Donnerstag, 14. Mai 2015

zen (waldviertelstyle)

ich sitze im kühlen Gras
am Ufer
und die Thaya fließt gemächlich vorbei
also ob sie -
bevor sich das Weltall wieder zusammenzieht -
nirgends mehr hin will.

Das Wetter hat diesen Tag gehalten
und dramatische Wolkenformationen
holländischer Landschaftsmaler ziehen über den Himmel
und Gottes großer Diaprojektor
heizt seine Strahlen durch die Lücken
als ob uns heute noch die Außerirdischen
abholen wollen.

In wenigen Minuten
den Tag Revue passieren lassen
- ein Leben bilanzieren -
während zwei Zugvögel
in enger Formation den alten Turm der Raabser Burg umkreisen
und sich noch nicht entschieden haben
wollen sie Falke, Sturm oder nur ein großer Gesang sein.

Für einen Augenblick Ruhe gefunden,
die Erhabenheit einer Schmeißfliege auf der Hand genießen
und eine Ameise bemerken die meinen Rücken hochklettert.
Festzustellen - nicht mit dem Wissen des Kartografen sondern mit dem eines Weltenbauers -
dass sie Salzstraße hoch kommt,
den gleichen Weg den meine Schweißtropfen in der Sauna vorhin
nach unten genommen haben,
als sie - der gnadenlosen Schwerkraft folgend -
in ihrem langen Fall ihre Substanz verloren.

Beim rauf gehen ins Zimmer,
den Bademantel vom Hacken nehmen
und ihn halb hinter sich herziehen
wie ein blutdurchtränktes Cape,
und die Stufen hochsteigen
wie ein müder - aber unverletzter - Torero,
der das Abschlachten noch vor sich weiß.

und die Traurigkeit der ungeschriebenen Worte
bis du es endlich an eine Tastatur schaffst...


Freitag, 8. Mai 2015

unnachgiebig

und sollte das Schicksal
sich entscheiden
- nicht dass es das schon getan hätte
aber es hat durchaus schon Andeutungen gezeigt -
wenn es sich also entscheiden sollte
mir die Beine abzuhacken,
das Kreuz zu brechen
und - die Arme am Rücken gebunden -
mit seinen dreckigen Stiefeln meinen Kopf
- Gesicht nach unten -
in eine tiefe morastige Lacke zu drücken,
dann werd ich mir
- verdammt noch mal -
eben
Kiemen wachsen lassen.

rein aus Prinzip

Sonntag, 12. April 2015

Augenstern

und dann gibts da dieses Wort "Augenstern"
und Sterne sind es allemal,
die sich in diesen Augen spiegeln,
tausende Sonnen wenn es hochkommt,
aber das wirklich mächtige
ist dieser alte dunkle Stern
hinter all den hellen leuchtenden Sonnen.
du denkst es ist nur schwarzer Hintergrund,
schwarzes Nichts als Bühne für die weißen kleinen Punkte
aber in Wirklichkeit ist das da hinten

ein Supermassives Schwarzes Loch

wenn du dich dieser Anziehungskraft erst mal ausgesetzt hast
dann gibt es kein Entkommen mehr
und auch wenn alles vor dir ein dunkler tiefer Abgrund erscheint
du gehst mit alle dem Licht da runter

und die Zeit steht still

man sagt die Augen seien das Fenster zur Seele
Einstein-Rosen-Brücken quasi
Wege in andere fremde Welten
die dennoch zu Anbeginn der Zeiten
in einem einzigen vertrauten Punkt verreint waren

aber jetzt haben wir die Metaphern
engültig hinter uns gelassen

Sonntag, 22. März 2015

ikarus/lucyfer

auf halben Weg nach unten
(aus der Sicht von ikarus)
hat ihn Lucyfer
dann doch noch eingeholt

der Überraschtere war sicher Lucyfer
hier einen anzutreffen
den man ja für seinesgleichen halten könnte

ob sie sich begrüßt haben?

konnte Ikarus ihn überhaupt sehen?
oder hatte ihm die Sonne
nicht nur das Flügelwachs und die Augenbrauen
sondern auch die Augenhöhlen
verbrannt?

spürte er ihn vielleicht nur als weitere
Wärmequelle im tosenden Fallwind
streckte er vielleicht seine Hand aus?
oder war er bedacht seine Flammen zu schützen
auf seinem weiten Weg nach unten?

Hatte Lucyfer überhaupt ein Hand frei,
weil sein Licht längst erloschen war?
oder war der Lichträger inzwischen selbst zur Fackel geworden?
hatte er sich selber dazu gemacht,
weil er nichts anderes brennbares mehr hatte?
oder weil er beim Wiedereintritt in die Realität
schlichtweg verglüht ist?

Lucyfer war einen langen Weh gekommen
und nur Ikarus wusste
- er war den Weg ja auch schon rauf gekommen -
das es nicht mehr weit ist.

die Hoffnung plötzlich verdoppelt
dass es vielleicht wenigstens einer von Ihnen
mitsam den Licht
bis runter schaffen würde.

beide so neu
so unerfahren
so überwältigt
im freien Fall.

aber die Gewissheit,
das keiner alleine fällt.



Donnerstag, 12. März 2015

schatten der vergangenheit / (out of the shadows)

....und egal
was aus dir dann doch noch geworden ist,
wer du geworden bist,
welche namen und rollen du angenommen
und ausgefüllt hast,
sie verfolgen dich

...und egal,
wie sehr du dich abgewendet hast,
von dem dass du einst gewesen bist,
wie sehr du all das verleugnet
bereut
ausgelöscht
oder wieder gut gemacht hast
sie holen dich ein.

....und egal,
wie schnell du gelaufen bist
wie weit du gelaufen bist
welche deiner eigenen grenzen und mauern
du dafür durchbrochen hast,
sie werden dich kriegen,
und wenn nicht heute nacht
dann irgendwann.

die schatten der vergangenheit sie reichen weit
und gehen - wie ein guter fluch -
von einer generation auf die nächste weiter
sicher:
die boshaftigkeit ein wenig verwässert,
die quellen und anlässe verwaschen,
die bedeutung ausgebleicht
aber schatten bleiben schatten
und kommen immer aus diesen höllen
in die ich euch selbst noch heute wünsche
die ihr sie in die welt geworfen habt.

kinder und jugendliche
sind der sonne viel näher
deswegen werfen sie so lange schatten -
und deswegen ist es unmöglich ihnen zu entkommen -
ist eine simple frage der winkelgeschwindigkeit.

und im kern ist dieser schatten
feststofflich
körnig klebrig fett
wie asche
zeug das du niemals als der kleidung
aus den poren
aus den augen
kriegst

...jetzt sei nicht so,
und lach darüber,
das tun wir doch auch inzwischen
(das haben alle immer getan)
das war die gute alte zeit...

(und jetzt seid ihr hier bei mir
deshalb vergesst nicht
ICH bin in diesem schatten groß geworden,
früher war das mein problem,
jetzt ist es das EURE)

[die großen guten Helden kommen immer aus dem nichts]



Montag, 16. Februar 2015

Sorbas the Crack

du bist nicht hergekommen
um alleine zu tanzen
aber es wäre nicht das erste mal
dass du genau das tust
- manchmal sogar strandsand unter den füßen -
aber heute ist der raum voll
also wirst du vielleicht alleine
aber nicht einsam tanzen
denn herinnen ist
kein mädchen
dein mädchen
und wir wollen
die musik ja nicht kalt werden
lassen.

es krachen lassen
dich in die vibes werfen
auf die harmonien legen
in den beat takten
und dich bewegen
ohne zu überlegen
wie es aussieht

moves
als ob es deine letzten wären
oder sie dich retten könnten
es ausbrennen
verheizen
ausbluten
abschütteln
in den boden treten

fliegen
und wenn du der schwerkraft schon nicht entkommen kannst
so wenigstens mit der trägheit arbeiten

oder doch nur
ein freudenfeuer?
wikingerbegräbnis?


die tracklist
wie ein böser
aber wirklich guter scherz
in zufallsgenerierter reihenfolge
nur ich weiß wer wirklich
an den turntables steht

doch es ist heute keine verhöhnung
sondern eher ein subtiles statement
um zu zeigen
er/es/sie
sehen mir zu
weil ein mehr an eingriff wäre
den er sich nicht erlauben darf
und ich es ihm nicht gestatten würde

schweißgebadet
unterm stroposkoplicht
und die aufgerissenen augen ins blitzen halten
bis du blind bist
und die nachbilder
senhsüchtig
direkt aus der erinnerung kommen






Samstag, 10. Januar 2015

Besessenheit

Du kannst es ruhig herabstufen
sagen dass es nicht Liebe, Leidenschaft oder Erfüllung
sondern nur
Zuneigung, Trieb und Glück ist.
Oder es noch weiter runter machen oder leugnen
oder vernünftige Argumente dagegen bringen.

Aber es wird immer Besessenheit bleiben.
Deine Obsession.

Bedenke wo du gestern gestanden bist - oder vor 5 Minuten.
Und bedenke wo du jetzt stehst.

Und bedenke wie viel dazwischen liegt.
Und wie viel weiter du gekommen bist.

Und bist du jetzt zufrieden wo du stehst - oder willst du ......noch...... weiter?

Sieht du ?

wild hearts

gäste auf der feier
und zusammentreffen mit menschen
mit denen du eine zeit lang viel geteilt hast
einen tisch, ein lineal, so manche angst
so manchen spaß
das leben eben

wir sind hier
wir sind heute
und diese gegenwart hat keine sentimentalitäten
weil die erreignisse zwar vergangen
aber das was in ihren kern war
nicht zu ende
ist

sicherlich
es ist nicht das selbe wie damals
ist verändert, gewachsen, mutiert
reifer und süßer
besser und konzentrierter geworden
weil ja auch wir nicht mehr die selben sind,
und das mädchen das ich mal geliebt habe
genausowenig existiert wie der, der ich mal gewesen sein soll.

wir brauchen uns nicht mehr täglich sehen
machen heute dort weiter
wo wir das letzte mal nicht aufgehört
sondern nur unterbrochen
haben

asymptoten können sich immer
noch mehr
annähern
(obwohl sie sich nie
schneiden würden)

gesprächsthemen
die wie eine lawine in die tiefen donnern
und dennoch keinen grund
erreichen werden
offenes herz
blanke nerven
am puls

metapherndreschen
als ob wir dann einzelnes unbedingt bereden müssen
aber zur sicherheit doch nicht benennen wollen
weil manche wahrheiten nur codiert
an die oberfläche dürfen
oder das drama sonst nicht stylisch genug wäre.

wir sind nicht alleine
sind es nie gewesen
menschen tauchen durch unsere sphären
als ob sie immer schon hiergewesen
und während ich so manches noch denke
sprechen sie es schon aus.

die zeit hat es eilig
in nächten wie diesen
und das so viele ungesagte
wird sich gedulden müssen
bis zum nächsten mal

gekonnte abschiede
und kurznachrichten
werden wir uns noch nachsenden
so wie wir früher uns des öfteren noch umgedreht
nach dem verabschiedungen an den straßenecken

heimweg
ein gesicht
eine nummer
menschen

so viel zwischen uns
und jedem brückengeländer.

