Donnerstag, 1. Dezember 2022

Liebelei - Parisean Woman

 

Baal saß im neugestalteten Foyer des kleinen Theaters und schwenkte sein Weinglas. Zweigelt, wieder viel zu kalt aber er hatte jetzt schon die konsistent von frischen Blut. Blut, das Baal zwar schon gekostet aber noch niemals getrunken hatte. Das Blut gebrochener Nasen den Hals runterwürgen (auf ein paar dutzend brachte es sogar er) zählte da nicht, und das Blut geplatzter Lippen hatte er immer lieber in das Gesicht seiner Angreifer gespuckt, auch wenn das oft in gebrochenen Nasen endete. Der Zweigelt war vorzüglich und im Foyer sammelten sich langsam die Besucher. Heute offensichtlich älter als sonst und direkt an der Wand gegenüber, eine Gruppe alter Frauen. Alphaweibchen, etwas grelle Stimme, laut in der Belanglosigkeit ihrer Geschichte. Irgendetwas über die Marillen in der Wachau und Baal war gerade dabei sich auszuklinken und weiter zu driften als die Alte ihre Geschichte beendete „…das woar sowos von geil!“. Hoppala, noch ordentlich Leben in den alten Knochen. Auftritt eines Paares, dass sich gekonnt die Gruppe einklinkt wie ein Enzym in eine Proteingruppe, dass in 4 Millionen Jahren Evolution nichts anderes gelernt hat. Er zu jung und die Dame zu gekrümmt. Die typische Haltung einer zu großen Frau. Und dann scheucht das Alphaweibchen die Truppe zum Buffet, weil es auf jemandens Geburtstag mit einem Glas Prosecco anzustoßen gilt. Als sie geht sind ihre Schritte etwas unsicher, sie hat erst kürzlich auf ihre Hochhackigen verzichtet.

Baal betrachtete die neue Einrichtung. Neben den flauschigen Sitzmöbeln und den neuen Tapeten (beides wirkte irgendwie unaufdringlich burlesk) waren da die neuen Spiegeln, die an den Säulen hingen. Aus Baals Perspektive teilten diese Säulen den Raum in lange senkrechte Streifen, die wie Filmkader am Schneidepult eines Cutters nebeneinander aufgereiht waren. Und die Spiegel verdoppelten ihre Anzahl. Sie spielten mit der Zeit, gerade so als ob sich der Schnitt nicht um Chronologie scherte oder in viel zu viele Vor- und Rückblenden schwelgte.

Wenn jemand vom Eingang daherkam, so saß man ihn/sie – die offensichtlich Kommenden – abwechselnd von vorne und dann wieder von hinten. Immer größer werdend in direkten Blick, immer kleiner werdend im Spiegelbild. Gerade so um es einem nachdrücklich zu verdeutlichen: „Wenn ich zu dir komme, muss ich woanders weggehen“. Und entgegen gesetzt wenn sie weiter gingen, nach hinten zur Garderobe und dem Klo und der Bühne: ein direkt Blick auf ihren Rücken oder Hintern (so wie es sich gehört wenn man den Gehende nachschaut) und dazwischen wieder der gespiegelte Blick auf ein kleiner werdendes Gesicht, wie eine Erinnerung die verblasst. Und nur für den kurzen Moment an ihre Tangentialpunkt (bezogen auf Baal) ein kurzer Augenblick an Gegenwart, der damit verging zu erkennen, dass aus den Kommenden Gehende werden und keiner von denen ein Bleibender ist.

Der Zweigelt kam langsam auf Betriebstemperatur und Baal blickte auf das Programmheft. „Liebelei“ von Schnitzler. Der Autor konvenierte zum heutigen Durchschnittsalter, das Stück – auch wenn ein Kind seiner Zeit – war aber zeitlos. Und ein paar Tage später (auch ich scher mich nicht um Chronologie!) ein anderes Theater, ein anders Stück (Parisien Woman) aber irgendwie dasselbe Thema.

Liebe – was immer das auch sein sollte – oh ja, davon hatte Baal gekostet. Oh viel zu spät gekostete Frucht. Vermutlich war das die Vollendung seiner Menschwerdung. Gekostet und getrunken, erst in vollen unschuldigen Zügen, dann gierig, irgendwann wissend. Aber niemals routiniert, auch wenn Baal inzwischen wusste wie es endet und der immer gleichen Worte am Schluss auch schon überdrüssig war, lange bevor sie gesagt werden würden. Zwei Stücke über die beiden Lieben. Die eine: schwer und schicksalshaft - Die andere: leicht und zufällig. Weiter mochte er gar nicht denken, und schon gar nicht drüber reden: Wittgenstein wusste wovon er spricht.

Die Glocke rief zu Stück. Für die Marillengeile Truppe würde es eng werden mit ihren Proseccos. Baal leerte den Zweigelt und brachte die Gläser zurück an die Bar, seine weltmännische Erscheinung in jeden einzelnen Spiegelkader musternd und für gut befindend. Masquerade!, denn tief in seinem vermuteten Herzen wusste er, dass er in so manchen Belangen immer nur ein kleiner dummer Bub sein würde.

Freitag, 29. Juli 2022

Machiavelli - nach dem Strandbad

Die Sonne brannte heiss auf die beiden herunter - roch aber schon nach Gewitter - als sich die beiden nach einem traumhaften Strandtag den Weg hoch mühten. 


Baal trug nur seine Badehose und Sneakers, sein muskulöser dunkler Körpers glänzte in der Sonne, Badetuch und Shirt - welches er oben an der Straße überziehen würde (das war eine Frage des Stils) - noch locker in der Rechten.


Machiavelli neben ihm sah aus wie eine stereotype Parodie von Sancho Pansa. Touristen-Sandalen (Flip-Flops waren ihm ein Graus), dicke Waden - die noch absurder wirkten weil sein Körper bis auf einen kleinen Schwimmreifen nur als ausgemergelt zu bezeichnen war -  Haut die sich nicht entscheiden wollte ob sie weiß oder Krebs-Rot sein wollte (man war ja zur Zeit in Österreich), kurze Stoppelfrisur und ein Bart um den Mund - der wenigstens zeigte als einziges von irgendeinen Körperbewusstsein. Das Sancho-Panda-Stereotyp machte also erst eine große grellbunte Badetasche vollständig, die er auf der Schulter hatte und die seiner Figur den Anschein einer schwerfällig  Fettigkeit verlieh. Wenn man ihn denn gesehen hätte.


Daran hatte er sich gewöhnt: während man Baal sah - oder wenigstens wahr nahm - ihn ansah, auf seinen Anblick reagierte, auswich, oder - je nach Muskelmasse - erwartete dass er auswich, war Machivelli schlichtweg unsichtbar. Lebewesen gingen durch ihn einfach durch, selbst kleine Kinder und kleine Hunde. Nur Katzen - wie sehr er diese präpotenten Geschöpfe verabscheute - schlängelten sich zwischen seine Beinen durch und vermieden es ihn zu berühren. 


Deshalb ging Baal am Gehsteig, Machiavelli auf der Straße. Und während auf dem kurzen Weg Baal erst einmal ausgewichen war - wenn er das tat, dann tat er es mir der Geschmeidigkeit eines Tigers, der sich bei leichten Wind durch ein Reisfeld bewegt, nicht die Angst vor etwas, sondern die Angst etwas zu verletzen, zu biegen, zu brechen, sich mit der vollen Front dem Objekt dem man auswich zuzuwenden, ihm die volle Aufmerksamkeit zu schenken, und gleichzeitig seine Stärke zu offenbaren, Frauen gefiel das und Männer, die kann man kaum mehr subtil demütigen wenn man einen Körper wie Baal hatte  - also während das Baal gerade einmal gemacht hatte, waren drei Autos und eine kleine schwitzenden Gruppe Radfahrer durch Machiavelli durchgefahren. Die hatten davon nichts gemerkt, aber ihr Schweiß klebte jetzt fremd an Machiavellis Hühnerbrust.


Machiavelli: als Kind seiner Zeit war ihm natürlich die Hölle gewiss, was anderes hätte er - wenn er denn ehrlich gewesen wäre - selbst nicht erwartet. Dennoch war er ebenso vollkommen ehrlich erstaunt als er von den Konsequenzen erfuhr. Aber wer wenn nicht er hätte wissen müssen, das die Taten zählen und nicht die Absichten.


Dennoch war ihm vorerst die Hölle erspart geblieben. Das war es jedenfalls wovon er ausgegangen war, wenngleich er hier inzwischen unsicher war ob das wirklich eine Verbesserung war. Baal hatte sich  nämlich ausbedungen (also einen Deal mit den relevanten Dienststellen gemacht) dass Nicolo Machiavelli ihm vorerst „zur Verfügung stehen würde“. Wie lange dieses „Vorerst“ schon dauerte (das konnte er einigermaßen rekonstruieren) oder noch dauern würde war Machiavelli unbekannt, und er würde auch niemanden fragen. Seitdem musste er Baals Monologen lauschen oder an seine Dialogen teilnehmen. Machiavelli hat nie an das Fegefeuer geglaubt, inzwischen hatte er aber eine Vorstellung von dem Konzept.


Genauso jetzt, Machiavelli hörte nicht zu als sie für einen Moment in den Schatten einer ausladenden Buche traten und sie kalte Dunkelheit umfing. Das Wesen, die Frau (oder eher doch das Mädchen- wenn man nicht so erschrocken wäre) tauchte wie aus dem Nichts vor ihnen auf. Was nicht ganz schwer war. Das einzig helle ( und das dafür Knochenweiss) an ihr waren 

  • Teile ihre Gesichtes, jedenfalls jene die nicht vom schwarzen Lidschatten, schwarzem Lippenstift, einem Schönheitsfleck (künstlich) und dem Schatten ihrer Kappe verdeckt waren.
  • Eine Stelle auf ihrer Schulter wo ein schwarzes Tanktop und eine ausgewaschener - und daher Schulterfreier- Sweater einen Spalt liesen und 
  • ein schmaler Streifen auf ihren Oberschenkel wo der Rand zwischen schwarzer Short und schwarzen Overknees - die mit Strumpfclips in Position gehalten wurden - nackte Haut durchblitzen liesen.

