Freitag, 18. Mai 2012

niemandsland

das hinterland hinter zadar
eine zwar bewachsene
aber steinige heiße ödnis

die einzige spuren die eine zivilisation
hier hinterlassen
sind abseits der autobahn eine unzahl
an steinernen zäunen und terassen
die auch dem lange fragenden blick
keine funktion erschließen

wie schwer muss es jedem belagere gefallen sein
(vor erfindung der raupenkette)
diese ödniss zu durchqueren
kein wasser
(außer für tiefwurzelnde olivenbäume)
kein ebenes stück land um einen schritt zu setzen
steine die sich in deine sohlen bohren
und dir die gelenke zerschlagen
falls du fallen solltest

was zadar dann doch immer wieder zum verhängnis wurde
war das jeder belagerer diese wüste im rücken hatte
besser im sturm zum wasser unterzugehen
als durch diese wüste heimzustreunen

mitten in dieser wüste
dann eine autobahnstation
frisch gebaut aber einsam
das personal selbst unter den sonnenschirm sitzend
sich artig erhebend als wir eintreffen
aber nur solange bis es klar ist
das wir nur auf klo wollen

händetrockner aus deutschland
und pissoirtrennwende aus einem östereichischen
baumax (stahlgrau)

die luft wabbert über dem fritierbecken
und das öl - auf umgebungstemperatur
riecht nach gestern

ein außenposten im niemandsland
ein zeichen der zivilisation in der ödnis

wie leicht könnte es ein kontrollposten sein
(oder ist es einer gewesen)
ein zeichen der macht und kontrolle
in der ödnis.

nur 3 wachposten
und egal ob die hier ein portion pommes isst
oder dein blut auf die steine spritzt
es wird keine zeugen geben.

die luft wabbert über der karroserie
eines ölkanister
und es richt nach kordit.

da ist mir das kuchlfett
doch lieber.

Crocs on the rocks

diesen morgen wird uns kein expresszug wecken
und kein gehupe
auch die kirchenglocken nicht
obwohl die kirchendichte hier sehr hoch
allein es fehlt die manpower
in dieser landgeflüchtet und kriegsgebeutelten
vorsaison um sie zu schlagen

schlaftrunken zu fenster wanken
der sex letzt nacht mit rachel weisz
war ein hartes stück arbeit
nachdem stefan zweig
(private practice inspiriert)
das script für diese traumnovelle
verfasst

nach dieser nacht ein strahlender morgen
und vor dem fenster ein meer mit himmel
(blauer himmel)
und vor dem meer eine terasse mit frau
(meine frau)
die luft ist heiß und er boden noch kalt
und ebenso verschlafen wie ich in die crocs steige
springe ich panisch wieder heraus

denn blauer pyjame und crocs
ist hochdosischemooutfit
der pyjama längst exorziert
(und rehabilitiert und begnadigt)
die crocs - in denen die schritte immer noch so opiumgedämpft -
noch nicht
und der aufenthalt in schlechter gesellschaft
ein schlechtes omen
und nicht geduldet

wie sünder
die noch nicht genug gelitten haben
werde ich sie nachher über die steine schleifen
und sie mit füßen tretend
in die dalmatinischen kalkfelsen stampfen
um die dämonen durch ihren schmerz aus diesen
bessessenen zu treiben

ruhepause in der bucht
die sonne liegt auf uns wie eine warme decke
der strohhut über dem gesicht
und die zugekniffenen augenlieder
spielen mit den lensflares auf meiner netzhaut
verzaubern die lichtstrahlen zu bunten spektren
und der dreck auf meiner hornhaut
kleckst interferenzen dazwischen.

dann treiben wir träge im wasser
und die crocs an den füßen
über dem dunklen giftigen tiefen
sorgen für ordentlichen
auftrieb.

Freitag, 27. April 2012

auf gefährlichen straßen

auf gefährlichen straßen
unterwegs heute nacht
mein blut
in dessen venen
die angst
(die diesen namen sich noch nicht verdient)
wie ein droge strömt
in anbetracht der möglichkeiten
des morgigen tages

die mädchen glühen heute nacht
so wie alle frisch verliebt
und im vorbeigehen könntest du leuchtfeuer
entzünden
oder einfach verbrennen

junges fleisch
stöckelt über den asphalt
und wird so frisch
uns niemehr
wieder vor die zähne kommen

das was es heute
und morgen
neben dem was zu ertragen
noch zu leisten gilt
im übermut als
gering erachtet

das lachen aus einem schanigarten
wie ein heimaturlaub
der hinter uns zu liegen
beginnt


Montag, 23. April 2012

...we can be heroes

auch damit muss man jetzt zu leben lernen
dass man als held jetzt gilt

familientreffen zu ostern
auferstehungen zelebrieren
auch wenn wir alle wissen
das getsemanie noch wartet
bevor es irgendwann nach golgotha geht

menschen die mir vor wenigen monaten noch
selbst ein vorbild, eine stütze
weil das lachen mit ihnen so echt uns war
da wir wussten wovon wir reden
auch wenn wir es mit keinem wort erwähnt

eine generation
die in einem krieg geboren
die brennende dörfer kennt
und tote auf den straßen
die angst in einem dunklen wald
und bomben im nachbarhaus

und weil das wort über meinen weg
so viel schwerer wiegt als meine schritte
fürchtet meine tante nicht
das was vor ihr

und auch mein onkel
an dem fingerfertige chirurgenmesser
mehr geschnitten als an mir
und dessen fröhlicher trotz
als muster tauglich war zu übernehmen
sagt dass ich sein vorbild sei

wozu ihnen die wahrheiten sagen

mögen sie glauben dass ich einen krieg gewonnen
auch wenn ich nur ein scharmützel durchgestanden

ich habs an ihnen
nicht anders gemacht




Montag, 16. April 2012

arcade fire

düsterfrühling
die sonne unentschlossen wie der regen

unter dem straßenbahnvordach
die flugbegleiterin raucht
und der bis dato ungedachte gedanke
dies himmlisch geschöpf zu küssen
verliehrt jegliche bedeutung

eine schirmspitze taucht vor mir auf
unerwartet wie das rappier eines versprengten
musketiers
- auf die seite schlagen und den
sturmlauf nicht unterbrechen

die straßenbahn gestopf
fahrgäste
teilnahmslos und auf distanz
wie eingemottete
schaufensterpuppen

arcade fire im ohr
der drummer entwickelt einen rythmus
unregelmäßig und ungestüm
wie ein pochendes herz
bis die geigen eine dynamische akkord drüberlegen

hinter der votivkirche ein jogger
der sich mit meinem soundtrack
synchronisiert

ein lächeln
um zu besiegeln
das diese schwere woche
so früh
eine harmonie hat
schon gefunden


Montag, 26. März 2012

frühlingsweg

...triebe,
zu schnell hochgeschossen aus einem morastigen boden
kratzen an uns wie der unrasierter stoppelbart
eines ungestühmen liebhabers
der nach einer wilden nacht
noch nicht gerechnet hat,
das er unter leute kommt

später dann,
erst eine amsel und dann eine haselmaus
tot und konserviert
um uns zu zeigen,
das dieses scharmützel noch nicht lange aus
und die opfer
weder alle bekannt noch gezählt sind

kleine sprossen
frisch aus der erde
verruntzelte gebilde
wie alles frisch geborene
das im ersten lichte dieser sonne
hässlich ist

der weg im hohlweg
ist ein bach geworden
weil der boden den winter ausschwitzt
wie eine lästige grippe
die jahr auf jahr
wieder kommt

oben im windbruch
knirscht der letzte schnee verhalten
unter den schuhen
wie das räuspern eines sängers
der sich anschickt ein
frühlingssonett zu singen

doch
zwei stunden später
und 200 meter höher
werden wir endgültig umkehren
und eingestehen
dass sich der alte feind
zurückgezogen zwar
doch geschlagen
sich noch nicht gegeben

Donnerstag, 1. März 2012

codes of farewell....

