Freitag, 18. April 2014

osterspaziergang (this is my vietnam)

Osterspaziergang 2014
diesmal am Karfreitag schon
da das Wetter schöner sein soll
und welches Datum wäre
passender für dieses Zielgebiet

man weiß es schon im vorhinein
dass es dort hingeht wo du einst
im grünen Drillich
Soldat gespielt und auch gewesen
doch je näher man kommt
desto krippliger das ganze

St. Margarethen
und von weit schon, wie ein vergessener Weihnachtsstern
die übernachtig abgeschaltete Neon - Beleuchtung des White Star - Landdisko die noch immer steht - erkennbar die selbe Bausubstanz und dennoch voll intakt auch wenn dutzend Generationen inzwischen dort zum Beat bewegt.

Hier jedenfalls hast du deine Unschuld nicht verloren, sentimentales Erinnern an die Blonde (heiss, kalt, abweisend, Obertliga) und die Rothaarige (geschmeidig, interessant aber dann doch so traurig, dass man sich selbst Ihr nicht auch noch antuen wollte). Wir haben nur ein paar Rhythmen und Vibes geteilt, aber die Erinnerung an eure Gesichter - durch das Stroposkoplicht unvergessen eingebrannt - hat mich durch so manche Winternacht gebracht.

Dann der Bahnhof - Post-Milleniales-ÖBB-Standardlayout - und keine Erinnerungen übrig. Wie weit der Weg doch gewesen ist, eine neue Siedlung - mit Ortsschild - wo früher nur einsame Landstraße war. Und dann aber doch ein Schild "Kaserne" und nur das geübte Auge sieht die gut getarnten gelben Warnschilder über dem Flachsfeld und die grünen Panzersperren im Frühlingssatten Unterholz die die Erinnerungen rekonstruieren.

Dann die Zementfabrik - und Perlmoser ist jetzt nur mehr ein Untertitel unter Lafarge.
Die Zementfabrik, riesig in der flachen Landschaft, und nachts beleuchtet wie eine Post.Industrielle Metropole, unser Haltepunkt, unser Orientierung im Winter 88 ob wohl das was wir an den 6 Tagen "zu Hause" nennen, auch noch ein ganzes Stück daneben liegt.

In Mannersdorf gehen die Jungen heute ratschen, schieben ihre Osterratschen lärmend durch den Ort obwohl alle ihre Ohren verstöpselt.
Die Ratschen klingen wie MG-Geknatter und trotz der Sonne kommt es kalt den Rücken.
Wie näher sind mir da doch die heimatlichen "Osterklöppel" (wenn die Glocken in Rom) die nur kurz knallen und verhallen wie eine Doppelsalve. (Und das war mir auch damals näher, denn selbst mit dem MG hab ich Einzelfeuer abgegeben, nicht weil ich mich traute sondern weil ich einfach besser war. Flächenfeuer ist was für "fickrige Schwitzer mir SÜD"*, aber ich - damals schon der Ökonom - hab ordentlich Abschüsse bekommen für mein Blei)

Und dann durch die Wüste, die ich - mit Wolke damals während einem Gewaltmarsch durchmessen - auch hier kein Fetzchen Erinnerung und ob die riesigen Steinbrüche wohl damals schon hier gewesen?

Im Wald ist es friedlich, wir sind alleine - bis auf Fuchs und Gartenzwerg - und die Gedanken schweifen zurück und ist die Tür erst mal offen kommen die Gäste auch ungebeten. Nicht schlimmes - nur der Schuhwaschraum hinter dem Haus, die Schnitzel während des Wachdienstes und die Farbe der Bodenfließen (denn bei meinem Chargen am 6.Jänner, war nach einem Kafka, einem Tennesse Williams, einem Wiener und zwei Playboys immer noch ausreichend Zeit die Fließen zu zählen).

Und dann wieder zurück, im Hier, im Jetzt und die Zementfabrik funktioniert noch immer als Haltepunkt.

Ausklang im Dorfgasthaus und über uns ein LED-Sternehimmel. Auch der Sternenhimmel über Götzendorf war immer klar in diesen kalten Nächten, nur zerfurcht von den Positionslichtern der startenden und landenden Maschinen von Schwechat.

Ich kratze an meiner Narbe (dort wo früher der Portacath drunter war) die wieder juckt, weil ein paar durchtrennte Nervenfasern wieder expandieren. Und dann die Überlegung welche Narben tiefer gehen oder besser vernarbt sind.

Und ob diese alten Dinger überhaupt Narben sind, oder nicht vielleicht doch offenen zerfurchter
Ackerboden in dem du dein nachfolgendes Leben erst angebaut hast.



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* (in etwa): nervös hantierend von aufkommender Panik Gebeutelter Junge mit Samen-Über-Druck

Freitag, 28. März 2014

phopie (3 years after)

und du denkst es wäre endgültig hinter dir

du denkst, dass dein Abenteuer nur mehr eine abenteurgeschichte ist, mit der du kleine kinder erschrecken und hübsche Mädels beeindrucken kannst

du denkst es ist genug gras über eine Sache gewachsen

aber dann erwischt es dich am linken fuß

es kann das Foto sein, auf dem eine erschöpfte aber stolze mutter
ihr verdrücktes aber gesundes frischgeborenes in die Kamera hält.
jeder sieht den kleinen racker
aber du siehst das krankenhausbettgestänge und schreckst zurück

oder du bist auf einen krankenbesuch im spital
bewegst dich zwischen den ärzten und geräten als würdest du dazugehören
als wärst du in deiner nachbarschaft
doch dann ist essenszeit
und der warmhaltedeckel in blau
löst fluchreaktionen aus, die denen die dich kennen
angst machen

oder es ist in ein Hausflur
du kommt rein, eine tür geht auf
und aus dem zahnarztwartezimmer
schwappt dir der sanfte dessinfektionsgeruchg
entgegen wie eine
kontinentalverschiebung

scharfes lufteinziehen
diverse muskeln verhärten sich
durchtauchen
noch genügend platz in meiner kellern
um die panik
runter zu sperren

wobei damals weder das blau, noch das bett, noch das desinfektionsmittel
mir angst gemacht haben
aber vermutlich haben meine richtigen Ängste sie nur vorgeschickt
um einen kleinen Stellvertreterkrieg
anzuzetteln

.......doch zum glück gibt's auch das Gegenteil
du trittst auf die straße
und im windigen blendenden Gegenlicht
denkst du, dass jetzt ein frühstück
mit griechischen yoghurt und akzienhonig
überaus angebracht und passend
wäre.




fbeunde


wie seltsam
begegnungen wie diese sind
das erstes echtes zusammentreffen
von menschen die bis dahin nur fbeunde gewesen
denn alles davor waren nur
bitstreams
datenströme im netz
denen erst die darüberliegenden schichten
sinn gegeben haben

worte die nicht gesprochen
sondern - buchstabenfragmentiert -
nachdem sie diverse kognitive filter durchlaufen
- was kann und darf man "fremden" mitteilen
wie morsesignale
in tasten gehämmert
worden sind

sätze
die sie gedacht aber die du
nie in ihrer stimme gehört hast

"likes" wie kleine nonverbale gesten
und die Vermutung dass sie immer lächelt
nur weil es ihr Profilbild tut

wie
unaufgeregt
der echtweltimpact dann aber doch ist
- ist schon so viel Vertrautheit aus diesem nichts entstanden
oder ist es die Abgebrühtheit des Alters?