Ansonst - schwarz in schwarz und eine Schnute im Gesicht, die mit überlebensgroßen Hollywood-Lettern (in schwarz natürlich) „Verpisst euch alle!!!“ in den Raum stellte. 

Machiavelli rümpfte die Nase - er verabscheute alles was er nicht verstand - und wollte schon weitergehen. Aber Baal wich aus - aber nicht so wie er es sonst tat, sondern mit etwas das Machiavelli zuletzt am portugiesischen Hof gesehen hatte, raumfordernd in einer ehrerbietigen Distanz, volle Aufmerksamkeit aber ohne Blickkontakt, und schupste ihn damit auf die Strassenmitte. 

Machiavelli sah es nicht, aber Baal spürte dass die Hollywood-Lettern gerade ein wenig kleiner geworden waren. „Augenhöhe“ dachte Baal und fragte sich einen kurzen Augenblick ob es Agincourt , Austerlitz oder die Treppe zum Klo in der Loos-Bar gewesen war, wo er das zum ersten Mal wirklich kapiert hatte. Dann war sie schon vorbei.


Machiavelli grunzte, schob sich seinen Badesack zurecht und maulte, „wozu so viel Aufhebens wegen der?“


Er dachte schon das er damit durchkam, aber Baal hatte sich nur eine besonders heiße Stelle ausgesucht wo er anhielt, ihn bei der Schulter packte und zu sich rum drehte. Machiavelli blinzelte in der gleißenden Sonne und Baal blickte über seine Ray-Bans.


„Nico? Verstehst du nicht? Nicht mal mehr das Wissen wie man eine Frau behandelt? Selbst du hast Huren hofiert, die du dir nie leisten konntest. Natürlich war ihr Outfit deplatziert, unpassend, unerwartet - nicht ganz dem Setting angemessen. Aber es war ein Statement. Und es war ehrlich. Und das ist etwas was man dieser Tage nicht zu gering halten darf“. Und damit bohrte er ihn seinen Zeigefinger in die Schulter.


„Wir leben in einer Zeit der Lügen, der falschen Höflichkeiten, jeder hat die Angst das falsche zu sagen - oder das „richtige“ nicht oder zu spät zu sagen oder nicht schnell genug. Jeder übertrifft sich darin das aufzusagen von dem er glaubt das es seine Au-die-ence hören will. Jeder ist nur um seine kleinen billigen Vorteile bemüht“ - hier kam wieder der Finger in die Schulter - „plappert alles nach, eine Kakophonie der Mitläufer. Scheisse wenn der Junge aus Betlehem das gehabt hätte, er hätte mit seiner Bande alle Steine zu Brot gepostet.“


„Keiner denkt mehr nach, weil jeder glaubt den Narrativ besetzen zu können - zu müssen. Und was ist auf der Strecke geblieben? Die Wahrheit, oder das Wissen wie man mit der alten spleenigen Lady umgeht. Wir sind so gut im Lügen geworden das wir es selbst nicht mehr merken! Keine Augenhöhe mehr! Alles Lügner und die Ehrlichen bleiben auf der Strecke. Keine Handschlagqualitäten mehr, nur mehr Faustschlagqualitäten. Killer-Narrative.“


„Und dann eine wie sie - ein Statement - Ehrlich. Damit lässt sich arbeiten. Wir dürfen nicht mehr allzu wählerisch sein, aber mit Ehrlichkeit lässt sich arbeiten, egal wo für sie steht.“


„Und wie kam es soweit? Häh?“ und dann gab er ihm eine Kopfnuss. „Weil Mister-ach-so-wichtig kräftig nachgeholfen hat mit seiner ach-so-wichtigen DIY-Tyrannei-für Dummies.“


„Ich hab nur die Wahrheit gesagt!“ protestierte Machiavelli heftig.  „Und die Wahrheit ist niemals ….“


Baal winkte ab, seine Rage war vorbei, er wirkte müde und resigniert…“ja, das hast du. Und du bist ein brillanter Kopf“ damit tippte er an seine Stirne. „ein großer Menschenkenner, du kennst nicht die Menschen sondern den Menschen. Aber du hättest es ihnen nicht so leicht machen müssen. Manche wären von alleine drauf gekommen, einzelne, einer nach dem anderen, nicht alle gleichzeitig und jeder hätte es als sein kleines schmutziges Geheimnis für sich behalten. Aber so - das war das Killer-Narrativ. Danach wächst nichts mehr.“


Schweigen - nur Grillen zirpten in der Hitze und dröhnten in Machiavellis Ohren.


„Der Sommer geht zu Ende!“ sagte Baal und beide wussten, das er damit nicht ein paar Monate sondern ein paar Jahrhunderte meinte. „Schluss mit Lustig. Zeit wieder was zu arbeiten. Früchte einbringen die wir gesät haben, ausbügeln was schief gelaufen ist, Dellen ausklopfen“. Er klatschte in die Hände. Und grinste.


Der Tesla war lautlos die Straße herab gerollt und stand jetzt - quasi Stoßstange an Wade - vor Machiavelli. Baal wendete amüsiert lächeln dem Fahrer den Kopf zu. Machiavellis Blick folgte ihm und als er mit dem Fahrer Blickkontakt hergestellt hatte, erkannte er erschrocken, dass dieser ihn sehen konnte.


„Ich sagte ja Schluss mit Lustig“ sagte Baal grinsend und legte Machiavelli einen Arm um die Schulter. „Gehen wir einkaufen, du brauchtest Klamotten!“






Donnerstag, 8. August 2019

Urban Vegan Hardcore

Und dann hat er ihn ganz zufällig getroffen. Baal saß mitten im Schanigarten eines veganen Lokales und löffelte konzentriert an etwas das wie Taboule aussah. Baal! Vegan! Was für ein Lacher! Schenkelklopfer! Und während er sich immer noch einen ablachte, ging er hinein, passierte das „wait to be seated“-Schild als ob es nicht da wäre, wich einem Tablett Grünerbssuppe mit Sprossen aus und setzte sich an Baals Tisch. „Du? Hier? Vegan? Ausgerechnet der Fürst der Finsternis“ - Baal hasste es wenn er das sagte,aber hatte noch nichts nachhaltigeres dagegen getan als Schmollmund zu schürzen, denn noch war ER mehr nützlich als lästig - „sitzt hier in einem veganen Lokal und isst“ - übertriebener Blick auf den Teller - „Quinoa und .....Falaffel !?🤣🤣🤣


„Süsskartoffelbääällchen!“ korrigierte er, nüchtern an einem letzten Bissen kauend.

„Und!“ - Blick über den Rand der Brille die er in letzter Zeit aus stylischen spleenigen Gründen trug und mit erhobener Gabel (verlängerter Zeigefinger und - Obacht jetzt kommt’s ) - Kunstpause....

.... langsam gewendeter Kopf und Blick auf die beiden warmherzigen

Gut gebauten

Gut gekleideten

Gut geschminkten

Kellnerinnen die gerade herüber sahen ....

.... und mit der Trockenheit mit der man einem Idioten doppelte Buchhaltung erklärte sagte er:

„Ich BIN wegen dem Fleisch hier, und es ist HERVORRAGEND!“

Dienstag, 30. Juli 2019

We are humans

We are humans 

In general
We believe
We trust
We are hopefully

But in the moments it counts the most

We don‘t believe 
But we are doing

We don‘t trust
We risk

We are hopeless 
But we carry on

‘cause we are humans.

Mittwoch, 10. Juli 2019

Mind over matter (fragment)

Big L. glotzte, sprachlos obwohl es lächerlich war. Und das wusste er. Und das hasste er. Und er wusste - und hasste es genauso - das ihn der Kleine dabei zu sah. 


„Oh Big L.“ sagte der Kleine mitleidig lächelnd. Und das hasste Big L. noch mehr, von dem Kleinen bei diesem Namen genannt zu werden. Wo er doch Legionen von Namen hatte, aber er hatte noch keine nachhaltige Methode gefunden, den Kleinen davon abzuhalten diesen Namen für ihn zu verwenden. Der Kleine hasste es übrigens genauso, von Big L. „der Kleine“ genannt zu werden, aber da er es nicht ad coram publicum tat, und da es so oder so den Tatsachen entsprach, hatte er auch noch nichts dagegen unternommen. Und solange der Kleine ihn nicht „Dude“ nannte (sondern es jedesmal nur dachte - was aber für Big L. schon viel zu laut war) beließen es beide dabei.


„Big L.“, sagte der Kleine also, „jetzt bist du schon so lange hier und hast noch immer nicht die elementarsten Gegebenheiten von und Menschen kapiert?“ 

Der Kleine packte ihn an der Schulter, zog ihn an sich und beide schauten hin zur Bühne, wo eine Sängerin mit beeindruckender körperlicher und stimmlicher Substanz umgeben von einer wilden aufgeweckten munteren Band einen alten Klassiker abzog. Der Text war - für das 21. Jahrhundert - vollkommen jugendfrei, die Stimme schön und ....Big L. war verwirrt.

Der Kleine dozierte:

„Nur mit so einen Körper, in dem man ganz und gar ist, und mit dem man so ganz und gar mit sich im reinen ist, kann man eine Stimme hinbekommen, die gleichzeitig so schön UND so dreckig ist!“


Und da er keine Reaktion zeigte setzte der Kleine noch rechtzeitig nach: „Das wippt“ bevor deine Stimme im Applaus unter ging.

Es blieb offen ob der Kleine einzelne Körperpartien der Sängerin meinte oder Big L.‘s menschlich männlichen Attribute.


Er hasste es wenn der Kleine so vulgär wurde. Das war eher was für „Smudgy S.“,  der stand auf sowas. Und auch das wusste der Kleine, deswegen wurde er nur dann vulgär, wenn er anders nicht durchdrang. Wenigstens hatte er das „T-Wort“ nicht gebraucht.