Samstag, 27. Dezember 2014

lichtbringer(#14) / little drama.boy

und all die traditionellen Tätigkeiten
die dir für diese Tage
geblieben sind
oder die du dir genommen hast
laufen geschmeidig ab
als ob die Äußerlichkeiten der Festtage
dein zerrüttetes
Innenleben kompensieren
wollen

das Lichtholen
ist ein Schlendern
die Stadt leer
das Wetter mild

die Sonne heizt durch die Schottengasse
tief und gleißend
und die Menschen im engen Häuserschatten
als ob sie sich ängstlich in ein
Krematorium vorarbeiten.

das entzünden der Laternen
ein routinierter Akt
und der Rückweg
- jetzt Sonne im Rücken -
gelassen und ich verschwende keinen Blick
auf meine Laternen
als ich ich mir des Lichtes sicher wäre
oder es längst verloren hätte

raus mit der Straßenbahn
und ein zynisches Lächeln
ob der Skurrilität, das ICH hier mit dem Friedenslicht
unterwegs bin:
wie wenige Frieden ich wirklich versucht habe
und wie wenige - einzelne - davon geschlossen wurden.
Sicher - in meinem Harmoniebedürfnis
viele Kriege beendet
Waffenstillstände ausgerufen,
Nichtangriffspakte eingefädelt,
Allianzen geschmiedet,
aber zu meist doch eher vergessen
als wirklich vergeben.
Von Zeit zu Zeit
die Versprengten, die Meute oder die Herde
zusammengerufen
auf Leitwolf gemacht
aber wir alle wissen,
ich bin nur ein Rufer
der nicht die Einsamkeit der Wüste
akzeptieren wollte
und der versteht wie viel ein
paar Worte
bewirken
verführen
können.

Aussteigen bei der Kirche
und die Stiegen rauf
und rein durchs offene Portal.

Keine
MENSCHENseele im Gotteshaus,
obwohl die Vorbereitungen für das Krippenspiel
- das Hirtenfeuer mit den Stofftieren -
den Erwartungen der Nacht entgegen atmen.
Um wie viel süßer doch die ungewisse Erwartung
schmecken im vergleich zu den
sicheren Enttäuschungen.

Und dann endlich die Schritte hineinsetzen,
schlurfend stolz
wie ein geschlagener aber lebender Krieger.
Übers Hirtenfeuer steigen
bedächtig
wie ein verlorener Sohn
der längst nicht mehr zur Familie gehört
aber sich dennoch im Hause des Vaters weiß.

Einen Docht entzünden
und einige weitere
- als Backup -
und weiterziehen.

Umweg über meine Eltern
und meine Mutter wird erst heute verstehen,
das ich es nicht nur gebracht
sondern auch geholt hab.

Beim Haustor läuft mir eine kleine Blonde
in die Laternen.
Eine Frau die ich gestern drei mal getroffen hab und die hier wohnt:
"was soll das wohl wieder.
Gott würfelt nicht,
der teufel schon,der weiß worauf er sich verlassen kann!"
Ob sie mich wieder erkennt?
Gestern Schlipps heute Bomberjacke!" 

Und weiter nach Hause
den Weg durch die Einkaufsstraße wählen
die Blicke genießen
selbst die der Spötter
 - keine legt sich mit dem Lichtbringer an!
hin und wieder eine Bitte nach dem Feuer
eine Frage
"ich habe keine Theorien über das Licht!
ich weiß wie man es entzündet,
ich habe Erfahrungen damit wie man es bewahrt oder entfacht,
aber ich weiß nicht wie man es zähmt" 

Und gerade so
als ob die Mächte mich heute
verhöhnen
oder eine Nachricht schicken wollen
oder einfach Pointen lieben
werde ich das Licht
zwei Blocks weiter
dann tatsächlich verlieren.

Was solls.
Der Job ist erledigt.
Das Feuer verteilt.
Die Flammen gestreut.
Die Dochte (Lunten) entzündet.
And who cares for Lucifer?
Der hat sich bis jetzt immer noch
aus dem Schmerz ins Drama
gerettet.
Und wenn ihm das Feuer ausgeht,
wird er sich eben ein paar
herrenlose Worte
abfackeln.

Ich brenne
also bin ich

und eher früher als später
wird uns das licht
so oder so
finden.

Sonntag, 21. Dezember 2014

J.J-Dialogs (antoniusapokryphen)

Jesus: 10 hab ich geheilt und nur einer ist zurückgekommen um sich zu bedanken????

Judas: Und ? Das bedeutet 9 hatten jemand anderen um ihre Freude zu teilen - das ist 'ne verdammt gute Quote!

Donnerstag, 18. Dezember 2014

blutacker/ feld der träume

das herz eines mannes ist ein steiniger acker
(stephen king)

und hast du wirklich geglaubt
dass sich deine größe darin ermisst
wie weit du in einer nacht laufen kannst?

das mag nicht unwichtig sein
aber das sind die dinge die dir gegeben sind
die nacht
die zeit
der weg
und die mit denen du das alles teilst
denn sind wir uns ehrlich
du magst zwar weit gekommen sein
aber du bist keinen dieser wege
alleine gegangen

nein,
sowas wie größe,
ermisst sich daran wie viel
schmerz
sehnsucht
erwartungen
hoffnungen
und träume
du in einer nacht
(und meistens ist es weniger als eine nacht)
auf diesem acker verscharren kannst
um nachher noch
aufrecht und ehrlich
denen die noch da sind
in die augen sehen zu können

und selbst wenn du ganz alleine bist
- was selten vorkommt -
wird sich wo eine lacke finden
in der du - wenn du den schlick beseite schiebst -
jemanden finden wirst
dem du in die augen zu sehen hast

steh gerade bauernkind!
auch wenn wir die erde umwühlen
taugen wir nicht zum totengräber

wie oft wurde hier schon eine liebe verscharrt
damit freundschaft daraus wächst

wir wissen, dass das geht

ist ja schließlich
mit herzblut
gedüngt.


dark dreams

eigenartige nächte
in denen dunkle träume
aus unbekannten
ungekannten
tiefen aufsteigen
wie methangaswolken
von einem unbekannten meeresgrund
(dort unten muss land sein!)
an die oberfläche treiben
um zwischen deinen schiffen
wie schwarze rosen
zu erblühen

und dann die entscheidung
- nicht zum erste mal
- aber jedes mal schwerer
ob du runter gehst
und wenn ja
wen du mitnehmen sollst

oder ob du segel setzt
und dich davonmachst um alles hinter dir zu lassen

oder
ob du vorher noch
die ganze see hochjagst
um wenigstens die sirenengesänge
in deinem kopf
zu ersticken

Samstag, 13. Dezember 2014

strange december/laughter lines

und die ordnungrufe
deiner verärgerten engel
- oder die die deren job erledigen -
haben dich doch erreicht
und deine schritte
- und gedanken -
- nicht auf sichere -
aber auf kontrolliertere
richtungen gelenkt

ist ein ein spiel?
ist es kein spiel?
wirst du spielen?
wird mit dir gespielt?

der abendliche himmel
glüht in roten farben
als ob der alle wunden ausbrennen möchte
aber dann doch nur die sehnsüchte
anheizt

im spittelberg.gewühle
zwei augen und ein gesicht
ein blick - the look
- ich hab den frauen immer nachgeschaut -
ein zögern
aber sie spricht mich an

"...von irgendwo?"
"...töchter im gleichen kindergarten?"
(und falls sie es nicht ist - lade ich sie auf einen punsch ein um es rauszufinden)
und sie ist es

smalltalk, parameter austauschen
ein lachen genießen
töchter aus dem haus
sentimentale einsamkeit
und nach dem mann
frage ich nicht
(obwohl es zu verlockend wäre)

die zeit war gnädiger mit ihren gesicht
während sie bei mir auf rasenmähermann
und metzgerfüssel gemacht hat
waren die zeit bei ihr wie ein graveur
der sich mit feiner hand entschlossen hat
ein paar linien etwas stärker zu akzentuieren
linien die nur wenige sehen können
und die die es tun,
nun - sie werden sie nur interessanter machen

ein letzter gruß
ein letztes lachen
und ihr ring der in meine finger schneidet

die stadt durchmessen
als ob sie deine wäre
(dein museum wäre)
orte wo ich mit ihnen war
eindrücke aufsaugen
- nicht um die gefühle -
aber um die sorgen zu ersäufen
wie einen wurf missgestalterter katzen

am weg weiter in die nacht
und einem fernen abenteuer entgegen
zwischenstation bei einem mäcki
und ich in meinen schwarzen anzug
als ob ich "bond" neu interpretieren müsste
den singel burger wie einen drink ohne eis ("plain!") bestellen
- zum ersten mal seit wochen richtigen hunger haben -
und noch ein lächeln verschenken
als ob ich damit prassen könnte

.....

und bis der schlaf kommen wird
bis dahin wird an diesem tag
der zufall noch eine ganze latte an synchronizitäten
aus der realität schneiden und sie vor mich
kommentarlos hinstellen wie riesige sandsteinblöcke -
- lass sie liegen, schnitz was draus oder fahr dagegen

Mittwoch, 26. November 2014

kartenhaus

in the wee small hours after the night...
(ich weiss dass der song heißt
"in the wee small hours of the morning"
aber wir reden hier vom ende der nacht
und das ist viel zeit
- oder ein langer weg -
bis zum morgen)
in dieser zeit also
wenn du dein bewußtsein hochfährst
und nach den ersten orientierungsalgorithmen
bin ich ? - check
wer bin ich ? - check
wo bin ich ? - check
du endlich zur hauptfrage durchstößt
wann bin ich ?
kommts oft vor dass die möglichen erreignisse
des bevorstehenden tages
sich über dir häufen wie ein filigran aufgebautes kartenhaus
das beim ersten gedanken
zusammenstürzt
und dich unter sich begräbt.


aber noch ist es nur ein kartenhaus
die möglichkeiten lasten noch nicht auf deinen schultern
sondern nur auf deinen
hoffnungen und
ängsten


längst hältst du schon die karten in der Hand
- zufall hat gemischt
- schicksal hat gegeben
(beide sind so sehr jeder sich auch anstrengt
fantasielose unfähige betrüger)
aber dein blatt kennst du noch nicht.


erst später an dem tag
wenn die einsätze in die tischmitte rücken
die gebote erhöht worden sind
und die ansagen gemacht wurden
wird sich zeigen was dein blatt taugt.


die einsätze immer höher als du es verantworten willst,
mehr spieler am tisch als du weißt
kein ass im ärmel,
und kein joker


aber:
immer ausreichend damen im spiel









Montag, 24. November 2014

religionskrise

nachdem das alte derby
nach der zigsten verlängerung
ein weiters mal
unentscheiden geendet hatte
drohte ein weiteres
der endlosen nachspiele.


dies konnte allerdings
nicht stattfinden
da die beiden teamkapitäne
das Stadion verlassen haben
und auf ein Bier
gegangen sind.


und schon während des
ersten Krügels
gaben beide unisono zu,
dass sie in Wirklichkeit
miserable
Fußballspieler
sind...

