Freitag, 8. August 2014

dunkler begleiter

und das ist das credo von uns ketzern,
die wir uns plasphemisch vom Schicksal
losgesagt haben
"du kannst die Handlung nicht vorgeben,
aber den Soundtrack,
den bestimmst DU!"


so auch heute nacht auf
diesem Heimweg
- zu spät für die letzte u-bahn
zu früh für die erste nightline -
ist es eine alte evanescence-scheibe
die du auserkoren
weil die farben am besten harmonieren


auch heute nacht haben wir die philosophie betrieben,
mit der gnadenlosen klarheit der worte
für unsere version der wirklichkeit,
wie einen nagel den du in einen holzbalken treibst
ungeachtet der tatsache,
das da vielleicht etwas haut, fleisch und knochen
dazwischen sein könnten


raus die währingerstraße
und am vorspringen haus
vor der französischen schule neben dir ein schatten
der nicht der deine ist


und auf dieser seite der Wirklichkeit
ist es der schatten der seltsamen alten frau
die du am schottentor überholt hast
und die jetzt 200 meter hinter dir
vom neonlicht eines scheinwerfers
ein scherenschnitt aus der dunkelheit


und dann drehst du dich um
und auf dieser seite der nacht ist da niemand
aber auf der anderer seite der nacht
ist er da
ist er immer da
dein dunkler begleiter


"ich weiß dass du da bist"
und du hoffst dass ihn deine Gelassenheit
fürs erste im zaum hält
und er sich ein kleinwenig wenigstens
ertappt fühlt


"ich weiß das du immer da sein wirst"


und dann geht es weiter
den kleinen und den großen schlaf
unaufhaltsam entgegen
runter zu nussdorferstraße
um dann wieder rauf zur volksoper


und auch diesen weg wirst du niemals mehr gehen
ohne dich zu erinnern
wie schwer er dir mal gefallen
als du dich mit blutender nase
und einem geburstagsgeschenk in der tasche
hochgeschleppt hast


doch heute nacht überwiegt nicht der ärger in hoch zu müssen,
sondern die Dankbarkeit
ihn immer noch gehen zu dürfen








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