am ende ist es zumeist nur ein ritual
ein codex
der uns davor bewahrt die fassung zu wahren
wenn uns der schmerz, der verlust
den grund unter den boden wegreisst
der codex, wie ein in den boden gerammter stab
eine linie in den sand
gegen die dunkelheit
"bis hierher und nicht weiter"

der kies knirscht unter unseren füßen
neustifter friedhof
umgelegte grabsteine auf aufgelassenen gräber
"unvergesslich" steht auf einem kreuz
wie eine mahnung
dass jedes versprechen,
dass über lebzeiten hinausgehen will
ein lüge sein muss

begräbnis nach dem wiener codex
das präzise einsetzen der totenglocke
als ob es die paukenschlagsymphonie wäre
die Pompfeneberer
(ich kann das wort nicht in google finden)
in ihren kühlen stillen sachlichkeit
immer gut behütet bis auf ihren anführer
(der einzige der sprechen wird)
und stehts bereit
auch mit einem sessel für die gäste die zu stehen
nicht mehr vermögen
nur der neue schriftzug der wienbestattung
anachronistisch neu und modern

am weg zum grab
und dem einen himmel hat es gefallen
die wolken heute aufzureissen
um einen anderen himmel
in strahlenden blau
über den drehbuchgerechten krähen
damokleshaft hängen zu lassen

selbst ihr krähen klingt heute
also ob sie sich schämen
und schon wissen
dass sie ziehen müssen

am grab
eine blume die in die tiefe segelt
und ein schäufelchen erde dass dann doch immer
wieder viel zu hart auf den sarg brallt

eine münze dem totengräber
klammheimlich zugesteckt
"das ist eine charon/styx sache"
und der fährmann ist zu bezahlen
auch wenn wir über diesen jordan
noch nicht wollen

nach dem grab
der messdiener das kreuz lässig auf der schulter
wie ein söldner am heimweg nach dem krieg

auch die worte folgen dem codex
ich echtzeit haben meine worte
immer sprechhemmung

auf der gegenüberliegenden straßenseite
ein kleines mädchen das zur konditorei hüpft
ihr langes blondes haar tanzt vergnügt in der luft
und der kosmos freut sich,
weil er endlich ein sinnvolle verwendung
für sinuswellen gefunden hat

das leben lässt sich nicht aufhalten

Samstag, 25. Februar 2012

hangover

meine bösen nierenchakras
angestachelt von der weinmischung der vornacht
haben sich
einer schmuggelbande gleich
einen heimlichen weg durch die
zerfetzte region meines
parasymtahikus
gefunden
um in der hauptstadt
einen kleinen schwelbrand zu legen
der beim ersten kontakt mit tageslicht
zu einer migräne explodiert

wankendes aufstehen und sich zu einer
apotheke schleppen
um ein aspro zu kaufen

dennoch diese saboteure
willkommen geheissen
den sie haben eine passage durchs ödland getrieben
einen noch kleinen pfad
- aber er ist da

die hoffnung teilen,
dass auf selben wege
in zukünftigen zeiten
meine stolzen handelskarawanen
beladen mit den freundschaftlichten gefühlen
und ausgestattet mit den hoffnungsvollsten botschaften
ungehindert und vollständig
den weg in den süden finden
wo die königin von saba residiert

eingeworfen
und endlich loslassen können
und dann ein hinüberdriften
in das dunkle stille nichts
wo die zeit nicht existiert
und immer die sanfte stimmen
spielender kinder
im hintergrund

brownsche molekularbewegung (faschingsgschnas)

die erkenntnis wäre schon dagewesen
dass die erfolgswahrscheinlichkeiten am höchsten
wenn man auf eine party geht
ohne erwartungen

erst die reife
- nichts neues unter der sonne -
gibt uns wirklich den mut
sich an einem abend
ganz der brownschen molekularbewegung hinzugeben

treiben lassen im strom
gestoßen von den bewegungen anderer
die uns durch die menge treiben
gesichter ziehen vorbei
wie in einem episodenfilm

begegnungen am weg verloren
zurückgelassen
weil wir ihre traurigkeit nicht teilen wollen
und empathische resonanz immer ein verstärker ist
und die zeit und die bereitschaft aller
nicht reicht die wunden
an ort und stelle
auszubrennen

herzhaftes lachen
über einen kinderscherz
und einen weiteren schönen song gefunden
den du brauchen kannst
falls du deine eigene traurigkeit mit
dunklen harmonien
- bitterschokoladig -
zelebrieren musst

randomwalk hat immer
die höchste treffsicherheit
und bringt uns dort hin
wohin wir wirklich gehören

die damen,
mit den leicht verruchten attributen verkleidet
auf die barhocker
und die lost boys
zu ihren füßen

abshaken in der disko unten
nur ich und mein weinbecher
inmitten einer tobenden horde

die unvermeidliche j.lo
und ein steriler song
der noch immer seine kraft hat
- man nimmt immer was man kriegen kann

wir wollens wieder wissen
und schei**en uns nix
"ich wusste gar nicht das du solche moves drauf hast"

abkühlung im trägermedium
man müsste die impacts suchen
wenn man noch welche haben will
die kälte kriecht ins haus
und die eisen die du heute im feuer hattest
kannst du inzwischen mit blosen händen halten

wir fahren heim
und am weg steht mein sohn
mit gagerlgelber zipfelmütze
und winchester

es hört niemals auf

weil wir immer
noch so weit
über jeglichen nullpunkt
sind

Sonntag, 12. Februar 2012

another war

vor etwa einem jahr -
mit dem player in einer sauna
mit dem blick auf eine schneelandschaft
das wissen, dass der weg schon stimmt
genug schlimmes schon hinter sich
damit man noch schlimmeres aushalten kann.

ein jahr später,
heute wie damals
jarred und seine jungs im ohr
und die tropfen in meinem augen sind diesmal
wirklich nur schweiß

weit gekommen
um zufrieden und dankbar zu sein
doch noch nicht weit genug
für eine bilanz

jarred und ich glauben noch immer an nichts
(aber insgeheim wissen wir beide es besser)
dennoch brüllen wir es beide wieder
- lautstärke in ebensolchen hohen dosen wie dereinst die therapie -
in die winterweiße landschaft hinaus
dies ist ein krieg
(und alles was bisher war, war genau nix)

ein krieg lässt dich nur deshalb aus,
weil er wissen will,
ob du mit deinen verlusten leben kannst
und weil er weiß
dass du ein zerstörtes heimatland aufzubauen hast

ich stehe im freien
und mein nackter körper kühlt nur langsam ab
selbst als meine nassen sohlen festfriehren

im westen schieben sich zwei skibusse,
zögernd und langsam
- wie auf opiaten -
durch einen tiefverschneiten feldweg

ein kleiner hund auf der loipe
schneefinken über mir
und drinnen meine frau die eben von einer bergtour
zurückkehrt

zeit hinein zu gehen

faschingskrapfen

und jeder biss in einen faschingskrapfen
schmeckt immer wieder nach enttäuschung
nach einem nie gehaltenen versprechen
eine nie verwirklichte hoffnung
ein fest,
das niemals unseren erwartungen entsprochen hat

zucker, der dich mit süße ersticken will
und doch nur unzureichend das fett übertönt

und der teig
den mund wir immer zu voll genommen
und doch nicht als heiße luft

selbst dieser feine hauch der verruchtheit
der rum-geschmack der marmelade
ist nur aroma und ein trug

so oft wir nicht die helden,
und nur in halbherzigen kostüme
braver unbedarfter harmlosigkeiten
und das rasche vergessen beinahe ein trost

und selbst dann,
als die schwerter an unseren seiten
und die kecken federn auf unseren kappen
und die augenklappen im gesicht
die erkenntnis
dass eine verkleidung dich nicht zum helden macht

doch als clowns - als clowns !
da waren wir wirklich gut.....

