Dienstag, 16. August 2011

....katie moorehead - florence dance festival - 19.07.2011 (bargello)

der regen setzt voll ein
und lässt uns unter die arkaden flüchten
der innenhof des bargello mit der tanzbühne
unverdacht
dem regen exponiert
und die tänzer einer company schon ausgrutscht
und ungebremst gefallen

hektik und aufgeregtes chaos
wir wollen sehen und sie wollen tanzen
zuschauer und tänzer vermischt
und mitten im gewühl
sie


kathie moorehead
ein kleine person, mit einem nichts von einem unterhemd/tanzdress am körper
aber eine präsenz, ein charisma
das den verlauf der geschichte ändern kann

sie bahnt sich ihren weg durch die menge
und ein blick in iher augen (die mich nicht sehen)
reicht aus um zu wissen
das SIE dem regen nicht weichen wird
und das dieser abend noch lange nicht zu ende ist

sie kämpft sich durch zu den verantwortlichen
und ihre stimme, deren bruchteile ich nur erhasche,
non native italian
aber eine stimme die männer nicht einen auftrag gibt
sondern eine vision

sesseln werden arrangiert,
die die noch trocken sind umgedreht und neue bänke in die arkaden geschleppt
die tanzbühne unbrauchbar, weil rutschiger als eis,
steine ersetzen die bretter die sonst eine welt bedeuten
die zuschauer in der flanke der tänzer
und nur ein paar puristen draußen im hof
im nachlassenden regen der mit uns spielt


katie moorehead -
sie trägt die haare erst seit kurzen kurz
was es in den folgenden wochen schwer macht
ihre spur danach im netz zu finden
und fraglich bleibt was sie dazu bewogen

katie tanzt
und erst später, wenn ich das programm
inferior decodiert, wie eine geheimbotschaft
unbegreiflicher mächte
werde ich ahnen dass es um das motiv des mißbrauches dreht

und dennoch,
das thema verfehlt und doch so nah,
die situation der du nicht zu entrinnen vermagst
und der schmerz

katie tanzt
so unendlich schmerzhaft
so unendlich schön

ein sakrileg
als sie ihren körper auf die jahrhundertalten steine wirft
und ein herz möchte schreien
wenn sich ihre glatte haut auf den rauen
tonziegeln windet
aber es sind die schwarzen harmonien
ihrer bewegungen
die uns atmen und blinzeln vergessen lassen

wenn es einen himmel gibt
(wenn es außer diesem körper/tanz einen himmel gibt)
so ist er jetzt offen
der regen stürzt auf uns herab
kein weinen sondern ein verbluten

wenn jemand versuchen wollte
mein letztes jahr zu konzentrieren
so unendlich schmerzhaft
so unendlich schön
nichts käme ihm näher als katies tanz.

die letzen zuschauer
die mit mir soeben noch im freien saßen fliehen.

ich konnte letztes jahr nicht weglaufen
und ich werde es heute nicht tun

ich sitze durchnässt
alleine im hof
der letzte in der vorgesehenen blickachse
der improviesierten bühne.

und katie
tanz nur
für mich.


Montag, 15. August 2011

...abschied (G.Berg) - 15.08.2011

Die Hektik des Mittagessenkochens
lässt es nicht zu
mich oder die anderen
auf den abschied gebührend vorzubereiten.

Die sachen längst gepackt
bevor der Morgenespresso
noch getrunken.

Es wird kein Abschied werden
den die Bleibenden oder der Gehende
zelebrieren kann,
sondern wieder mal nur ein Herausgerissen werden,
was für die dies nicht kommen sehen,
vielleicht sogar das gnädigste.

Im Speisesaal
auch wenn ich keiner bin der wirklich dazugehöhrt
so doch ein verbunden Hiergewesener
noch teilen wir den Raum und die Zeit,
im Geiste längst doch schon gegangen.

Ein Stimmenmeer um mich herum,
Dialogsequenzen die ich nicht mehr halten kann,
wie die Tonspur aus einem Nebenzimmer
Verrauscht verschwommene Momentaufnahmen
wie der Blick aus einem Zugfenster.

Abfahrt
Rituale abspulen
und versuchen etwas Bedeutung in die leere Hülse füllen.
Punktuell das Muster durchbrechen
ein letzter Kniefall vor der Großherzogin Lady Eliane
und ihrer Schwester der Erkanzlerin Fiona.
Ein aufmunterndes Wort im Naßraum
nach 3 Tagen Schweigen.

Am Bahnhof regnet es
und in symetrischer Umkehrung sehe ich ihrem Auto nach
das mich hergebracht,
so als ob sie die gehende wäre,
wo sie doch die bleibende ist.

Wenn du gehst
dann gehe ganz
und lass dein herz nicht zurück.
Weil du es noch brauchen wirst
dort wo du hingehst
und die da hinten mit deinem herz ohne dir
nichts anfangen können.

Der Zug fährt ein.
Man schauen wohin er mich bringt.

Mittwoch, 10. August 2011

...nachtgesichter (anima)

und wieder eine schwere nacht
in der dich tausend traumgesichter verfolgt
aber dich dann doch gerade noch
entkommen liesen
es wäre soviel gnädiger gewesen
dich endlich zu erwischen

dein kopf so viel schwerer
als dein körper
der schmerzt als hättest du die wilde flucht
mit ihm gemeistert
und nicht mit deiner fantasie

und dann am ende der ertragbarkeit
die erinnerung an ihr gesicht
und die geborgenheit die du dadurch
empfunden hast

und wieder mal sich ein gefühl
aus dem herzen reißen
ein bild vergessen dass so schnell verplasst
der versuch den schmerz zu greifen
um damit die erinnerung zu halten

und tagelang auf den straßen
ein gesicht suchen
dass ihrem gleichen könnte