anfangs belanglosigkeiten austauschen
und das reicht für den moment
denn der klang einer stimme
die musik der worten
interpunktionen, taktungen, rythmen
genug zu entdecken
genug für den augenblick

ein zweiter tag
gemeinsames lachen
seite an seite
als hätten wir schon eine million gäule gestohlen
und zwischen den witzen hören

das wiedererkennen der einen oder anderen
eigenheit die du gestern schon wahrgenommen
(und an die du dich heute schon gewöhnt hast)
aber die du morgen vergessen haben wirst
bis du dich beim nächsten mal
wieder daran erinnerst

ein abschied
eine dezente Umarmung
sanft wie das zusammentreffen

nachblicken als sie geht
und fragen wie viel zeit vergehen wird
und ob du diese noch hast

menschen in der straßenbahn

sie stand kaum auf Armeslänge
in der frühlingssonne

hübsch wie eine mischung
aus heidi klum
und gabrielle*
und damit wie die bessere
Version von BEIDEN

hätte es irgendwas an ihr
zum photoshopschen nachjustieren gegeben
man hätte nur den liedstrich etwas
dezenter machen können

das Outfit in
körper-
saison-
jahreszeit- und
fashion
adäquater
frühlingsgeilspießigkeit
überhitzt und unterkühlt
wie geeistes
chilli.parfeit

auf den sitzen zu ihren
designergejeansten beinen
ihre töchter
die verträumte
und die ehrgeizige
und während die erste zufrieden mit ihrer
mutter westenkordel spielt
macht die andere
segelknoten
im trockentraining

die hose will nicht halten
und offenbart dann doch
das diese edle Stoffen
nur knochen bedecken
und auch das gegegengewicht
nur gepusht sein kann
weil silikon wäre zu schwer

kritische blicke in die scheibe
obwohl sich dort heute in der sonne nichts spiegeln wird

unzufrieden und verärgert
der falsche tag
die falsche Stadt
das falsche leben

wie schmutzig muss diese welt den schönsten scheinen

"alles aussteigen"
sie dreht sich um
und ihr blick geht durch mich durch wie vögel die durch einen wald fliegen
obwohl ich vorne stehe
bin ich nur Hintergrund

und heidi hat heut kein Foto für mich


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* desperate housewife

Donnerstag, 6. März 2014

aschen.kreuz


atypischer aschermittwoch
da ich bei einem bier sitze
weil die band aus graz im stau hängt

am großen fenster
knapp über dem donaukanal
alleine
obwohl wir zu zweit sein sollten

geschäftiges stimmengemurmel
im hintergrund
einer
dessen desigial.hemd
auf die entfernung aussieht
wie zerfetzte brust
mit goldfäden

neben mir
die lange tafel
klassentreffen
der alpha-clique
und die männer
nur staffage

händestreicheln
um besitze zu markieren
suberblondie
und anti-gustl
sind immer noch zusammen
und müssen einander
in einer tour
um bestätigung
heischen
drängen
bitten

leistungsschau
kleiner eitelkeiten
gut sehen sie aus
aber sie sind alt geworden
vor ihrer zeit
ohne das das leben spuren
in ihren gesichtern hinterlassen
hätte

es ist nur ein seitenblick
aber es ist
als schaust du direkt
ins fegefeuer
und am ganzen tisch
nicht ausreichend sünde
umd das zurechtfertigen
nur kleine
unterschwellige
gehässigkeiten
die längst
verjährt
---
das konzept des fegefeuers
sei in der katholischen kirche
in zeiten des aufstrebenden bürgertums
entstanden

was das betrifft
bin ich bauer geblieben
ich halte mich da an
die hölle

Freitag, 10. Januar 2014

air.borne

ein früher arbeitsweg
weil nachdem sich
föhn und stress die letzten tage gegen dich verbündet
dich auch das bett
an diesem morgen nicht zu halten vermag
und das leuten des entfernten weckers
wie eine Erlösung
aus den untätigen Gedanken erscheint

es könnte eine urlaubtag sein
aber wir werden
noch gebraucht

an der Rolltreppe
ein kleiner stöpsel
Rucksack vorne
Rucksack hinten
beladen wie ein
luftlandedivisionär am d-day
und stolpernd wie nach ein paar Streifschüssen

cherry im ohr
die mir gesteht
dass sie ohne schirm springen wird
und mir vertraut
dass ich sie fange

im freien fall
sind wir
am besten

Freitag, 20. Dezember 2013

feine wäsche

das morgengrau
hat heute einen nassen touch
so als ob es uns
signalisieren möchte
dass es sich bemüht uns weiße weihnachten zu bringen
aber selbst nicht glaubt
es zuwege zu bringen

vor dem straßenbahnfenster
der dessousladen
gleich neben dem Juwelier
wo schon blut verspritzt wurde
in der auslage ein kurzes nichts
von einem seidenkimono
weihnachtlich rot
davor eine goldene kugel
an langer weihnachtskordel

das seltsame ist,
dass diese kugel sanft pendelt
in den shop der seit 12 stunden geschlossen,
und die warmen Reflexionen über den
roten Stoff gleiten
wie einen körper liebkosend
oder wie eine frau die sich
aus der dunkelheit erhebt

stillstand
ist im univerum
nicht vorgesehen.

way home

....es war keine Verabschiedung,
sondern nur ein schnelles abkoppeln,
zwanglos entspannt
ohne der Absicht
diesen abend noch was erzwingen zu wollen
luxuriöse gelassenheit
weil man seit kurzen wieder glaubt
mehr zeit der welt zu haben

dann der Moment
kurz bevor du dich für den Soundtrack
zu deiner heimfahrt entscheidest.
es ist nicht der song den den wählst
sondern dieser kurze augenblick der
Unentschlossenheit
deine gespannte Erwartung was du tun wirst
und das Universum den atem anhält
und sich (dir) alle Möglichkeiten offen hält

Reflexionen über den tag
die letzten stunden
und dass deine haut
(unter der Oberfläche)
noch immer ein wenig glüht
nachdem du dich in
noch fremdem
neuen chi(s)
sonnen durftest

mädchenclique
im straßenbahnabteil
schwarzes feuer in ihren augen
lebendiges lachen
und die luft um ihnen
pulsiert

später haben bruce und ich
ein paar quantenzustände kollabieren lassen
der Heimweg ist nicht mehr die naheliegendste Möglichkeit
sondern die empirische Tatsache
und in der menschenleere
straße
auf sanft vereisten wegen
ein paar
ungezwungene
Tanzschritte

Dienstag, 17. Dezember 2013

fragments without a story

.....von außen gesehen war es nur ein Händedruck unter Kerlen,
aber von innen
hatte es die seltsame Vertrautheit
von zwei Männern,
die sich eine Nacht - oder einen Tag - lang,
die Aufmerksamkeit einer Frau geteilt haben
ohne darum kämpfen zu müssen,
oder zu dürfen.....

....dieser Morgen konnte gar nicht grauer werden,
selbst das Quietschen der einfahrenden Straßenbahn
klang kalt in der eisigen Luft.
Wenn die Winterlethargie schneller wuchs als die Verzweiflung - das blieb zu hoffen -
würde die Selbstmordrate einigermaßen konstant bleiben.
Und diese Nicht-Geschwindigkeit mit der die Menschen zur den Türen
wankten, behindert durch ihre dicken Daunenjacken sah ganz danach aus.
Zwei unmittelbar vor der öffnenden Tür,
für die unsere Welt nicht existierte.
Er hielt ihren Kopf - die Wangen waren das einzige Stück zugängliche nackte Haut -
in den Händen und drückte ihn an seinen Mund
wie eine süße Frucht die er aussaugte.
Ungegessenes macht dich zwar nicht satt,
aber es verhindert dass man verhungert.....



"Wer war das eben,
mit dem sie sich so intensiv unterhalten haben,
ein Kollege?"
"Keineswegs! Mathematiker und Krieger
sind nicht zwangsweise in der selben Branche tätig,
wenngleich es auch Anknüpfungspunkte gibt.
Beispielsweise erkennen wir eine Linie wenn wir einer begegnen
und respektieren sie, ungeachtet der Tatsache,
dass wir sie gegebenenfalls  
übertreten oder schneiden müssen."
"Sie reden wieder mal im Metapher"
"Zweifelsohne -
aber bedenken sie, solange NUR geredet wird,
erfüllen die Linien ihren Zweck..."
"Jetzt sprechen sie aber nicht als Mathematiker!"
"Korrekt - aber wer gibt Ihnen die Garantie
 dass ich der Mathematiker bin,
und bedenken sie - es beleidigt uns alle drei,
wenn man das offensichtliche ausspricht!"

Samstag, 14. Dezember 2013

lost among the angels

der tag
erwacht sanft an meiner seite
beide gleiten wir ins Sonnenlicht
an diesem morgen
und der körper so viel schwerer
als mein kopf

meine lippen noch rot
der rioja hatte viele Farbstoffe
und auch diese nacht
nur geheimnisse gesaugt
und verschmitzt trunken von
nur ein kleinbisschen
zuviel
wahrheiten

und auch heute
hat es dem Universum gefallen
dass der schöne jared
und seine jungs
mir den passenden Soundtrack
zum leben
singen

darüber
wie es ist
unter den engeln
verloren zu sein

wie es war
als wir
(es)
uns erschaffen haben

was es kostet
unsere träume zu machen
und wie es ist
wenn wir sie zerbrechen
und der preis dafür
dies nicht zu tun

und dass das alles
gar nicht mal so schlecht ist
in anbetracht der
dunkelheiten
aus denen wir kommen....