- 20°

polarschnee
zu klein, zu jung um die schwerkraft schon zu kennen
flirrt in der luft
verschmilzt ungespürt auf unserer haut
fliegt durch die palisadenzäune unserer wimpern
wie spatzen durch einen wald
und wird erst auf unserer netzhaut brennen

über jeder lichtquelle
ein enger senkrechter strahl in den himmel
tyndall-phänomen
weil der schnee die luft polarisiert

hinaustreten in die nacht
kaltklare sicht
und der schnee hat allen wahnsinn
aus dem mondlicht gesogen

an einer schneewand
unsere schatten
die sich vereinigen
bevor sie in der dunkelheit vergehen

sturz

"da stimmt was mit meinen skiern nicht?"
(kante, schwerpunkt, drehmoment nicht dort wo soll)
war zwar der vorherige gedanke
musste sich aber aus prioritätsgründen
hinten anstellen

keine zeit für angst
kein auftrag für adrenalin
"dasistabereinheftigeraufprall"
als sich der boden schon wieder weg bewegte

dann nur mehr der trägheitsbewegung folgen

eine anfängergruppe bremst sich neben mir ein
rosa skizwerge
und ein "alles o.k." endet im spucken
- schnee atmet sich so schwer

lachen

davongekommen

Montag, 6. Februar 2012

among the godesses (I)

in jungen jahren sekkiert von einer schwester
immer auf der jagd nach den namen der mädchen
die ich verrehrte
meine kalender und tagebücher geführt
wie geheimpläne
kein name im klartext
und für jede schwärmerei
wenigstens einen code
..und es bis heute nicht wirklich losgeworden

....deswegen nenne ich sie in gedanken
die flugbegleiterin - was sie vermutlich nicht ist -
weil sie - als ich sie das erste mal sah, danach nie wieder -
ein rotes kostüm trug

ich treffe sie manchmal auf meiner linie
sehr oft in diesem grauen herbst
und jeder dieser morgen ist ein guter morgen

ich weiß inzwischen wie sie heißt
weil sie viel telefoniert auf ihrem arbeitsweg
und dabei tolle sachen sagt
wie
"großzügig sein ist besser als gemein"

und wenn sie lächelt -
ich meine - wenn sie NUR lächelt -
kannst du damit einen heruntergekommenen
stadtteil einen winter
lang wärmen

Freitag, 6. Januar 2012

Sonntag, 25. Dezember 2011

lucy ver. 3.0 (der gefallene armleuchter)

23. dezember - am tag davor - morgengrauen
meine frau und ich die lektoren in der rorate
(leser in der messe und damit boten)
hebräerbrief
worte von mut und widerstand
von heilung und gnade
von der absage an die vernichtung
von der einberufung der gemeinschaft
und davon das das blut der vergebung
mächtiger ist als das der rache

ein text wie man ihn nur freihändig lesen kann,
kein frommes verschränken der hände
kein sanftes auflegen auf den schriften
würde ihm gerecht werden,
die hände an den seiten hinabhängend
bereit zuzugreifen
beherzt sie dort hinzustrecken
wohin du deine stimme vorausgejagt hast

vormittag -
der letzte rest der büromannschaft
die ein paar stunden totschlägt
und dennoch dabei ein paar große notwendigkeiten erledigt
sentimentale abschiede
und diesmal werden wir endgültig alle bei
unserem vornamen genannt

nachmittag -
der baum steht - stabil zwar
aber - ein mirakulum -
in mehreren richtungen schief als dieses universum
raumdimensionen hat

nachts -
nochmals die mistkübel gelehrt und am christbaummarkt
verabschieden sich die verkäufer für dieses jahr
ein letzte zigarette an der schwelle zwischen distanz und vertrautheit, das lachen müde aber nicht falsch
"seid's brav und stö'ts nix aun, jedenfalls nix wos i net ah tua tät"
(der spruch könnte von mir sein)

vierundszwanzigster
ein guter anfang - gut im zeitplan
und vormittags schon unterwegs mit den laternen
das friedenslicht holen.
in der stadt überwiegend frauen und kinder
(die sterne in position zu bringen scheint der männer job zu sein)
die menschen sind fröhlich - und auf eine stille art ausgelassen und überbordend
eine mutter und ihre tochter eingehängt - sie wissen sie sind schön, sie sind attraktiv, aber sie wissen es nicht so sehr wie ich, den auch ihr make-up ist etwas überbordend

vor der schottenkirche will dann die kerze
noch nicht so recht, und ein paar jugendliche spantanlichtträger fangen schneller feuer als ich

den bekannten weg zurück zur kirche
die luftturbulenzen überwinden
und die große vorsicht ganz zum schluss
wie oft sind wir auf den letzten metern gescheitert

diesmal lautstark begrüßt
als ich durch das poratl eintrete
(man begrüß die nachricht nicht den boten)
im kirchenraum ein augenscheinliches chaos
die kakaphonie einer großstadt
weil in betlehmn ist volkszählung
beamte, hirte, wirten und jede menge engel
die aufgeregt
ihrem großen moment am nachmittag
entgegenproben

in den kurzen momenten in der straßenbahn
zur untätigkeit gezwungen
und nicht runterbremsen können und wollen
und sich in conspirativ-spirituellen mutmaßungen ergehend


mittags für ein gläschen sekt auf der homewarmingparty
und dort eine die angela heißt -
und auch wenn sie lexandra heißt - wie meine tochter behauptet
ist der verhörer eine passende synchronizität


nachmittags - stellprobe der holzkrippe
unter unserem baum.
das arrangieren statischer figuren hat mit immer schon spaß gemacht, seit ich die figuren aus dem linde-kaffe gekrazt hab.
der stern will heuer nicht halten und fällt am vorabend vor 2012 immer wieder runter.
mein favorit ist der esel, geschwungen aufgestellt ohren, wie ein beflügtelter kopf, die auf eine geistige mobilität und ungestümheit hinweißen, ein esel der zu mehr geschaffen ist, ein friedliebendes wesen mit dem herz eines schlachtrosses.
und während ich maria ein kleines geheimnis in sein ohr flüstern lasse, entsteht ein plot für eine weihnachtsgeschichte (die erst noch geschrieben werden muss)

spätnachts
krippenspiel und mein sohn lukas (endlich)
in der rolle des gleichnamigen evangelisten
zumeist im dunklen,
die stimme aus dem off
der chronist
der geschichtenerzähler

......

und sehr viel später an diesem
schönen harmonischen tag
werden wir die gleichen worte
in der christmette
seinen verschmitzten lippen
ablesen können.

Freitag, 23. Dezember 2011

albtraum.....

es sprang mich an
aus dem dunklen eck eines kleiderschrankes
seine krallen und zähne
in mich geschlagen
und versuchte mich in sein dunkles nichts
zu ziehen
aus dem es gekommen war

wir ringen
und wir beide wissen
wenn ich es ins licht zerren könnte
würde mir sein anblick den verstand rauben
aber das licht würde es verbrennen

wir einigen uns auf die andere variante
von "unentschieden",
es lässt mich aufwachen
und ich lasse es
weiter sein unwesen
treiben

Donnerstag, 22. Dezember 2011

....into deep

an manchen tagen
zieht sie vorbei an der scheibe
meines autobusse

ich weiß
sie hat die stimme eines engels
aber die augen
ihres unbeobachteten blickes
gefangen
in abgründen
in die luzifer erst fallen müsste

(oder augen
FÜR die einer
der das licht an seiner seite glaubte
gefallen ist?)

Mittwoch, 21. Dezember 2011

looser

erst fielen mir ihre stiefelchen auf
die form ihrer beine in der engen hose
langes schwarzes haar
und - neugierig geworden - vor den heimlichen blick in ihr gesicht
die tatsache dass sie geschwindigkeit aufnimmt

unser bus
kurz vor dem abheben
ich sofort im sprint
rechts vorbeiziehen an einem kinderwagen
den bus zwar noch berühren
aber dennoch verpassen

ich bin im weihnachtsflow
verschmitzt - frech - enttäuscht
die schultern hoch
"ich habs versucht"

"ja das stimmt" sagt sie
ihr lächeln honigsüß
und ihre stimme mit einem hauch nuss-nugat
und ihre augen,
mein gott die augen....schwarzes feuer eben

ganz selten
ist auch das scheitern
ein genuß

Samstag, 5. November 2011

wolfpack








(wunderschöne synchronizität: ein jahr davor, eine andere ausstellung, eine andere unterirdische installation, so ähnlich....siehe:)
rainpeople

Mittwoch, 26. Oktober 2011

das tattoo / die nachricht

als sie die beiden pioneer sonden richtung jupiter raus schickten, gabs ein paar vorausdenkene visionäre, die den sonden plaketten verpassten, eine nachricht, nur für den zwar unwahrscheinlich aber möglichen fall, dass es die beiden nicht nur an jupiter vorbei sondern bis zu irgendwelchen außerirdischen schaffen. und nachdem pioneer nicht 21 monate sonderen 32 jahre (oder 12 mrd. kilometer) aktiv war, sind die beiden inzwischen - soweit wir wissen - auf den weg nach aldebaran, wo sie in mehr oder weniger 2 millionen jahren ankommen werden.