Beide klatschten, der Kleine johlte in der Menge. Als die Intro für den nächsten Song los ging sagte Big L. endlich etwas. 

„Fleisch ist Fleisch !“ und es sollte nüchtern klingen, aber der Kleine durchschaute ihn.


Er lachte: „Du bist vielleicht wegen dem Fleisch geblieben, aber du bist nicht wegen dem Fleisch gekommen!

Du weißt ganz genau: 

Es ist immer der Geist der Dinge bewegt, die Seele wenn du so willst. Du hast nur nicht damit gerechnet was er bewegt, und wie es dir gefallen würde!“


Und damit winkte er nach zwei weiteren Bier.

Stormfront coming


Die ersten drei Wellen überstanden, die erste in der der Basis, die zweite unter dem Vordach einer Baustelle, die dritte - schon mit vollen Vorratssäcken - im Geschäft. Rückweg. Sie trägt ihre Schuhe in der Hand weil sie sie schonen will, ich nass an den Füßen, weil es so oder so ihr letzter Sommer ist. 


Wir weichen dem Wasser nicht mehr aus, weil das Wasser uns auch nicht ausweicht. Im Hinterland, die Straßen überflutet. Und wo eben noch die Speiselokale, jetzt Waschbetonwüste.


Die Regenschirme eingeklappt, in Reih und Glied wie die erhobenen Lanzen von Fußvolk dass sich für den Angriff wappnet. Die Liegen gestapelt wie sinnlose Panzersperren, keine zwei Meter von der Wasserlinie. Fahnen im Wind, die nicht weichen dürfen und nichts anderes gelernt haben, als zu wehen. Und denen es - Relativitätstheorie - einerlei ist ob die IM Wind sind, oder DER Wind sind. 


Wir sind fast die letzten am Strand. Wie vergessene Wächter einer abgezogenen Armee die wissen, dass sie alles was aus dem Meer kommen mag, nur bezeugen aber nicht aufhalten können. Nur vereinzelt treffen wir auf  solche wie wir, solche denen das Wettere nicht nur nichts ausmacht, sondern schlichtweg egal ist. 


Am Rettungssteg drei Menschen, graues Haar im Wind und neugieriger Blick nach draußen. Augen die schon alles oder jedenfalls viel gesehen haben und denen die Zeit davon läuft noch mehr zu sehen was man noch nicht gesehen hat. 


Die letzten laufen vom Strand heim, die Tollkühnen. Denn wozu ein Held sein wenn es keiner sieht. 


Die Straßen menschenleer, als ob alles was kommen kann schon da gewesen wäre. 


Essengerüche aus den Strandrestaurants. Und verschanzt hinter den verschlossenen Veranden, die emsigen Keller, gerüstet für den Wiederaufbau. Das Leben geht weiter. Irgendwann. Immer.


Samstag, 6. Juli 2019

Ansichtssache (Fragment)

Der Mann trug ein grünes billiges Hawaiihemd das zwei Nummern zu groß war. Es hatte die Farbe von altem fettigem Ölanstrich und die Tatsache das der dünne Synthetikstoff keine Falten warf, lag daran das es durchgeschwitzt war, schmierig wie der Mann selbst. Er war der Mann, der jedes Geschäft machen würde, auch wenn jedes seiner Geschäfte nur EINEN Preis hatte. Er klang fast gelangweilt als er die Stimme hob: „Du bist einem langen Weg gekommen, und er hat dich hier her zu mir geführt!“


Der Junge, der bisher noch jeden Totengräber eine Münze zugesteckt hatte, eben deshalb weil es eine Acheron/Styx-Sache war lies sich Zeit mit einer Antwort, und sein ehrliches Lächeln war müde: „Ja, es ist in der Tat schon ein langer Weg, und er hat mich hier vorbei geführt!“

Mittwoch, 1. Mai 2019

Dreiecksbeziehung - Bretter die Welten sind

(gewidmet: Johanna Rehm)


Geschlechter und Menschen sind austauschbar
und
Schauspieler sind wir alle

Zuallererst ist da der Kerl
der gut ist mit der Feder und dem Stift
du kannst ihn Autor oder Schreiberling nennen
aber in Wahrheit ist er der Puppenspieler
er hat unsere Geschichten längst ersonnen, unser Ende längst beschlossen,
unseren Part in der Geschichte festgelegt, bevor die Setzer noch an ihr Werk gegangen sind.
Er ist bereit über Leichen zu gehen,
gestattet uns unsere Worte oder drängt sie uns auf.
Er liebt das Drama mehr als dessen Protagonisten.
Er ist zwar ein Gott, aber ihm fehlt der Atem.
Er hat alle Fäden in der Hand
und er hat keine Skrupel sie zu alle cutten,
und auch wenn er stirbt hat er ausreichend Handlanger
um es zu wiederholen,
immer wieder,
die Hand ist eine andere,
der Plot immer der gleiche,
das Drama immer ein neues.

Und dann ist da sie!
DIE Stuart
weil nur ein Name der Tatsache gerecht werden kann,
dass sie heute - wie immer - wie alle Frauen - mehr als eine Rolle spielt.
Und im selben Augenaufschlag
(weil 2. Reihe - Schulterzucken für das Publikum weiter hinten)
gleichzeitig Frau, Königin, Geliebte, Konkurrentin, Mörderin, Hure, Intrigantin, Opfer ist.
Natürlich ist sie nicht alleine,
wie alle Königinnen hat sie immer jemanden hinter sich,
ihren Zeremonienmeister,
die die ihr die Kleider macht,
der der sie ins rechte Licht rückt, die Feuer entzündet,
die Fahne reicht,
sie hat ihre Wasserträger und Piloten
ihre Lakaien und Aufpasser.
Aber ohne Sie hätte der vor ihr keinen Sinn,
die neben ihr keine Bedeutung und die unter ihr
keine Existenz
- jedenfalls nicht in dieser Geschichte.
Natürlich ist sie nicht immer eine Königin,
manchmal nur eine kleine gute zarte Frau in Szechuan
aber immer eine Göttin.
Und derer gibt es viele
und sie haben viele Gesichter
auch wenn dahinter die selbe Präsenz stehen mag.

Und dann gibt es mich.
Ein Kerl unter den Zuschauern.
Ein Mann in der Menge unter ihr,
Und ob ich zur Bühne, zum Thron oder zum Galgen hoch blicke,
eigentlich sekundär.
Ich bin der Namenlose, der Gesichtslose.
Nur ein glänzender Wellenberg im Meer des Publikums.
Ich bin niemand,
Und dennoch werde ich in dieser Nacht genauso in ihrer Unterwäsche wühlen wie in ihrem Haar
das Grass sein über das sie läuft
der Schnee sein der auf sie fällt,
sie in Armen halten und zu Boden stoßen,
mich für sie hingeben und sie opfern.




Der Vorhang mag fallen
- für heute - 
auf Bretter die Bedeutung haben
aber eine Bühne, ist die ganze Welt








Donnerstag, 18. April 2019

Green-Day / no*mad*soul



...wir Gläubigen (und ihr gestattet das ich mich euch noch zugehörig bezeichne) vergessen oft eines: dass die Schrift auch - oder vielleicht sogar zu aller erst - ein poetisches Werk ist. Eine Machenschaft, die wie jedes andere textliche Werk auch, aus Kraft des reinen Wortes heraus, für die Menschen wirkt...ihre Phrasen, Mantras - oft bar jedes Sinnes - hat, denen ihre magische Kraft inne wohnt und Geschichten, mit ihrem allgemeinen oder besonderen Drama und Narrativ, bietet, mit einer eigenen Stimmung und eigenem Klima, wie wir sie auch von anderen Autoren kennen..

....als wir Kinder waren, und im Sommer mit unseren Eltern in den Urlaub fuhren, und wenn der Weg weit und das Aufstehen früh und es draußen noch finster war, gab es dennoch Frühstück. Aber nicht am gedeckten Tisch, sondern stehend, in der Küche. Wir waren schon reisefertig gekleidet (nicht gegürtet aber mit Hosenträgern), der Wagen gepackt, oft schon Schuhe an den Füßen. Die Blumen ein letztes Mal gegossen, das Mistkübelsackerl vor der Tür. Nur mein Vater manchmal im Unterleiberl - wenn er am Weg noch einen Geschäftsweg zu erledigen hatte - aber Hemd, Krawatte und Sakko über der Sessellehne. Es waren oft üppige Frühstücke, nicht nur das obligatorische Marmeladebrot, sondern Schweinsbraten oder Geselchtes von gestern: was nicht halten würde und was man nicht mitnehmen konnte musste gegessen werden. Und Brot war leichter mitzunehmen als Fleisch. Essen vom Resopalbrettl, die trockneten schneller. Die Stimmung war geschäftig aber nie hektisch. Nomaden eben die ihre Zelte abbrechen.

...Ich war noch jung, als mir die Ähnlichkeit zum "Auszug aus Ägypten" auffiel. Und ab diesem Moment war ich - wie es immer passiert wenn man parallelen erkennet zwischen der momentanen Situation und dem literarischen Mythos - viel mehr in dieser Welt, mehr in dieser Situation, mehr im Jetzt. Auch wenn heute keine erstgeborenen erschlagen werden würden. Büchern werden nach dem Leben geschrieben.

