Freitag, 18. April 2014

osterspaziergang (this is my vietnam)

Osterspaziergang 2014
diesmal am Karfreitag schon
da das Wetter schöner sein soll
und welches Datum wäre
passender für dieses Zielgebiet

man weiß es schon im vorhinein
dass es dort hingeht wo du einst
im grünen Drillich
Soldat gespielt und auch gewesen
doch je näher man kommt
desto krippliger das ganze

St. Margarethen
und von weit schon, wie ein vergessener Weihnachtsstern
die übernachtig abgeschaltete Neon - Beleuchtung des White Star - Landdisko die noch immer steht - erkennbar die selbe Bausubstanz und dennoch voll intakt auch wenn dutzend Generationen inzwischen dort zum Beat bewegt.

Hier jedenfalls hast du deine Unschuld nicht verloren, sentimentales Erinnern an die Blonde (heiss, kalt, abweisend, Obertliga) und die Rothaarige (geschmeidig, interessant aber dann doch so traurig, dass man sich selbst Ihr nicht auch noch antuen wollte). Wir haben nur ein paar Rhythmen und Vibes geteilt, aber die Erinnerung an eure Gesichter - durch das Stroposkoplicht unvergessen eingebrannt - hat mich durch so manche Winternacht gebracht.

Dann der Bahnhof - Post-Milleniales-ÖBB-Standardlayout - und keine Erinnerungen übrig. Wie weit der Weg doch gewesen ist, eine neue Siedlung - mit Ortsschild - wo früher nur einsame Landstraße war. Und dann aber doch ein Schild "Kaserne" und nur das geübte Auge sieht die gut getarnten gelben Warnschilder über dem Flachsfeld und die grünen Panzersperren im Frühlingssatten Unterholz die die Erinnerungen rekonstruieren.

Dann die Zementfabrik - und Perlmoser ist jetzt nur mehr ein Untertitel unter Lafarge.
Die Zementfabrik, riesig in der flachen Landschaft, und nachts beleuchtet wie eine Post.Industrielle Metropole, unser Haltepunkt, unser Orientierung im Winter 88 ob wohl das was wir an den 6 Tagen "zu Hause" nennen, auch noch ein ganzes Stück daneben liegt.

In Mannersdorf gehen die Jungen heute ratschen, schieben ihre Osterratschen lärmend durch den Ort obwohl alle ihre Ohren verstöpselt.
Die Ratschen klingen wie MG-Geknatter und trotz der Sonne kommt es kalt den Rücken.
Wie näher sind mir da doch die heimatlichen "Osterklöppel" (wenn die Glocken in Rom) die nur kurz knallen und verhallen wie eine Doppelsalve. (Und das war mir auch damals näher, denn selbst mit dem MG hab ich Einzelfeuer abgegeben, nicht weil ich mich traute sondern weil ich einfach besser war. Flächenfeuer ist was für "fickrige Schwitzer mir SÜD"*, aber ich - damals schon der Ökonom - hab ordentlich Abschüsse bekommen für mein Blei)

Und dann durch die Wüste, die ich - mit Wolke damals während einem Gewaltmarsch durchmessen - auch hier kein Fetzchen Erinnerung und ob die riesigen Steinbrüche wohl damals schon hier gewesen?

Im Wald ist es friedlich, wir sind alleine - bis auf Fuchs und Gartenzwerg - und die Gedanken schweifen zurück und ist die Tür erst mal offen kommen die Gäste auch ungebeten. Nicht schlimmes - nur der Schuhwaschraum hinter dem Haus, die Schnitzel während des Wachdienstes und die Farbe der Bodenfließen (denn bei meinem Chargen am 6.Jänner, war nach einem Kafka, einem Tennesse Williams, einem Wiener und zwei Playboys immer noch ausreichend Zeit die Fließen zu zählen).

Und dann wieder zurück, im Hier, im Jetzt und die Zementfabrik funktioniert noch immer als Haltepunkt.

Ausklang im Dorfgasthaus und über uns ein LED-Sternehimmel. Auch der Sternenhimmel über Götzendorf war immer klar in diesen kalten Nächten, nur zerfurcht von den Positionslichtern der startenden und landenden Maschinen von Schwechat.

Ich kratze an meiner Narbe (dort wo früher der Portacath drunter war) die wieder juckt, weil ein paar durchtrennte Nervenfasern wieder expandieren. Und dann die Überlegung welche Narben tiefer gehen oder besser vernarbt sind.

Und ob diese alten Dinger überhaupt Narben sind, oder nicht vielleicht doch offenen zerfurchter
Ackerboden in dem du dein nachfolgendes Leben erst angebaut hast.



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* (in etwa): nervös hantierend von aufkommender Panik Gebeutelter Junge mit Samen-Über-Druck

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