wie so eine universelle nachricht designen, wie so eine botschaft formulieren, die so einzigartig in jeder hinsicht ist wie diese? wie diese visitenkarte layouten, die einmal hinausgeschickt - nie mehr zurückholbar ist?

die frage nach diesem solitär-design, nach diesen singulär-layout stellt sich bei allem info-content das in unserem leben einen unitären, einzigartigen, unwiederbringlichen aber auch unwiedernehmbaren charakter hat.

gibt es ein hochzeitsversprechen, dass alles ausdrückst was du wirklich empfindest?
gibt es ein foto das dich so darstellt wie du wirklich bist?
gibt es ein glaubensbekenntnis das alles ausdrückt was du glaubst und hoffst?

gibt es ein tatoo mit dem du dein ganzes leben herumlaufen möchtest?
gibt es ein zeichnung die dir die welt erklärt????

wir haben es schließlich dann doch gefunden - so wie alles wichtige, dass man findet ohne dass du es sucht (oder es findet dich).


lukas und sich sind uns einig - es sieht aus wie etwas das lara croft in einem tempel im meer finden würde, oder in einer pyramide unter der arktis. schrecklich fremd und
entsetzlich vertraut. elemente und symbole die du kennst, aber die in ihrer kombination undenkbar sind, oder in ihrem erschaffenszeitpunkt, oder der art ihrer entstehung.

ich hab sowas erst zweimal erlebt - einmal als ich mein erstes apfelmännchen gesehen hab, das andere mal waren es die türme der sagrada. beide in ihrer harmonie so seltsam schön, und endlich aufregend. Wie schriftzeichen von aliens (oder gott) und bei aller fremdheit spürt man, dass wir da ganz innen drinnen gleich sind.

erst am zweiten tag werde ich sie fragen, nachdem ich davor nur verstohlene blicke riskiert hab. es ist der seltene fall in dem künstlerin und kunstwerk ident sind - zum teil wenigstens. und es ist eines der bilder die nur auf einer gekrümmten geschlossen ebene denkbar sind.

womit würden wir einen menschen beschriften, den wir nicht nur aus unserer galaxis - sondern aus unserem universum hinausschicken zu dem was dahinter liegt?

Gibt es eine Zeichnung, die dir das Leben erklärt?
Gibt es eine Bild, das dir die Welt aufzeichnet?
Angefangen von Planeten über die archaischen Symbole intelligenter Wesen bis zu den Schaltkreisen des Cyberspace?

Wenn sich das kollektive Unterbewußte - aller Wesen des Universums - eine Unterschrift überlegen müsste, was würde da wohl rauskommen?

Wir hören wie das Tatoo entstanden ist, der Name Hermes Trismegistos fällt, und meine Erwiderung, dass ich den kenne klingt etwas abfällig in meinen Ohren, und ist vielleicht auch nur ein Zeichen dafür, dass mir dass bei aller Faszination doch auch etwas unheimlich ist.

Samstag, 15. Oktober 2011

farewell my friend (porta-cath)

"darf ich ihn sehen, wenn sie ihn mir rausgenommen haben?" fragte ich den operateur

später, hält er ihn kurz vor meine augen
und er sieht aus wie ein kleiner lautsprecher
seltsam kantig, gar nicht so wie er sich angefühlt
als er noch unter meinem schlüsselbein verpflanzt

"du hast mir gute dienste geleistet" denke ich später
fast sentimental
und ich blicke ihm nach während ihn die op-schwester wegträgt
ein jahr lang waren wir zusammen
hast alles treu geschluckt was für mich bestimmt
und verhindert das man mich sticht

ich blicke ihm nach wie einer raketenstufe
die du absprengst
dankbar dafür das sie dich in den orbit gebracht hat
und dennoch wirst du dich hier ihrer entledigen
und zusehen wie sie in der atmosphäre verglüht.

es ist ein stück aus plastik und metall
nichts das denkt oder fühlt
worte wären verschwendet
und schweigendes salutieren
wäre die einzige adäquate form von dank

warten (profesionell)

(14.10.2011) - stundenlanges warten auf eine op
dass zu entfernen, das nicht mehr gebraucht,
enttechnisierung der cyborgs

müßiggang mit gratiszeitungen, ein paar patienten gut zureden
und dann - als es sich abzeichnet das es noch länger dauert -
durch AKH streifen, so als ob es mein revier wär
ehrenrunde durch die eingangshalle und dann dem duft folgen
dem ich hier mich erst geöffnet hab
der duft der draußen für mich nach krankheit riecht
aber hier herinnen ein refugium ist.

grande capucciono und scones beim starbucks,
hab mir eine kleine nische gefunden, mit guter übersicht zur tür
und zweiten sessel für den fall der fälle
brown sugar (schlecht für die zähne aber so gut*)
das aufhängen der jacke ist wie ein lager aufschlagen
bin in warte-position
das handy zwischen den bröselkrümmeln- wir sind auf sendung

die dritte zeitung für diesen morgen und zwischen alldem eine offenbarung:
ich entdecke endlich wer mein role-modell im letzten jahr war:
woher dieses professionelle patient-sein, woher diese leichtigkeit, woher diese positive rolle? (ein theaterstück in den späten 80ern - und mittendrin ein patient für den das alles ein abenteuer oder ein urlaubstag ist - soweit jedenfalls die erinnerung)

und zwischen den seiten
tausend gedanken, bilanzen, synchronizitäten
welche ironie, dass ausgerechnet der starbucks hier
nach 19 jahren ehe unsere erstes cafehaus war

was tun wenn am ende der zeitung noch soviel zeit übrig ist?
fröhliches beruferaten mit anton s., mein lieblingsspiel hier herinnen,
den leuten zusehen und raten was sie sind:
ärzte?, studenten?, patienten?, pharmavertreter?, angehörige ?
doch wie immer wird mir bald meine eigene menschenverachtung zuwieder.

der starbucks im AKH ist wohl der einzige
in dem es immer freie plätze gibt,
und in keinem wird soviel geweint wie hier.

zeit wieder hochzugehen auf 7c
ich warte lieber hier als zuhause
inzwischen bin ich ruhig geworden
die federn sind weg und
die nerven sind aufgerollte stahlseile

darin liegt der sinn des wartens
die nervosität zu belagern
und die angst sturmreif zu schießen

im op-saal läuft ein sanfter jazz

seltsam in welchen systemem
man sich
fast
zuhause
fühlt

Donnerstag, 6. Oktober 2011

liebe/treue

wenn erst mal
echte liebe im spiel ist
ist treue eine
untergeordnete kategorie

hauptsache sie blühend
zu wissen
als welkend
an meiner
seite

Samstag, 1. Oktober 2011

vergebung

dumpf dröhnen
schwere schritte über marmornen grabplatten
während blutrotes herbstlaub
leichtfüßig in der brise tanzt

dass man an wunden
die man glaubt
geschlagen zu haben
so viel schwerer trägt
als an den narben
derer sich dein körper
gewiß ist

manche schuld
kannst du auch
wie eine trophäe
stolz
mit dir rum tragen

ob etwas das vergessen ist
in wahrheit vielleicht
nie passiert ist?

die toten ruhen lassen
und das lachen derer hören
die man hier begraben
glaubte





der brennende mann

soul-lagging
der körper längst wieder daheim,
der geist hinter her trottend
aber die seele noch immer irgendwo zurückgeblieben

zu nahe noch der winterschlaf
in dem zwar deine haut kochte
aber dein herz wie ein kalter stein in dir
der körper fieberhaft auf touren
und dein kopf nur mit warten und durchstehen
beschäftigt

die kälte sitz dir noch in deinen knochen
und dein mark plubbert
wie kochende marmelade
erinnerungsdampfblasen
die sich anlegen
bevor sie richtig warm werden

mein metabolismus ist 60
(alter mann der ich einst sein werde)
und meine trägheit ist 14
(dickes kind das ich einst war)
und ich bin - der nicht existente -
mittelwert

zu nahe noch die nächte im roten turm
unter dir die goldenen lichter einer stadt
aber was anfangen mit diesem schmuckkästchen
und der anblick inzwischen verhasst

endlich wieder eine nacht am boden verbringen
laut und heiß
der schweißgeruch ist nicht dein eigener
die hochhauslichter von unten sehen
es ist die luft die uns frieren lässt
und lebendiges fleisch das uns wärmt