Donnerstag, 5. Dezember 2013

bad boys blues

arbeitsweg.hörbuch
über eine alte frau die nicht sterben kann
an diesen Herbsttag der noch kein winter sein kann
an diesem mittwoch der kein freitag ist

ihr gesicht
nur zufällig im überfüllten
wagoon gesehen
zwischen Rucksäcken, Schultaschen und
winterjacken nur ein schmaler sichtkanal
den seltsame Kräfte
offen halten

ihre blick aus dem fenster
aber ihre augen unbewegt
weil sie draußen nichts sieht
und weil es dort auch nichts zu sehen gibt

stationseinfahrt
und wiederholt die frage:
sich nach vorne drängen?
ein zusammentreffen erzwingen
und dem tag ein, zwei
lächeln abringen
oder aufzwingen?

variablen abwägen
den weg den sie geht
den weg den ich gehe
der punkt wo der wagoon stehenbleibt,
wie schnell man draußen ist
und welcher weg den anderen kreuzt

oder dann doch wieder
sich von schuld und verantwortung
drückend
freikaufend
es dem tag überlassen
was er mit diesen
startparametern
anzufangen gedenkt

ausstiegsturbulenzen
aus den augen verloren
uneinholbare vorsprünge
und ein haarschopf in der menge
wie eine verblassende ahnung
kurz bevor der graue tag
über mich
zusammenschwappt.

Mittwoch, 27. November 2013

winterküsse

verhasstes Wetter.
kalte zeit.
begrüßungsküsse
für junge Mädchen
die aus der kälte kommen

die notwendigkeit
sich durch wollschals
und pelzkrägen
arbeiten zu müssen
um unsere wangen
(hart wie kiesel)
an diese sanft geröteten
hautflächen zu drücken
um unsere Begrüßungen
anhinzuhauchen

und
an unserer wange
frisches fleisch
das nach kühlraum
riecht

Dienstag, 12. November 2013

entfallene Szene (Dialog)

Sie: "Dir ist mein neuer Stil also aufgefallen"

Er: " Wie sollte er das nicht"

Sie: "Und gefällt er dir?"

Er: "Darüber sind wir hinaus, ich denke mit gefällt inzwischen alles was du machst"

Freitag, 11. Oktober 2013

nachtgesichterInnen

"nah, was geht?"
 
"irgendwas großes kommt wieder daher, teils hässlich, teils schön aber auf jeden fall beunruhigend"

 
"ist wieder deine anima gekommen?"
 
"nicht direkt, sie hat andere geschickt"

"andere?
was ist so besonders daran?
 sie ist bis jetzt doch niemals zweimal in den
gleichen gekommen.
es waren ja immer fremde"
 
"bis jetzt ja.
aber in letzter zeit sind es immer bekannte.
uncodiert.
hardcoded"

"dann ist klar warum der horizont bebt"

Mittwoch, 9. Oktober 2013

familiendrama

(strohwitwerwochenende und die
gedanken laufen an diesem morgen
schneller als sonst)

sie kamen mir die stiegen entgegen
von oben
in der u-bahnstation
in seltsam einträchtiger ähnlichkeit

vater (nicht zu alt)
und sohn der schnell hochgeschossenen art
in nicht eleganter aber
förmlicher kleidung
zu korrekt für diesen samstag vormittag
und viel zu langsam

gleiches layout
gleichschritt
aber ihre gesichter verraten
das sie diesen morgen
noch kein wort miteinander gesprochen haben
und es auch so schnell nicht tun werden

nicht weil sie einen grund zum schweigen
sondern keinen zum reden haben

das wirkliche drama aber
sind die rosen

feste rote blüten
auf kurzen stielen
frisch und tropfend
eingewickelt in eine küchenrolle

lebendig traurig
wie auf die schnelle
abgeschnitten auf den balkon
und ins papier
weil bis zur friedhofsvase
ist es soweit nicht

respektabstand
weil sie zu dritt sind
auch wenn man nur zwei sieht

ihre trauer ist verwelkt
aber gut erhalten

---
beten,  dass -
in welcher konstellation auch immer -
es so nicht kommt möge

Sonntag, 1. September 2013

distant wars

...und du sitz an einem Mittagstisch
und die anderen reden über die Krebserkrankungen
nichtanwesend.unbekannter
wie ein Haufen Zivilisten
über einen weit entfernten Krieg
sorglos unaufgeregt
weil die eine hälfte es nicht weiß
und die andere es schon vergessen hat
dass du selbst dort warst.

Nur einzelne  Zeugen (Kolateralopfer)
deines Kleinkrieges lächeln stumm
und ohne Reaktion
weil die Erinnerungen noch frisch
aber immer weiter weg sind.

Und das Gespräch driftet weiter
wie ein Stück Treibholz auf den Mekong
und es bleibt unklar ob es an dein Ufer stößt.

Und wie darauf reagieren
wenn es plötzlich doch einer bemrkt und fragen würde
"du warst doch auch dort?"

Inzwischen der halbherzigen Heldenerzählungen
müde, gelangweilt
"ja ich war dort, aber nur ruhige Kugel, ein Spaziergang"

(was zwar meine Story ist - verglichen mit den andern opfern -
aber der Sorge und den Schmerz der Angehörigen
auch nicht gerecht wird)

Montag, 19. August 2013

role models und prägungen

"woher die schmutzigen ränder unter deinen fingernägel"

"ich hab wieder mal einen prototypen ausgegraben"
 
"verstehe, das letzte mal war es "der patient" aber was war es diesmal"

"das mädchen mit den hellen locken"
 
"ich dachte das wäre längst offensichtlich, wer die erste war"

"die erste war nicht die erste. die von der wir reden hat nicht das muster gemacht, sondern es lediglich nur erfüllt"
 
"muss beeindruckend gewesen sein"
 
"landdisko und stroposkoplicht. keine große sache.
 manche muster werden nur deshalb muster
weil das trägermaterial aufnahmefreudig ist"
 
"wie die graugänse von lorenz"
"du sagt es bruder!"

bierzelt

2013 Niederbayern Gegenwart
und obwohl sowohl zeitlich (30 Jahre)
von den Bierzeltfesten meiner Kindheit
als auch geografisch (niederösterreich)
entfernt
dennoch ein seltsamer Nachhall
eine coverversion
eine variation
über ein altes thema

halte es nicht lange aus
auf den ewigen bierbänken
waren es damals meine zu kurzen beine
ist es jetzt mein hiniches kreuz

auf und rumdriften in der menge
möglichkeiten ausloten
für die früher mein taschengeld oder der mut
nicht reichte

junge mädels an meiner seite
attraktiv jenseits des erreignishorizonts der
zurückliegenden vorstellungen
und außerdem meine töchter

schlange vor der langosbude
und vor mir ein frauenkörper
der geil wäre
wenn er nicht unter
mehr tätowierungen verborgen wäre
als die uffizien
gemälde beherbergen

viel mehr dirndl als zu meiner zeit
auch diese eine neuinterpretation
die brüste draller (wounderbra)
und auch die schenkel
(in niederbayern bekommst du für dein geld
ordentlich was auf den teller)

am schießstand
ein alter john wayne
behäbige schüsse aus der hüfte
doch keine indianer die fallen mögen

neben ihn
lara crofts zarte cousine
kurze hose, schwarze locken
die arme in perfekter 3 Punktauflage
und auch die beine in ausgewogene
zenhaltung.
langes zielen und beim schießen -
- ja ich hab ihr auf den busen geschaut -
hält sie den atem an.

john wayne is not amused
und sie schießt sich ihre röslein
selber

dann wollen wir es wissen
chips für die eclipse gekauft
und in die schlange gestellt.

kurz vorm schranken verlieren wir den chip
der irgendwo unter die tribüne in die menge fällt.
meine frau
unten in der zuschauermenge, schaut grad weg
und es ist nicht die angst um das geld,
sondern die angst, dass ich es mir anders überlege.

