Donnerstag, 27. Januar 2011

welten (gerüche)

unser kopf voll mit eindrücken, erinnerungen, mustern
abgelegt und gut verstaut, scheinbar nur verloren
den manchmal kommt ein neues buch daher
(der duft von schokolade)
und tritt die türen zu alten zimmern auf
in denen sonnendurchflutet unsere alten welten lagern
und erinnerungen überkommen uns
wie eine welle

der automatencapucino schmeckt nach campingplatz
und der mocca auch (dann wenn uns die tubenmilch ausgegangen ist)

der schweiß eine arbeitenden mannes erinnert immer an onkel karl
wenn wir uns im sommer am vormittag
an der kühltruhe im vorhaus getroffen haben,
er vom feld und ich vom bett
er bei mineral und ich bei himbeerdicksaft

und an die germknödel die seine mutter/meine großmutter
gemacht hatte, werde ich mich auch ein kleinwenig bei jeden deftigen
weizenbier erinnern (odere ist es lediglich ein nachhall der geborgenheit?)

vanille wird immer billig sein (brickerl)
egal wie teuer das parfum dann doch ist
und bourbon-schoten habe beide nicht gesehen

der duft der frauen,
und wir reden hier nicht von parfum
auf der jagd nach der essenz einer seele
die parfumerien abgeklappert und die nasen geschult
um die käuflichen gerüche während der jagd rausfiltern zu können
die richtige taktik, die ausnützung des windes, der winkel,
vorarbeiten im grenzbereich der turbulenzen
wo die geruchspartikel am dichtesten und die luftzirkulation am stärksten ist
und wenn anders kommt, die richtige technik des vorbeigehens auf der rolltrebe
den strudel selber auslösen, und die nase dort haben wo es noch nicht zu nahe ist
und erst wenn man den geruch aufgenommen hat,
das bild hat, dreht man sich (vielleicht) um

....und ganz selten etwas, uns undefinierbar damals, nur frischer sex sein konnte

müsliriegel in jeglicher konstellation (normal, gefrohren, zerbröselt, komprimiert)
sind ein langer weg, hart und schottrig, fröhlich im bauch, es ist lustig, es ist ein abenteuer

kleinformatige schokolode (rosine/nuss)
erinnert mich an den ersten großen marsch beim heer
auf eigene faust, eine aufgabe, ein ziel, ein ECHTES abenteuer
keine munition bekommen, deshalb die patronentaschen mit schoki voll,
ein leutnant der übeprüft ob ich alles mithabe, mich die flasche offnen lässt weil sie nicht gluckert (gefrohren) und die patronentaschen (rosine/nuss) abklopft.
ich bin der schokoladesoldat, und wenn wir schon mal soweit zurückgegangen sind
dann noch die zwei jahre weiter, als ich der schon einmal gewesen bin,
"chocolat-cream-soldier" im stück von bernard shaw
verteilte rollen mit meiner sitznachbarin
ihre stimme so weich und nur ihrer zunge zuzusehen wie sie das wort auspricht
- so süß wird schokolade nie sein.

der geruch nach frischem heißen mischbrot,
so wir es jahrezehntelang zu hause hatten,
verhasst wen alt, geliebt wenn frisch
hat seit märz '88 eine andere bedeutung.
die nacht am kalten berg bei -15 grad allein im freien
- wie nahe ich da dem einen oder anderen absolutem gekommen bin,
werde ich erst erfahren wenn es wieder soweit ist -
gefreiter s., der letzte nacht einen befehl verweigert
und dessen schicht ich übernommen hab.
gefreiter s., der im zelt war, während ich........(ein einzelnes wort würde es nicht beschreiben und ist auch hier nicht das thema)
jedenfalls habe ich noch energie, aber er noch den anstand
und er geht das essen hohlen.
gefreiter s., 20 minuten später ins zelt zurückstapfend, unter den armen
4 wecken mischbrot, auf die knie sinkend und mit einer stimme die ich auch nicht
mehr vergessen werde "es ist noch warm".
einer fragt "wo ist dein gewehr"  und ich renne los.
es ist auch noch heiß genug als ich zurückkomm.