durch eine nacht treiben
torkelnd
wie achtlos auf den filz geworfene billardkugeln
und es noch offen lassen
was heute hier gespielt wird

das verbotene verlangen
willkommen heißen
und sich dem heißen schmerz
(noch nicht hingeben aber)
jetzt zuwenden
wie vorher dem kalten schmerz

wir brennen in der nacht
verzehrend lodernd lebend in der finsternis
furchtlos also ob wir die engel mit den flammenschwertern
immer gesucht hätten
seit wir zu den gebrannten kindern gehören

mein herz brennt
und auf dem einsamen heimweg
schneidet es glühende schneißen
ins kalte schwarz

wir gehören nicht der finsterniss

der dunkelheit kein reich

Montag, 12. September 2011

vergänglichkeit

sie tritt aus dem haus
aus dem schatten
das kleine mädchen in dem dirndl
das gesicht einer prinzessin,
die weiß das sie von staatsgeschäften noch keine ahnung
aber dieses reich jetzt schon ihr gehört
und heute schon die frisur einer königin

der biss in ihre schaumrolle
während ihr blick
unbesorgt neugierig
dahingehend
welche abenteuer dieser tag wohl
noch bringen mag

der wind fährt in ihr haar
und der staubzucker
ein kometenschweif
während sie der sonne entgegenfliegt




Dienstag, 16. August 2011

....katie moorehead - florence dance festival - 19.07.2011 (bargello)

der regen setzt voll ein
und lässt uns unter die arkaden flüchten
der innenhof des bargello mit der tanzbühne
unverdacht
dem regen exponiert
und die tänzer einer company schon ausgrutscht
und ungebremst gefallen

hektik und aufgeregtes chaos
wir wollen sehen und sie wollen tanzen
zuschauer und tänzer vermischt
und mitten im gewühl
sie


kathie moorehead
ein kleine person, mit einem nichts von einem unterhemd/tanzdress am körper
aber eine präsenz, ein charisma
das den verlauf der geschichte ändern kann

sie bahnt sich ihren weg durch die menge
und ein blick in iher augen (die mich nicht sehen)
reicht aus um zu wissen
das SIE dem regen nicht weichen wird
und das dieser abend noch lange nicht zu ende ist

sie kämpft sich durch zu den verantwortlichen
und ihre stimme, deren bruchteile ich nur erhasche,
non native italian
aber eine stimme die männer nicht einen auftrag gibt
sondern eine vision

sesseln werden arrangiert,
die die noch trocken sind umgedreht und neue bänke in die arkaden geschleppt
die tanzbühne unbrauchbar, weil rutschiger als eis,
steine ersetzen die bretter die sonst eine welt bedeuten
die zuschauer in der flanke der tänzer
und nur ein paar puristen draußen im hof
im nachlassenden regen der mit uns spielt


katie moorehead -
sie trägt die haare erst seit kurzen kurz
was es in den folgenden wochen schwer macht
ihre spur danach im netz zu finden
und fraglich bleibt was sie dazu bewogen

katie tanzt
und erst später, wenn ich das programm
inferior decodiert, wie eine geheimbotschaft
unbegreiflicher mächte
werde ich ahnen dass es um das motiv des mißbrauches dreht

und dennoch,
das thema verfehlt und doch so nah,
die situation der du nicht zu entrinnen vermagst
und der schmerz

katie tanzt
so unendlich schmerzhaft
so unendlich schön

ein sakrileg
als sie ihren körper auf die jahrhundertalten steine wirft
und ein herz möchte schreien
wenn sich ihre glatte haut auf den rauen
tonziegeln windet
aber es sind die schwarzen harmonien
ihrer bewegungen
die uns atmen und blinzeln vergessen lassen

wenn es einen himmel gibt
(wenn es außer diesem körper/tanz einen himmel gibt)
so ist er jetzt offen
der regen stürzt auf uns herab
kein weinen sondern ein verbluten

wenn jemand versuchen wollte
mein letztes jahr zu konzentrieren
so unendlich schmerzhaft
so unendlich schön
nichts käme ihm näher als katies tanz.

die letzen zuschauer
die mit mir soeben noch im freien saßen fliehen.

ich konnte letztes jahr nicht weglaufen
und ich werde es heute nicht tun

ich sitze durchnässt
alleine im hof
der letzte in der vorgesehenen blickachse
der improviesierten bühne.

und katie
tanz nur
für mich.


Montag, 15. August 2011

...abschied (G.Berg) - 15.08.2011

Die Hektik des Mittagessenkochens
lässt es nicht zu
mich oder die anderen
auf den abschied gebührend vorzubereiten.

Die sachen längst gepackt
bevor der Morgenespresso
noch getrunken.

Es wird kein Abschied werden
den die Bleibenden oder der Gehende
zelebrieren kann,
sondern wieder mal nur ein Herausgerissen werden,
was für die dies nicht kommen sehen,
vielleicht sogar das gnädigste.

Im Speisesaal
auch wenn ich keiner bin der wirklich dazugehöhrt
so doch ein verbunden Hiergewesener
noch teilen wir den Raum und die Zeit,
im Geiste längst doch schon gegangen.

Ein Stimmenmeer um mich herum,
Dialogsequenzen die ich nicht mehr halten kann,
wie die Tonspur aus einem Nebenzimmer
Verrauscht verschwommene Momentaufnahmen
wie der Blick aus einem Zugfenster.

Abfahrt
Rituale abspulen
und versuchen etwas Bedeutung in die leere Hülse füllen.
Punktuell das Muster durchbrechen
ein letzter Kniefall vor der Großherzogin Lady Eliane
und ihrer Schwester der Erkanzlerin Fiona.
Ein aufmunterndes Wort im Naßraum
nach 3 Tagen Schweigen.

Am Bahnhof regnet es
und in symetrischer Umkehrung sehe ich ihrem Auto nach
das mich hergebracht,
so als ob sie die gehende wäre,
wo sie doch die bleibende ist.

Wenn du gehst
dann gehe ganz
und lass dein herz nicht zurück.
Weil du es noch brauchen wirst
dort wo du hingehst
und die da hinten mit deinem herz ohne dir
nichts anfangen können.

Der Zug fährt ein.
Man schauen wohin er mich bringt.

Mittwoch, 10. August 2011

...nachtgesichter (anima)

und wieder eine schwere nacht
in der dich tausend traumgesichter verfolgt
aber dich dann doch gerade noch
entkommen liesen
es wäre soviel gnädiger gewesen
dich endlich zu erwischen

dein kopf so viel schwerer
als dein körper
der schmerzt als hättest du die wilde flucht
mit ihm gemeistert
und nicht mit deiner fantasie

und dann am ende der ertragbarkeit
die erinnerung an ihr gesicht
und die geborgenheit die du dadurch
empfunden hast

und wieder mal sich ein gefühl
aus dem herzen reißen
ein bild vergessen dass so schnell verplasst
der versuch den schmerz zu greifen
um damit die erinnerung zu halten

und tagelang auf den straßen
ein gesicht suchen
dass ihrem gleichen könnte

Freitag, 1. Juli 2011

johannesfeuer....

im tiefsten winkel
unserer aufgeklärten seelen
sind wird ja doch noch heiden
die mit ihren göttern ringen

das feuer wappert in unseren augen
und unsere haut hat die temperatur der glut
unsere blicke und gedanken
im feuer versunken aus dem alles entstanden ist
und in dem alles vergehen wird

und am weg dorthin - lieber verbrennen als erfriehren

in unseren blut die flüssige lava
träge aber heiß
und unsere gedanken und worte
wie explodierene methanwolken

noch was sagen was nur in dieser nacht gesagt werden kann
eine alte rechnung wieder öffnen
und entschlafene drachen wecken

die (wirkliche) nacht der nächte
im übermut durchs feuer springen
sich in die flammen wagen
mit beiden händen tief in die kohlen greifen
und nicht mehr los lassen

Dienstag, 21. Juni 2011

....(shun) the comfort of strangers

verzagt (launisch) stand sie da
das kleine mädchen
(die goldene prinzessin)
nuckelte an ihrer gelben serviette
und wimmerte
"aber die anderen haben mehr"

"ja!!!!!!" sagte ich und hob meinen finger,
nicht um zu belehren, sondern - achtung gleich - jetzt kommts
"ja !!!!! die anderen haben mehr,
aber du bist schöner"

und vor meinen augen erblühte eine sonne
vergleiste sich zu einer supernova
und hätte ich nicht so manche tugend
der alten männer schon
ich wäre jetzt erblindet
oder in dieses gravitationsloch
an liebreiz gefallen