urschrei um sie herbeizurufen
(etwas was mir vor jahrzehnten ein leicht abgefahrener
oberstleutnat beigebracht hat).
plötzlich eine zarte hand aus der menge
die uns den chip hochhält
schießstandröslein im ausschnitt
ein kleines lächeln
dass die erwiederung auf ein dankeschön
schon inkludiert und weg.

es war die schützin !
sagt anna.
auch meine tochter erkennt inzwischen
kriegerinnen.

dann hat uns das karusell
und halb haben wir es
und halb hat es uns.
wie tanzen auf den drehungen
erkennen die muster
um uns dann doch wieder überraschen lassen
zu müssen.

testosseronkonzentration
vor dem bierstand
sich durch die menge schieben.
eine frau mit sektglas lässt mich vorbei
und ich schreie ihr etwas ins ohr
dass dennoch ein flüstern bleibt
fremdländisch und ungewöhnlich
(danke,sehr aufmerksam)
dass sie lange zeit nie vergessen wird

rotkreuzwagen
beim haupteingang
die notärztin auf standby
klein und gedrungen
gerade mit einem mädchen scherzend
und die spindförmigen sanitäter
denen sie gerade bis zur brust reicht
sprungbereit unter ihren kommando.
autoritätsperson
und everybodysdarling.
eine frau wie sie in einem stephen.king.roman
wenn schon nicht die hauptrolle
so doch ein tragend tragischer
nebenpart wäre

wir haben noch nicht genug
und gehen ins "superhupferl"
das verdächtig verlockend an die "taga-tags"
meiner kindheit erinnert
aber mehr leistung unter der haube hat
und auf meine alten knochen
wirft

beziehungsweise sind es meine knochen
die sich auf die pritsche hauen
weil man glaubt das man es durchstehen kann
alleine es fehlt an boden.

blick auf die youngsters
die in der mitte tänzeln
"hoit die fest, des is a profi"
sagt der aufmerksame
belustigungstechnologiebetreiber
über die anlage
und ich folge ihm aufs wort.

ausgedrunken
ausgedreht
(der körper wird erst morgen schmerzen)
heimweg in der dunkelheit
auf der gartenmauer die ersten opfer
hingeworfenen mädchenkörper
den blick klar aber traurig zu den sternen gerichtet
unangetastete bierkrüge
weil sie den herzschmerz noch auskosten
bevor sie ihn zu ertränken versuchen
daneben ihre besten freundinnen
emotionale erstversorgung
und die nacht ist noch jung.

Mittwoch, 14. August 2013

hitzewelle

Hitzewelle
der Asphalt fast flüssig
aber die Gedanken so träge
knapp unterhalb der zündtemperatur

die Geschäfte mit klimanlage
heruntergekühlt
wie eine Leichenhalle
und die meisten frauen
tragen weniger als ein
leichenhemd

anders die Männer
weil deren mode
in der geschäftsmäßigen
mindestelleganz
viel haut nicht erlaubt
und die die es dennoch tun,
dass meiste davon willst du nicht sehen

supermarkteingänge
kalt wie todesgrotten
und mir schwummert vor den gedanken
an die hitzegebläse der kühlaggregate
und welche stadt die jetzt wohl aufheizen

manche frauen so lockig flocker
und die männer kurz vorm amoklauf
in der rolltreppe einer
der einen andern mit hund angeht
(ob er denn nicht wisse das tiere auf der rolltreppe
verboten seien)
nicht weil es ihm um den hund ist
sondern weil das herrchen nach "opfer" aussieht

"bitte rechts stehen!" herrsche ich ihn an
(es ist keine bitte)
und scheuche ihn zurück in die menge
(klonfleischfresserverfluchter)

eingequetscht in der u-bahn
es riecht nach schweiß
und nach etwas, das von noch viel tiefer kommt
die geruchsnote die man nur auf den
toiletten der krebsstationen findet
wo sie die patienten mit hochdruck bewässern
und es die letzten intimitäten aus den pohren drückt

spüren wie die eigenen schweißtropfen
unter dem hemd bahnen folgen
aus denen sich berechnen lässt
dass die idealform schon langst verlassen
und jedes gramm wiegt heute dreifach

vor mir ein nacktes rückenteil
feucht glänzend wie morgentau
zwischen den schulterblättern
und die frage
ob die salzige haut
zu zitrone und tequilla
konvenieren würde





Mittwoch, 31. Juli 2013

romanfragment (Entwicklungsroman)

"es ist der lauf der Zeit" sagte er,
machte ein pause und schob sich die schwere kubanische zigarre,
eine von der art wie churchill sie immer geraucht hat,
in den mundwinkel.

ein Zigarre, die die letzte halbe stunden
zwischen seinen händen hin und her gewandert war
es ein paarmal zwar bis zwischen seine lippen
aber noch immer nicht geschafft hatte entzündet zu werden
weil die lippen für erzählungen gebraucht wurden.

und auch jetzt war das feuer nicht wahrscheinlich,
denn die hände, die das alte abgegriffen zippo ebenfalls die letzte halbe stunde
unentwegt gedreht, gewendet, geöffnet, geschlossen, weggesteckt und wieder hervorgeholt hatten,
(gerade so als ob parallel zu den worten, auch der der körper in bewegung sein musste, weil sonst das denken aufhört), diesen hände griffen jetzt nach der flasche,
und schoben die beiden schweren kristallgläser in position
(mit der nachlässigen bestimmtheit mit der der ein alter general im hauptquartier seine divisionen bewegt.)

dann entkorkte er die flasche
und nahm die zigarre in die freie linke hand
um den gedanken, den satz wieder aufzunehmen
während er den schwarzgebrannten maltesischen whiskey eingoss.

"es ist der lauf der zeit,
ihr wart einst gesprächspartner
und seid freunde geworden, ohne es zu wissen oder zu ahnen."


"aber jeder freund ist immer auch ein mitwisser,
und nichts ist gefährlicher als die wahrheit,
auch wenn sie so viele jahre auf den puckel hat."


"freund, mitwisser, geheimnisträger
sie hat noch nicht kapiert, noch nicht akzeptiert
das das das selbe ist,
und das man wahrheiten am besten in freunden
begräbt.
ohne grabstein, ohne blumen.


entweder um sie später auszupuddeln, falls man sie nochmal braucht
oder um sie dort auf ewig verrotten zu lassen"
 

"totengräber, das sind wir!"

die letzte worte waren ein kleinwenig traurig
aber auch feierlich
und klangen wie ein toast.

schweigsame schlucke
und dann ratsche
doch noch das zippo auf
und entzündete die zigarre
um damit klar zu machen
dass keine worte
oder weißheiten mehr
diesen sonnenuntergang
besudeln
würden.

romanfragment (ökothriller)

Jay saß auf den Stufen.
Die Hitze brüttete über der Stadt und brüllte in seinen Adern.
Irgendwann nahm er wahr, das Meg neben ihm saß. Er versuchte angestrengt nachzudenken ob sie sich neben ihn oder er sich neben sie gesetzt hatte.

Es waren die Stufen hinter der Haltestelle in Vitoriosa, gegenüber dem Cafe Riche das jetzt geschlossen hatte.
Hinter ihnen lag der Stadtgarten, der Boden vertrocknet aber die Bäume zweifellos voller Leben.

Mittagszeit
Der Verkehr hatte nachgelassen, wenige Menschen auf der Straße.
Sie saßen hinter der Haltestelle und warteten auf den Bus,
der zweifellos kommen würde wenn gleich der Zeitpunkt - aufgrund seiner Erfahrung - äußerst ungewiss war.

Langsam kam sein Kreislauf zur Ruhe.
Das Blut pulsierte nur mehr in seinen Schläfen
wie ein stiller Taktgeber.
ansonsten Stille,
nur hinter dem Kreisverkehr an einer anderen Station
ein Frau und ihr Handy
und irgendwo anders jemand der/die es wirklich ganz fett abbekam.

Stille.
Schweigen.
Nichts zu planen.
Nichts zu besprechen.

"Hörst du das?" fragte er und lehnte sich hinüber.
"Was?" fragte sie.
Er sah sie an, und verstand sie, nicht weil er sie hörte sondern weil er die Worte von ihren Lippen ablas.
"Hörst du es wirklich nicht?" sagte er, und er wusste das er jetzt eigentlich fast schrie.
"Was denn?" fragte sie verwundert und vielleicht auch leicht verärgert.