Donnerstag, 20. November 2014

apokalyptika

die Musik der letzten Tage -
- Bastille, die hymnenden Nachtpoeten -
funktioniert heute nicht mehr
weil ein paar unklare Interaktionen
allen Harmonien zerstört
oder wenigstens durcheinandergerüttelt
haben

deshalb harmonieren sie nicht mehr
zu deinem aufgewühlten Gedankenfetzen
die sich zwar in logische Kontexte fassen
aber nicht mehr benennen lassen
weil kein existierendes Wort
passend wäre
und selbst die allerbeste
Notlösung würde mehr kaputt machen
als nützen

deshalb dürfen heute apokalyptika
spielen, die wortlosen
finnischen Streicher
und bei ihnen sind die
endlose Schönheit
der elegisch genossene Schmerz
und das reinigende Inferno
sich so nahe wie sonst
nur in deinem Kopf

(gods bless you boys)




Sonntag, 16. November 2014

kriegsvorbereitungen

der Slogan für ein neues Computerspiel
(in a war not everyone is a soldier)
hängt wie ein Motto
über dem Tag

im Garten die
letzte Vorbereitungen vor dem Winter
und du weißt diesmal
stehst du auf der falschen Seite
der kommenden Belagerung

auf wackeligen Leitern
hängst du oben in den Himbeeren
(oder sind es Brombeeren)
und schneidest die verdorrten Ranken
grüne Beeren die es nicht mal ins Rote
und schon gar nichts ins Blaue geschafft haben
auch tote Dornen stechen

sich den Hoody vom Kopf schieben
um besser sehen zu können
selbst dir die Stacheln vielleicht die Wangen zerschneiden
und später wenn du in deiner dicken Jacke endgültig
gefangen wie im Stacheldraht
sich vorsichtig losschneiden

das Herz ein Kriegers ist zweifellos
von Vorteil auch wenn es darum geht
tatenlos auszuharren
und die Nerven zu bewahren.

Essigbäume schneiden
als ob wir freies Schussfeld benötigen
nachdem das gefallene Laub und vor der feindlichen Luftaufklärung
(und dem Regen) nicht mehr schützt

Laub rechnen
und die Haufen der Toten blätter
ins Massengrab am Kompost
befördern bevor die eigentliche
Kampfhandlungen beginnen.

Krähen umkreisen den Kirchturm
und versuchen wie bewegungslose Lastensegler
in den Sturmböen zu landen
werfen sich in den Wind
treiben Regungslos
und schlagen - als es ihnen nicht gelingt -
doch verärgert die Flügel
um sich grölend auf den Zinnen
niederzulassen.

ihr mögt die Kraft
und die Brutaliät haben
aber ihr habt die Schönheit nicht
und deshalb werden wir nicht weichen.

Dabei seid ihr nur die Vorhut
und euer verkommener Tross ist erst im Anmarsch.

Donnerstag, 13. November 2014

priester des augenblicks (aus den antonius apokryphen)

und man hat auch gesagt
seid treu
seid standhaft
seid beständig
seid geduldig
seid demütig
harrt aus

ich aber sage euch
nichts hat bestand
wenig verdient treue
und noch weniger ist eurer
geduld wert

man hat euch gesagt
seid wie die lilien auf den feld
aber bedenkt, die lilien
haben nur diesen einen sommer

und man hat euch gesagt
seid das salz der erde
aber welchen wert hat das salz
wenn es nichts zu würzen gibt
und ehrlich -
habt ihr gesehen was auf den salzfeldern
wächst?

ich aber sage euch
seid priester des augenblickes
denn vielleicht habt ihr nur diesen augenblick

wünscht ihn herbei
lasst ihn zu
zelebriert ihn
ja und - verdammt noch mal -
genießt ihn
als ob es eurer letzter ist

ehrt ihn
denn ihr wisst nicht welchen preis ihr dafür zu zahlen habt
und welchen preis ihr den anderen
dadurch aufzwingt

lasst ihn nicht ungenützt vorbeigehen
versteckt euch nicht hinter eurer demut
euren zorn
eurem stolz

nehmt was es zu kriegen gibt
erntet was ihr nicht gesät habt
denn die ernte ist reichlich
aber der bauern sind es nie genug
sie einzubringen

versteckt euch nicht hinter eurer höflichkeit
sagt was gesagt werden muss
nicht weil ihr es nicht mehr zurückhalten könnt
so weil ihr es aufhalten müsst

versteckt euch nicht hinter eurer einsamkeit
und eurer schwäche -
seht euch an
ihr seid LEGIONEN!!!

lasst euch nicht durch den alltag lähmen
ihr die ihr einst jäger wart
gedenkt der momente die ihr euch erkämpft hat
die ihr gesammelt habt
lasst nicht zu man euch zu
vergessenen totengräbern
eurer selbst macht

ERINNERT euch!!!

das lachen eines kindes
ein schrei in schmerz
ein glühender mensch am strand
eine frau die ihr haar öffnet
die intensität mit der ein hungriger ein stück brot isst
der moment in dem eine stimme kippt
die flugbahn eines vogels
ein duft in der dunkelheit
ein kuss im regen

erinnert euch der magie
denn ihr habt sie gemacht
und noch immer
seid ihr dazu fähig

seid priester des augenblickes
egal wer eure götter sein mögen
ob ihr zum zufall betet
oder zum schicksal
egal ob ihr dem großen plan dient
oder der harmonie
oder nur versucht das chaos hintanzuhalten

seid priester des augenblicks
nutzt eure talente
nutzt eure zeit
denn ihr habt zu wenig davon
diese welt ist euch gegeben
und diese zeit ist euch gegeben

macht was daraus!



ice.runner

natürlich ist da das eis
auch wenn du die meiste zeit dahinläufst
dicker fester schnee unter den stiefeln


und egal ob du es suchts oder fürchtest
(manchmal ist es das selbe)
früher oder später findest du es
- oder es findet dich


doch du läufst weiter
- noch immer dämpft der schnee deine schritte -
und irgendwann ist aber der untergrund unter dem schnee
härter als es erde oder fels
je sein könnte


und dann bist du am eis
es lässt sich nicht mehr leugnen
es ist hart
es ist fest
glasklar gefrohren bis auf den grund
blätter vom letzten sommer
und treibholz vom letzten leben
konserviert im erstarrten schlick deiner Erinnerungen
die feste basis unter deinen füßen


aber spiegelglatte oberfläche die die wanken lässt
aber man gewöhnt sich leicht daran
die schritte langgezogen
das gleichgewicht leichtfüßiger
die bewegungen rythmischer
du kommst erstaunlich gut voran
nur das bremsen wird problematisch
- sowohl das können
als auch das wollen


und noch weiter draußen
die feststellung dass sich dein körper nicht allein bewegt
und das auf jeden fall das eis
(wenn nicht noch mehr)
unter deinem fortschreiten mitschwingt
entweder im rythmus deiner schritte
oder im schlagen deines herzens


oder noch weiter draußen
(oder ist es drinnen)
inzwischen ist es nacht geworden
und nur der boden zu deinen füßen strahlt noch
merkst du das das eis dünn geworden ist


ein knacken zu deinen füßen
das wie eine zerfetzte stahltrosse
durch die nacht peitscht
und die letzte linie ist bei der du umkehren kannst
oder glaubst es zu können
oder zu wollen
oder zu dürfen
oder zu müssen


und egal welche entscheidung du triffst
jede seite der linie hat ihren preis
und oft musst du beide
bezahlen


und hinter den dicken sprüngen
den linien im eis
(oder in deinem kopf)
falls du weitergelaufen bist
zu spät umgekehrt
oder dich verlaufen hast
ist es immer anders


manchmal sind es es wasserlachen
durch die du flitzend läufst
und irgendwann noch weiter draußen
wirst du dich unter die oberfläche schleichen
um heimlich still und leise
eintauchen


oder es bricht und du stürzt in die tiefe
und egal ob es dich überrascht oder du es gesucht hast
es sind immer die eisschollen die dich verletzten


denn dort wo das eis am dünnsten ist
ist das wasser am wärmsten


und was immer unter dem eis ist
der gedanke daran wird uns
an den tagen erschrecken
und in den nächten wärmen


(wir kommen aus dem wasser
wir erinnern uns daran
wie es ist
dort unten zu atmen)

Mittwoch, 22. Oktober 2014

with or without you (flashback)

wie viel geht an einem tag?
und obwohl die frage hier schon gestellt wurde
wird sie ein weiteres mal in einem irischen Pub beantwortet.

der Körper
das Fleisch
schon müde und schwach
von dem viel zu frühen Morgen
doch der geist
noch aufgeweckt
 und willig
aufgeheizt von den Eindrücken
der fremden Stadt.

früh morgens der Flug
und hineingekippt
in eine kleine überfüllte Stadt
die hektisch versucht
ihre Arbeitswoche zu Ende zu bringen
um eben so schnell ins Wochenende zu stürzen.

zum Auftakt
Standardprogramm für die Touristen
und dennoch sind wir aufgekratzt
weil die Stadt pulsiert
und wir mit ihr
in eigenartig enger
Symbiose
die manche Grenzen
nicht mehr kennt

Busse
Grachten
Stadtpalais
ein schnelle Mittagessen
und dann weiterdriften

und irgendwann
- slomo nach dem schnellvorlauf -
im Museum gestrandet
wie sonnengebleichtes Treibholz.

