Donnerstag, 17. März 2011

sonnenaufgang (15.3.2011)

eine dunkle stadt unter mir
jedes fenster ein stern
der tiefe horizont ein grauer schleier
und das riesenrad eine silhouette

die stadt wirkt aufgeräumt wie eine dorfkirche
links die frauen, die schützend gaiastämmigen klötze der flacktürme und dahinter ein hochhauskomplex, eine einheitliche graue masse die sich im halblicht fast ängstlich zusammendrängt
rechts die männer, die schlanken phaloiden türme der kirchen,
zerbrechlich übermütig, das rathaus und einige schornsteinproleten
spitelau wie der quotenmann,
aber wegen der goldenen kugel dann doch eher wie eine tunte auf der falschen seite
und die kuppeln der museen und st.peter verstreut wie ovos perdidos

der himmel in reinsten pastellblau pigmentfrei
auf titanweisen hintergrund verlaufend
die sonne in glühender lava gemalt
selbst noch unsichtbar
aber verbrennt die wolkenränder
rückstandsfrei

blutrote flimmerfarben gewellt
am nebelmeer als ob dort wasser wär'
das sich noch überlegt ob es ein see oder eine flut ist

dann tritt sie hervor, die sonne
erhebt sich aus dem meer
steht kurz als roter kreis am himmel
brennt sich durch die letzte wolkenschicht
um am himmel zu etwas zu zergleisen
das die augen nicht mehr zu sehen vermögen
etwas das in den ohren rauscht
ich kann das licht hören

gerade so als ob sie einen
kurzen augenblick ihrer kinder gedacht hätte
erst japan im allgemeinen
und jetzt fukushima im besonderen

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