Jay kannte das Phänomen - auch wenn er es nicht physikalisch erklären konnte - von einem weit zurückliegenden Einsatz her. Damals waren er und seine Leute im Turbinenraum eines Speicherkraftwerkes untergebracht.
Die Turbinen liefen während der ganzen Nacht und machten dabei Geräusche, die viele gar nicht wahrnahmen, kaum jemand als laut und niemand als schmerzhaft empfunden hatte und die keinem am Schlafen gestört hatten. Erst wenn man miteinander gesprochen hat, hat man gemerkt das diese Vibrationen alles überdeckten, dass man gegen diese leisen Geräusche anschreien musste, so als ob sie den Schall schluckten.

Meg lauschte, vielleicht auch weil ihr inzwischen aufgefallen war, dass sie seine Worte las und nicht hörte.

Vor zwei Tagen an der Küste hatte sie dieses Geräusch gehört, ein seltsam monotones leises durchgängiges Kreischen. Hätte es einen Rhythmus gehabt, dann hätte man es als das erkannt was es war, das Zirpen einer Grille. Aber es war ein monotones unabgehacktes schrilles Zirpen.
Damals an der Küste oben hatte sie gefragt ob diese Geräusch was natürliches ist, oder ein Maschine. Aber oben an der Küste war es offensichtlich, dass da nicht irgendwo eine laufende Bandsäge oder ein Trennscheibe heulend in den Klippen hing.

Genauso war es jetzt.
Nur viel viel lauter.
Und es schien von überall her gleichzeitig zu kommen.
Erst wenn man es bewusst wahrnahm, erkannte man, wie laut es war.

Jay schätze, dass es im Moment den Klingelton seines Handys weit übertreffen würde.
Und telefonieren wäre jetzt unmöglich.
Jay blickte hinter sich.

Hinter ihm lag der Stadtgarten - wie das Aufmarschgebiet einer unsichtbaren unheimlichen Armee.
Jay kam ein schrecklicher Gedanke. Was wäre, wenn sich die Urheber dieser Geräusche (Grillen, Schrecken, Kakerlaken einerlei) koordinieren würden. Gewollt oder ungewollt.

Die heimischen Arten die er kannte, die in der Regel nur ein paar Sequenzen taktvoller Rhythmen von sich gaben, würden nur ein unkoordinierte Kakophonie hinbekommen.
Aber diese Art hier, mir ihren ungebrochenen Dauergeheule?

Was, wenn diese Tiere, konzentriert, alle gemeinsam, alle gleichzeitig loslegten.
Wie viele tausende mochten alleine in den kleinen Park hinter ihm sein.
Was würde sie koordinieren?
Wie schnell würde es sich ausbreiten
Was könnte sie aufhalten?



Fast geräuschlos fuhr der Autobus ein, und beim Eintreten in den klimatisierten Fahrgastraum überlegte sich Jay ob es vielleicht schon begonnen hatte.

am tische gegenüber (familiendrama)

der junge
sieht aus wie von norman rockwell gezeichnet
gelangweilt -
und ein wenig dümmlich mit seinem leicht abstehenden ohren -
über dem müsli hängt oder einem sponatanen einfall folgend
in einem lachen hochzischt
wie eine geschüttelte flasche
dr.pepper.

neben ihm sein vater
unscheinbares allerweltsgesicht
unaufregend müde.
selbst wenn du mit ihm in der transibirischen eisenbahn bis
ulan bator fährst könntest du ihn nachher nicht identifizieren,
geschweigen denn ein phantombild entwerfen.

ein mädchen mit blonden haaren
große brille
große zahnspange
große möglichkeiten

das drama ist die mutter
makellose haut
wundervolle linienführung des gesichtes, der augen, der lippen
perfekte körperformen
(jetzt vermutet, später am pool verfiziert)
allein sie weiß all das nicht
weil sie es nicht mehr glauben will
und es ihr seit langer zeit niemand gesagt hat.

ihr haar ist grau und kurz
weil sie glaubt,
dass man graue haare nur kurz tragen darf
und die flottheit der frisur
das gekonnte werk ihres friseurs
der auch keinen dank dafür erhalten
(aber selbst dass sieht sie nicht)

das tragische ist
dass sie zu diesem allzufrühen zeitpunkt schon
die rolle der
bezaubernden jungen frau
des charmepolzens
"everbodys Darling"
ihrer dreijährigen überlassen hat
die augen schlägt
und haare wirft
und schultern zuckt
wie wir es zuletzt in hollywoodfilmen aus den
späten dreißigern gesehen haben

strange saints

die aktiven kirchen in malta
folgen dort
- wo man es sich leisten konnte -
dem italienisch.spanischen art-concept
lebendig bedeutender gemeinden

jede mengen bilder
von - überwiegend geistlich, männlichen
personen, die der kleidung nach
aus deinem jahrhundert
und politisch bedeutsam

die schwelle zwischen
erinnerung und verehrung
ist eine unheimlich
unsichtbare

und es stört meine
harmonie
wenn meine päpste
in symetrie
mit den großen heiligen
von den freskos strahlen

doch dann auch meine
neuen absoluten favorits
heilige gestalten
die nicht wie aus himmeln herabgestigen
sondern wie aus comics
hinaufgeklettert



Sonntag, 7. Juli 2013

tlv Beach

sommerglut in unseren gesichtern
sand zwischen unseren zehen
das wolfsrudel formiert sich
nur die leitwölfin
fehlt noch

sehen und gesehen werden
auch wenn einzelne von uns
schon jensets des durchschnittsalters
kabinenparty im hintergrund
während vorne die
schönen und jungen der stadt
vorbeidefilieren

fast.full.impact
in der klo-schlange
feststellen dass sie bezaubernd ist
und dann dennoch durch ihr tatoo auf der schulter
abgelenkt werden - was sinnlos ist -
denn zum entziffern von römischen datumswerten brächte ich meine tochter.
selbst ihr parfum hätte mehr informationswert
wenn mich gestern nicht noch ein sommerschnupfen erwischt hätte

Sonnenuntergang
ungefiltert
weil dieses rot/gelb/orange
schon alles hat
und unsere augen morgen sowieso
von der computerarbeit
der letzten tage
tränen werden

zerstreute menge
und das rundel ist nur mehr
um 1 von der
kühle einsamkeit
entfernt

und jeder aufbruch
dann doch immer etwas wie ein flucht

die morgentermine um 8
schaffen uns genauso wie wir sie

und das einzige was mich
kompromittiert
ist sandstaub
auf meinen schuhen

Samstag, 15. Juni 2013

große gefühle/ sehnsucht

hinter uns die Kremser Kunsthalle
(große Gefühle - große Kunst)
vor uns Hollabrunn
wo heute auch noch
in einer überhitzen Turnhalle
Gefühle gekocht werden

am weg
auf der Landstraße
ein Habicht
tief über unserem Auto
der im heißen sommerwind trudelt
und endlich höhe gewinnt
und über die felder gleitet
die von einer flut verschohnt
aber von keiner sonne verwöhnt

mein blick folgt im nach
adlergleiches davonfliegen
auf Augenhöhe nur ein Horizont
und plötzlich bricht das gefühl durch

ein gefühl von ganz unten
aus dem versperrten Hinterzimmer
unter der morschen diele
tausend mal wieder vergessen
eingeschlagen in altes staubiges sackleinen
und gewachsten tafelblatt
rote samtschleife
zuletzt noch durch eine schicht Bazooka
kaugummipapier
und dann liegt es offen da

es ist ein kleinjungengefühl
und deshalb schnell die augen zu
und weg

(egal was es mal gewesen ist,
wenn es nur lange genug abgehangen ist,
wird immer Melancholie draus)

Mittwoch, 29. Mai 2013

dialog (beziehungskrimi)

...und dann sagte sie
(die in dem tatort krimi)
nach einer wirklich langen dramatischen pause
"ich habe jemanden kennen gelernt"
und meint damit aber
"deine welt wird gleich zusammenstürzen"

und ich darauf
(hineingedacht in seine rolle)
"nah Gott sei dank,
ich dachte schon du hast krebs"

doch nach dem abspann
dann die frage
wie soll ich jemals wieder
so was harmloses wie
"ich habe jemanden kennengelernt"
ausdrücken
ohne dabei an den emotionalen säulen der welt zu rütteln

"ich habe jemanden kennengelernt, aber es ist nicht was du denkst" ???