Die Arme hoch für dich Papa!
You never went gentle into the good night!
Wie oft magst du wo aufgebrochen sein, und was zurückgelassen haben.
Warst du dort zu Hause wo dein Kopf lag, oder dein Hut hing?
Wie oft haben wir - und das ist keine Metapher - tatsächlich Zelte aufgeschlagen und ja, es fühlte sich immer schon wie "zu Hause" an. Und im Sturm, als es den Nachbarn weggespült hat, da hast du - kein Scheiß! - unsere Hütte trocken gehalten. Und als alle andere das weite gesucht haben, standest du da mit deinem nagelneuen Kasettenrekorder und hast das Inferno aufgenommen.
Nie werden Pommes so gut schmecken wie die auf dem kleinen Petroleumofen - auch wenn es ewig gedauert hat.
Weit bist du nicht gekommen auf diesem Planeten, aber wozu auch: du warst ja auch zuhause in der Welt

Montag, 6. November 2017

Novem per

Und wieder treten wir dem Herbst entgegen
Der kalt und dunkel vor uns liegt
Mit verbissenen Gesichtern
Nicht weil wir wollen sonden weil wir müssen
Und weil wir wissen, der Herbst ist nur das Aufmarschgebiet und was dahinter liegt ist Durchzugsgebiet, Transitland, denn Hoffnung leuchtet immer hell, auch wenn sie ferne oder verloren oder vergebens ist.

Wir suchen das Licht, und die Dunkelheit brauchen wir nicht, denn Menschen die wir kennen
- die wir gekannt haben - 
strahlen heller als tausend Sonnen, 
da braucht’s keine Düsterniss um ihr Leuchten sichtbar zu machen, selbst wenn es heute nur mehr ein glimmen ist.

Die Schatten sind wir selber!

Sonntag, 5. November 2017

Erd.Spalten

(und was danach geschah)

...sie waren eine traurige Partie
die sich da durch die namenlose Einöde schleppte.

Die Flügel von Ikarus waren ein Haufen zerkratztes klumpiges Wachs auf seinem Rücken, in dem verkohlte Federreste steckten. Er sah aus wie einer der geteert worden war, von jemandem der nur eine oberflächliche Ahnung von dem Konzept hatte.

neben ihn schleppte sich Luzifer einher, von seine Flügeln waren nur knochige Stümpfe über, die ihm aus dem Rücken ragten, wie deplatzierte Hörner, verbogen, asymmetrisch, verdreht, gesplittert.

Gebrochen war vermutlich auch der Knöchel von Ikarus - er schleppte sein Bein hinter sich her - und, aber das mit Sicherheit - seine Hand, die er schützend an sich drückte.

Luzifers rechte Hand hingegen brannte - sie brannte aber sie verbrannte nicht - Luzifer hatte nichts anders mehr um sein Licht zu nähren, die Reste seiner Federn hatte nicht lange angehalten.

So wankten sie durch die Einöde, Ikarus hinkend und Luzifer auf wackeligen Beinen, es war das erste Mal das er festen Boden unter seinen Füßen hatte, und die eigene Schwere wurde ihm hier herunten stärker bewusst als zuvor oben in der Luft.

Erdspalten taten sich vor Ihnen auf, erst enge über die sie hinwegstiegen, dann sprangen sie, und zuletzt warfen sie sich einfach hinüber. Aber bald reichte auch das nicht. Bodenlose schwärze tat sich vor Luzifer aus, und nicht mal die Flamme seiner Hand konnte den Boden erreichen, das Nichts unter ihn, machte ihn - der zuvor gesprungen war - jetzt schwindlig.

Ikarus hatte sich aufgemacht die Spalte zum umgehen, trottet ihren Rand entlang.

Als Luzifer ihn eingeholt hatte, wendete sich Ikarus um, als ob es hier einen anderen geben könnte. Der Blick ließ Luzifer erschaudern, er war noch nicht lange hier und deswegen wusste er noch nicht, das der Blick von Ikarus nur ein ganz klein wenig Irre war, aber Luzifer war sich sicher, das - was immer da in den Augen von Ikarus brannte, heller und heißer war als Luzifers Flamme.

Ikarus grinste als er sprach und seine Worten kamen - wegen der Nase die im geschwollen und schief im Gesicht stand - nasal und  gerotzt heraus. "Wir sin' g'flogen!"

"Wir sind gefallen!" sagte Luzifer, dem es nicht gelang so viel Stärke und Autorität in die Stimme zu legen, wie er selbe gerne dort drinnen gehört hätte.

Ikarus, der inzwischen angefangen hatte das Wachs zu kleinen Klumpen zu kneten, drehte sich nur kurz über die Schulter um während er den Horizont absuchend weitergegangen war. Seine Antwort war nur ein lachendes Grunzen und "s'is dasselbe!"

Dienstag, 31. Oktober 2017

Wellentheorien

Und vor den Wellen hat man uns gewarnt
Vor allem vor den siebten

Und uns hat es gefallen
Hat unsere Tatenlosigkeit gerechtfertigt in all den Jahren als wir an denn Stränden warteten auf Schiffe die wir niemals rufen würden

Es hat uns gefallen
Unsere Feigheit entschuldigt als wir panisch ins Landesinnere flohen, so alle sieben oder vierzehn Jahre wenn es uns dich dann mal geschenkt wurde.

Es hat uns gefallen, die falsche Metapher 
Die uns Veränderung und Neuanfang immer als Katastrophe vergällte.

Gelogen

Weil niemand uns gesagt hat, dass
WIR das Wasser sind.

Donnerstag, 26. Oktober 2017

Fremdkörper

....und in der schreienden Dunkelheit
bewegter Leiber
setzt die Musik ein
und neben mir
ein passender Körper...

..aber leider der falsche...

Montag, 23. Oktober 2017

Blicke

... er - der immer zurückblickte  -
sah ihr - die sich nie umwendete -
nach als sie ging.


.. und wie immer wieder auch diesmal die Frage,
ob es das letzte mal gewesen sei,
dass er ihr nach dem was gerade gewesen war,
nachblickte.


.. längst wusste er (hoffte er),
 das jeder Weg zurück,
immer vor einem liegt
und dass jede Rückkehr
immer ein Fort.Schritt ist,
so oder so.


..und das, obwohl auch er
inzwischen gezwungen war,
so manches Ende
als endgültig
zu akzeptieren.

Freitag, 20. Oktober 2017

.....aus der Wüste (aus den Antonius Apokryphen)

nachdem JZ vierzig Tage durch die Wüste gezogen war, und Lucyfer ihm folgte, beschloss letzterer, dass es an der Zeit war.

Er führte ihn auf einen hohen Felsen unter dem sich das weite leere Sandmeer erstreckte und hieß ihm die Hand ausstrecken.

Die Wüste explodierte auf einer Fläche die für eine kleine Stadt gereicht hätte und schickte schreiende Sandfontänen hunderte Meter in die Höhe.

Lucyfer beobachte die Erkenntnis im Blick von JZ "Das alles kann ich auslösen" und dicht dahinter folgte die Ahnung all der Möglichkeiten, die sich da vor JZ auftaten, Ahnungen die sich kontinuierlich steigerten wie ein Dämmerung, aber mit der Geschwindigkeit einer Sturmflut. Aber hinter der Sturmflut kam die namenlose Angst, die JZs Gesicht versteinerte.

Der Sand bebte und Lucyfer erkannte die Ähnlichkeit zu einer Situation, bei der Lucyfer nicht dabei gewesen war, aber von der er ausreichend wusste. Mit einer sanften Geste hatte JZ damals eine Frau im Nacken berührt und damit ein Erdbeben auf ihren Körper ausgelöst. Auch damals die unheimliche Trinität von Erkenntnis - Möglichkeiten - Furcht. JZ war schon bei der Frau davongelaufen und er würde es heute wieder tun.

Das bei der Frau war keine große Sache, das konnten viele.
Aber das in der Wüste, das war JZ, das hatte nicht jeder drauf.
Manche schwierigen Entscheidungen waren gerade sehr viel leichter geworden.

Lucyfer blickte JZ nach als er ging, und dachte mit Bangen daran ob die Sache genauso gut gelaufen wäre, wenn zu ihren Füßen eine Armee gelagert hätte. Aber als JZ den Fuß vom Felsen setzte, wusste Lucyfer, dass die Sache mit dem Kreuz geritzt war.

Und die Wüste, die hatte Lucyfer ja so was von schon satt.

Freitag, 16. Juni 2017

Bahnsteig - Regen

Schüler beschwingt weil dieses
Semester/Jahr wohlverdient in den
letzten Zügen liegt.

Vereinzelte Skripten unter
türkis gefärbten Haaren
verbitterte Blicke eines letzten Aufgebotes.

Eine deren Nase mich an eine andere erinnert,
in die die ich vor tausenden Jahren einen Sommer lang verliebt war.
Manchmal ist erinnern besser als wiedersehen.

Auf ihren Shirt ein Text,
in einer Mindestbuchstabenanzahl,
die seit dem späten 17. Jahrhundert etwas outdated ist.

Sorgfältig den Text studieren,
an einer Stelle an der das Universum besonders gekrümmt ist
obwohl ich seit dem zweiten Wort sicher bin nicht mal die Sprache zu kennen.

Schultaschen flitzen vorbei im Tiefflug,
ein verzweifelter Vorstoß dem call of Duty folgend,
der zurückgeschlagen wird.
Wasserleichenlacken flitzen -
USK 16 - grelle Daunenjacken -
die irgendwie dem letzten Winter überlebt haben-
gemoddet gegen den Regen.

Eine kleine glatte feste scharfe Asiatin - ohne BH
- heißeres wird hier heute am Land nicht mehr geboten werden -
in undefinierbaren Alter wie  eine freche Herausforderung oder ein unlösbares Rätsel.

In Tross folgend ihr Anhang
- gestresster Schlips Träger mit Schirm der vor seiner Zeit alt geworden -
während an ihr alles abperlt.

Zug fährt ein und die Sonne bricht durch die Wolken

Freitag, 21. Oktober 2016

real dialog

er: tut mir leid, aber ich bin nun mal ehrlich!


sie: bist du nicht!


er: du hast recht, ich sage was ich denke, und ich sage was ich fühle, aber ich bin nicht ehrlich, am aller wenigsten zu mir selber.

Donnerstag, 8. September 2016

Der richtige Weg (aus den Antonius Apokryphen)

....und Shemie staunte nicht schlecht als er
- kein Junge mehr, sondern ein junger Mann der seine Füße in die Welt setzen würde -
aus dem Haus trat und dort Gott stand.

