Samstag, 27. Dezember 2014

lichtbringer(#14) / little drama.boy

und all die traditionellen Tätigkeiten
die dir für diese Tage
geblieben sind
oder die du dir genommen hast
laufen geschmeidig ab
als ob die Äußerlichkeiten der Festtage
dein zerrüttetes
Innenleben kompensieren
wollen

das Lichtholen
ist ein Schlendern
die Stadt leer
das Wetter mild

die Sonne heizt durch die Schottengasse
tief und gleißend
und die Menschen im engen Häuserschatten
als ob sie sich ängstlich in ein
Krematorium vorarbeiten.

das entzünden der Laternen
ein routinierter Akt
und der Rückweg
- jetzt Sonne im Rücken -
gelassen und ich verschwende keinen Blick
auf meine Laternen
als ich ich mir des Lichtes sicher wäre
oder es längst verloren hätte

raus mit der Straßenbahn
und ein zynisches Lächeln
ob der Skurrilität, das ICH hier mit dem Friedenslicht
unterwegs bin:
wie wenige Frieden ich wirklich versucht habe
und wie wenige - einzelne - davon geschlossen wurden.
Sicher - in meinem Harmoniebedürfnis
viele Kriege beendet
Waffenstillstände ausgerufen,
Nichtangriffspakte eingefädelt,
Allianzen geschmiedet,
aber zu meist doch eher vergessen
als wirklich vergeben.
Von Zeit zu Zeit
die Versprengten, die Meute oder die Herde
zusammengerufen
auf Leitwolf gemacht
aber wir alle wissen,
ich bin nur ein Rufer
der nicht die Einsamkeit der Wüste
akzeptieren wollte
und der versteht wie viel ein
paar Worte
bewirken
verführen
können.

Aussteigen bei der Kirche
und die Stiegen rauf
und rein durchs offene Portal.

Keine
MENSCHENseele im Gotteshaus,
obwohl die Vorbereitungen für das Krippenspiel
- das Hirtenfeuer mit den Stofftieren -
den Erwartungen der Nacht entgegen atmen.
Um wie viel süßer doch die ungewisse Erwartung
schmecken im vergleich zu den
sicheren Enttäuschungen.

Und dann endlich die Schritte hineinsetzen,
schlurfend stolz
wie ein geschlagener aber lebender Krieger.
Übers Hirtenfeuer steigen
bedächtig
wie ein verlorener Sohn
der längst nicht mehr zur Familie gehört
aber sich dennoch im Hause des Vaters weiß.

Einen Docht entzünden
und einige weitere
- als Backup -
und weiterziehen.

Umweg über meine Eltern
und meine Mutter wird erst heute verstehen,
das ich es nicht nur gebracht
sondern auch geholt hab.

Beim Haustor läuft mir eine kleine Blonde
in die Laternen.
Eine Frau die ich gestern drei mal getroffen hab und die hier wohnt:
"was soll das wohl wieder.
Gott würfelt nicht,
der teufel schon,der weiß worauf er sich verlassen kann!"
Ob sie mich wieder erkennt?
Gestern Schlipps heute Bomberjacke!" 

Und weiter nach Hause
den Weg durch die Einkaufsstraße wählen
die Blicke genießen
selbst die der Spötter
 - keine legt sich mit dem Lichtbringer an!
hin und wieder eine Bitte nach dem Feuer
eine Frage
"ich habe keine Theorien über das Licht!
ich weiß wie man es entzündet,
ich habe Erfahrungen damit wie man es bewahrt oder entfacht,
aber ich weiß nicht wie man es zähmt" 

Und gerade so
als ob die Mächte mich heute
verhöhnen
oder eine Nachricht schicken wollen
oder einfach Pointen lieben
werde ich das Licht
zwei Blocks weiter
dann tatsächlich verlieren.

Was solls.
Der Job ist erledigt.
Das Feuer verteilt.
Die Flammen gestreut.
Die Dochte (Lunten) entzündet.
And who cares for Lucifer?
Der hat sich bis jetzt immer noch
aus dem Schmerz ins Drama
gerettet.
Und wenn ihm das Feuer ausgeht,
wird er sich eben ein paar
herrenlose Worte
abfackeln.

Ich brenne
also bin ich

und eher früher als später
wird uns das licht
so oder so
finden.

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