Donnerstag, 13. November 2014

ice.runner

natürlich ist da das eis
auch wenn du die meiste zeit dahinläufst
dicker fester schnee unter den stiefeln


und egal ob du es suchts oder fürchtest
(manchmal ist es das selbe)
früher oder später findest du es
- oder es findet dich


doch du läufst weiter
- noch immer dämpft der schnee deine schritte -
und irgendwann ist aber der untergrund unter dem schnee
härter als es erde oder fels
je sein könnte


und dann bist du am eis
es lässt sich nicht mehr leugnen
es ist hart
es ist fest
glasklar gefrohren bis auf den grund
blätter vom letzten sommer
und treibholz vom letzten leben
konserviert im erstarrten schlick deiner Erinnerungen
die feste basis unter deinen füßen


aber spiegelglatte oberfläche die die wanken lässt
aber man gewöhnt sich leicht daran
die schritte langgezogen
das gleichgewicht leichtfüßiger
die bewegungen rythmischer
du kommst erstaunlich gut voran
nur das bremsen wird problematisch
- sowohl das können
als auch das wollen


und noch weiter draußen
die feststellung dass sich dein körper nicht allein bewegt
und das auf jeden fall das eis
(wenn nicht noch mehr)
unter deinem fortschreiten mitschwingt
entweder im rythmus deiner schritte
oder im schlagen deines herzens


oder noch weiter draußen
(oder ist es drinnen)
inzwischen ist es nacht geworden
und nur der boden zu deinen füßen strahlt noch
merkst du das das eis dünn geworden ist


ein knacken zu deinen füßen
das wie eine zerfetzte stahltrosse
durch die nacht peitscht
und die letzte linie ist bei der du umkehren kannst
oder glaubst es zu können
oder zu wollen
oder zu dürfen
oder zu müssen


und egal welche entscheidung du triffst
jede seite der linie hat ihren preis
und oft musst du beide
bezahlen


und hinter den dicken sprüngen
den linien im eis
(oder in deinem kopf)
falls du weitergelaufen bist
zu spät umgekehrt
oder dich verlaufen hast
ist es immer anders


manchmal sind es es wasserlachen
durch die du flitzend läufst
und irgendwann noch weiter draußen
wirst du dich unter die oberfläche schleichen
um heimlich still und leise
eintauchen


oder es bricht und du stürzt in die tiefe
und egal ob es dich überrascht oder du es gesucht hast
es sind immer die eisschollen die dich verletzten


denn dort wo das eis am dünnsten ist
ist das wasser am wärmsten


und was immer unter dem eis ist
der gedanke daran wird uns
an den tagen erschrecken
und in den nächten wärmen


(wir kommen aus dem wasser
wir erinnern uns daran
wie es ist
dort unten zu atmen)

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