"Wirst du mir den richtigen Weg zeigen?" fragte er hoffnungsvoll.

"Richtigen Weg?" sagte Gott und lächelte traurig,
"Richtigen Weg, den gibt's nicht!"
 
"Aber hättest du es nicht so einrichten können!" fragte Shemie, irritiert und verärgert.
 
"Hätte ich!" sagte Gott.
"Hätte ich, aber mir hat auch niemand gesagt, was der richtige Weg ist, weißt du?"
"Ob so oder so. Und warum hätte ich euch weniger Freiheit zugestehen sollen als ich selber hatte. Ich wollte euch alle Freiheiten und Möglichkeiten offenhalten."
 
"Wirst du mich begleiten? Wirst du - WENIGSTENS - dabei sein?" fragte Shemie den Tränen nahe.
 
"Werde ich!" sagte Gott.
"Werde ich!"
"Mehr aber auch schon nicht!"

Pandora

Is' so!

Da ist dieses verfickte Ding
in seiner Box, seinem Käfig, seinem Kasten
in seiner schwarzen ewigen Unendlichkeit gleich nebenan

sitzt dort, hockt dort
eingekerkert, versperrt,
in Haft
weggeschlossen
oder vielleicht hat ihm lediglich noch niemand
gesagt das es frei ist.

und du hast es raus gelassen
befreit, ihm die Tore geöffnet
und hast dadurch geglaubt
dass es dir jetzt
Anerkennung, Zuneigung, Liebe oder wenigstens
Achtung und Rücksichtnahme entgegen bringt?

Is' aber nicht!

Es hat sich so lange mit der Gefangenschaft begnügt,
warum solltest ausgerechte jetzt
du
ihm genug sein.

Montag, 15. August 2016

von bösen Mächten wunderbar behütet

Entlaubt, geschändet, verkrüppelt
steht er da
jenseits des Blumps-Klos.
Der Mann mit der Kettensäge,
der seine verdorrten Äste
und die Stummel seiner compadres
penibel am Waldrand auf geschlichtet hat
hat seine bemoosten Körper
- und damit sei dunkle Seele -
dann doch stehen gelassen.
 
In den Augen der Welt,
ist er nur ein toter Baum
aber wir Sehenden
- die wir schon mal in den Halbschatten getreten sind -
wissen, erkennen was er wirklich ist.
 
Die Tatsache,
dass er hier und jetzt,
beharrlich Tag und Nacht
die Guten und die Kleinen - beim Scheissen
beschützt, bewacht, behütet
gegenüber den "Dingen" die aus dem Wald zu kommen überlegen
darf nicht den Eindruck erwecken,
dass er einer von den Guten sei.
 
Das Reich der Dunkelheit
ist in sich zerstritten
und er - selbst ein Ausgestoßener -
- der Feind meines Feindes -
legt sich immer noch gerne
mit den Alten und Großen an,
und hat selbst noch so mehrere
Rechnungen offen.
 
"Monga! Monga!" 
 

Dienstag, 19. Juli 2016

Sonne in Griechenland

Das Sein im Süden zelebrieren
wie ich es vor über zehn Jahren mit meinem Sohn erfunden
an der Invasionsküste -
in der Brandungslinie des Meeres liegen
wie ein toter Fisch
- Kopf in den Himmel, Bauch nach oben -
und sich von den Wellen
sanft herumschieben lassen.

Und während mein Hinterkopf
über den feinen Kies schrammt
und ich denke es klingt - über die Knochenleitung -
wie ein Zerstörer
der von seinem Kapitän auf Grund gesetzt wird
um näher ranzukommen - dann doch die Erkenntnis,
das ist nicht der Ärmelkanal
sondern das Mittelmeer
hier sterben nicht Armee
hier werden Göttinnen geboren.

Und im nächsten Moment
den Kopf gehoben um sich des Smaragdgrüns zu versichern,
dann eine Welle die sich mir entgegenwirft
wie eine Geliebte die mich auf ihr Bett wirft,
und im nächsten Moment über mir,
ich die Armen geöffnet,
sich auf mich wirft
- mir wilder Sanftheit die (nicht) nur das Meer kennt -
während der feine Kiesel meinen Rücken kratzt,
wir die Fingernägel ihrer liebkosenden Hand.

Und den Gezeiten hat es jetzt gefallen
eine sanfte Decke an Sand an diesem Steinstrand unter meinen Rücken
zu betten
dem Schlummern nahe nach dieser Leidenschaft
und nur die die Sonne über mir
glühend an meiner Wange.

Und dann als du denkst das es vorbei
das du gestrandet alleine zurückgelassen
- nach Hause geschickt -
eine bewegung des Untergrundes
als ob sich jemand am Bett neben dir bewegt
und etwas zieht dich wieder hinab.

Das Wasser will dich zurück.

(Das ist Griechenland.
Die Sonne geht hier im Meer nicht unter.
Sie taucht nur ein)


Sonntag, 12. Juni 2016

Träume (Fragment)

letzte Nacht hab ich geträumt
wie haben unsere Träume weggebracht
haben sie aus dem tiefen dunklen Kellern unseres Herzens
hinaufgetragen in das kühle frühe Sonnenlicht
eines hoffnungsvollen Tages
und sie auf die Anhänger verladen

unten roch es muffig
die Art von Schimmelgeruch
die es auch der kundigen Nase offen lässt
ob hier Dinge lagern oder reifen.

Und auch das Sonnenlicht
entzog es der Erinnerung
ob wir die Dinger entsorgen
oder vollenden.

Unten im Keller
lagen die Träume kompakt geschlichtet
hatten die Formen von übergroßen Engelsflügeln
die sich aneinander schmiegten
wie Liebende in der Nacht/Kinder in der Dunkelheit
aber nicht alle davon wurden auch mitgenommen.

Die Träume bröselten unter unseren Händen,
hatten Flusen, ließen Federn, staubten, knisterten
hatten an vielen Stellen die Brüchigkeit von alten Windgebäck
und alles was wir hatten um sie
zusammen/im Zaum
zu halten
war grober Maschendraht
in den sich unsere Finger
immer wieder verhedderten.

Leicht wogen sie noch auf der langen Treppe
im Dunklen, die wir zum Licht hinan stiegen.
Aber oben auf den Anhängern
waren sie schwer und sperrig
aber viel viel größer
als eben noch unten -
und anders -
- und besser

Schweiß auf unseren Körpern.

Einmal fahren wird nicht reichen.


Dienstag, 24. Mai 2016

Regen

..und draußen regnet es...


... und der Regen
schleicht sich in unseren Schlaf und bringt uns
tausende
Bilder, Erinnerungen, Gedanken und Geschichten.


Und in jeder Geschichte
kommt der Satz vor:
"Draußen regnet es,
aber wir sind noch hier herinnen"


...auskosten der
schwindenden Momente...


..den draußen
wartet das
Wasser.

Montag, 27. Juli 2015

we bring our wars in all those strange places

Ihr Lachen war grell,
selbst für den Rummelplatz
- auf den wir aufeinandertrafen -
und die Mimik ihres Gesichtes, ihres Körpers
(noch in guter Verfassung)
überzeichnend, überartikulierend,
weil sie nicht nur das kleine Mädchen
überzeugen musste
sondern vor allem auch sich selbst.

Ihre Haare kurz geschoren,
vorsorglich, nicht stylisch
aber nur dem geübten Betrachter ersichtlich,
und als sich unsere Augen lachend kurz treffen
ist kein Erkennen darin,
weil ich als einer der ihren nicht mehr zu erkennen bin
und sie sich noch nicht zu erkennen gibt
- sich noch nicht dazugehörig fühlt -
und das ist gut so, weil sie damit jetzt Geschwindigkeit gewinnt,
und je mehr sie davon aufbaut - Trägheitssatz -
desto weiter wird sie diese treiben.

Und während sie mit dem kleinen Mädchen plaudert
ein Augenaufschlag mit einem Blick der nicht hält
im verrutschten Rand des Shirts
das rosarote Aufblitzen eines
Hello-Kitty Pflasters
(eines wie du es selber erst getragen hast)
an der markanten Stelle
wie als letzter Beweis aller Vermutungen.

"we bring our wars in all those most
strange places"

Soll ich mich rüberlehnen und ihr sagen
dass es Hoffnung gibt?

Oder bei der Wahrheit bleiben,
dass der Kriege kein Ende sein wird.

Dass die Einsätze zwar andere sein werden,
aber höhere
genauso wie auch die Opfer und Verluste
- sowohl die es zu tragen aber auch dies es zuzufügen gilt.

Aber die Möglichkeiten,
die Möglichkeiten der Siege,
die sind es......




Donnerstag, 23. Juli 2015

cisterne (kopenhagen)

Die ersten Schritte hinunter
und damit die Wärme der Sonne
hinter sich lassen
(der Tag wird erst als warm gelten
nachdem die dieses Stufe wieder hinauf gestiegen)

Eintauchen in die Finsternis
wie in ein geheimes Herz
Augen die sich nur langsam an die Dunkelheit gewöhnen
und erst sanft aus dem Schreien der Leere
eine Form herausschälen.

Ein dünner ölig nasser Film auf dem Boden
der das Bild deiner selbst
und alles was du hier herunter mitgenommen hast
auf dich zurückwirft.

Aber alles was du hierher mitgebracht hast,
und selbst die Dinge die du vergessen oder
zurückgelassen wolltest,
sie alle sind längst hier.

Durchschreiten des nahezu leeren Raumes
Wasserleitungen ohne Funktion
das Tropfen unausgesprochener Erinnerungen
und an den Wänden groteske Tropfsteingeschwüre
weil nur die Einsamkeit und die Leere
die schlimmsten Krankheiten
hervorzubringen vermag.

Und dann noch weiter
auch wenn es nicht mehr tiefer geht
so geht es immer noch weiter hinein.

