Mittwoch, 31. Juli 2013

am tische gegenüber (familiendrama)

der junge
sieht aus wie von norman rockwell gezeichnet
gelangweilt -
und ein wenig dümmlich mit seinem leicht abstehenden ohren -
über dem müsli hängt oder einem sponatanen einfall folgend
in einem lachen hochzischt
wie eine geschüttelte flasche
dr.pepper.

neben ihm sein vater
unscheinbares allerweltsgesicht
unaufregend müde.
selbst wenn du mit ihm in der transibirischen eisenbahn bis
ulan bator fährst könntest du ihn nachher nicht identifizieren,
geschweigen denn ein phantombild entwerfen.

ein mädchen mit blonden haaren
große brille
große zahnspange
große möglichkeiten

das drama ist die mutter
makellose haut
wundervolle linienführung des gesichtes, der augen, der lippen
perfekte körperformen
(jetzt vermutet, später am pool verfiziert)
allein sie weiß all das nicht
weil sie es nicht mehr glauben will
und es ihr seit langer zeit niemand gesagt hat.

ihr haar ist grau und kurz
weil sie glaubt,
dass man graue haare nur kurz tragen darf
und die flottheit der frisur
das gekonnte werk ihres friseurs
der auch keinen dank dafür erhalten
(aber selbst dass sieht sie nicht)

das tragische ist
dass sie zu diesem allzufrühen zeitpunkt schon
die rolle der
bezaubernden jungen frau
des charmepolzens
"everbodys Darling"
ihrer dreijährigen überlassen hat
die augen schlägt
und haare wirft
und schultern zuckt
wie wir es zuletzt in hollywoodfilmen aus den
späten dreißigern gesehen haben

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