Sonntag, 22. März 2015

ikarus/lucyfer

auf halben Weg nach unten
(aus der Sicht von ikarus)
hat ihn Lucyfer
dann doch noch eingeholt

der Überraschtere war sicher Lucyfer
hier einen anzutreffen
den man ja für seinesgleichen halten könnte

ob sie sich begrüßt haben?

konnte Ikarus ihn überhaupt sehen?
oder hatte ihm die Sonne
nicht nur das Flügelwachs und die Augenbrauen
sondern auch die Augenhöhlen
verbrannt?

spürte er ihn vielleicht nur als weitere
Wärmequelle im tosenden Fallwind
streckte er vielleicht seine Hand aus?
oder war er bedacht seine Flammen zu schützen
auf seinem weiten Weg nach unten?

Hatte Lucyfer überhaupt ein Hand frei,
weil sein Licht längst erloschen war?
oder war der Lichträger inzwischen selbst zur Fackel geworden?
hatte er sich selber dazu gemacht,
weil er nichts anderes brennbares mehr hatte?
oder weil er beim Wiedereintritt in die Realität
schlichtweg verglüht ist?

Lucyfer war einen langen Weh gekommen
und nur Ikarus wusste
- er war den Weg ja auch schon rauf gekommen -
das es nicht mehr weit ist.

die Hoffnung plötzlich verdoppelt
dass es vielleicht wenigstens einer von Ihnen
mitsam den Licht
bis runter schaffen würde.

beide so neu
so unerfahren
so überwältigt
im freien Fall.

aber die Gewissheit,
das keiner alleine fällt.



Donnerstag, 12. März 2015

schatten der vergangenheit / (out of the shadows)

....und egal
was aus dir dann doch noch geworden ist,
wer du geworden bist,
welche namen und rollen du angenommen
und ausgefüllt hast,
sie verfolgen dich

...und egal,
wie sehr du dich abgewendet hast,
von dem dass du einst gewesen bist,
wie sehr du all das verleugnet
bereut
ausgelöscht
oder wieder gut gemacht hast
sie holen dich ein.

....und egal,
wie schnell du gelaufen bist
wie weit du gelaufen bist
welche deiner eigenen grenzen und mauern
du dafür durchbrochen hast,
sie werden dich kriegen,
und wenn nicht heute nacht
dann irgendwann.

die schatten der vergangenheit sie reichen weit
und gehen - wie ein guter fluch -
von einer generation auf die nächste weiter
sicher:
die boshaftigkeit ein wenig verwässert,
die quellen und anlässe verwaschen,
die bedeutung ausgebleicht
aber schatten bleiben schatten
und kommen immer aus diesen höllen
in die ich euch selbst noch heute wünsche
die ihr sie in die welt geworfen habt.

kinder und jugendliche
sind der sonne viel näher
deswegen werfen sie so lange schatten -
und deswegen ist es unmöglich ihnen zu entkommen -
ist eine simple frage der winkelgeschwindigkeit.

und im kern ist dieser schatten
feststofflich
körnig klebrig fett
wie asche
zeug das du niemals als der kleidung
aus den poren
aus den augen
kriegst

...jetzt sei nicht so,
und lach darüber,
das tun wir doch auch inzwischen
(das haben alle immer getan)
das war die gute alte zeit...

(und jetzt seid ihr hier bei mir
deshalb vergesst nicht
ICH bin in diesem schatten groß geworden,
früher war das mein problem,
jetzt ist es das EURE)

[die großen guten Helden kommen immer aus dem nichts]