Freitag, 11. Oktober 2013

nachtgesichterInnen

"nah, was geht?"
 
"irgendwas großes kommt wieder daher, teils hässlich, teils schön aber auf jeden fall beunruhigend"

 
"ist wieder deine anima gekommen?"
 
"nicht direkt, sie hat andere geschickt"

"andere?
was ist so besonders daran?
 sie ist bis jetzt doch niemals zweimal in den
gleichen gekommen.
es waren ja immer fremde"
 
"bis jetzt ja.
aber in letzter zeit sind es immer bekannte.
uncodiert.
hardcoded"

"dann ist klar warum der horizont bebt"

Mittwoch, 9. Oktober 2013

familiendrama

(strohwitwerwochenende und die
gedanken laufen an diesem morgen
schneller als sonst)

sie kamen mir die stiegen entgegen
von oben
in der u-bahnstation
in seltsam einträchtiger ähnlichkeit

vater (nicht zu alt)
und sohn der schnell hochgeschossenen art
in nicht eleganter aber
förmlicher kleidung
zu korrekt für diesen samstag vormittag
und viel zu langsam

gleiches layout
gleichschritt
aber ihre gesichter verraten
das sie diesen morgen
noch kein wort miteinander gesprochen haben
und es auch so schnell nicht tun werden

nicht weil sie einen grund zum schweigen
sondern keinen zum reden haben

das wirkliche drama aber
sind die rosen

feste rote blüten
auf kurzen stielen
frisch und tropfend
eingewickelt in eine küchenrolle

lebendig traurig
wie auf die schnelle
abgeschnitten auf den balkon
und ins papier
weil bis zur friedhofsvase
ist es soweit nicht

respektabstand
weil sie zu dritt sind
auch wenn man nur zwei sieht

ihre trauer ist verwelkt
aber gut erhalten

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beten,  dass -
in welcher konstellation auch immer -
es so nicht kommt möge