Van Gogh Bilderwelten
und die Farben (s/d)einer gehetzten Seele
treffen auf keinen nennenswerten
Widerstand als du dich ihnen
- unvorsichtigerweise -
gegenüberstellst.

ist "beeindruckt"
ein adäquates Wort
oder wäre
"zerstört" besser?

ein kurzes Atemholen
dann geht es weiter
die Gruppe kleiner
das pochen lauter
der puls schneller

Impact im grünen Neonlicht
das Universum zu einem
Mikrokosmos geschrumpft
soviel kleiner
soviel weniger
aber soviel
konzentrierter

Zwischenstationen
und mehrere Etappen später
der Irische Pub.

Das Jacken aufhängen ist wie
ein Lager aufschlagen
auch wenn wir noch so viel weiter kommen werden
wird es nirgendwo anders
mehr hingehen

die Band spielt Traditionals
und das "Sir" des Barkeepers
ist ebenso gepflegt wie sein Bier.

und später
nur zwei drei Stunden
aber Milliarden Gedanken nachher
nachdem einzelne Emotionen explodiert
Seelen implodiert und
Menschen dadurch konvergiert
die Schlussrunde

und der Sänger stimmt den letzten Song an

                through the storm we reach the shore

und die meisten gehen in sich
geschlossene Augen

                you give it all
                but i want more


sanftes Wiegen in den Hüften
getippte Takte
 
              i can't live

still mit summend
Lippen die tonlose Texte sprechen

           with or without you

und offen bleibt wen wir damit meinen.

die die hier sind ?
oder die die zu hause sind ?
oder schlichtweg Gott ?

und ob das alles nicht vielleicht das selbe ist


Montag, 6. Oktober 2014

frachterpiloten

...doch tief in unserem Herzen,
sind wir Frachterpiloten geblieben,
geworden,
oder immer schon gewesen.


Klar, wir haben die anderen Dinger auch geflogen
die schlanken schnittigen Eroberungsjäger
oder die Armageddon-Bomber,
die sich niemals umwenden,
weil sie wissen dass sie nur
Zerstörung hinterlassen.


Und auch so manchen Wachposten
haben wir besetzt
gewacht
bewacht
gewartet
Ausschau gehalten
aber die Frachter sind dann doch eher die unseren.


Groß und etwas schwerfällig
offensichtlich in die Jahre gekommen
mit Maschinen die schrullig brummen
immer überladen
aber ein Plätzchen werden wir für dich schon finden.


Unser Timing selten perfekt
unsere Verlässlichkeit ein Krankheit und
auch wenn unsere permanente Grantelei das Lob dann doch hintanhält
sind wir wie Brieftauben,
manchmal zu spät,
manchmal zu viel verloren,
manchmal ramponiert
aber irgendwie haben wir es bis jetzt immer heimgeschafft.


Und dennoch sind wir den Abenteuern
nicht ungeneigt
aber wir sind was wir sind
auch wenn unsere Masse genügt
ausreichend Deckung zu geben
oder eine Blockade zu brechen,
und wenn's sein muss, lassen wir uns in Stücke schießen
nur um ein Lächeln auf eure Lippen zu zaubern.


Und wir wissen um die Gefährlichkeit
unserer Präsenz im dunklen Äther,
die falschen Hoffnungen die ihr in unseren
gesichtslosen Stimmen projiziert
und um unser lauschendes Schweigen
das eure dunklen Gefühle
ansaugt.


Aber wir erkennen einen Schuss vor den Bug -
nicht das es das nächste Mal einen Unterschied machen würde -
aber im Moment respektieren wir die Linie,
und würden unsere eigenen Segeln abfackeln
nur um sie nicht zu überschreiten.


Und wenn nötig
setzen wir die Kiste auf Grund,
wo man uns dann leicht
mit dem Felsen in der Brandung
verwechseln könnte.











Montag, 22. September 2014

music.clip

und auf manche Harmonien
hättest du gerne verzichtet
wie z.B. die Frau mit Parkinson vor dir in der Straßenbahn
deren Kopf zuckt als ob sie zu deinem Morgenwegsong headbangen würde

dennoch wieder an diesem Morgen die Knöpfe ins Ohr
alte Songs durchackern und sich den feinen Gedanken hingeben
bevor du wieder auf Hochleistung schaltest

heiße helle Herbstsonne
die wir uns zu fuß geben
nach diesem Nicht-Sommer
und außerdem ist es für die Figur besser


der Tag kommt smooth
der Tag kommt groovy
die Jungs führen vielleicht zum letzten mal ihre Boards aus
und die Mädels ihre Haut
zwei Mistkübler lachen über etwas das in einer Tonne liegt.


Sonnenbrandung auf der Freyung
egal wie alt wir auch sind der Tag ist jung
und der letzte Sommer pulsiert uns noch in den Schläfen.


Fahrräder am Hof
und im schwarzen Kamel sitzen
- Rücken an Rücken -
Bauarbeiter und Nationalbankschnösel
wie Jedis aus unterschiedlichen Welten
die sich gegenseitig den Rücken freihalten
und von Klassenschranken noch nie was gehört haben.


Und dann ein Fehler am Graben:
Beim Versuch jemanden zu Überhohlen befinde ich mich plötzlich zwischen einer Frau und einem Schuhgeschäft.
Sie schwenkt stark nach Rechts
- Sommerschlußverkauf -
kommt direkt aus meiner Sonne
und nur der Zufall verhindert einen Zusammenstoß.


Beinahekollision,
wir beide viel zu schnell am Pflaster
viel zu nahe für einen Gesamteindruck
durchtauchen durch Haare und Parfum
kurz die Sonne durch ihre Brille sehen
eine Wimper im Gegenlicht
und die Textur eines Lippenstiftes.

Sie spricht weiter in ihre Handy
übertönt sogar für einen Augenblick mein Arkadenfeuer
aber der Typ am anderen Ende der Leitung
- ich hab seinen Namen inzwischen vergessen -
wird davon nichts merken.


Die wirklich großen Katastrophen
gehen immer unbemerkt vorbei.


Und wenn sie nicht heiß ist,
dann warst du nicht nahe genug.

Montag, 15. September 2014

burning pictures

















magic is the total appreciation of chance
(gainsborg)

chance favours the prepared mind
(koestler)

2 much planning kills the magic
(sinabell)




eine dieser nächte die man nicht planen kann
und auch wenn wir nur mehr wenige sind
ziehen wir weiter
ohne absprache
ohne entscheidung
weil wir uns aneinander gewöhnt haben
in den wenigen dichten stunden
und überhaupt
sind wir die mit dem guten chi

eine kleine bar
eine tanzfläche
ein dj
ein barkeper mit schiffsglocke
und bierschaumabstreifer
mehr brauchts nicht

und die musik
aus den letzten 40 jahren
aus UNSEREN letzten 40 jahren
kurz hart angespielt
wie flashbacks in einem fiebertraum

es ist heiß
es ist laut
wir tanzen
shaken
spacken
was das zeug hält

kurz luftschnappen draußen
normales reden
bevor wir uns drinnen wieder
in die ohren schreien

zurück auf die piste
und der türsteher
- muskelprotzopa mit sanften augen -
zwinkert mir zu
- "sie ist heiß,
sie ist dein mädchen,
ich beneide dich" - 
und auch wenn ein gedanke unzutreffend ist
und damit dem dritten
die grundlage entzieht
belassen wir es dabei.

und dann verbrennen wir ein paar bilder.

songs,
die anderen mädchen gehört haben,
mädchen die es nicht gibt obwohl frauen aus ihnen geworden sind
und die es außerhalb unserer schwärmerei vermutlich nie gegeben hat
songs,
die alte schlachten und überwundene niederlagen
wach halten
songs,
die überwuchert wege markieren
die wir nie eingeschlagen haben

ihre habt euer zeit gehabt
macht platz da

wir verbrennen die alten bilder
tanzen sie in grund und boden
geben den songs neue bilder

setzen die counter auf null
grundieren die erinnerungen
formatieren die assoziationen

heute nacht
schreiben wir
die legenden neu


Dienstag, 9. September 2014

der brennende mann (van gogh)

und wieder mal nur ein Mitläufer
weil du mit den anderen ziehst
dir ihre gesellschafft wichtiger ist
als das, was sie machen
und du in deiner
überheblichkeit glaubst
von van Gogh
eigentlich alles schon zu
kennen.


und in der Aula
spielt eine band
was unaufdringliches
entspannendes
postmoderne Promenade
zu den Bildern dieser
Ausstellung


und an der decke
projektionen
und in den stiegenhäusern
lehnen verträumte mädchen
die sich in den farben
schon verloren


und dann ist es ein entgleiten
irgendwo kurz hinter den feldern von Arles
verlierst du den bodenkontakt
und wirst ihn für lange zeit
weder finden
noch suchen


über die felder treiben
mit den vögeln
den wind im getreide rascheln hören
und der grüne duft
der einsamkeit
und ein kleine prise
freude
vor dem abschied

ein schneefeld
und der schnee ist blau
weil vincent -
ich darf dich doch vincent nennen,
so von maler zu maler...oder? -
weil vincent einer der ersten war
der so genau hingeschaut hat
um zu sehen, dass der schnee
in der hellen sonne
unsere augen blau ist.

so ist das wohl mit dem wahnsinn,
das er kommt
vom viel zu genauen
hinsehen

und oben
die serie der bauern nach millet
knallig fette farben
und dunkle klare konturstriche
als ob er mir ein comik
zeichnen wollte

und der drescher in der scheune
die ähren zu seinen boden
- er steht in flammen -
spiegeln sich gelb in seiner hose
ein archaisch wildes bild
aus alten träumen
und neuen ängsten
und die überzeugung
das man sich jeder ernte hingeben mag
sofern die farben stimmen

daneben der kornbinder
als ob er flammen
bändigt
auch wenn er dabei
in die knie geht.


und dann die beiden selbstportraits
die mitten im raum hängen
weil auch die rückseite bemalt
und wir sehen uns an -
ich und vincent face 2 face -
erschüttert von der harten furcht
in seinen augen
und die ängstliche frage
was es wohl gewesen sein mag,
das nicht mal diese farben ihn halten
konnten.



Sonntag, 31. August 2014

inquisition symphony (dialektischer monolog)

Sperr die Tür auf und dann verschwinde, ich komme alleine mit ihm zurecht.

Ich weiß wer du bist.
Du bist keiner von den Ketzern, die falsche Wahrheiten verkünden und auch keiner der Blasphemikern die den Namen unseres Gottes verunehren
Nein, du bist der, der die gefährliche Fragen stellt, weil er seine Fragen nicht für sich behalten kann.
So gefährliche Fragen, dass sich sogar die Schreiber weigern sie aufzuzeichnen.