Und drinnen vorsichtig schreitend
auf den rosten engen Wegen deines Lebens
über den leuchtenden Wasser deiner immer noch jungen
aber längst nicht mehr unschuldigen Seele
Ausgänge die du nicht zu erreichen vermagst
außer wenn die die Stege verlässt.´

Und von der Decke
endlos strahlende Wasserfälle
die in Lichtexplosionen zu Boden stürzen
und dennoch den Raum nie vollständig fluten werde.

Geheimnisse
sind immer gleisend ohrenbetäubend.

Und im innersten Herz der Finsternis
gibt es immer noch genug Luft zum Atmen
über dem unermesslichem Wasser
das lichterloh brennt.








Samstag, 11. Juli 2015

nestbauer/ nomadenseele

einst waren wir nestbauer
und wir waren gut darin
in all den wohnung die wir gebaut, hergerichtet, ausgemalt,
tapeziert, gegibst und gestrichen haben

einst waren wir nestbauer
und deswegen gut darin
weil es der wohnungen viele gab
und wir nomadenseelen

die gene meines vaters
der handelreisender
und zu hause in der welt

einst waren wir nest- und häusebauer
haben löcher in die erde getrieben
und mauern gegen himmel gerissen
haben auf den dächern getanzt
und die welt zu unseren füßen

nomadenseelen
nächte in fremdem betten
und oft waren es nicht mal betten
eine dröhnende turbine
eine schneefeld
ofenbänke
ein vorhang als decke
die rückbank eines LKWs
oder unter dessen hinterachse
der boden einer verfallen hütte
(und neben mir ein siebenschläfer)
ein balkon
eine schmugglerbucht
und es waren gute nächte

einst waren wir nestbauer
nomadenseelen
und die ruhelosigkeit die uns die wüsten überleben lies
wird uns in den eigenen vier wänden das genick brechen

nomadenseelen
es ist kein bleiben im raum
und die zeit gehört auch heute nacht nur heute uns

und ein bleibend zuhause
höchsten
in den herzen

Donnerstag, 9. Juli 2015

Gratwanderung

Um 9 Uhr schon am Grat oben.

Der Körper schweißgebadet weil uns die stürmischen Jungstiere
doch etwas gehetzt haben.

Ein leichter Wind und kein Schatten,
außer dem den du selbst mitgebracht hast.

Ein Blick zurück und wir sind so klein in der Landschaft
(sie ist eine andere als vor einer Stunde)
und dennoch so keck, aufmüpfig, übermütig,
einfach nur dadurch, dass wir hier sind.

Die Kappe hoch in der Stirn,
weil dir der Schirm sonst die Sicht auf den nächsten Schritt
verdeckt, wenn du steil gegegen Himmel steigst,
wie du in den letzten Tagen immer steil gegen Himmel gestiegen bist,
zur Sonne.

Ein Blick über die Kannte und vor mir nur das Nichts.
Wie sehr du vom Fliegen geträumt hast,
und wie wenig dir jetzt am Springen liegt.

Auf Augenhöhe am Gegenhang ein Schneefeld ,
das auch nicht weichen will und die Frage
ob es wohl auch schon den vierten Sommer währt.

Sicher zurückkommen
ein Mantra, ein Versprechen

Langsam gegen den Hang drehen
und sich behutsam in Bewegung setzen.

Der erste Schritt ist der gefährlichste,
aber der wichtigste.


ruheplatz

Den Tag geschafft,
bevor er dich geschafft hat.

Den Ruheplatz am Wasser gefunden.

Die Hütte hinter den Bäumen versteckt
nur ihr Spiegelbild im Wasser.
Das Spiegelbild ist mehr hier als ich.

Melissa Etheridge im Ohr
anachronistischer amerikanischer Rock 'n Roll
mitten in den Rottenmanner Tauern.
Es ist schwül, der Wald riecht nach Brandgefahr
aber Melissa singt über den unerwarteten Regen.

Dennoch,
die Mücken über dem Wasser konvenieren hervorragend
zu dem Rythmus der Snare-Drumms
und die beiden Libellen
bewegen sich perfekt zu den
treiben, ziehend, traurig fordernden Riffs
der Gitarre.

Melissa singt von den
"new scratches on my wrists", die tatsächlich da sind
50% Mut,
50% Dummheit.

Gemütlich einer Spinne zusehen
die über mein Bein krappelt
und den Tag überleben wird,
weil sie heute eine Metapher ist.



Montag, 22. Juni 2015

Der Wächter vor dem Paradies

"Der Wächter vor dem Paradies!"
sagte er lächelnd als er an mir vorbeiging
- nicht weil ich das bin,
sondern weil es mir zugedacht ist,
oder ein Witz
was auf das selbe hinaus läuft.

Ich hab den Job gleich nach Gabriel übernommen - 
Gabriel der den Job mit der Jungfrau hatte
aber unsere Management
(Gott hatte damit nichts zu tun)
hat ihn dann eingesetzt ein paar Städte auszuradieren.
Das hat sie beeindruckt
- mehr als die Sache mit der Jungfrau - 
und seitdem macht er nichts mehr anderes.

Ich seh es locker
die Bezahlung ist schlecht
aber es ist ein gutes Auskommen
als Türsteher.

Ich lasse jeden rein,
sofern er sauber Schuhe anhat.

Ich war selber schon drinnen.

Schau nur drauf,
dass keiner was wegträgt.

Samstag, 20. Juni 2015

two lost souls

we are just two lost souls
- maybe we know each other from another cosmos or time
or maybe we are just two differnt splinters
from the same goddess

we are just two lost souls
stranded in these very bodies

and all we can do is
to cling together
until we are torn apart
again.




Donnerstag, 11. Juni 2015

zerrissen (RPG)

....und es gibt Abende,
da bist du der Barde
schlichtest mit einem Witz einen Krieg,
heilst mit einem Lied eine Wunde,
zieht mit einem Blick die Gegner von den würdigeren Zielen ab
oder jagst mit deiner Gosch'n deine Leute zu Sieg,
belächelte Dilettanten-Magie
die nur die Betrunkenen erkennen....

.....und in der Sitzung darauf bist du der Krieger,
gehts deinen Weg
gehst über Leichen
auch wenn es deine Leute sind
weil es sein muss
oder weil du nicht anders kannst,
weil du ja dann doch der
gehasste Berserker bist....

...und drei Tagesordnungspunkte später
bist du der Heiler -
nicht weil du es kannst sondern weil du der einzige bist
der die Möglichkeiten sieht -
verbrachst dein Manna für andere auch wenn du weisst
dass es dich in der nächsten Nacht verbrennen wird,
ein belächelt sinnlos Opfer....

...und die Frage ist nicht wer du bist
(weil es DICH gar nicht gibt)
sondern welche Rolle du jetzt gerade
spielst....

Donnerstag, 14. Mai 2015

zen (waldviertelstyle)

ich sitze im kühlen Gras
am Ufer
und die Thaya fließt gemächlich vorbei
also ob sie -
bevor sich das Weltall wieder zusammenzieht -
nirgends mehr hin will.

Das Wetter hat diesen Tag gehalten
und dramatische Wolkenformationen
holländischer Landschaftsmaler ziehen über den Himmel
und Gottes großer Diaprojektor
heizt seine Strahlen durch die Lücken
als ob uns heute noch die Außerirdischen
abholen wollen.

In wenigen Minuten
den Tag Revue passieren lassen
- ein Leben bilanzieren -
während zwei Zugvögel
in enger Formation den alten Turm der Raabser Burg umkreisen
und sich noch nicht entschieden haben
wollen sie Falke, Sturm oder nur ein großer Gesang sein.

Für einen Augenblick Ruhe gefunden,
die Erhabenheit einer Schmeißfliege auf der Hand genießen
und eine Ameise bemerken die meinen Rücken hochklettert.
Festzustellen - nicht mit dem Wissen des Kartografen sondern mit dem eines Weltenbauers -
dass sie Salzstraße hoch kommt,
den gleichen Weg den meine Schweißtropfen in der Sauna vorhin
nach unten genommen haben,
als sie - der gnadenlosen Schwerkraft folgend -
in ihrem langen Fall ihre Substanz verloren.

Beim rauf gehen ins Zimmer,
den Bademantel vom Hacken nehmen
und ihn halb hinter sich herziehen
wie ein blutdurchtränktes Cape,
und die Stufen hochsteigen
wie ein müder - aber unverletzter - Torero,
der das Abschlachten noch vor sich weiß.

und die Traurigkeit der ungeschriebenen Worte
bis du es endlich an eine Tastatur schaffst...


Freitag, 8. Mai 2015

unnachgiebig

und sollte das Schicksal
sich entscheiden
- nicht dass es das schon getan hätte
aber es hat durchaus schon Andeutungen gezeigt -
wenn es sich also entscheiden sollte
mir die Beine abzuhacken,
das Kreuz zu brechen
und - die Arme am Rücken gebunden -
mit seinen dreckigen Stiefeln meinen Kopf
- Gesicht nach unten -
in eine tiefe morastige Lacke zu drücken,
dann werd ich mir
- verdammt noch mal -
eben
Kiemen wachsen lassen.

rein aus Prinzip

Sonntag, 12. April 2015

Augenstern

und dann gibts da dieses Wort "Augenstern"
und Sterne sind es allemal,
die sich in diesen Augen spiegeln,
tausende Sonnen wenn es hochkommt,
aber das wirklich mächtige
ist dieser alte dunkle Stern
hinter all den hellen leuchtenden Sonnen.
du denkst es ist nur schwarzer Hintergrund,
schwarzes Nichts als Bühne für die weißen kleinen Punkte
aber in Wirklichkeit ist das da hinten

ein Supermassives Schwarzes Loch

wenn du dich dieser Anziehungskraft erst mal ausgesetzt hast
dann gibt es kein Entkommen mehr
und auch wenn alles vor dir ein dunkler tiefer Abgrund erscheint
du gehst mit alle dem Licht da runter

und die Zeit steht still

man sagt die Augen seien das Fenster zur Seele
Einstein-Rosen-Brücken quasi
Wege in andere fremde Welten
die dennoch zu Anbeginn der Zeiten
in einem einzigen vertrauten Punkt verreint waren

aber jetzt haben wir die Metaphern
engültig hinter uns gelassen

Sonntag, 22. März 2015

ikarus/lucyfer

auf halben Weg nach unten
(aus der Sicht von ikarus)
hat ihn Lucyfer
dann doch noch eingeholt

der Überraschtere war sicher Lucyfer
hier einen anzutreffen
den man ja für seinesgleichen halten könnte

ob sie sich begrüßt haben?

konnte Ikarus ihn überhaupt sehen?
oder hatte ihm die Sonne
nicht nur das Flügelwachs und die Augenbrauen
sondern auch die Augenhöhlen
verbrannt?

spürte er ihn vielleicht nur als weitere
Wärmequelle im tosenden Fallwind
streckte er vielleicht seine Hand aus?
oder war er bedacht seine Flammen zu schützen
auf seinem weiten Weg nach unten?