Donnerstag, 9. Juni 2011

...und Jericho steht

der regen letzte nacht
hat unsere strasse in einen fluss verwandelt.
und der wind hat dem morgengrauen
einen unruhigen schlaf gebracht.

vor der zeit schon wach
und am fenster
ein blick in den hof hinunter

die sandburg in der sandkiste
die gestern in der letzten ruhe vor dem sturm
eilig fertiggestellt
steht noch immer!

die 5 türme
(drei davon im inneren wall)
haben etwas von der schärfe ihrer kanten eingebüßt
und wirken wie pueblos von hier heroben
aber sie sind immer noch türme

die brücke
die immer der fragilste punkt
auch sie hält noch
zwar ramponiert und nicht mehr dem stolzen schritt deiner
königin würdig
aber ausreichend für deine heerscharen und deine schutzbefohlenen

der burggraben
noch immer eine schützende tiefe schlucht
an deren grund nicht mal götter wie wir
zu blicken vermögen

...kinder bauen für die ewigkeit

Sonntag, 1. Mai 2011

Tag 0 (Replay)

Tag 0
Stammzellengabe
Knochenmarkstransplantation

der erste Tag des Wiederaufbaues
System-Reboot
der zweite Geburtstag

der Tag an dem die Tage vom Minus
ins Plus kippen
die Uhren zurückgestellt werden
der countdown ein count-up wird

die verbalen rituale um diesen tag
sind in meinen ohren ein kleinwenig "esoterisch"
aber das ist wohl ansichtssache
einen wald aufforsten ist eine heidenarbeit
auch wenn dein ursprüngliches ziel war
das unkraut loszuwerden
als du ihn niedergebrannt hast

tag 0
und am vormittag gibts dann nicht nur ein d-day
sondern auch eine h-hour - 12.30
und selbst das warten fühlt an diesem tag sich heilig an

das gefühlt irgendetwas bedeutendes
tun oder denken zu müssen
und dann doch nur bereit sein

den ganzen vormittag heizt die sahara auf
mit knacksenden summenden geräuschen
vor meiner tür
und einem dezenten piepsen
wenn der sensor die korrekte temperatur quitiert
sahara, ein kleiner ofen
der meine tiefgefrohrenen stammzellen
(4,9 Millionen Stück)
auf Betriebstemperatur bringen wird

die Zeit ist um
und ich hänge an den monitoren
vertreibe mir die zeit mit einfachen bio-feedback spielchen
small talk während den letzten vorbereitungen
6 leute in meinem zimmer
welcher aufwand

es geht los
die stammzellen - in einem lächerlich
nur zu einem viertel vollen blutkonservensack
werden hereingereicht

draußen steht der der mann von der blutbank
- heute ein shakespearscher bote - "the day is yours"
der sich sicher ist, dass das was er heute überbringt
mit freuden entgegengenommen wird -
mit der fettesten ausweißplakette die ich je gesehen hab
in zivil aber anonym unter seinem mundschutz
und die übergroße grüne haube lässt mich schmunzeln
(wie wenn er am weg zu einem kinderfasching wäre)
ein nicken
das mehr enthält als worte in den kurzen augenblick ausdrücken könnten
in dem sich unsere augen treffen

namen, daten, nummern werden verlesen
kontrolliert und protokolliert
gerade so als ob es sich um die einsatzcodes
strategischer nuklearwaffen handelt
und übung ist auch das keine

der eigentliche akt der stammzellengabe
ist ebenso archaisch wie unspektakulär
die stammzellen (in der kühlflüssigkeit)
- mit der farbe von pink grapefruit, naturtrüb
rinnen
einfach durch meinen portacath in mich hinein
ein  paar gespannte minuten
und dass womit niemand gerechnet hat - bleibt aus

lediglich ein sanfter geschmack auf den lippen
"irgendwie fruchtig"
(und tags darauf wird eine schwester kommen und sagen
"hier richt es nach frischen zellen" (obwohl es das kühlmittel ist, das man riecht)
und der geschmack in diesen minuten wird ausreichen
um ihr zu glauben)

und nach knapp 20 minuten ist auch das vorbei
die ärztin lässt den schlauch bis zuletzt in mich rinnen
"wir wollen nichts vergeuden"
und ich denke an einen kleinen buben
der seine erstes cola trinkt und sich fragt wie er nach der flasche
auch noch den strohhalm
richtig leer bekommt.

die party ist vorbei
und ich bin wieder alleine mit meinen maschinen

ein schmunzeln vor dem hinübergleiten
in einen sanften schlaf
über einen gedanken
den es erst zu fassen gilt

angel eyes (REPLAY)

meine engel hatten keine flügel
und an ihre gesichter werde ich mich nur schwer erinnern
weil ich viele von ihnen selten oder gar nicht gesehen hab
lediglich ihre augen

lediglich ihre augen
die haare versteckt
die gesichter vermummt
die stimme gedämpft - verzerrt
und lediglich ihre augen sprechen wirklich
und was ich von ihren gesichtern zu sehen sehen glaube
ist das nachbild einer erinnerung bestenfalls

eine neue stimmen die an meinem bett auftaucht
nachts im gegenlicht
der körper etwas klobig in der wärmenden nachtdienstkluft
so als ob sie drunter flügel versteckt hätte

augen die auf mich einreden
mir zureden
nachdem ich zu lange die schmerzmittel verweigert
und natürlich behandelt sie mich gerade wie ein kleines kind
- weil ich mich auch gerade wie eines verhalte -
aber ich verstehe was sie wirklich sagen:
hör jetzt auf den helden zu spielen um er nachher zu sein
lass dich jetzt fallen - um nachher zu fliegen
(und wer wüsste das besser als sie)

mundlose gesichter
redundanzen reduziert
weil auch augen können lachen

zuletzt auch die letzten attribute
ihrer persönlichkeiten
meinem blick entzogen
die frisuren unter den ewig grünen
hauben versteckt

der streng und dynmiasche zopf
(mein puls angenehm auf 140 hoch bei unserem ersten aufeinandertreffen)
die hochgesteckten haare
(die immerschon irgendwie für begehrenswerte geborgenheit standen)
die wallende Mähne

sie alle - uniformer als ich es je gewesen bin
meine armee des lichtes

tag 11 - die ersten schritte außerhalb meines zimmers
es ist warm, unsere ärmel hochgekrempelt
zum ersten mal sehe ich ihr haar
mit den kecken kleinen rossschwanz
die bänder unserer masken flattern
die schritte so leicht
und meine trunken von den vielen raum
nur ein wenig den gang entlang
und ihre augen sehen aus wie die
der jungen linda evangelista
und ihr gesicht werde ich erst in 4 tagen sehen

langsam dämmerst es
das du die tage hier ohne lager-koller
überstehen wirst
aber ein stockholm-syndrom
mit heim nimmst

meine engel hatten nur ihre augen
andererseits
auch augen haben die form von flügel

Freitag, 22. April 2011

dead man walking/ frühlingserwachen (echtzeit)

es gibt es zeit des niederganges
und eine zeit des darniederliegens
eine zeit der der brache
und des auferstehens

und die totgesagten
werden den ungehörten ruf folgen
sich aus ihren gräbern erheben
und die gegenwart
der lebenden suchen

vielleicht ist es nur der fühling  gewesen
die sonne, die wärme, das grün vor dem fenster
lachen im hof, ein fußball der gegen die hauswand knallt,
das leben eben

ungekannte teufel reiten mich
und ich gehen alleine spazieren in den park
etwas das ich nicht mal mir selbst erklären kann

die musik im ohr
zu rappig, zu laut, zu hart, zu schnell,
ich bin wie ein alter recher,
den man übertakten muss,
damit er wenigstens irgendwie hochkommt
und auch wenn du dich nur bei jedem 4. beat bewegst
bist du auch im takt (irgendwie)

erst mal im ehrgeiz die runden ziehen
lage peilen, die schatten meiden, die farbe saugen
in den düften baden, ohne maske, ohne kappe
die ideallinie suchen wie ein rennfahrer
(abstandsmaximal)