Donnerstag, 23. Mai 2013

a punch of passing strangers (doing angels jobs)

Heimweg in eile
mein Zeitfenster ist knapp
und im letzten Augenwinkel
bevor ich in mein Haus einbiegen kann
eine Irritation

ein Arbeiter
am Boden kniend
hilfloser Blick
und in seinen einen Armen
lehnend
ein krampfend alter Mann

der griff zum Handy
(endlich wirklich für was gut)
und dann die Panik

inzwischen ein Mann
mit Blumenstrauß auch hier
und ein Philippino
der sich einbremst

"Rettung - 144?"
stell ich die Frage während ich zweimal
hilflos das falsche Menü erwische

"R" ist hinten und "4" ist hinten
also schnell gewählt
auch Blumenstrauß weiß es nicht
als ich es schon an mein Ohr presse

Erleichterung als
"Wiener Rettung"
dann während dem ersten Läuten schon
"wo ist der Unfall passiert"
(ohne Begrüßung)

verträumt mein blick aufs Haus gegenüber
wo weiß auf blau
"Gentzgasse 29"
und meine eigene Wohnadresse
wäre mir in diesem Moment nicht eingefallen

und dann macht es klick
und endlich schalte ich in Kriegszustand
gespannte Ruhe im Kopf
alle Sinne nach außen
und Gefühle irgendwo unten in den Schubladen

Situationsbericht
"Krämpfe" sage ich
"epileptischer Anfall" sagt Blumenstrauß und
"Wiener Rettung" unisono
und jetzt knie auch ich
um guten Blick und die richtigen Worte zu finden
knappe Fragen aus der Einsatzzentrale
und während ich spreche merke ich dass der
am anderen Ende der Leitung die Augen geschlossen
hat um durch meine worte zu sehen

letzte Anweisungen
und dann das Warten
und wir sind wieder auf uns allein gestellt
ich bin der Mann mit dem Funkgerät
und der krawattenträger

leichte Verbesserung
stoßweißes Atmen
irgendwann halte ich den Blumenstrauß
und der Arbeiter holt
seine Wasserflasche
und sein Handy
das zwar im Auto nebenan
aber viel zu weit weg gewesen

Philippino räumt
Baustellenschutt aus dem Weg
und sorgt für Schatten

4 Fremde
wir organisieren uns irgendwie
weil nur die hälfte von uns
wirklich eine gemeinsame Sprache
spricht

langsam kehrt die Ansprechbarkeit zurück
und im ersten heulen der Rettungssirene
tritt Blumenstrauß einen geordneten
Rückzug an
und auch das nur deswegen weil der Mann zwar noch am Boden
aber dafür jetzt endgültig wieder
da ist

im Einbremsen des Ambulanzwagens
schon der erste der sich aus der Tür schwingt
die harten Kerle
übernehmen die Kontrolle
und mein Versuch eine ordentliche Meldung zu machen
scheitert an ihrer Ignoranz

und wozu eine Schilderung
dessen was war
wenn man den Patienten jetzt zur Hand hat
und ich vielleicht nur einer
der sich wichtigmachen will

wir sind entlassen
der Arbeiter und ich wieder alleine
wir wissen was wir getan haben
auch wenn wir nicht darüber sprechen können
weil uns ein gemeinsames Vokabular fehlt

wir bedanken uns gegenseitig
und ich klopfe auf seine Schulter
besseres als Anerkennung fällt mir nicht ein

wir gehen unserer Wege
ich am äußersten Rand meines Zeitfensters
aber immer noch innerhalb

Schritte verhallen im Eingangsraum
und meine einzige Spuren in der Geschichte
ist meine Handynummer
in einem Telefonprotokoll.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

astrophysik

drei durchgänge
sie zieht vorbei
präzise wie der halleysche komet
verlässt ihr blick den meinen
an einem ganz bestimmten punkt
den sumerische astronomen
schon berechnet haben

und in diesem blick
nur wohlwollende kenntnisnahme
der aufmerksamkeit und die
hintergrundstrahlung eines lächelns
sonst nichts
nur unkollabierter möglichkeiten.
unbestimmtere quantenzustände
bringt nicht mal schrödingers katze
zu stande

ein blick
(eine nacht)
in der alles passieren kann
aber nichts muss
und deshalb auch nichts wird

die distanz
in kosmologischen dimensionen
ein beinahezusammenstoß
doch in dieser galaxis
liegen parsecs
zwischen uns

auf
fluchtgeschwindigkeit gehen
auch wenn die fliehkräfte
(je nach gerade vorherrschender theorie)
mein kaltes/ heisses
herz erschüttern
liegen diese
gravitationswellen
hinter meinem erreignishorizont

ach du kleine junge sonne
du magst als schön hier gelten
und all die trabanten
durch deine anziehung um dich scharren
aber was weisst du schon
von dem anderen stern
da weit draußen
in deiner fremde
in meiner heimat
im anderen brennpunkt meiner
eliptischen bahn
die dir nur von deiner position aus
symetrisch erscheint

natürlich
bin auch ich für einen moment lang
um dich gekreist
gefallen
aber nur - verzeih mir
um deinen lagrange effekt nutzend
umzukehren
und nach hause
zu ziehen

heimflug
die stadt ein blitzender
asteroidengürtel
strahlender planetoiden
und ich euch
nur eine anomalie
inmitten der
rotverschiebung

Sonntag, 14. Oktober 2012

reife landung

ist dir schon mal aufgefallen
das wildgänse
(oder störche, flugenten und schwäne
- oder düsenjets -
je nachdem was du für deine metapher gerade benötigst)
egal wie nahe sie sich in der luft waren
wie eng ihre formation auch gewesen
- nur ein gedanke zwischen ihren flügelspitzen
oder eine kleine taktverschiebung
zwischen dem schlag ihrer schwingen -
unmittelbar vor der landung
im wasser, am eis oder festen boden
(oder wie gesagt flugzeugträger, falls du das brauchst)
- auf distanz gehen
sicherheitsabstände einnehmen
sich entfernen
entnähern
abschliedslos trennen

die nähe der himmel
ist für festen boden
schwer geeignet

und nur krähen fliegen einsam

dancing with my angel

sie fühlt sich gut an
wie sie sich dreht
in meinen armen
die doch so ungern mit fremden
frauen tanzen
(und fremd sind in diesem kontext
alle außer einer)

wir reden nicht dabei
weil sich beim tanzen
für mich
jedes multitasking
verbieten

lächeln
verlegen vielleicht
weil sie die tänze nicht mehr so kann
und ich sie auch nur aus dem bauch
und sowieso
auch hierbei
ein schlechter
führer

an was anderes
wollen wir gar
nicht denken

welche
-zufälligen schicksals-
mächte lenkten
ihre schritte
in nicht so fernen tagen.
ungeplantes
treffen
mit meinem anderen
engel

informationen
austauschen
dinge
in die wege leiten
schienen legen
weichen stellen

ob wir noch befreundet
gewesen wären
wenn vor 20 jahren
als ich im jugendlich
überheblichen selbstvertrauen
versprochen
ihr die niegelnagelneu küche
zu verfließen
diese versaut hätte?

dazwischen

eine seltsame
vertrautheit
einzelne worte
die keine sätze bilden
eine gesummte melodie
die sich jedem
tanzschritt
entzieht

Samstag, 29. September 2012

hidden message (2012) - a late tribute to burkhardt



endlich fertig mit dem bild - und damit zeit eine regel zu brechen, hier keine namen zu nennen.
aber manche namen gehören genannt.

burkhardt (ich kann mich weder an seinen vornamen, noch an die exakte schreibweise seines familiennamens erinnern) - burkhardt war ein nerd wie wir alle, obwohl es dieses wort damals noch nicht wirklich gab. nur war er einer von den braven, während wir die "wild boys" nur spielten ohne uns selber von der rolle wirklich überzeugen zu können. er war sicher kein opfer, und wir hatten niemals bösen spaß mit ihm (naja.einmal haben wir sein betriebssystem gehackt und blöde startmeldungen eingeschoben, aber es war zufall, dass es ihn erwischt hat und unsere wortmeldungen waren nur bedingt originell - reagans sprechprobe und "Wargames" würde erst ein jahr später neue latten legen)

er war zwei jahre unter uns, und natürlich war etwas neid dabei, weil er - damals schon - der frauenversteher der mädels war, die wir umsonst angegraben haben. er war, wie ich, in der biofraktion und ja, er war auch besser als ich, präziser, sauberer, eben schon mehr der wissenschaftler, die wir alle vorgaben zu sein, obwohl wir uns eher wie "mad scientists" aufgeführt haben. er hatte eine brille und war ein guter tänzer.

