Mittwoch, 1. Mai 2019

Dreiecksbeziehung - Bretter die Welten sind

(gewidmet: Johanna Rehm)


Geschlechter und Menschen sind austauschbar
und
Schauspieler sind wir alle

Zuallererst ist da der Kerl
der gut ist mit der Feder und dem Stift
du kannst ihn Autor oder Schreiberling nennen
aber in Wahrheit ist er der Puppenspieler
er hat unsere Geschichten längst ersonnen, unser Ende längst beschlossen,
unseren Part in der Geschichte festgelegt, bevor die Setzer noch an ihr Werk gegangen sind.
Er ist bereit über Leichen zu gehen,
gestattet uns unsere Worte oder drängt sie uns auf.
Er liebt das Drama mehr als dessen Protagonisten.
Er ist zwar ein Gott, aber ihm fehlt der Atem.
Er hat alle Fäden in der Hand
und er hat keine Skrupel sie zu alle cutten,
und auch wenn er stirbt hat er ausreichend Handlanger
um es zu wiederholen,
immer wieder,
die Hand ist eine andere,
der Plot immer der gleiche,
das Drama immer ein neues.

Und dann ist da sie!
DIE Stuart
weil nur ein Name der Tatsache gerecht werden kann,
dass sie heute - wie immer - wie alle Frauen - mehr als eine Rolle spielt.
Und im selben Augenaufschlag
(weil 2. Reihe - Schulterzucken für das Publikum weiter hinten)
gleichzeitig Frau, Königin, Geliebte, Konkurrentin, Mörderin, Hure, Intrigantin, Opfer ist.
Natürlich ist sie nicht alleine,
wie alle Königinnen hat sie immer jemanden hinter sich,
ihren Zeremonienmeister,
die die ihr die Kleider macht,
der der sie ins rechte Licht rückt, die Feuer entzündet,
die Fahne reicht,
sie hat ihre Wasserträger und Piloten
ihre Lakaien und Aufpasser.
Aber ohne Sie hätte der vor ihr keinen Sinn,
die neben ihr keine Bedeutung und die unter ihr
keine Existenz
- jedenfalls nicht in dieser Geschichte.
Natürlich ist sie nicht immer eine Königin,
manchmal nur eine kleine gute zarte Frau in Szechuan
aber immer eine Göttin.
Und derer gibt es viele
und sie haben viele Gesichter
auch wenn dahinter die selbe Präsenz stehen mag.

Und dann gibt es mich.
Ein Kerl unter den Zuschauern.
Ein Mann in der Menge unter ihr,
Und ob ich zur Bühne, zum Thron oder zum Galgen hoch blicke,
eigentlich sekundär.
Ich bin der Namenlose, der Gesichtslose.
Nur ein glänzender Wellenberg im Meer des Publikums.
Ich bin niemand,
Und dennoch werde ich in dieser Nacht genauso in ihrer Unterwäsche wühlen wie in ihrem Haar
das Grass sein über das sie läuft
der Schnee sein der auf sie fällt,
sie in Armen halten und zu Boden stoßen,
mich für sie hingeben und sie opfern.




Der Vorhang mag fallen
- für heute - 
auf Bretter die Bedeutung haben
aber eine Bühne, ist die ganze Welt