So einen wie dich können wir nicht am Leben lassen, das ist dir doch wohl klar.
Was also mit dir tun ?

Wir könnten dich verhören und foltern - doch um welchen Preis? Die Schreiber müssten deine Fragen protokollieren.....und damit wäre die Saat längst gelegt. Und einen triftigen Grund für einen Prozess würde es auch nicht liefern, und deine Fragen in einen Prozess zu verhandeln? Das kommt nicht in Frage!

Und dich ohne Prozess in die Flammen schicken? Im Feuer ist auch ein Fluch sehr schnell formuliert, nicht dass ich den fürchten würde, aber wie viel schneller ist eine Frage formuliert?

Und dich verscharren, heimlich still und leise - das wiederum widerspricht meinen Prinzipien, auch wenn du das jetzt lustig findest. Was also mit dir anstellen?

In Griechenland arbeiten sie seit einiger Zeit mit Hypothesen- vielleicht helfen uns die hier weiter.
Weißt du was eine Hypothese ist? So etwas wie eine Möglichkeit, eine Wahrheit die noch keine Wahrheit ist aber sehr wohl eine sein könnte. Eine Wahrheit die sich erst beweisen muss.

"Morgen regnet es!" wäre zum Beispiel eine Hypothese, "Morgen regnet es nicht!" wäre eine andere und du siehst sicherlich ein dass nur eine davon die Wahrheit sein wird, und das frühestens morgen. Und ohne dir drohen zu wollen gibt es da auch noch die Hypothese "Morgen bist du tot!" Diese letzte Hypothese ist in der ganz großen Geschichte unwichtig, in deiner persönlichen Situation allerdings die entscheidendere. Ich denke du möchtest sehr wohl morgen Abend wissen, welches Wetter es gehabt hat, oder ?

Ich weiß, ich weiß - eine Hypothese ist keine Antwort aber denkst du das du damit umgehen könntest? Ich halte dich für intelligenter und "ökonomischer" als die Dumpfbacken die wir vorige Woche verheizt haben. Die eine - in ihren Augen "fanatische" Glaubenswahrheit gegen eine - in unseren Augen "fanatische" Wissenschaftswahrheit eingetauscht haben. Vermutlich hatten sie sogar Recht, auf jeden Fall waren sie ein wenig vorschnell.

Die Wahrheit und die Ketzerei sind beides zu wichtig um sie ohne Behutsamkeit voranzutreiben. Bringst du das hin?

Deine Fragen für dich zu behalten und eine Zeit lang mit Hypothesen zu arbeiten? Mit Wahrheiten die noch keine Wahrheiten sind, die es aber irgendwann sein werden? Und selbst eine Hypothese zu verwerfen, das bringt uns doch auch der Wahrheit näher, oder? Und es geht dir doch um die Wahrheit, um das Wissen und nicht um die Verkündigung, sonst hättest du deine Fragen nicht so laut hinaus geschrien.

Behalte also deine Frage für dich, weil dich unsere Antworten für den Moment in die Ketzerei treiben würde. Behalt sie für dich und arbeite an den Hypothesen - heimlich, denn sie sind immer verbotene Pflanzen die irgendwann - wenn die Zeit reif ist - ins freie gelassen werden müssen. Denn manchmal ist die Wahrheit längst fertig und nur die Zeit muss noch reifen.

Du bist nicht alleine da draußen, nein so wichtig bist du nicht. Und deine Fragen will niemand haben. Aber mit den Hypothesen ist das was anderes, die werden noch gebraucht und ich denke das wird bald sein.

Zugegeben: Du wirst manchen Gefallenen Hoffnung geben oder manche Zweifler endgültig zu Fall bringen. Du wirst die Heilung oder die Krankheit sein. Doch beides sind bis jetzt auch nur Hypothese.

Der Weg zur Wahrheit ist ein steiniger, aber es muss kein blutiger sein. Und besser in der Sehnsucht verbrennen als im Feuer dieser Idioten.

Samstag, 30. August 2014

kerzengrotte 14


und dann immer wieder diese infantil heroischen sentimentalitäten
die man so schwer ablegt...

..die einen sagen: "Nächstes Jahr nicht, doch dann wieder....."

...und man selbst denkt: "und wenn sich das für mich nicht aus geht, wars das letzte Mal"

und in der wabberhitze der kerzengrotte
schwitzen deine
augen immer

Freitag, 29. August 2014

Gscheid


 ....und noch einmal hast du es geschafft.
ein weiters Mal den Berg genommen, eine weitere Kerbe im Holz ein  drittes Mal nach dem großen Spalt, der zwar nur ein Jahr markiert aber immer ein Spalt bleiben wird, egal wieviele Kerben du noch hinein treibst.

Aber es ist ein Spalt zwischen den Kerben und nicht am Ende der Kerben. Und antürlich bleibt immer die Frage wie sehr er Unterbrechung, Ende oder Neubeginn ist.

...und keuchend stehts du oben, und viel mehr als die neue Bestzeit zählt die Tatsache, das du bist zu letzt gekämpft hast, ohne dich umzusehen, ein weiters Mal gegen dich und die Zeit.

(und die die du abgehängt glaubst, sind dir dicht an den fersen)





Freitag, 8. August 2014

dunkler begleiter

und das ist das credo von uns ketzern,
die wir uns plasphemisch vom Schicksal
losgesagt haben
"du kannst die Handlung nicht vorgeben,
aber den Soundtrack,
den bestimmst DU!"


so auch heute nacht auf
diesem Heimweg
- zu spät für die letzte u-bahn
zu früh für die erste nightline -
ist es eine alte evanescence-scheibe
die du auserkoren
weil die farben am besten harmonieren


auch heute nacht haben wir die philosophie betrieben,
mit der gnadenlosen klarheit der worte
für unsere version der wirklichkeit,
wie einen nagel den du in einen holzbalken treibst
ungeachtet der tatsache,
das da vielleicht etwas haut, fleisch und knochen
dazwischen sein könnten


raus die währingerstraße
und am vorspringen haus
vor der französischen schule neben dir ein schatten
der nicht der deine ist


und auf dieser seite der Wirklichkeit
ist es der schatten der seltsamen alten frau
die du am schottentor überholt hast
und die jetzt 200 meter hinter dir
vom neonlicht eines scheinwerfers
ein scherenschnitt aus der dunkelheit


und dann drehst du dich um
und auf dieser seite der nacht ist da niemand
aber auf der anderer seite der nacht
ist er da
ist er immer da
dein dunkler begleiter


"ich weiß dass du da bist"
und du hoffst dass ihn deine Gelassenheit
fürs erste im zaum hält
und er sich ein kleinwenig wenigstens
ertappt fühlt


"ich weiß das du immer da sein wirst"


und dann geht es weiter
den kleinen und den großen schlaf
unaufhaltsam entgegen
runter zu nussdorferstraße
um dann wieder rauf zur volksoper


und auch diesen weg wirst du niemals mehr gehen
ohne dich zu erinnern
wie schwer er dir mal gefallen
als du dich mit blutender nase
und einem geburstagsgeschenk in der tasche
hochgeschleppt hast


doch heute nacht überwiegt nicht der ärger in hoch zu müssen,
sondern die Dankbarkeit
ihn immer noch gehen zu dürfen








Donnerstag, 31. Juli 2014

clairvoyance

ich bin heut nacht
im traum geküsst
worden
von einer fremden(?) frau
mit grauen locken
und dunkel feurigem blick


das strahlend faltige gesicht
zu detailliert gezeichnet
für ein traumantlitz


ich hab den wilden kuss
erwidert
ohne scham
ohne zurückhaltung


so anders süß
und dennoch irgendwie vertraut


ich frag mich jetzt
ob du das warst
so in 20, 30 jahren....

Freitag, 2. Mai 2014

an tagen wie diesen (tag der arbeit)

...an dem du mit Erstaunen
- das im Moment noch weitgehend den Frust und den Ärger kompensiert -
beobachtest wie schnell
biologische Abbau- , Wachstums-, Veränderungsprozesse
ablaufen
weil die gestern in Kompaniestärke
gekochte Gulaschsuppe
über Nacht gekippt ist.

...dann deine Bereitschaft sie zu entsorgen
(destruktives liegt uns immer gut)
um dann im sportlichen Ehrgeiz
das Klo verstopfen.

...und während du
bis zu den Schultern im Abfluss steckst
erkennen dass das größere Problem die derzeit
in der Wanne rumorende Biomasse ist
die sich so schnell verändert,
dass die Zombimutanaten aus Resident Evil 5
plötzlich viel glaubhafter wirken.
An manchen Stellen blubbert sie gerade
wie geschüttelter Prosecco und die
Atemmasken,
die könnt ich jetzt wirklich gebrauchen.

...und später,
du hast die Missgeburt endlich verscharrt
feststellen das die ungeschriebenen Geschichten immer
mehrere - verdeckte - Handlungsstränge haben
weil deine Tochter die Episode nicht nur schon kennt
sondern den Ressourcenausfall
längst schon kompensiert hat.

...und wir sitzen unter Freunden und Bekannten
und die Jungs am Griller machen deinen Job
von dem du dich freikaufen wolltest
und sie machen ihren Job so verdammt gut
(besser gut im Publikum als mittelmäßig auf der Bühne)

...und Ereignisse,
Würstel,
Menschen,
gibt es heute wirklich nur im Doppelpack.
Strahlende Sonnen begleitet von ihren dunklen Trabanten.
Heute geben wir uns alles.

... und endlich ist es Sommer
(Runde drei nach dem Reboot)
und erstmals werd' ich mich nach zu viel Sonne
nicht fiebrig fühlen.

...und es geht dahin wie es dahingeht,
aber wenn du in ein paar Stunden
mehr gezeigte Zungen gesehen hast,
als deine ganze farblose Kindheit lang
wird es endgültig Zeit aufzubrechen.

...und du schleichst dich zurück zu deinem Abfluss,
weil du ihm (dir)
noch eine Chance geben willst.
manche Schlachtfelder sucht man auch auf
selbst wenn man weiß das man nicht gewinnen kann.

...Therapiesitzung im Aumann.
Und während du -
- die Rusty Nails sind hier mehr auf der Scotch-Seite -
am Pissoir stehst
und das Ding gerade in die Hand nimmst
eine flüsternde Frauenstimme
irgendwo oben hinter dir
die in dein Ohr raunt.

"Du musst HÄRTER an dir arbeiten"

"Jetzt sofort ????"

