Sonntag, 25. Dezember 2011

lucy ver. 3.0 (der gefallene armleuchter)

23. dezember - am tag davor - morgengrauen
meine frau und ich die lektoren in der rorate
(leser in der messe und damit boten)
hebräerbrief
worte von mut und widerstand
von heilung und gnade
von der absage an die vernichtung
von der einberufung der gemeinschaft
und davon das das blut der vergebung
mächtiger ist als das der rache

ein text wie man ihn nur freihändig lesen kann,
kein frommes verschränken der hände
kein sanftes auflegen auf den schriften
würde ihm gerecht werden,
die hände an den seiten hinabhängend
bereit zuzugreifen
beherzt sie dort hinzustrecken
wohin du deine stimme vorausgejagt hast

vormittag -
der letzte rest der büromannschaft
die ein paar stunden totschlägt
und dennoch dabei ein paar große notwendigkeiten erledigt
sentimentale abschiede
und diesmal werden wir endgültig alle bei
unserem vornamen genannt

nachmittag -
der baum steht - stabil zwar
aber - ein mirakulum -
in mehreren richtungen schief als dieses universum
raumdimensionen hat

nachts -
nochmals die mistkübel gelehrt und am christbaummarkt
verabschieden sich die verkäufer für dieses jahr
ein letzte zigarette an der schwelle zwischen distanz und vertrautheit, das lachen müde aber nicht falsch
"seid's brav und stö'ts nix aun, jedenfalls nix wos i net ah tua tät"
(der spruch könnte von mir sein)

vierundszwanzigster
ein guter anfang - gut im zeitplan
und vormittags schon unterwegs mit den laternen
das friedenslicht holen.
in der stadt überwiegend frauen und kinder
(die sterne in position zu bringen scheint der männer job zu sein)
die menschen sind fröhlich - und auf eine stille art ausgelassen und überbordend
eine mutter und ihre tochter eingehängt - sie wissen sie sind schön, sie sind attraktiv, aber sie wissen es nicht so sehr wie ich, den auch ihr make-up ist etwas überbordend

vor der schottenkirche will dann die kerze
noch nicht so recht, und ein paar jugendliche spantanlichtträger fangen schneller feuer als ich

den bekannten weg zurück zur kirche
die luftturbulenzen überwinden
und die große vorsicht ganz zum schluss
wie oft sind wir auf den letzten metern gescheitert

diesmal lautstark begrüßt
als ich durch das poratl eintrete
(man begrüß die nachricht nicht den boten)
im kirchenraum ein augenscheinliches chaos
die kakaphonie einer großstadt
weil in betlehmn ist volkszählung
beamte, hirte, wirten und jede menge engel
die aufgeregt
ihrem großen moment am nachmittag
entgegenproben

in den kurzen momenten in der straßenbahn
zur untätigkeit gezwungen
und nicht runterbremsen können und wollen
und sich in conspirativ-spirituellen mutmaßungen ergehend


mittags für ein gläschen sekt auf der homewarmingparty
und dort eine die angela heißt -
und auch wenn sie lexandra heißt - wie meine tochter behauptet
ist der verhörer eine passende synchronizität


nachmittags - stellprobe der holzkrippe
unter unserem baum.
das arrangieren statischer figuren hat mit immer schon spaß gemacht, seit ich die figuren aus dem linde-kaffe gekrazt hab.
der stern will heuer nicht halten und fällt am vorabend vor 2012 immer wieder runter.
mein favorit ist der esel, geschwungen aufgestellt ohren, wie ein beflügtelter kopf, die auf eine geistige mobilität und ungestümheit hinweißen, ein esel der zu mehr geschaffen ist, ein friedliebendes wesen mit dem herz eines schlachtrosses.
und während ich maria ein kleines geheimnis in sein ohr flüstern lasse, entsteht ein plot für eine weihnachtsgeschichte (die erst noch geschrieben werden muss)

spätnachts
krippenspiel und mein sohn lukas (endlich)
in der rolle des gleichnamigen evangelisten
zumeist im dunklen,
die stimme aus dem off
der chronist
der geschichtenerzähler

......

und sehr viel später an diesem
schönen harmonischen tag
werden wir die gleichen worte
in der christmette
seinen verschmitzten lippen
ablesen können.

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