dann endlich
dorthin, wohin dich dein unstillbarer hunger wirklich treibt
auf den sportplatz - zaungast am rande
ein spanner, ein zuseher, ein stalker, ein voyeur
einer der gerne würde, aber noch nicht darf, noch nicht kann
zombies zieht es immer zu den lebenden

ein wenig mit den bord rumkurven
ein paar körpe werfen
den flug der scheibe folgen - heute würden dich selbst diese anfänger ausbremsen
oder lediglich ein kickerl - nur für 5 minuten

vom sandplatz fliegt ein volleyball in meine richtung
und ich werfe ihn zurück
- bemüht - den bis ich am ball bin ist die blonde auch schon da
und es wird nur gerade noch ein "zuwerfen" anstelle eines "aufhebens"
sie trägt die unvermeidbaren nerd-brillen des sommers 2011
aber was sie sagt versteh ich nicht
weil mir immer noch sido ins ohr brüllt

zeit weiterzugehen bevor ich auffalle
"ja officer, da war allerdings ein verdächtiger mann am spielplatz
mit glatze, und viel zu warm angezogen für die hitze"

zwei runden - zwei rastpausen - später
ist die sonne weitergezogen
und macht sich auch langsam auf den heimweg
eine adäquate bank ist frei und
auf den sportplätzen ist das durchschnittsalter merklich angestiegen
nur die blonde und ihre clique ist noch da

ein sanfter reggea im ohr
die gedanken ziehen lassen
spüren wie alles, das das die letzten tage ganz vorne war
jetzt irgendwo hinten im halbschatten wartet

zeit heimzugehen und festzustellen
das man sich zum ersten mal nicht wie "der kranke" bewegt
liegt wohl daran, dass man ja noch im theoretischen blickfeld der blonden ist
("alter esel" eben)

auf den kurzen heimweg dennoch zwei gesehen
die man von der krebsstation kennt

wir sind legionen

Montag, 11. April 2011

das versagen der musik

die letzten jahre schon deine playlists aufgefüllt
mit den jungen wilden bands
die dir mit den lyrics und dem sound
eine kraft in den kopf hämmern
der anfangs noch ein ziel fehlt

rechtzeitig adagio for strings
und rammstein entdeckt
und damit die gewissheit
dass auch die allertiefste hoffnungslosigkeit
noch die zwar schwarzen - aber auch die schönsten
harmonien enthält

nach jedem zyklus ein album
aufbaukost und kraftnahrung
für etwas das noch nicht benannt ist

die tage vor dem nullpunkt
der soundtrack der die geschwindigkeit hochtreibt
damit dich die trägheit durch die nächsten tage werfen kann

dann der tag (tag +2/25.3.2011)
an dem deine playlist versagt
und du deine freunde nicht mehr erträgst
und du facebook genauso meidest wie deine musik
gerade so als ob dich die gesichter anstecken könnten

aber da du inzwischen nicht nur die trägheit eines elefanten,
sondern immer schon sein gedächtnis hast
trifft dich nicht einmal das unerwartet

das ziel des tages
das heute 2 kilometer näher - aber 100% der zeit weiter weg liegt
wird an diesem tag mit nelly überschritten
wir fackeln eine limosine über den strand von sta.barbara ab
während über uns ein überdimensionierter ehering kreist
ersatztotem für all die eheringe die hier nicht rein dürfen,
denn selbst mein psychologe muss seinen aus hygienegründen
hier abgeben

"if u ever loved some body - but your hands up"
heute reicht die kraft nicht um mitzusingen
aber wenigstens um einen arm zu heben

am nachmittag versagt dann auch noch deine leseliste
und das einzige was geht sind musikvideos
auch wenn dort nur die lady singt die so heisst wie du dich fühlst

mit bitpull (ich sehe nur vorübergehend so aus wie er)
die clubs abchecken
chicks mit plastikti**en
auf die form reduziert und ohne geschmack
weil selbst der vertrauteste geschmack eine herausforderung ist

nur die vergessenen songs auf deinen mp3 player sind erträglich
sänger die dir zu ähnlich sind -
weil präpotent wie falco
zornig wie eminem
rotzfrech wie sido -
zu ähnlich als dasss sie jemals deine freunde hätten werden können
nur sowas wie gefährten der nacht
und das muss auch an diesem vormittag reichen

und dann - später - wenn du dich vollständig
in dich selbst zurückgezogen hast
und dich die guten vorsätze nicht mehr bewegen können
wirds ein song sein

"BEWEG deinen ARSCH"

coming home (T:+15 / 7.4.2011)

schlag ruhig mein wildes herz
und gib dich noch einen weiteren augenblick hier
der stillen zeitlosigkeit hin
und der ungewissheit

denn das nachhausekommen
(genauso wie das weggehen)
muss gut vorbereitet und beherzt erfolgen
wie ein geordneter rückzug
oder eine geplante invasion

und niemals wie eine überhetzte flucht

Samstag, 19. März 2011

the austronauts wife

er - oben in seiner glaskobel
die noch hier, aber er - eigentlich schon weg.
unten, menschen ohne gesichter
und die wichtigste von ihnen
sie

er, nahezu jeglicher intimität entkleidet
und umschwärmt von seinen stab -
der natürlich der der steuerzahler.
alle in blau und wozu sich die namen merken
wenn er sie an den augen erkennt
und ans herz gewachsen
sind sie ihm sowieso
schon längst

die einsamkeit
dicht unter einem himmel,
der sich alles offen lässt,
während unter ihm eine stadt atmet
wo gelebt wird.

den blick den tauben folgen lassen
die sich in eine tiefe stürzen.
alles um eine zeit totzuschlagen
die noch rückwärts gezählt wird

am flightdeck die familienfotos -
wir bringen immer bilder zu den sternen.
daneben das logbuch -
in dem sie den tag seiner
wiederkehr,
der noch gar nicht existiert
unsichtbar
längst eingetragen.

er spult sein programm ab
vorgegeben
mit der disziplin eines häftlings
unverschuldet,
aber da das hadern ihn nicht reingebracht
wird es ihn hier auch nicht rausbringen.
und das worauf es ankommt
verkabselt,  versenkt in ihn.
er muss es lediglich durchstehen

sie
geworfen, getrieben
von den freiheitsgraden
ein leben planen, das er sich zu denken
noch nicht gestattet.
gedanken werden dich wieder
nach hause bringen
aber jetzt
könnten sie ein herz zereissen

ein lächelnd für die kamera
auch das gibt halt
und zwischen den maschinen
wird er erst wissen was er empfindet
wenn er es ausgesprochen hat

sie werden sich sehen,
dafür sorgt die technik.
wann sie sie wieder berühren
bleibt fraglich

Donnerstag, 17. März 2011

sonnenaufgang (15.3.2011)

eine dunkle stadt unter mir
jedes fenster ein stern
der tiefe horizont ein grauer schleier
und das riesenrad eine silhouette

die stadt wirkt aufgeräumt wie eine dorfkirche
links die frauen, die schützend gaiastämmigen klötze der flacktürme und dahinter ein hochhauskomplex, eine einheitliche graue masse die sich im halblicht fast ängstlich zusammendrängt
rechts die männer, die schlanken phaloiden türme der kirchen,
zerbrechlich übermütig, das rathaus und einige schornsteinproleten
spitelau wie der quotenmann,
aber wegen der goldenen kugel dann doch eher wie eine tunte auf der falschen seite
und die kuppeln der museen und st.peter verstreut wie ovos perdidos

der himmel in reinsten pastellblau pigmentfrei
auf titanweisen hintergrund verlaufend
die sonne in glühender lava gemalt
selbst noch unsichtbar
aber verbrennt die wolkenränder
rückstandsfrei

blutrote flimmerfarben gewellt
am nebelmeer als ob dort wasser wär'
das sich noch überlegt ob es ein see oder eine flut ist

dann tritt sie hervor, die sonne
erhebt sich aus dem meer
steht kurz als roter kreis am himmel
brennt sich durch die letzte wolkenschicht
um am himmel zu etwas zu zergleisen
das die augen nicht mehr zu sehen vermögen
etwas das in den ohren rauscht
ich kann das licht hören

gerade so als ob sie einen
kurzen augenblick ihrer kinder gedacht hätte
erst japan im allgemeinen
und jetzt fukushima im besonderen

halbwertszeit

jedes projekt
das du gezwungen bist
mit brute-force durchzustehen
du dich also weder davonschleichen noch rausreden kannst
musst du nur bis zu hälfte schaffen
denn alles was danach kommt
- ob's die zeit oder der weg oder die kraft ist
wird exponentiell implodieren

und wenn am ende
das ziel doch noch weiter weg
oder du es dir höher gesteckt hast....

