Montag, 20. August 2012

weltenwanderer

gössenberg '12
das seltsame gefühl der  deplatzierung
wird jedes jahr drückender
egal wie heimisch ich mich hier fühle

vorkommando bevor der haupttross eintrifft
in der nachmittäglichen sommerhitze
gedeiht kühle in der hütte
bis uns die siebenschläfer wecken

abendessen auf der terasse
zuviel fleisch für unsere zivilisierten körper
und wegen der weine,
auf dem harten lager
dann schnell -
aber auch wegen ihnen dann doch nur kurz -
geschlafen

vormittagswanderung
vor einem bekannten panaroma
und die erinnerungen flashen
so oft sind wir schon hier gewesen
und die gefühle fließen ineinander

und bevor sie kommen
wäre es angebracht gewesen
sich zu verabschieden
auch wenn ich erst morgen fahre

entgegengehen
auf heissen straßen
die sonne wie eine faust im nacken
und nur der kalte beat meines
soundtracks kühlt
mich runter
der tote maulwurf inzwischen
- diese straße ist ein wenig nur befahren -
ein haufen schwarzer biomasse
der kein mitleid oder ekel mehr
hervorruft

mein sohn rauscht an mir vorbei
schnell und ohne gruß
weil es einen rekord zu halten gibt
und auch die großfürstin
zieht vorbei
ohne gruß ohne erkennen
aber erfrischend wie ein frühlingsmorgen
bis sie hinter dem horizont verschwindet
und ich stell mir die frage wer ich bin
der mann am weg?
oder doch nur hintergrund

aber später an diesem abend wird sie
mir ihre bürgermeisterkarte übergehen
(dem toni, mein freind)
und damit das verderben auf ihr dorf
herabbeschwören
und in vorwegnahme des morgigen tages
wird ein einsamer wolf
das spiel gewinnen

am nächsten morgen
das panorama entgültig entweiht
weil ich an diesem tag -
nicht wie so oft mit freunden davor gefrühstückt -
sondern davor gearbeitet hab
und das üben der musiker
wie weißes rauschen

und tief unter mir
die autostraße im montagmorgenverkehr
rege aber lautlos und ich über ihr
wie ein verzweifelter engel
der den zeitpunkt seines falles
längst bestimmt hat

Mittwoch, 15. August 2012

as time goes by

sonntagsmesse
ans uns vorbei
schleppt sich eine frau zur kommunion
und auch wenn ihr die edle eleganz noch gelingt
ihre frisur ist die selbe
aber die farbe ist nicht mehr echt

sentimentale erinnerung
von 30 millionen jahren
ich einer von den ministranten
mit guten blick aufs volk
jung und vor der reifeprüfung
und die frauen in der menge
wie ein ozean an möglichkeiten
bis zu dessen küstenlinie
es dann doch noch
ein schönes stück war

wie scharf ist sie damals doch gewesen

Dienstag, 7. August 2012

abschiedslied

plattensee, 2012
am ende eines kurzurlaubes
die koffer längst gepackt
-professioneller kofferpacker der ich geworden bin-
die letzten stunden am strand
wir haben unsere körper und unsere hirne in der sonne
gekocht, als ob es etwas abzutöten gebe

3 tage vollgesteckt mit besuchen
bei familie (6.grad)
die inzwischen freunde geworden

menschen die früher
beiwerk gewesen zu diesen kurzurlauben
und heute ist es die umgebung
die beiwerk ist

vor mir der see
eine schmutzige lehmige lacke
aber dennoch ein alter vertrauter
der dunkle gedanken teilt

stille einsamkeit
über uns brüllt die sonne
und sonst nur haut
und see

und wie jedes jahr wieder die frage
- die wir den menschen nicht mehr stellen -
und auch der see ist taktvoll genug
sie nicht zu beantworten
- es reicht wenn wir beide uns erinnern

zeit zu gehen
"wir sind helden" als soundtrack im ohr
und auch meine tochter ist taktvoll genug
nur durch ihre anwesenheit am
rand meines gesichtsfeldes
sanft zu drängen
und die magie nicht zu stören

abflug
"vielleicht ist es wirklich nur ein jahr"
meint judith holofernes

ich drehe mich nicht um

er nimmt es mir sicher nicht übel


Montag, 6. August 2012

beschützer

wir stiegen an der selben
station aus

von hinten betrachtet
- ihr langes haar wehte im wind
und die sternenbesetzen sommershirts
flatterten bei jedem der weichen schritte
um ihren schlanken körper-
wirkte sie kleiner
zerbrechlicher
als noch zuvor frontal
in der straßenbahn

durch die verlassene fußgängerzone
vor dem eisgeschäft auf der bank drei jungs
wie ein wolfspack das eine wittertung aufnimmt
blicke werden ausgetauscht
und einzweideutiges lächeln
alles zu leise
zu verhalten
um mit sicherheit
ungefährlich zu sein

solange bis ich in den sichtkegel komme
lausbuben die sich ertappt fühlen
weitere blicke werden ausgetauscht
ob es die inanspruchnahme einer beute
oder ein schutzzauber ist, bleibt offen
auf jedenfall eine kriegserklärung
für den fall dass sie sich bewegen

eintrittspreise
sind schlagartig
angestiegen

im blendkegel
eine unübersichtlichen
sommernachtsbaustelle
schwenkt der geleitschutz ab
sorgt für ausreichend vorsprung
und geht danach auf heimatkurs

(mut und übermut ist immer das selbe)

schnitter

leben ist unvermeidlich
und egal ob du oder ein anderer etwas
übermütig fallen gelassen hast
oder es bedächtig in die ackerfurche gelegt hast
es ist immer ein sähen

und was gesäht wurde
wächst
und wieder mal stehst du vor dem acker
weißt um die schärfe deiner sense
auf dem rücken
und die möglichkeit deiner arme
und immer wieder die gleiche entscheidung
die es zu trefen gilt

die ernte einbringen
und damit das WACHSEN ehren
auch wenn die frucht nicht für dich bestimmt
und es nicht dein feld ist

oder die frucht verdorren lassen
und rasch weitergehen
zurück zu deiner kargen scholle

oder der vernunft folgen
und alles einfach niederbrennen