Hatte Lucyfer überhaupt ein Hand frei,
weil sein Licht längst erloschen war?
oder war der Lichträger inzwischen selbst zur Fackel geworden?
hatte er sich selber dazu gemacht,
weil er nichts anderes brennbares mehr hatte?
oder weil er beim Wiedereintritt in die Realität
schlichtweg verglüht ist?

Lucyfer war einen langen Weh gekommen
und nur Ikarus wusste
- er war den Weg ja auch schon rauf gekommen -
das es nicht mehr weit ist.

die Hoffnung plötzlich verdoppelt
dass es vielleicht wenigstens einer von Ihnen
mitsam den Licht
bis runter schaffen würde.

beide so neu
so unerfahren
so überwältigt
im freien Fall.

aber die Gewissheit,
das keiner alleine fällt.



Donnerstag, 12. März 2015

schatten der vergangenheit / (out of the shadows)

....und egal
was aus dir dann doch noch geworden ist,
wer du geworden bist,
welche namen und rollen du angenommen
und ausgefüllt hast,
sie verfolgen dich

...und egal,
wie sehr du dich abgewendet hast,
von dem dass du einst gewesen bist,
wie sehr du all das verleugnet
bereut
ausgelöscht
oder wieder gut gemacht hast
sie holen dich ein.

....und egal,
wie schnell du gelaufen bist
wie weit du gelaufen bist
welche deiner eigenen grenzen und mauern
du dafür durchbrochen hast,
sie werden dich kriegen,
und wenn nicht heute nacht
dann irgendwann.

die schatten der vergangenheit sie reichen weit
und gehen - wie ein guter fluch -
von einer generation auf die nächste weiter
sicher:
die boshaftigkeit ein wenig verwässert,
die quellen und anlässe verwaschen,
die bedeutung ausgebleicht
aber schatten bleiben schatten
und kommen immer aus diesen höllen
in die ich euch selbst noch heute wünsche
die ihr sie in die welt geworfen habt.

kinder und jugendliche
sind der sonne viel näher
deswegen werfen sie so lange schatten -
und deswegen ist es unmöglich ihnen zu entkommen -
ist eine simple frage der winkelgeschwindigkeit.

und im kern ist dieser schatten
feststofflich
körnig klebrig fett
wie asche
zeug das du niemals als der kleidung
aus den poren
aus den augen
kriegst

...jetzt sei nicht so,
und lach darüber,
das tun wir doch auch inzwischen
(das haben alle immer getan)
das war die gute alte zeit...

(und jetzt seid ihr hier bei mir
deshalb vergesst nicht
ICH bin in diesem schatten groß geworden,
früher war das mein problem,
jetzt ist es das EURE)

[die großen guten Helden kommen immer aus dem nichts]



Montag, 16. Februar 2015

Sorbas the Crack

du bist nicht hergekommen
um alleine zu tanzen
aber es wäre nicht das erste mal
dass du genau das tust
- manchmal sogar strandsand unter den füßen -
aber heute ist der raum voll
also wirst du vielleicht alleine
aber nicht einsam tanzen
denn herinnen ist
kein mädchen
dein mädchen
und wir wollen
die musik ja nicht kalt werden
lassen.

es krachen lassen
dich in die vibes werfen
auf die harmonien legen
in den beat takten
und dich bewegen
ohne zu überlegen
wie es aussieht

moves
als ob es deine letzten wären
oder sie dich retten könnten
es ausbrennen
verheizen
ausbluten
abschütteln
in den boden treten

fliegen
und wenn du der schwerkraft schon nicht entkommen kannst
so wenigstens mit der trägheit arbeiten

oder doch nur
ein freudenfeuer?
wikingerbegräbnis?


die tracklist
wie ein böser
aber wirklich guter scherz
in zufallsgenerierter reihenfolge
nur ich weiß wer wirklich
an den turntables steht

doch es ist heute keine verhöhnung
sondern eher ein subtiles statement
um zu zeigen
er/es/sie
sehen mir zu
weil ein mehr an eingriff wäre
den er sich nicht erlauben darf
und ich es ihm nicht gestatten würde

schweißgebadet
unterm stroposkoplicht
und die aufgerissenen augen ins blitzen halten
bis du blind bist
und die nachbilder
senhsüchtig
direkt aus der erinnerung kommen






Samstag, 10. Januar 2015

Besessenheit

Du kannst es ruhig herabstufen
sagen dass es nicht Liebe, Leidenschaft oder Erfüllung
sondern nur
Zuneigung, Trieb und Glück ist.
Oder es noch weiter runter machen oder leugnen
oder vernünftige Argumente dagegen bringen.

Aber es wird immer Besessenheit bleiben.
Deine Obsession.

Bedenke wo du gestern gestanden bist - oder vor 5 Minuten.
Und bedenke wo du jetzt stehst.

Und bedenke wie viel dazwischen liegt.
Und wie viel weiter du gekommen bist.

Und bist du jetzt zufrieden wo du stehst - oder willst du ......noch...... weiter?

Sieht du ?

wild hearts

gäste auf der feier
und zusammentreffen mit menschen
mit denen du eine zeit lang viel geteilt hast
einen tisch, ein lineal, so manche angst
so manchen spaß
das leben eben

wir sind hier
wir sind heute
und diese gegenwart hat keine sentimentalitäten
weil die erreignisse zwar vergangen
aber das was in ihren kern war
nicht zu ende
ist

sicherlich
es ist nicht das selbe wie damals
ist verändert, gewachsen, mutiert
reifer und süßer
besser und konzentrierter geworden
weil ja auch wir nicht mehr die selben sind,
und das mädchen das ich mal geliebt habe
genausowenig existiert wie der, der ich mal gewesen sein soll.

wir brauchen uns nicht mehr täglich sehen
machen heute dort weiter
wo wir das letzte mal nicht aufgehört
sondern nur unterbrochen
haben

asymptoten können sich immer
noch mehr
annähern
(obwohl sie sich nie
schneiden würden)

gesprächsthemen
die wie eine lawine in die tiefen donnern
und dennoch keinen grund
erreichen werden
offenes herz
blanke nerven
am puls

metapherndreschen
als ob wir dann einzelnes unbedingt bereden müssen
aber zur sicherheit doch nicht benennen wollen
weil manche wahrheiten nur codiert
an die oberfläche dürfen
oder das drama sonst nicht stylisch genug wäre.

wir sind nicht alleine
sind es nie gewesen
menschen tauchen durch unsere sphären
als ob sie immer schon hiergewesen
und während ich so manches noch denke
sprechen sie es schon aus.

die zeit hat es eilig
in nächten wie diesen
und das so viele ungesagte
wird sich gedulden müssen
bis zum nächsten mal

gekonnte abschiede
und kurznachrichten
werden wir uns noch nachsenden
so wie wir früher uns des öfteren noch umgedreht
nach dem verabschiedungen an den straßenecken

heimweg
ein gesicht
eine nummer
menschen

so viel zwischen uns
und jedem brückengeländer.

Samstag, 27. Dezember 2014

lichtbringer(#14) / little drama.boy

und all die traditionellen Tätigkeiten
die dir für diese Tage
geblieben sind
oder die du dir genommen hast
laufen geschmeidig ab
als ob die Äußerlichkeiten der Festtage
dein zerrüttetes
Innenleben kompensieren
wollen

das Lichtholen
ist ein Schlendern
die Stadt leer
das Wetter mild

die Sonne heizt durch die Schottengasse
tief und gleißend
und die Menschen im engen Häuserschatten
als ob sie sich ängstlich in ein
Krematorium vorarbeiten.

das entzünden der Laternen
ein routinierter Akt
und der Rückweg
- jetzt Sonne im Rücken -
gelassen und ich verschwende keinen Blick
auf meine Laternen
als ich ich mir des Lichtes sicher wäre
oder es längst verloren hätte

raus mit der Straßenbahn
und ein zynisches Lächeln
ob der Skurrilität, das ICH hier mit dem Friedenslicht
unterwegs bin:
wie wenige Frieden ich wirklich versucht habe
und wie wenige - einzelne - davon geschlossen wurden.
Sicher - in meinem Harmoniebedürfnis
viele Kriege beendet
Waffenstillstände ausgerufen,
Nichtangriffspakte eingefädelt,
Allianzen geschmiedet,
aber zu meist doch eher vergessen
als wirklich vergeben.
Von Zeit zu Zeit
die Versprengten, die Meute oder die Herde
zusammengerufen
auf Leitwolf gemacht
aber wir alle wissen,
ich bin nur ein Rufer
der nicht die Einsamkeit der Wüste
akzeptieren wollte
und der versteht wie viel ein
paar Worte
bewirken
verführen
können.

Aussteigen bei der Kirche
und die Stiegen rauf
und rein durchs offene Portal.

Keine
MENSCHENseele im Gotteshaus,
obwohl die Vorbereitungen für das Krippenspiel
- das Hirtenfeuer mit den Stofftieren -
den Erwartungen der Nacht entgegen atmen.
Um wie viel süßer doch die ungewisse Erwartung
schmecken im vergleich zu den
sicheren Enttäuschungen.

