Freitag, 28. März 2014

phopie (3 years after)

und du denkst es wäre endgültig hinter dir

du denkst, dass dein Abenteuer nur mehr eine abenteurgeschichte ist, mit der du kleine kinder erschrecken und hübsche Mädels beeindrucken kannst

du denkst es ist genug gras über eine Sache gewachsen

aber dann erwischt es dich am linken fuß

es kann das Foto sein, auf dem eine erschöpfte aber stolze mutter
ihr verdrücktes aber gesundes frischgeborenes in die Kamera hält.
jeder sieht den kleinen racker
aber du siehst das krankenhausbettgestänge und schreckst zurück

oder du bist auf einen krankenbesuch im spital
bewegst dich zwischen den ärzten und geräten als würdest du dazugehören
als wärst du in deiner nachbarschaft
doch dann ist essenszeit
und der warmhaltedeckel in blau
löst fluchreaktionen aus, die denen die dich kennen
angst machen

oder es ist in ein Hausflur
du kommt rein, eine tür geht auf
und aus dem zahnarztwartezimmer
schwappt dir der sanfte dessinfektionsgeruchg
entgegen wie eine
kontinentalverschiebung

scharfes lufteinziehen
diverse muskeln verhärten sich
durchtauchen
noch genügend platz in meiner kellern
um die panik
runter zu sperren

wobei damals weder das blau, noch das bett, noch das desinfektionsmittel
mir angst gemacht haben
aber vermutlich haben meine richtigen Ängste sie nur vorgeschickt
um einen kleinen Stellvertreterkrieg
anzuzetteln

.......doch zum glück gibt's auch das Gegenteil
du trittst auf die straße
und im windigen blendenden Gegenlicht
denkst du, dass jetzt ein frühstück
mit griechischen yoghurt und akzienhonig
überaus angebracht und passend
wäre.




fbeunde


wie seltsam
begegnungen wie diese sind
das erstes echtes zusammentreffen
von menschen die bis dahin nur fbeunde gewesen
denn alles davor waren nur
bitstreams
datenströme im netz
denen erst die darüberliegenden schichten
sinn gegeben haben

worte die nicht gesprochen
sondern - buchstabenfragmentiert -
nachdem sie diverse kognitive filter durchlaufen
- was kann und darf man "fremden" mitteilen
wie morsesignale
in tasten gehämmert
worden sind

sätze
die sie gedacht aber die du
nie in ihrer stimme gehört hast

"likes" wie kleine nonverbale gesten
und die Vermutung dass sie immer lächelt
nur weil es ihr Profilbild tut

wie
unaufgeregt
der echtweltimpact dann aber doch ist
- ist schon so viel Vertrautheit aus diesem nichts entstanden
oder ist es die Abgebrühtheit des Alters?

anfangs belanglosigkeiten austauschen
und das reicht für den moment
denn der klang einer stimme
die musik der worten
interpunktionen, taktungen, rythmen
genug zu entdecken
genug für den augenblick

ein zweiter tag
gemeinsames lachen
seite an seite
als hätten wir schon eine million gäule gestohlen
und zwischen den witzen hören

das wiedererkennen der einen oder anderen
eigenheit die du gestern schon wahrgenommen
(und an die du dich heute schon gewöhnt hast)
aber die du morgen vergessen haben wirst
bis du dich beim nächsten mal
wieder daran erinnerst

ein abschied
eine dezente Umarmung
sanft wie das zusammentreffen

nachblicken als sie geht
und fragen wie viel zeit vergehen wird
und ob du diese noch hast

menschen in der straßenbahn

sie stand kaum auf Armeslänge
in der frühlingssonne

hübsch wie eine mischung
aus heidi klum
und gabrielle*
und damit wie die bessere
Version von BEIDEN

hätte es irgendwas an ihr
zum photoshopschen nachjustieren gegeben
man hätte nur den liedstrich etwas
dezenter machen können

das Outfit in
körper-
saison-
jahreszeit- und
fashion
adäquater
frühlingsgeilspießigkeit
überhitzt und unterkühlt
wie geeistes
chilli.parfeit

auf den sitzen zu ihren
designergejeansten beinen
ihre töchter
die verträumte
und die ehrgeizige
und während die erste zufrieden mit ihrer
mutter westenkordel spielt
macht die andere
segelknoten
im trockentraining

die hose will nicht halten
und offenbart dann doch
das diese edle Stoffen
nur knochen bedecken
und auch das gegegengewicht
nur gepusht sein kann
weil silikon wäre zu schwer

kritische blicke in die scheibe
obwohl sich dort heute in der sonne nichts spiegeln wird

unzufrieden und verärgert
der falsche tag
die falsche Stadt
das falsche leben

wie schmutzig muss diese welt den schönsten scheinen

"alles aussteigen"
sie dreht sich um
und ihr blick geht durch mich durch wie vögel die durch einen wald fliegen
obwohl ich vorne stehe
bin ich nur Hintergrund

und heidi hat heut kein Foto für mich


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* desperate housewife

Donnerstag, 6. März 2014

aschen.kreuz


atypischer aschermittwoch
da ich bei einem bier sitze
weil die band aus graz im stau hängt

am großen fenster
knapp über dem donaukanal
alleine
obwohl wir zu zweit sein sollten

geschäftiges stimmengemurmel
im hintergrund
einer
dessen desigial.hemd
auf die entfernung aussieht
wie zerfetzte brust
mit goldfäden

neben mir
die lange tafel
klassentreffen
der alpha-clique
und die männer
nur staffage

händestreicheln
um besitze zu markieren
suberblondie
und anti-gustl
sind immer noch zusammen
und müssen einander
in einer tour
um bestätigung
heischen
drängen
bitten

leistungsschau
kleiner eitelkeiten
gut sehen sie aus
aber sie sind alt geworden
vor ihrer zeit
ohne das das leben spuren
in ihren gesichtern hinterlassen
hätte

es ist nur ein seitenblick
aber es ist
als schaust du direkt
ins fegefeuer
und am ganzen tisch
nicht ausreichend sünde
umd das zurechtfertigen
nur kleine
unterschwellige
gehässigkeiten
die längst
verjährt
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das konzept des fegefeuers
sei in der katholischen kirche
in zeiten des aufstrebenden bürgertums
entstanden

was das betrifft
bin ich bauer geblieben
ich halte mich da an
die hölle