Sonntag, 27. April 2014

Kruger's Bar

Wir sitzen in Kruger's Bar,
und es Wien ist und nicht Johannesburg
(und es ist die Realität und nicht ein Film)
deswegen ist es die Kruger's Bar
weil sie in der Kruger Strasse liegt
und nicht weil sie der uneheliche Sohn
des Diamantenschleifers
betreibt.

Wir haben das Wochenende intensiv begonnen
(manches wird uns morgen schwere Köpfe machen)
aber ich bin endlich aus der Trace erwacht
in die man nach einer Woche
hard-coden
fällt
(Autismus ist eine Berufskrankheit
der Programmierer wenn man nicht starke Mittel dagegen nimmt)

Wir kamen gerade noch vor der Welle herein,
und jetzt ist die Bar voll
wir sitzen am Tisch
auf diesen Hybrid Sitz-Steh-Hockern
und wenn wir schmusen wollen muss ich
das Glas mit Kerze
in die Hand nehmen
wie ein Erstkommunikant.

"Ich geh mal auf Klo!" sagt sie
"Na, du traust dich was!" sag ich
und dann ist der Sichtschutz weg
weil hinter ihr -
- am 6er Tisch -
sitzen zwei grantige Schnepfen
wie eine Anklage
weil sich selbst die Kellner
vorher nicht getraut haben
sie woanders hin zu platzieren.

Auf neun Uhr zwei Freundinnen
eine gelangweilt
eine gespannt (und steif wie
der Witz eines Buchhalter)
die es dennoch nicht schafft ihr zu sagen was sie loswerden will
und ihr Gespräch wie ein Motor der nicht anspringen will.
Gebeichtet wird heute nicht.

In meinem Rücken eine Blondine
- ein bar Mal hat mich ihr Ellbogen gestreift -
aber wie sie aussieht werde ich nie erfahren,
aber ihr Begleiter
den ich im Spiegel hinter der Bar
zwischen zwei Scotchflaschen so gerade noch sehen kann
wenn er nicht im in-fight ist
lässt die Prognose zu, dass sie wenigstens
double-A ist.

Und der Bar-Mann macht wieder sein Ritual
absoluter Macht
und meine Blick wandert zwischen den Flaschen herum
Namen die ewigen Ru(h)m
wilde Abenteuer
und unendliche Traurigkeit
verheißen.

Und dann geb' ich mir ein Versprechen:
Wenn es schlimm kommt,
es wie ein Mann durchzuziehen,
hier rein zu spazieren
in der ersten Reihe Platz nehmen
am Keeper vorbei - nachdem er reinen Tresen gemacht hat
nach hinten zu deuten
und sagen:
"Das da hinten ist doch Elijah Craig?
Wir sind uns noch nicht vorgestellt worden.
Wären sie bitte so freundlich uns einander
bekannt zu machen?"

Und dann ist sie zurück
"Du bist noch allein?"
Und wäre es ein Film würde ich sagen
"Jetzt nicht mehr!"
Aber da es die Realität ist,
hebe ich nur die Hände und meine
"Bei diesen Alternativen?"



Freitag, 25. April 2014

alteisen - rostbraun

...und dann Besinnungsstunde
an Stelle der Jubiläumsfeier
der Religionsgemeinde
der ich als zugehörig gelte,
weil unter dem sepia verblassten
Erinnerungen
was anderes braunes modert
dass - trotzdem du es an Tageslicht zerren wirst -
niemals zu entsorgen ist.

...Erbsünde mag ein theologisches Konstrukt sein
beschreibt aber reale Phänomene
durchaus treffend,
kann man noch was von dem Rotwein haben?

...seltsame Augenblicke
wenn Artefakte deiner eigene Vergangenheit
vitrinengeschützt
museal
dargestellt werden.
Das Räucherfass das ich ein dutzend Jahre
durch den Bezirk geschleppt hab,
die anderen als Könige verkleidet
aber der Schwarze war ich.

...das aufblättern der alten Pfarrblattexemplare,
an drei beliebigen Stellen
und auf jeder ein Toter, eine Tote
die ich bis jetzt eben vergessen hatte
aber die noch immer weh tun.

...wie gewichtig und satt
deine Vorgeschichte daherkommt,
wenn sie erst mal gebunden und katalogisiert ist,
selbst wenn man sie zuschlägt.

...erkennen, dass selbst dein
kleines Nachkriegsmenschenleben
inzwischen mit Toten gepflastert ist
und dich die simple Tatsache
deiner Gegenwart
zu einem unverdienten Überlebenden
so mancher Lager
gemacht hat.

....Stoffpuppen auf Fischfang
und ein Lächeln dem wir ins Netz gehen.

Freitag, 18. April 2014

osterspaziergang (this is my vietnam)

Osterspaziergang 2014
diesmal am Karfreitag schon
da das Wetter schöner sein soll
und welches Datum wäre
passender für dieses Zielgebiet

man weiß es schon im vorhinein
dass es dort hingeht wo du einst
im grünen Drillich
Soldat gespielt und auch gewesen
doch je näher man kommt
desto krippliger das ganze

St. Margarethen
und von weit schon, wie ein vergessener Weihnachtsstern
die übernachtig abgeschaltete Neon - Beleuchtung des White Star - Landdisko die noch immer steht - erkennbar die selbe Bausubstanz und dennoch voll intakt auch wenn dutzend Generationen inzwischen dort zum Beat bewegt.

Hier jedenfalls hast du deine Unschuld nicht verloren, sentimentales Erinnern an die Blonde (heiss, kalt, abweisend, Obertliga) und die Rothaarige (geschmeidig, interessant aber dann doch so traurig, dass man sich selbst Ihr nicht auch noch antuen wollte). Wir haben nur ein paar Rhythmen und Vibes geteilt, aber die Erinnerung an eure Gesichter - durch das Stroposkoplicht unvergessen eingebrannt - hat mich durch so manche Winternacht gebracht.

Dann der Bahnhof - Post-Milleniales-ÖBB-Standardlayout - und keine Erinnerungen übrig. Wie weit der Weg doch gewesen ist, eine neue Siedlung - mit Ortsschild - wo früher nur einsame Landstraße war. Und dann aber doch ein Schild "Kaserne" und nur das geübte Auge sieht die gut getarnten gelben Warnschilder über dem Flachsfeld und die grünen Panzersperren im Frühlingssatten Unterholz die die Erinnerungen rekonstruieren.

Dann die Zementfabrik - und Perlmoser ist jetzt nur mehr ein Untertitel unter Lafarge.
Die Zementfabrik, riesig in der flachen Landschaft, und nachts beleuchtet wie eine Post.Industrielle Metropole, unser Haltepunkt, unser Orientierung im Winter 88 ob wohl das was wir an den 6 Tagen "zu Hause" nennen, auch noch ein ganzes Stück daneben liegt.

In Mannersdorf gehen die Jungen heute ratschen, schieben ihre Osterratschen lärmend durch den Ort obwohl alle ihre Ohren verstöpselt.
Die Ratschen klingen wie MG-Geknatter und trotz der Sonne kommt es kalt den Rücken.
Wie näher sind mir da doch die heimatlichen "Osterklöppel" (wenn die Glocken in Rom) die nur kurz knallen und verhallen wie eine Doppelsalve. (Und das war mir auch damals näher, denn selbst mit dem MG hab ich Einzelfeuer abgegeben, nicht weil ich mich traute sondern weil ich einfach besser war. Flächenfeuer ist was für "fickrige Schwitzer mir SÜD"*, aber ich - damals schon der Ökonom - hab ordentlich Abschüsse bekommen für mein Blei)

Und dann durch die Wüste, die ich - mit Wolke damals während einem Gewaltmarsch durchmessen - auch hier kein Fetzchen Erinnerung und ob die riesigen Steinbrüche wohl damals schon hier gewesen?

Im Wald ist es friedlich, wir sind alleine - bis auf Fuchs und Gartenzwerg - und die Gedanken schweifen zurück und ist die Tür erst mal offen kommen die Gäste auch ungebeten. Nicht schlimmes - nur der Schuhwaschraum hinter dem Haus, die Schnitzel während des Wachdienstes und die Farbe der Bodenfließen (denn bei meinem Chargen am 6.Jänner, war nach einem Kafka, einem Tennesse Williams, einem Wiener und zwei Playboys immer noch ausreichend Zeit die Fließen zu zählen).

Und dann wieder zurück, im Hier, im Jetzt und die Zementfabrik funktioniert noch immer als Haltepunkt.

Ausklang im Dorfgasthaus und über uns ein LED-Sternehimmel. Auch der Sternenhimmel über Götzendorf war immer klar in diesen kalten Nächten, nur zerfurcht von den Positionslichtern der startenden und landenden Maschinen von Schwechat.

Ich kratze an meiner Narbe (dort wo früher der Portacath drunter war) die wieder juckt, weil ein paar durchtrennte Nervenfasern wieder expandieren. Und dann die Überlegung welche Narben tiefer gehen oder besser vernarbt sind.

Und ob diese alten Dinger überhaupt Narben sind, oder nicht vielleicht doch offenen zerfurchter
Ackerboden in dem du dein nachfolgendes Leben erst angebaut hast.