Und dann endlich die Schritte hineinsetzen,
schlurfend stolz
wie ein geschlagener aber lebender Krieger.
Übers Hirtenfeuer steigen
bedächtig
wie ein verlorener Sohn
der längst nicht mehr zur Familie gehört
aber sich dennoch im Hause des Vaters weiß.

Einen Docht entzünden
und einige weitere
- als Backup -
und weiterziehen.

Umweg über meine Eltern
und meine Mutter wird erst heute verstehen,
das ich es nicht nur gebracht
sondern auch geholt hab.

Beim Haustor läuft mir eine kleine Blonde
in die Laternen.
Eine Frau die ich gestern drei mal getroffen hab und die hier wohnt:
"was soll das wohl wieder.
Gott würfelt nicht,
der teufel schon,der weiß worauf er sich verlassen kann!"
Ob sie mich wieder erkennt?
Gestern Schlipps heute Bomberjacke!" 

Und weiter nach Hause
den Weg durch die Einkaufsstraße wählen
die Blicke genießen
selbst die der Spötter
 - keine legt sich mit dem Lichtbringer an!
hin und wieder eine Bitte nach dem Feuer
eine Frage
"ich habe keine Theorien über das Licht!
ich weiß wie man es entzündet,
ich habe Erfahrungen damit wie man es bewahrt oder entfacht,
aber ich weiß nicht wie man es zähmt" 

Und gerade so
als ob die Mächte mich heute
verhöhnen
oder eine Nachricht schicken wollen
oder einfach Pointen lieben
werde ich das Licht
zwei Blocks weiter
dann tatsächlich verlieren.

Was solls.
Der Job ist erledigt.
Das Feuer verteilt.
Die Flammen gestreut.
Die Dochte (Lunten) entzündet.
And who cares for Lucifer?
Der hat sich bis jetzt immer noch
aus dem Schmerz ins Drama
gerettet.
Und wenn ihm das Feuer ausgeht,
wird er sich eben ein paar
herrenlose Worte
abfackeln.

Ich brenne
also bin ich

und eher früher als später
wird uns das licht
so oder so
finden.

Sonntag, 21. Dezember 2014

J.J-Dialogs (antoniusapokryphen)

Jesus: 10 hab ich geheilt und nur einer ist zurückgekommen um sich zu bedanken????

Judas: Und ? Das bedeutet 9 hatten jemand anderen um ihre Freude zu teilen - das ist 'ne verdammt gute Quote!

Donnerstag, 18. Dezember 2014

blutacker/ feld der träume

das herz eines mannes ist ein steiniger acker
(stephen king)

und hast du wirklich geglaubt
dass sich deine größe darin ermisst
wie weit du in einer nacht laufen kannst?

das mag nicht unwichtig sein
aber das sind die dinge die dir gegeben sind
die nacht
die zeit
der weg
und die mit denen du das alles teilst
denn sind wir uns ehrlich
du magst zwar weit gekommen sein
aber du bist keinen dieser wege
alleine gegangen

nein,
sowas wie größe,
ermisst sich daran wie viel
schmerz
sehnsucht
erwartungen
hoffnungen
und träume
du in einer nacht
(und meistens ist es weniger als eine nacht)
auf diesem acker verscharren kannst
um nachher noch
aufrecht und ehrlich
denen die noch da sind
in die augen sehen zu können

und selbst wenn du ganz alleine bist
- was selten vorkommt -
wird sich wo eine lacke finden
in der du - wenn du den schlick beseite schiebst -
jemanden finden wirst
dem du in die augen zu sehen hast

steh gerade bauernkind!
auch wenn wir die erde umwühlen
taugen wir nicht zum totengräber

wie oft wurde hier schon eine liebe verscharrt
damit freundschaft daraus wächst

wir wissen, dass das geht

ist ja schließlich
mit herzblut
gedüngt.


dark dreams

eigenartige nächte
in denen dunkle träume
aus unbekannten
ungekannten
tiefen aufsteigen
wie methangaswolken
von einem unbekannten meeresgrund
(dort unten muss land sein!)
an die oberfläche treiben
um zwischen deinen schiffen
wie schwarze rosen
zu erblühen

und dann die entscheidung
- nicht zum erste mal
- aber jedes mal schwerer
ob du runter gehst
und wenn ja
wen du mitnehmen sollst

oder ob du segel setzt
und dich davonmachst um alles hinter dir zu lassen

oder
ob du vorher noch
die ganze see hochjagst
um wenigstens die sirenengesänge
in deinem kopf
zu ersticken

Samstag, 13. Dezember 2014

strange december/laughter lines

und die ordnungrufe
deiner verärgerten engel
- oder die die deren job erledigen -
haben dich doch erreicht
und deine schritte
- und gedanken -
- nicht auf sichere -
aber auf kontrolliertere
richtungen gelenkt

ist ein ein spiel?
ist es kein spiel?
wirst du spielen?
wird mit dir gespielt?

der abendliche himmel
glüht in roten farben
als ob der alle wunden ausbrennen möchte
aber dann doch nur die sehnsüchte
anheizt

im spittelberg.gewühle
zwei augen und ein gesicht
ein blick - the look
- ich hab den frauen immer nachgeschaut -
ein zögern
aber sie spricht mich an

"...von irgendwo?"
"...töchter im gleichen kindergarten?"
(und falls sie es nicht ist - lade ich sie auf einen punsch ein um es rauszufinden)
und sie ist es

smalltalk, parameter austauschen
ein lachen genießen
töchter aus dem haus
sentimentale einsamkeit
und nach dem mann
frage ich nicht
(obwohl es zu verlockend wäre)

die zeit war gnädiger mit ihren gesicht
während sie bei mir auf rasenmähermann
und metzgerfüssel gemacht hat
waren die zeit bei ihr wie ein graveur
der sich mit feiner hand entschlossen hat
ein paar linien etwas stärker zu akzentuieren
linien die nur wenige sehen können
und die die es tun,
nun - sie werden sie nur interessanter machen

ein letzter gruß
ein letztes lachen
und ihr ring der in meine finger schneidet

die stadt durchmessen
als ob sie deine wäre
(dein museum wäre)
orte wo ich mit ihnen war
eindrücke aufsaugen
- nicht um die gefühle -
aber um die sorgen zu ersäufen
wie einen wurf missgestalterter katzen

am weg weiter in die nacht
und einem fernen abenteuer entgegen
zwischenstation bei einem mäcki
und ich in meinen schwarzen anzug
als ob ich "bond" neu interpretieren müsste
den singel burger wie einen drink ohne eis ("plain!") bestellen
- zum ersten mal seit wochen richtigen hunger haben -
und noch ein lächeln verschenken
als ob ich damit prassen könnte

.....

und bis der schlaf kommen wird
bis dahin wird an diesem tag
der zufall noch eine ganze latte an synchronizitäten
aus der realität schneiden und sie vor mich
kommentarlos hinstellen wie riesige sandsteinblöcke -
- lass sie liegen, schnitz was draus oder fahr dagegen

Mittwoch, 26. November 2014

kartenhaus

in the wee small hours after the night...
(ich weiss dass der song heißt
"in the wee small hours of the morning"
aber wir reden hier vom ende der nacht
und das ist viel zeit
- oder ein langer weg -
bis zum morgen)
in dieser zeit also
wenn du dein bewußtsein hochfährst
und nach den ersten orientierungsalgorithmen
bin ich ? - check
wer bin ich ? - check
wo bin ich ? - check
du endlich zur hauptfrage durchstößt
wann bin ich ?
kommts oft vor dass die möglichen erreignisse
des bevorstehenden tages
sich über dir häufen wie ein filigran aufgebautes kartenhaus
das beim ersten gedanken
zusammenstürzt
und dich unter sich begräbt.


aber noch ist es nur ein kartenhaus
die möglichkeiten lasten noch nicht auf deinen schultern
sondern nur auf deinen
hoffnungen und
ängsten


längst hältst du schon die karten in der Hand
- zufall hat gemischt
- schicksal hat gegeben
(beide sind so sehr jeder sich auch anstrengt
fantasielose unfähige betrüger)
aber dein blatt kennst du noch nicht.


erst später an dem tag
wenn die einsätze in die tischmitte rücken
die gebote erhöht worden sind
und die ansagen gemacht wurden
wird sich zeigen was dein blatt taugt.


die einsätze immer höher als du es verantworten willst,
mehr spieler am tisch als du weißt
kein ass im ärmel,
und kein joker


aber:
immer ausreichend damen im spiel









Montag, 24. November 2014

religionskrise

nachdem das alte derby
nach der zigsten verlängerung
ein weiters mal
unentscheiden geendet hatte
drohte ein weiteres
der endlosen nachspiele.


dies konnte allerdings
nicht stattfinden
da die beiden teamkapitäne
das Stadion verlassen haben
und auf ein Bier
gegangen sind.


und schon während des
ersten Krügels
gaben beide unisono zu,
dass sie in Wirklichkeit
miserable
Fußballspieler
sind...

Donnerstag, 20. November 2014

apokalyptika

die Musik der letzten Tage -
- Bastille, die hymnenden Nachtpoeten -
funktioniert heute nicht mehr
weil ein paar unklare Interaktionen
allen Harmonien zerstört
oder wenigstens durcheinandergerüttelt
haben

deshalb harmonieren sie nicht mehr
zu deinem aufgewühlten Gedankenfetzen
die sich zwar in logische Kontexte fassen
aber nicht mehr benennen lassen
weil kein existierendes Wort
passend wäre
und selbst die allerbeste
Notlösung würde mehr kaputt machen
als nützen

deshalb dürfen heute apokalyptika
spielen, die wortlosen
finnischen Streicher
und bei ihnen sind die
endlose Schönheit
der elegisch genossene Schmerz
und das reinigende Inferno
sich so nahe wie sonst
nur in deinem Kopf

(gods bless you boys)