die jahre danach, jeder anker ein horror
und erst als sie anfangen dort kipferl zu packen
wird es erträglich

frische nusskipferl schmecken nach morgengrauen und tiefstehender sonne,
die wir hatte als wir am hallstätter see fischten und auch
als ich mich nach einem denkwürdigen sommerurlaub am land
einem neuen abenteuer entgegengeworfen habe

orangen erinnern mich auch an die zeit bei der grünen horde,
weil ich damals - unter dem eindruck des freakigen zen-oberleutnants -
zum ersten mal, beim essen einer orange, mich ganz in die seele eines geschmackes
hinabgesenkt hab, und dieser welt entkommen bin
(seitdem hat es den göttern gefallen mir bei jedem ersten tag hier herinnen
eine orange zukommen zu lassen)

der geruch eines frischen sammelkartendecks
verheissungsvoll aber doch nur eine lüge
weil - wenn die karten erst mal herausen sind
die schwerter nicht schneiden und die engel nicht fliegen
(so geht es jeden raucher)

schwechater ist baustelle
kapsreiter ist diplomandenseminar
tequilla ist berghütte und
und pitu ist nick cave wie er W.A.Auden und Garcia Lorca zitiert

weine, neue weltenräume
(analog zu den frauen und ihre gerüchen)
und in wirklichkeit trinke ich nicht rioja, kalterersee, retsina oder cidre
sondern barcelona, südtirol, kreta und bretagne

bei fisch im ganzen gebraten
immer ein kleiner bub daneben mit blauer kappe
der (ein wenig ängstlich) fragt ob man kopf und schwanz mitessen muss

und toastbrot mit honig ist immer ein bisserl hochzeitreise
und schafjoghurt auch
ouza (ekelhaft) ist auch maturareise und
ouza (angenehm) ist das restaurant gegenüber (die die noch das brot selber gebacken haben)
und huhn mit zitronensoße gibts immer nur mit zwei gefängnisausbrechern
("but the don't will come here")

essiggurkerl sind szofi-hochzeit
davor waren sie tante anni
und majonese in kleinen portionen ist es heute noch
selbst wenn es meine mutter serviert

frischer korriander ist immer ein schönes konzert und eine gute diskussion
auch wenn frischer korriander das kulinarische equivalent
zu einem flächenbombaradmant ist,
darunter kannst du alles begraben

knackwurst hat immer was von der schnelligkeit
mit der wir sie zubereitet haben und auch von dem zorn
in dem ich einmal welche runtergeschlungen hab nach einem streit mit meiner mutter
und spiegelei - mit aufgerissenen dotter - hab ich von meinem vater
du kannst es nicht essen ohne nach hause kommen

der erste zyklus
die eindrücke zu neu, total am boden
sich was gutes tun, sushi-set zu frühstück
10 minten über der packung hängen und nur die gerüche einsaugen
unter all der frische noch was anderes
der reis - erinnerungen an die mutter aller reise wie sie meine mutter ein zeitlang hinbekommen hat
feticher lachs, wie ich ihn am liebsten hab an einem schlimmen morgen nach einer guten nacht
die king-prawns ein übige fisch-platte-für-zwei in schlesweig holstein
und die seetangrollen - ein strand an der nordsee
das leben eben

desinfektionsgeruch - wieder im hier und jetzt
einige schritte über den gang machen
vor dem anmeldeschalter alte bekannt
ausgerechnet die wenigen patienten
die hier noch gute vibrations vermitteln auf einen haufen
als ob sich die krieger des lichtes gegen die dunkelheit formieren

sie trägt eine bunten mantel
der mich an einen bemalten elefanten erinnert
farben mit denen ich mal malen muss

neue farben
neue welten

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