sind. Das Haar in der anarchistischen Langversion (41 Jahre, 2010)
Ego fängt die Perle auf, nimmt sie in die Hand und steigt die Stufen hinan.

Schwester: "So viel Aufwand für eine einzelne Perle?"
Ego: "Nichts wird übersehen, nicht wird vergessen, nichts geht verloren."

Frontalbeleuchtung der Bühne, zwei weitere Personen sind erkennbar.
Am linken Stufenrand auf halber Höhe die Tochter/die Frau (aus dem Monolg ist hervorgegangem dass es die Tochter ist - für den Rest des Stückes ist sie aber die Frau). Rechts auf der obersten Stufe etwas abseits - und näher am Bühnenrand - Alter Ego.

Schwester: "Und....wirst du sie lieben?"
Ego: "Ausreichend Zeit vorausgesetzt, ist das unvermeidlich."

Ego nähert sich der Frau.
Traumpsychologisch entspricht sie dem Archetypus der "wilden Frau", wie sie sich in den Musikvideos von Muse ("undisclosed desires") oder David Bowie ("Absolut Beginners") manifestiert hat. Letzteres hat auch ihr Kostüm inspiriert: ein Body mit Wildkatzenhafter Marmorierung in den Farben Violett und Grün, ausreichend kurvenbetont, darüber Fragmente aus anderen Kleidungsstücken (Rock, Bolero, Schleier, Schleppe,...) die nichts verhüllen sondern ihre Bewegungen
unterstreichen und die wahren Umrissen ihrer Präsenz dem Betrachter verschleiern, wie um zu unterstreichen, dass er diese Naturgewalt niemals ganz begreifen
wird. Ebenso unmöglich wie ihr Kostum ist ihre Frisur: eine wilde Lockenmähne, ebenso wallend wie hochgesteckt und eine Strähne tief ins Gesicht die den Blick in ihre Augen frei gibt.

Ego hat die Frau erreicht, wirft die Perle - die das Flugverhalten eines Tennisballes hat - spielerisch mit der Hand hoch und fängt sie wieder.

Inzwischen ist der Blick des Publikums - der sich nur mit übermenschlicher Kraftanstrengungung (und aufgrund der Tatsache, das es ihre Augen nicht aus der
Nähe sieht) von der Frau losgerissen hat - auch auf Alter Ego gefallen.

Alter Ego trägt blaue Jeans, eine weißes Hemd mit hellen blauen Streifen, das bis zu den Ellbogen aufgekrempelt ist, keine Krawatte und schwarze Schuhe die ihm eine Nummer zu groß sind. Das Haar in der herzensbrecherischen Fönversion (16 Jahre, 1986). Allerdings sind seine Jeans frisch gewaschen (und von Lacoste), das Hemd frisch gewaschen und gebügelt, und der Geruch des Haargels für das Publikum unriechbar aber zweifellos da.

Schwestern: "Und....wirst du sie WAHRLICH lieben?"
Ego (zur Frau gewandt): "Deine Schwestern?" (es ist keine Frage)
Frau: "Woher weißt du?"
Ego: "Sie nennen sich immer die Schwestern."

Dramatische Pause.

Frau: (ebenso bittend wie kokett) "Und wirst du mich lieben?"
Ego: unklar lachend
Alter Ego: (ebenso hilflos wie nachdrücklich) "Aber ICH liebe sie wahrlich"
Ego: "Wahrlich lieben? Ich liebe euch so wie ich euch sehe, so wie ihr seid. Eine Liebe, sehenden Auges, diese Liebe ist wäre Selbstaufgabe. Ist das die wahre Liebe?" (die Schwestern nicken und schütteln den Kopf gleichzeitig, ihr Grinsen ist ebenso uneindeutig aber auf jeden Fall bitter)
Ego: "Seine Liebe hingegen (ein nebensächliche aber keine abfällige Handbewegung in Richtung Alter Ego) - seine Liebe hingegen, ist etwas gegen das er sich nicht wehren kann, seine Liebe ist wie ein Unfall. Weil er euch so sieht wie ihr sein könntet, wie ihr sein werdet."

Harter Schnitt - wie er nur im Film vorkommt und

Letzter Akt
ein englischer Garten im Hochsommer, die 3er-Gruppe lustwandelt unter einem großen alten Baum. Vorne die Frau und Ego: sie hat eine grellblaue Fliegenklastche in der Hand - wir wollen es des Reizes wegen eine Reitgerte sein lassen - mit der sie bei
jeden Schritt leicht gegen ihr Bein schlägt. Neben ihr Ego, langsam gehend und ihr seine Geschwindigkeit aufdrängend, wie um intensiver die schwingende Bewegung ihrer Hüften geniesen zu können und den unvermeidlichen Moment der Trennung hinauszuschieben, denn inzwischen ist allen klar, dass das hier nur ein Intermezzo, ein Abenteuer ist (er ihres oder sie seines bleibt der Phantasie oder der Hoffnung überlassen), und dass er hier nur ein Platzhalter für den hinter ihnen dahertrottenden Alter Ego ist, der sich bewegt als hätte ihn Morris gezeichnet und wäre gerade aus einem Lucky Luke Comic gestiegen.

(Ego und Alter Ego sind 1986 natürlich NICHT die selbe Person und auch 2010 nicht, aber die Ähnlichkeit - und damit eine Art von Friedensschluss - wird dem unbekannten Autor (Ego kleidet sich 2010 genauso wie Alter Ego 1986) erst dann offensichtlich werden. Zwei die das selbe Ziel hatten, und den selben Weg gewählt haben. Ersatzspieler die ihrer Chance nachhirschen. Aber während meine Route den langen Weg durch die Wüste genommen hat, hat seine über den Blutacker geführt. Die Wüste hat mich geprägt und irgendwie trage ich sie immer noch im Herzen - fürchte sie nicht mehr und suche sie zuweilen, aber die Wunden seines Blutackers sind unzureichend vernarbt)

Sie: "Erzählt mir mehr von Euch" (und meint damit "Redet mehr über mich!")

Und bei jedem Schritt, den Sie auf den sattgrünen Rasen setzt, stiebt eine Schneewolke auf....

FADE OUT (aufwachen)
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Verhaltener Applaus.
Viktor Frankl sitzt im Publiukum und lächelt.

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