--------
* (in etwa): nervös hantierend von aufkommender Panik Gebeutelter Junge mit Samen-Über-Druck

Freitag, 28. März 2014

phopie (3 years after)

und du denkst es wäre endgültig hinter dir

du denkst, dass dein Abenteuer nur mehr eine abenteurgeschichte ist, mit der du kleine kinder erschrecken und hübsche Mädels beeindrucken kannst

du denkst es ist genug gras über eine Sache gewachsen

aber dann erwischt es dich am linken fuß

es kann das Foto sein, auf dem eine erschöpfte aber stolze mutter
ihr verdrücktes aber gesundes frischgeborenes in die Kamera hält.
jeder sieht den kleinen racker
aber du siehst das krankenhausbettgestänge und schreckst zurück

oder du bist auf einen krankenbesuch im spital
bewegst dich zwischen den ärzten und geräten als würdest du dazugehören
als wärst du in deiner nachbarschaft
doch dann ist essenszeit
und der warmhaltedeckel in blau
löst fluchreaktionen aus, die denen die dich kennen
angst machen

oder es ist in ein Hausflur
du kommt rein, eine tür geht auf
und aus dem zahnarztwartezimmer
schwappt dir der sanfte dessinfektionsgeruchg
entgegen wie eine
kontinentalverschiebung

scharfes lufteinziehen
diverse muskeln verhärten sich
durchtauchen
noch genügend platz in meiner kellern
um die panik
runter zu sperren

wobei damals weder das blau, noch das bett, noch das desinfektionsmittel
mir angst gemacht haben
aber vermutlich haben meine richtigen Ängste sie nur vorgeschickt
um einen kleinen Stellvertreterkrieg
anzuzetteln

.......doch zum glück gibt's auch das Gegenteil
du trittst auf die straße
und im windigen blendenden Gegenlicht
denkst du, dass jetzt ein frühstück
mit griechischen yoghurt und akzienhonig
überaus angebracht und passend
wäre.




fbeunde


wie seltsam
begegnungen wie diese sind
das erstes echtes zusammentreffen
von menschen die bis dahin nur fbeunde gewesen
denn alles davor waren nur
bitstreams
datenströme im netz
denen erst die darüberliegenden schichten
sinn gegeben haben

worte die nicht gesprochen
sondern - buchstabenfragmentiert -
nachdem sie diverse kognitive filter durchlaufen
- was kann und darf man "fremden" mitteilen
wie morsesignale
in tasten gehämmert
worden sind

sätze
die sie gedacht aber die du
nie in ihrer stimme gehört hast

"likes" wie kleine nonverbale gesten
und die Vermutung dass sie immer lächelt
nur weil es ihr Profilbild tut

wie
unaufgeregt
der echtweltimpact dann aber doch ist
- ist schon so viel Vertrautheit aus diesem nichts entstanden
oder ist es die Abgebrühtheit des Alters?

anfangs belanglosigkeiten austauschen
und das reicht für den moment
denn der klang einer stimme
die musik der worten
interpunktionen, taktungen, rythmen
genug zu entdecken
genug für den augenblick

ein zweiter tag
gemeinsames lachen
seite an seite
als hätten wir schon eine million gäule gestohlen
und zwischen den witzen hören

das wiedererkennen der einen oder anderen
eigenheit die du gestern schon wahrgenommen
(und an die du dich heute schon gewöhnt hast)
aber die du morgen vergessen haben wirst
bis du dich beim nächsten mal
wieder daran erinnerst

ein abschied
eine dezente Umarmung
sanft wie das zusammentreffen

nachblicken als sie geht
und fragen wie viel zeit vergehen wird
und ob du diese noch hast

menschen in der straßenbahn

sie stand kaum auf Armeslänge
in der frühlingssonne

hübsch wie eine mischung
aus heidi klum
und gabrielle*
und damit wie die bessere
Version von BEIDEN

hätte es irgendwas an ihr
zum photoshopschen nachjustieren gegeben
man hätte nur den liedstrich etwas
dezenter machen können

das Outfit in
körper-
saison-
jahreszeit- und
fashion
adäquater
frühlingsgeilspießigkeit
überhitzt und unterkühlt
wie geeistes
chilli.parfeit

auf den sitzen zu ihren
designergejeansten beinen
ihre töchter
die verträumte
und die ehrgeizige
und während die erste zufrieden mit ihrer
mutter westenkordel spielt
macht die andere
segelknoten
im trockentraining

die hose will nicht halten
und offenbart dann doch
das diese edle Stoffen
nur knochen bedecken
und auch das gegegengewicht
nur gepusht sein kann
weil silikon wäre zu schwer

kritische blicke in die scheibe
obwohl sich dort heute in der sonne nichts spiegeln wird

unzufrieden und verärgert
der falsche tag
die falsche Stadt
das falsche leben

wie schmutzig muss diese welt den schönsten scheinen

"alles aussteigen"
sie dreht sich um
und ihr blick geht durch mich durch wie vögel die durch einen wald fliegen
obwohl ich vorne stehe
bin ich nur Hintergrund

und heidi hat heut kein Foto für mich


------
* desperate housewife

Donnerstag, 6. März 2014

aschen.kreuz


atypischer aschermittwoch
da ich bei einem bier sitze
weil die band aus graz im stau hängt

am großen fenster
knapp über dem donaukanal
alleine
obwohl wir zu zweit sein sollten

geschäftiges stimmengemurmel
im hintergrund
einer
dessen desigial.hemd
auf die entfernung aussieht
wie zerfetzte brust
mit goldfäden

neben mir
die lange tafel
klassentreffen
der alpha-clique
und die männer
nur staffage

händestreicheln
um besitze zu markieren
suberblondie
und anti-gustl
sind immer noch zusammen
und müssen einander
in einer tour
um bestätigung
heischen
drängen
bitten

leistungsschau
kleiner eitelkeiten
gut sehen sie aus
aber sie sind alt geworden
vor ihrer zeit
ohne das das leben spuren
in ihren gesichtern hinterlassen
hätte

es ist nur ein seitenblick
aber es ist
als schaust du direkt
ins fegefeuer
und am ganzen tisch
nicht ausreichend sünde
umd das zurechtfertigen
nur kleine
unterschwellige
gehässigkeiten
die längst
verjährt
---
das konzept des fegefeuers
sei in der katholischen kirche
in zeiten des aufstrebenden bürgertums
entstanden

was das betrifft
bin ich bauer geblieben
ich halte mich da an
die hölle

Freitag, 10. Januar 2014

air.borne

ein früher arbeitsweg
weil nachdem sich
föhn und stress die letzten tage gegen dich verbündet
dich auch das bett
an diesem morgen nicht zu halten vermag
und das leuten des entfernten weckers
wie eine Erlösung
aus den untätigen Gedanken erscheint

es könnte eine urlaubtag sein
aber wir werden
noch gebraucht

an der Rolltreppe
ein kleiner stöpsel
Rucksack vorne
Rucksack hinten
beladen wie ein
luftlandedivisionär am d-day
und stolpernd wie nach ein paar Streifschüssen

cherry im ohr
die mir gesteht
dass sie ohne schirm springen wird
und mir vertraut
dass ich sie fange

im freien fall
sind wir
am besten

Freitag, 20. Dezember 2013

feine wäsche

das morgengrau
hat heute einen nassen touch
so als ob es uns
signalisieren möchte
dass es sich bemüht uns weiße weihnachten zu bringen
aber selbst nicht glaubt
es zuwege zu bringen

vor dem straßenbahnfenster
der dessousladen
gleich neben dem Juwelier
wo schon blut verspritzt wurde
in der auslage ein kurzes nichts
von einem seidenkimono
weihnachtlich rot
davor eine goldene kugel
an langer weihnachtskordel

das seltsame ist,
dass diese kugel sanft pendelt
in den shop der seit 12 stunden geschlossen,
und die warmen Reflexionen über den
roten Stoff gleiten
wie einen körper liebkosend
oder wie eine frau die sich
aus der dunkelheit erhebt

stillstand
ist im univerum
nicht vorgesehen.

way home

....es war keine Verabschiedung,
sondern nur ein schnelles abkoppeln,
zwanglos entspannt
ohne der Absicht
diesen abend noch was erzwingen zu wollen
luxuriöse gelassenheit
weil man seit kurzen wieder glaubt
mehr zeit der welt zu haben

dann der Moment
kurz bevor du dich für den Soundtrack
zu deiner heimfahrt entscheidest.
es ist nicht der song den den wählst
sondern dieser kurze augenblick der
Unentschlossenheit
deine gespannte Erwartung was du tun wirst
und das Universum den atem anhält
und sich (dir) alle Möglichkeiten offen hält

Reflexionen über den tag
die letzten stunden
und dass deine haut
(unter der Oberfläche)
noch immer ein wenig glüht
nachdem du dich in
noch fremdem
neuen chi(s)
sonnen durftest

mädchenclique
im straßenbahnabteil
schwarzes feuer in ihren augen
lebendiges lachen
und die luft um ihnen
pulsiert

später haben bruce und ich
ein paar quantenzustände kollabieren lassen
der Heimweg ist nicht mehr die naheliegendste Möglichkeit
sondern die empirische Tatsache
und in der menschenleere
straße
auf sanft vereisten wegen
ein paar
ungezwungene
Tanzschritte

Dienstag, 17. Dezember 2013

fragments without a story

.....von außen gesehen war es nur ein Händedruck unter Kerlen,
aber von innen
hatte es die seltsame Vertrautheit
von zwei Männern,
die sich eine Nacht - oder einen Tag - lang,
die Aufmerksamkeit einer Frau geteilt haben
ohne darum kämpfen zu müssen,
oder zu dürfen.....

....dieser Morgen konnte gar nicht grauer werden,
selbst das Quietschen der einfahrenden Straßenbahn
klang kalt in der eisigen Luft.
Wenn die Winterlethargie schneller wuchs als die Verzweiflung - das blieb zu hoffen -
würde die Selbstmordrate einigermaßen konstant bleiben.
Und diese Nicht-Geschwindigkeit mit der die Menschen zur den Türen
wankten, behindert durch ihre dicken Daunenjacken sah ganz danach aus.
Zwei unmittelbar vor der öffnenden Tür,
für die unsere Welt nicht existierte.
Er hielt ihren Kopf - die Wangen waren das einzige Stück zugängliche nackte Haut -
in den Händen und drückte ihn an seinen Mund
wie eine süße Frucht die er aussaugte.
Ungegessenes macht dich zwar nicht satt,
aber es verhindert dass man verhungert.....



"Wer war das eben,
mit dem sie sich so intensiv unterhalten haben,
ein Kollege?"
"Keineswegs! Mathematiker und Krieger
sind nicht zwangsweise in der selben Branche tätig,
wenngleich es auch Anknüpfungspunkte gibt.
Beispielsweise erkennen wir eine Linie wenn wir einer begegnen
und respektieren sie, ungeachtet der Tatsache,
dass wir sie gegebenenfalls  
übertreten oder schneiden müssen."
"Sie reden wieder mal im Metapher"
"Zweifelsohne -
aber bedenken sie, solange NUR geredet wird,
erfüllen die Linien ihren Zweck..."
"Jetzt sprechen sie aber nicht als Mathematiker!"
"Korrekt - aber wer gibt Ihnen die Garantie
 dass ich der Mathematiker bin,
und bedenken sie - es beleidigt uns alle drei,
wenn man das offensichtliche ausspricht!"

Samstag, 14. Dezember 2013

lost among the angels

der tag
erwacht sanft an meiner seite
beide gleiten wir ins Sonnenlicht
an diesem morgen
und der körper so viel schwerer
als mein kopf

meine lippen noch rot
der rioja hatte viele Farbstoffe
und auch diese nacht
nur geheimnisse gesaugt
und verschmitzt trunken von
nur ein kleinbisschen
zuviel
wahrheiten

und auch heute
hat es dem Universum gefallen
dass der schöne jared
und seine jungs
mir den passenden Soundtrack
zum leben
singen

darüber
wie es ist
unter den engeln
verloren zu sein

wie es war
als wir
(es)
uns erschaffen haben

was es kostet
unsere träume zu machen
und wie es ist
wenn wir sie zerbrechen
und der preis dafür
dies nicht zu tun

und dass das alles
gar nicht mal so schlecht ist
in anbetracht der
dunkelheiten
aus denen wir kommen....