ich weiß nicht ob ich ihm jemals was wirklich böses getan hab, außenseiter war er keiner (ob ich einer war wird nie ganz aufgeklärt werden) aber jedenfalls habe ich ihn - im Geiste wenigstens - immer belächelt.

bis eines tages.........große festtage wegen irgendeines schuljubiläums....ausstellungen, festreden,..... podiumsdiskussion im turnsaal zur frage wie wir die zukunft sehen.....es war mitten im kalten krieg....wir blickten strahlenden zeiten entgegen....der 4,5 (bzw. 11,2)-fache overkill war für uns eine unvermeidliche tatsache...nur der zeitpunkt die letzte offene variable....(aber noch genug zeit um spaß zu haben)......am podium unser deutschlehrer...die stimmung ist inzwischen bedrückt geworden...als er auf mich zeigt und mich zu wort bittet...ob wohl ich gar nichts sagen wollte.

und während ich noch abwinke, legt burkhardt - der genau hinter mir sitzt - los......der trotzige klang und das erkennen seiner stimme erreicht mich vor der bedeutung der worte....ich bin auf meine erste reaktion nicht stolz: einer wie burkhardt redet so nicht (hat so nicht zu reden), und im ernsten moment halte ich seine worte für naivsten optimismus. ich drehe mich um und will eine böse bemerkung machen, vielleicht sogar ihn "niederputzen"....ich komme allerdings nur bis "ja burkhardt...."...dann sehe ich ihn, dann erreichen mich seine worte, und die stärke der stimme.....

"ich glaube nicht ans ende" wird mir in erinnerung bleiben, und danach seine argumentation, sachlich, stark, ohne naivität, über all die krisen, die die menschheit schon überstanden hat,  ohne irgendetwas schönzureden, kein falscher optimismus, keine glaube an ein wohlwollendes schicksal,....nur ein junge der sich weigert an das ende zu glauben.....als einziger im turnsaal, in dem alle an den untergang schon akzeptiert haben.....

....mein mund steht offen, und was in dem moment wirklich passiert wird offen bleiben, mein leben wäre vermutlich sehr anders verlaufen, wenn es nicht passiert wäre......

ein moment mit besonderer magie: von der symetrie her kommt ihm norman rockwells "freedom of speech" schon nahe (ist aber noch meilenweit von der kraft entfernt)......und jahrzehnte später, wenn im herr der ringe gandalf den balrog gegenüber tritt, kann ich es nicht vermeiden an burkhardt zu denken....

....so als ob jeder nuklearer winter dort enden muss, wo sich ein junge weigert an den untergang zu glauben....

ich werd gar nicht erst versuchen meine stimmung zu beschreiben,...nur soviel: er hat mir imponiert, und ich habe die linie gesehen, die er in den sand gezogen hat: "bis hierher und nicht weiter"......

burkhardts ansage war - genauso wie bernards apfelmännchen oder wachsmann hard-core-opern, gansers theateraufführungen oder halbritters textpassagen - wie ein tritt der deine geistige beschränktheit dadurch beednet, dass er dich durch eine betonwand schleudert.....

....es tut (ein wenig) weh aber nachber bist du ein anderer....

und während Burkhardt noch redet tut er mir schon leid.....weil ich weiß das ihn irgendwer vom podium "niederputzen" wird, und einen kurzen moment wünsche ich,  ich hätte ihn gestoppt, denn ich hätte ihn zwar verletzt, die anderen hingegen werden ihn vernichten....aber nichts von dem passiert: ich weiß nicht ob es in diesem moment applaus gab, aber die nächsten meldungen vom podium zeigen, dass die dort oben auf dem rückzug sind. (ehemalige) underdogs wie ich kennen den unterschied zwischen höflichkeit und niederlage...

....ich weiß nicht ob es im moment - dort unten in der vergangenheit - etwas geändert hat, ob mein neuer respekt vom vorherigen belächeln unterscheidbar war,...

...ich weiß nicht ob dieser moment der wirkliche auslöser war, für all das was er auslösen hätte können, oder ob all das auch so gekommen wäre, was gekommen ist....

....jedenfalls sind die worte in meinem ganzen leben präsent:....ein paar jahre später werde ich in bio über "evolutionäre krisen" maturieren.....dann das bundesheer - und bewußt oder unbewußt - halten mich die worte auch dort über den wasser.....

........ist vielleicht meine gesamte postive einstellung, darauf zurückzuführen, dass einem einer, den man für noch geringer erachtet hat, als sich selber, die mögliche größe zeigt,.....

.....war er ein krieger?

.....war er ein spieler? alles rausholen was rauszuholen ist, sagen was gesagt gehört,...hat er gewußt das er etweas bewegen kann?....etwas bewegen wird?...etwas bewegen muss?

.....oder war er einfach zornig? ....geladen?....und konnte seinen mund nicht halten?

....versuche ich ähnlichkeiten aufzuzeigen um mich reinzuwaschen?

.....was war wichtiger: die semantischen worte oder die trotzige stimme?

....vielleicht war es erst das jahr chemo nachdem ich verstanden hab, dass "an etwas nicht glauben" nicht das selbe ist "wie etwas leugnen"......

wie auch immer

ich danke dir


wo - was - und wer auch immer - du jetzt bist

Donnerstag, 20. September 2012

rules of engagement

nachtbuslinie 41
2 uhr früh
und zwei
die intensiv über belangloses plaudern
aber in einer distanz dass sie
- für die späte stunde -
fast schreien

ihre stimme
eine sprache
- die ich gerade nicht geocodieren kann -
ist lustig
und so geniese ich
- den text ausblendend -
einfach diese musik
in der wartezeit

positionswechsel
und parametercheck

und dann ist
klar dass sie
die distanz
definiert

tausendprozentige aufmerksamkeit
die sie ihm widmet
und gleichzeitig
etwas in ihrem blick
dass jedem genau zeigt
wo die linie
die nicht übertreten
werden darf

das einzige was sie verrät
ist ihr dezentes
gezupfe am
pulli.kleid.hybriden

dass trotz der ruhe
seine hormone
kochen
sieht nur ein
suchend aug

das was sie will (?)

das was sie braucht (?)

kussloses aussteigen

ihr blick enttäuscht

gute jungs wie wir
richten dies welt
noch zu grunde


Sonntag, 2. September 2012

mariazell '12

salzbatiken in schweiß
auf unseren shirts
makellos gebräunte schultern
die in den nächsten tagen
mitsamt unseren nasenrücken
leichten rotstich
annehmen werden

wildfremd vertraute
nicht weil sie mich
sondern weil sie meine geschichte kennen
oder die schleifspuren die sie angerichtet haben

den blick nach vorne
ein gemeinsames ziel
asypmtotische annäherungen
und so fremd wie heute
werden wir uns nie mehr sein

wir tauschen alte wunden aus
wie müde krieger
nicht über unsere siege redend
sondern über die schmerzen und verluste
ich weiß jetzt
um die narben unter
deinem tattoo

tag drei
und unsere hemden riechen wie
verdorbener essig,
und das können wir niemanden
- nicht mal uns selbst -
noch antun

und jeden morgen
ein schritt hinaus um den
neuen tag zu begrüßen
und feststellen
ob es freund oder feind ist

der lange marsch
durch die sintflut
hydralikgedämpft - wassergekühlt
die haare kleben feucht am kopf
aber unsere wangen glühen
wir haben die erschöpfung geteilt

flucht
in eine offene kirche
kinder fragen ob es
häresie ist
hier die pitsch-patsch-nassen
hosen auszuziehen
und erhalten absolution von ihren müttern
im sport-bh
(glaubt mir - gott hat euch schon nackt gesehen)

am schluss
ein sanftes einsickern in die kirche
die anderen in der menge
aus dem augen verloren und ich
alleine mit meinem kreuz
- nicht einer der es trägt
sondern sich drauf stützt

den wolkenbruch ungebremst
ins gesicht fallen lassen
weil du glaubst, dass du dir mit
dem regen in den augen
die tränen ersparst
nachdem in der kerzengrotte
erinnerungen und gefühle
die überkritische masse
durchbrochen

zuletzt nur abschiede -
unadäquat
weil sie all dem
was davor gewesen
nicht angemessen

und wie so oft
die hoffnung
das dies nicht ein ende
sondern
ein anfang
ist gewesen