..was soll's
du hast es bis hier her geschafft

HOMERUN!

Mittwoch, 16. März 2011

.....ganz wien....

gemeinsam ziehen wir unsere kreise
über der stadt
der falke und ich
die stadt die - in unserem fall -
nur wien sein kann, obwohl wir andere kennen
und uns manchmal auch dort heimisch fühlen
oder wissen das wir es könnten
salzburg, paris, rom, hamburg, barcelona, Amsterdam, Hell-thinki,
ingolstadt mitten in den neunzigern, la trinite sur mer, rovijn
aber "die Stadt" wird immer wien bleiben

wir ziehen unsere kreise über der stadt
ich hüben er drüben
ich auch meinen ergometer
und er - inkarniert in einen der turmfalken
die gleich irgendwo über uns nisten
gleich unter dem himmel
aber auf jeden fall
über der stadt

auf augenhöhe der blechmann vom rathausplatz
fast so hoch wie wir
und dennoch nur ein feiger löwe der sein fehlendes herz
nicht bis zum messer zu tragen vermochte
sehnsüchtiger blick in die tiefe wo er glaubt
seine dorothy verloren zu haben
(die königin von eshnapur)
und vogelscheuche hängt in der spittelau rum
ein gestrandeter wie wir
männer des westens sind so

tief unter dem blechmann
(auch wenn whisky tschechern tu,
seit in den u-s-a er woar -
der blechmann hat immer eine fahne)
tief unter der fahne des blechmanns
bin ich 1985 dem falken begegnet
eine festwocheneröffnung die noch eine solche war
und nicht 18-karat-musikantenstadl

Tags darauf eine Deutschschularbeit
"ein Tag in 15 Jahren"
und auch diese zukunft war grell und blutig
heiß und lebendig, ein großes abenteuer eben
und wir beide mittendrin
der falke machte noch immer musik
und ich machte bilder vom schrecken

aber die vergangenheit dieser zukunft
war vor Chernobyl, vor Challanger,
vor Tian-men, vor Sumatra, vor Dubrovka und Beslan,
vor Srebrenica, vor 9/11, vor Fukojima
zu dieser Gegenwart fehlte selbst uns die fantasie
lediglich die beiden Iraks passten in unsere vorstellung
nur waren die farben falsch

10 km auf stufe 4 ist heute mein ziel
und während sich der ersten kilometer zieht
gehen die restlichen ganz leicht
ich ziehen unsere kreise
vorwärtestrebendes fahrrad in den beinen
rückwärts-sandan im kopf
die resultierende irgendwo in der vierten dimension
der geheime ausweg der
helden von heute aus ihrer
einzelhaft
und ich weiß, das die frau die mich erträgt
längst geboren ist

die ganz späten 90er
in einem verrauchten chatroom
der mann mit dem koks ist längst mit jeanny heimgegangen
und einer der behauptet sein sargträger gewesen zu sein
und authentisch klingt
und waun net?
wenn net - daun net!

und die grenze (das ziel)
wird wie so oft unbemerkt überschritten
das was wir uns erträumt hatten, schon hinter uns
(weil auch hier unsere fantasie hinter den möglichkeiten hinterherhinkt)
und dem was WIRKLICH - schon wieder etwas näher
den Wir suchen Sand am Himalaya,

suchen Schnee am Playa
Das Schicksal ist ein schweres,
ein Schatz am Grund des Meeres

Wenn das so wäre, würde ich es wagen,

Dem Turm der Weisheit zu entsagen
Und unseren Tod schon heute zu beklagen
Lebend begraben werden sie uns nie

(die schwester holt mich wieder zurück an die Leine
und ich dreh den player aus,  als Jonas gerade seinen Dolby-Zweiweg-Super-Stereo ans Netz hängt: Nie mehr Schule - das auf jeden Fall!)

...customized flightdeck....

piloten ist nicht verboten
und meine family sorgt dafür, dass alles da ist was piloten so brauchen
bevor sie durch die lichtmauer brechen

links ein bild von den lieben zuhause (dank lukas, der ja nicht ganz zufällig wie der junge skywalker heisst)
und rechts das universal checklist-log-book (dank K. - the austronaut's wife)

i'm with you

Dienstag, 15. März 2011

..pfeifen !!!!


jeden tag ein neues spielzeug
gestern die fingerspitz-blutsauerstoff-herzschlag-kluppen
morgen die high-tech-abfüllanlage

heute die atempfeife
(zur lungenentzündungsprofylaxe)

....jetzt kommt der pfiff!
(Falco)

Montag, 14. März 2011

draußen vor der tür

draußen vor der tür steht sie
wie ein heimlich gerufener gast
wie ein schatten aus meiner vergangenheit
wie eine bedrohung aus der zukunft

draußen steht sie
friehrend - dort wo sie ist ist es immer kalt -
wortlos, schweigend, demütig
wie ein abgewiesener penner

steht draußen und wartet
blickt von zeit zu zeit durch das fenster herein
unaufdringlich aber um mir zu sagen
das sie weiß das ich hier herinnen bin
und damit ich weiß das sie dort draußen ist

ich könnte rausgehen und sie niederschlagen
sie würde den mund nicht öffnen
wenn ich meinen absatz in ihr gesicht hämmere
und ihr das kreuz zu brechen
kostet ihr lediglich ein lächeln

draußen vor der tür steht sie, meine angst
geduldig mit aller zeit der welt
weil sie weiß das dieses haus hier
längst ihr gehört

und solange sie dort draußen steht
ist das leben nicht allzuweit
und die furcht meidet die nachbarschaft

alles meins

die skyline von meinem penthouse

mein penthouse



totem - abfüllanlage
die 7 ergibt sich als summe der erdständigen weiblichen 4 und der luftigen nach oben strebenden 3


magie ist technik die wir nicht verstehen

Sonntag, 6. März 2011

streifzüge / Grundlsee

vormittag auf dem see
und das eis knackte unter uns
der gesang eines stahlseils
das an beiden enden des universums vertäut
durch diesen see verlaufend
schnalzend reisst
und dessen enden durchs all peitschend
planeten und welten zerschneidend,
leben und schicksale zerfetzend

das stahlseil reisst,
weil wir es höhren, höhren wie sich der riss des eises unter uns
weit - sehr weit - bis über das ende des sees erstreckt
das seil reisst
aber das eis hält

nachmittags
die feuerblutrote farbe in der IR-kabine gewählt
der blick über die verschneite ebene richtung toplitzsee
der letzte mann in dem hotel und damit der luxus
laut mitzusingen zur musik in meinem ohr

jared - ich hab noch nicht entschieden ob er der verführer oder der messias ist -
jared und ich singen gemeinsam
davon dass wir an nichts mehr glauben
außer an das schlagen unseres herzens
und das 200 Sonnen vergehen
bevor wir uns trennen

und fragmente unserer hymen
gebackvocaled aus tausend kehlen unserer fröhlichen armeen
rasen über die schneefelder und klatschen hinten an die felswand
genauso wie die versuchstorpedos der nazis
um neben den gefälschten britischen noten
auf einen stillen grund zu sinken

danach nur noch die harmonie
schweiß und tränen
noch nie so leicht

abends am schützenball
überlegungen mit nicola
ob das posch'n und das schiass'n
etwas mit dem bayrischen erbfolgekrieg zu tun hat
und unsere diskussion wird - nicht beendet sondern -
abgeschlossen als das posch'n dann wieder beginnt

und dann ist dann nur mehr der rythmus
wir vergessen uns
und gehen gemeinsam
darin auf

Samstag, 5. März 2011

comfort of the defeated

i'm just (another) brick,
broken from the wall,
and boiling in the sun,
a cat dancing on it,
because it's the place where she landed
after she jumped off
the frozen tin-roof

die letzten partikel jim bean
an den eiswürfeln gefrohren,
weil die billigere aldi-version seiner selbst
prutzelt im rohr auf dem texas-turkey,
das glas kalt in meiner hand
und der alkohol warm im kopf
träge geborgenheit
urvertrauen
und meiner frau würde ich jetzt
jedes geheimnis anvertrauen