Donnerstag, 5. Dezember 2013

bad boys blues

arbeitsweg.hörbuch
über eine alte frau die nicht sterben kann
an diesen Herbsttag der noch kein winter sein kann
an diesem mittwoch der kein freitag ist

ihr gesicht
nur zufällig im überfüllten
wagoon gesehen
zwischen Rucksäcken, Schultaschen und
winterjacken nur ein schmaler sichtkanal
den seltsame Kräfte
offen halten

ihre blick aus dem fenster
aber ihre augen unbewegt
weil sie draußen nichts sieht
und weil es dort auch nichts zu sehen gibt

stationseinfahrt
und wiederholt die frage:
sich nach vorne drängen?
ein zusammentreffen erzwingen
und dem tag ein, zwei
lächeln abringen
oder aufzwingen?

variablen abwägen
den weg den sie geht
den weg den ich gehe
der punkt wo der wagoon stehenbleibt,
wie schnell man draußen ist
und welcher weg den anderen kreuzt

oder dann doch wieder
sich von schuld und verantwortung
drückend
freikaufend
es dem tag überlassen
was er mit diesen
startparametern
anzufangen gedenkt

ausstiegsturbulenzen
aus den augen verloren
uneinholbare vorsprünge
und ein haarschopf in der menge
wie eine verblassende ahnung
kurz bevor der graue tag
über mich
zusammenschwappt.

Mittwoch, 27. November 2013

winterküsse

verhasstes Wetter.
kalte zeit.
begrüßungsküsse
für junge Mädchen
die aus der kälte kommen

die notwendigkeit
sich durch wollschals
und pelzkrägen
arbeiten zu müssen
um unsere wangen
(hart wie kiesel)
an diese sanft geröteten
hautflächen zu drücken
um unsere Begrüßungen
anhinzuhauchen

und
an unserer wange
frisches fleisch
das nach kühlraum
riecht

Dienstag, 12. November 2013

entfallene Szene (Dialog)

Sie: "Dir ist mein neuer Stil also aufgefallen"

Er: " Wie sollte er das nicht"

Sie: "Und gefällt er dir?"

Er: "Darüber sind wir hinaus, ich denke mit gefällt inzwischen alles was du machst"

Freitag, 11. Oktober 2013

nachtgesichterInnen

"nah, was geht?"
 
"irgendwas großes kommt wieder daher, teils hässlich, teils schön aber auf jeden fall beunruhigend"

 
"ist wieder deine anima gekommen?"
 
"nicht direkt, sie hat andere geschickt"

"andere?
was ist so besonders daran?
 sie ist bis jetzt doch niemals zweimal in den
gleichen gekommen.
es waren ja immer fremde"
 
"bis jetzt ja.
aber in letzter zeit sind es immer bekannte.
uncodiert.
hardcoded"

"dann ist klar warum der horizont bebt"

Mittwoch, 9. Oktober 2013

familiendrama

(strohwitwerwochenende und die
gedanken laufen an diesem morgen
schneller als sonst)

sie kamen mir die stiegen entgegen
von oben
in der u-bahnstation
in seltsam einträchtiger ähnlichkeit

vater (nicht zu alt)
und sohn der schnell hochgeschossenen art
in nicht eleganter aber
förmlicher kleidung
zu korrekt für diesen samstag vormittag
und viel zu langsam

gleiches layout
gleichschritt
aber ihre gesichter verraten
das sie diesen morgen
noch kein wort miteinander gesprochen haben
und es auch so schnell nicht tun werden

nicht weil sie einen grund zum schweigen
sondern keinen zum reden haben

das wirkliche drama aber
sind die rosen

feste rote blüten
auf kurzen stielen
frisch und tropfend
eingewickelt in eine küchenrolle

lebendig traurig
wie auf die schnelle
abgeschnitten auf den balkon
und ins papier
weil bis zur friedhofsvase
ist es soweit nicht

respektabstand
weil sie zu dritt sind
auch wenn man nur zwei sieht

ihre trauer ist verwelkt
aber gut erhalten

---
beten,  dass -
in welcher konstellation auch immer -
es so nicht kommt möge

Sonntag, 1. September 2013

distant wars

...und du sitz an einem Mittagstisch
und die anderen reden über die Krebserkrankungen
nichtanwesend.unbekannter
wie ein Haufen Zivilisten
über einen weit entfernten Krieg
sorglos unaufgeregt
weil die eine hälfte es nicht weiß
und die andere es schon vergessen hat
dass du selbst dort warst.

Nur einzelne  Zeugen (Kolateralopfer)
deines Kleinkrieges lächeln stumm
und ohne Reaktion
weil die Erinnerungen noch frisch
aber immer weiter weg sind.

Und das Gespräch driftet weiter
wie ein Stück Treibholz auf den Mekong
und es bleibt unklar ob es an dein Ufer stößt.

Und wie darauf reagieren
wenn es plötzlich doch einer bemrkt und fragen würde
"du warst doch auch dort?"

Inzwischen der halbherzigen Heldenerzählungen
müde, gelangweilt
"ja ich war dort, aber nur ruhige Kugel, ein Spaziergang"

(was zwar meine Story ist - verglichen mit den andern opfern -
aber der Sorge und den Schmerz der Angehörigen
auch nicht gerecht wird)

Montag, 19. August 2013

role models und prägungen

"woher die schmutzigen ränder unter deinen fingernägel"

"ich hab wieder mal einen prototypen ausgegraben"
 
"verstehe, das letzte mal war es "der patient" aber was war es diesmal"

"das mädchen mit den hellen locken"
 
"ich dachte das wäre längst offensichtlich, wer die erste war"

"die erste war nicht die erste. die von der wir reden hat nicht das muster gemacht, sondern es lediglich nur erfüllt"
 
"muss beeindruckend gewesen sein"
 
"landdisko und stroposkoplicht. keine große sache.
 manche muster werden nur deshalb muster
weil das trägermaterial aufnahmefreudig ist"
 
"wie die graugänse von lorenz"
"du sagt es bruder!"

bierzelt

2013 Niederbayern Gegenwart
und obwohl sowohl zeitlich (30 Jahre)
von den Bierzeltfesten meiner Kindheit
als auch geografisch (niederösterreich)
entfernt
dennoch ein seltsamer Nachhall
eine coverversion
eine variation
über ein altes thema

halte es nicht lange aus
auf den ewigen bierbänken
waren es damals meine zu kurzen beine
ist es jetzt mein hiniches kreuz

auf und rumdriften in der menge
möglichkeiten ausloten
für die früher mein taschengeld oder der mut
nicht reichte

junge mädels an meiner seite
attraktiv jenseits des erreignishorizonts der
zurückliegenden vorstellungen
und außerdem meine töchter

schlange vor der langosbude
und vor mir ein frauenkörper
der geil wäre
wenn er nicht unter
mehr tätowierungen verborgen wäre
als die uffizien
gemälde beherbergen

viel mehr dirndl als zu meiner zeit
auch diese eine neuinterpretation
die brüste draller (wounderbra)
und auch die schenkel
(in niederbayern bekommst du für dein geld
ordentlich was auf den teller)

am schießstand
ein alter john wayne
behäbige schüsse aus der hüfte
doch keine indianer die fallen mögen

neben ihn
lara crofts zarte cousine
kurze hose, schwarze locken
die arme in perfekter 3 Punktauflage
und auch die beine in ausgewogene
zenhaltung.
langes zielen und beim schießen -
- ja ich hab ihr auf den busen geschaut -
hält sie den atem an.

john wayne is not amused
und sie schießt sich ihre röslein
selber

dann wollen wir es wissen
chips für die eclipse gekauft
und in die schlange gestellt.

kurz vorm schranken verlieren wir den chip
der irgendwo unter die tribüne in die menge fällt.
meine frau
unten in der zuschauermenge, schaut grad weg
und es ist nicht die angst um das geld,
sondern die angst, dass ich es mir anders überlege.

urschrei um sie herbeizurufen
(etwas was mir vor jahrzehnten ein leicht abgefahrener
oberstleutnat beigebracht hat).
plötzlich eine zarte hand aus der menge
die uns den chip hochhält
schießstandröslein im ausschnitt
ein kleines lächeln
dass die erwiederung auf ein dankeschön
schon inkludiert und weg.

es war die schützin !
sagt anna.
auch meine tochter erkennt inzwischen
kriegerinnen.

dann hat uns das karusell
und halb haben wir es
und halb hat es uns.
wie tanzen auf den drehungen
erkennen die muster
um uns dann doch wieder überraschen lassen
zu müssen.

testosseronkonzentration
vor dem bierstand
sich durch die menge schieben.
eine frau mit sektglas lässt mich vorbei
und ich schreie ihr etwas ins ohr
dass dennoch ein flüstern bleibt
fremdländisch und ungewöhnlich
(danke,sehr aufmerksam)
dass sie lange zeit nie vergessen wird

rotkreuzwagen
beim haupteingang
die notärztin auf standby
klein und gedrungen
gerade mit einem mädchen scherzend
und die spindförmigen sanitäter
denen sie gerade bis zur brust reicht
sprungbereit unter ihren kommando.
autoritätsperson
und everybodysdarling.
eine frau wie sie in einem stephen.king.roman
wenn schon nicht die hauptrolle
so doch ein tragend tragischer
nebenpart wäre

wir haben noch nicht genug
und gehen ins "superhupferl"
das verdächtig verlockend an die "taga-tags"
meiner kindheit erinnert
aber mehr leistung unter der haube hat
und auf meine alten knochen
wirft

beziehungsweise sind es meine knochen
die sich auf die pritsche hauen
weil man glaubt das man es durchstehen kann
alleine es fehlt an boden.

blick auf die youngsters
die in der mitte tänzeln
"hoit die fest, des is a profi"
sagt der aufmerksame
belustigungstechnologiebetreiber
über die anlage
und ich folge ihm aufs wort.

ausgedrunken
ausgedreht
(der körper wird erst morgen schmerzen)
heimweg in der dunkelheit
auf der gartenmauer die ersten opfer
hingeworfenen mädchenkörper
den blick klar aber traurig zu den sternen gerichtet
unangetastete bierkrüge
weil sie den herzschmerz noch auskosten
bevor sie ihn zu ertränken versuchen
daneben ihre besten freundinnen
emotionale erstversorgung
und die nacht ist noch jung.