Montag, 20. August 2012

weltenwanderer

gössenberg '12
das seltsame gefühl der  deplatzierung
wird jedes jahr drückender
egal wie heimisch ich mich hier fühle

vorkommando bevor der haupttross eintrifft
in der nachmittäglichen sommerhitze
gedeiht kühle in der hütte
bis uns die siebenschläfer wecken

abendessen auf der terasse
zuviel fleisch für unsere zivilisierten körper
und wegen der weine,
auf dem harten lager
dann schnell -
aber auch wegen ihnen dann doch nur kurz -
geschlafen

vormittagswanderung
vor einem bekannten panaroma
und die erinnerungen flashen
so oft sind wir schon hier gewesen
und die gefühle fließen ineinander

und bevor sie kommen
wäre es angebracht gewesen
sich zu verabschieden
auch wenn ich erst morgen fahre

entgegengehen
auf heissen straßen
die sonne wie eine faust im nacken
und nur der kalte beat meines
soundtracks kühlt
mich runter
der tote maulwurf inzwischen
- diese straße ist ein wenig nur befahren -
ein haufen schwarzer biomasse
der kein mitleid oder ekel mehr
hervorruft

mein sohn rauscht an mir vorbei
schnell und ohne gruß
weil es einen rekord zu halten gibt
und auch die großfürstin
zieht vorbei
ohne gruß ohne erkennen
aber erfrischend wie ein frühlingsmorgen
bis sie hinter dem horizont verschwindet
und ich stell mir die frage wer ich bin
der mann am weg?
oder doch nur hintergrund

aber später an diesem abend wird sie
mir ihre bürgermeisterkarte übergehen
(dem toni, mein freind)
und damit das verderben auf ihr dorf
herabbeschwören
und in vorwegnahme des morgigen tages
wird ein einsamer wolf
das spiel gewinnen

am nächsten morgen
das panorama entgültig entweiht
weil ich an diesem tag -
nicht wie so oft mit freunden davor gefrühstückt -
sondern davor gearbeitet hab
und das üben der musiker
wie weißes rauschen

und tief unter mir
die autostraße im montagmorgenverkehr
rege aber lautlos und ich über ihr
wie ein verzweifelter engel
der den zeitpunkt seines falles
längst bestimmt hat

Mittwoch, 15. August 2012

as time goes by

sonntagsmesse
ans uns vorbei
schleppt sich eine frau zur kommunion
und auch wenn ihr die edle eleganz noch gelingt
ihre frisur ist die selbe
aber die farbe ist nicht mehr echt

sentimentale erinnerung
von 30 millionen jahren
ich einer von den ministranten
mit guten blick aufs volk
jung und vor der reifeprüfung
und die frauen in der menge
wie ein ozean an möglichkeiten
bis zu dessen küstenlinie
es dann doch noch
ein schönes stück war

wie scharf ist sie damals doch gewesen

Dienstag, 7. August 2012

abschiedslied

plattensee, 2012
am ende eines kurzurlaubes
die koffer längst gepackt
-professioneller kofferpacker der ich geworden bin-
die letzten stunden am strand
wir haben unsere körper und unsere hirne in der sonne
gekocht, als ob es etwas abzutöten gebe

3 tage vollgesteckt mit besuchen
bei familie (6.grad)
die inzwischen freunde geworden

menschen die früher
beiwerk gewesen zu diesen kurzurlauben
und heute ist es die umgebung
die beiwerk ist

vor mir der see
eine schmutzige lehmige lacke
aber dennoch ein alter vertrauter
der dunkle gedanken teilt

stille einsamkeit
über uns brüllt die sonne
und sonst nur haut
und see

und wie jedes jahr wieder die frage
- die wir den menschen nicht mehr stellen -
und auch der see ist taktvoll genug
sie nicht zu beantworten
- es reicht wenn wir beide uns erinnern

zeit zu gehen
"wir sind helden" als soundtrack im ohr
und auch meine tochter ist taktvoll genug
nur durch ihre anwesenheit am
rand meines gesichtsfeldes
sanft zu drängen
und die magie nicht zu stören

abflug
"vielleicht ist es wirklich nur ein jahr"
meint judith holofernes

ich drehe mich nicht um

er nimmt es mir sicher nicht übel


Montag, 6. August 2012

beschützer

wir stiegen an der selben
station aus

von hinten betrachtet
- ihr langes haar wehte im wind
und die sternenbesetzen sommershirts
flatterten bei jedem der weichen schritte
um ihren schlanken körper-
wirkte sie kleiner
zerbrechlicher
als noch zuvor frontal
in der straßenbahn

durch die verlassene fußgängerzone
vor dem eisgeschäft auf der bank drei jungs
wie ein wolfspack das eine wittertung aufnimmt
blicke werden ausgetauscht
und einzweideutiges lächeln
alles zu leise
zu verhalten
um mit sicherheit
ungefährlich zu sein

solange bis ich in den sichtkegel komme
lausbuben die sich ertappt fühlen
weitere blicke werden ausgetauscht
ob es die inanspruchnahme einer beute
oder ein schutzzauber ist, bleibt offen
auf jedenfall eine kriegserklärung
für den fall dass sie sich bewegen

eintrittspreise
sind schlagartig
angestiegen

im blendkegel
eine unübersichtlichen
sommernachtsbaustelle
schwenkt der geleitschutz ab
sorgt für ausreichend vorsprung
und geht danach auf heimatkurs

(mut und übermut ist immer das selbe)

schnitter

leben ist unvermeidlich
und egal ob du oder ein anderer etwas
übermütig fallen gelassen hast
oder es bedächtig in die ackerfurche gelegt hast
es ist immer ein sähen

und was gesäht wurde
wächst
und wieder mal stehst du vor dem acker
weißt um die schärfe deiner sense
auf dem rücken
und die möglichkeit deiner arme
und immer wieder die gleiche entscheidung
die es zu trefen gilt

die ernte einbringen
und damit das WACHSEN ehren
auch wenn die frucht nicht für dich bestimmt
und es nicht dein feld ist

oder die frucht verdorren lassen
und rasch weitergehen
zurück zu deiner kargen scholle

oder der vernunft folgen
und alles einfach niederbrennen

Sonntag, 29. Juli 2012

gewitterschwalben

sommerwochenende2012
über uns braut sich ein gewitter zusammen
langsam gemächlich
aber bedrohend
wie eine armee die den gewissen sieg
in absoluter überlegenheit
erringen will

die dunklen wolken
wie eine alienflotte
die sich entschieden hat
uns wegzumachen

doch irgendwo
weit oben
eine gruppe schwalben
die sich die turbulenzen hocharbeiten
durchgebeutelt von den luftstössen
unbeirrbar
auf dem inferno vor der apokalypse reitend
sich vom licht nach oben in die dunkelheit
kämpfen

und herunten:
ein, zwei kinderseelen
die WISSEN,
dass wenn sie es nur hoch genug schaffen
sie damit das unwetter vertreiben

welten zerbrechen

der sohn eines guten arbeitskollegen
liegt mit unbekannter prognose
auf der intensivstation

und obwohl die krise meines vater
(ebenfalls nach der intensiv)
sehr gut überwunden scheint
denken wir noch gar nicht über die länge des
rückweges nach

jedenfalls hat es
so manchen graben frisch aufgerissen
aus dem das unverarbeitete
ans tageslicht drängt
manchmal wie ein vergessene erinnerung
die es nachzuholen gilt
zumeist jedoch wie eine giftige lacke

wie ähnlich sind die tage
- in denen ich mich verloren durch den code kämpfe
den nächten
-in denen ich versuche aus dem unentrinnbaren spital
zu entkommen

jedenfalls sind der code
wie der alptraum
der meine

fast wie eine erlösung
dann die
unerklärbaren muskelkrämpfe
und im gegensatz zu meinem vater
kann ich wenigsten versuchen
ihnen davonzulaufen

unausgeschlafen
in einen arbeitssommer
der explodiert

den letzten klaren punkt erreicht
der punkt an dem du weißt
dass die kontinuirliche fortsetzung
der entwicklung dramatische folgen haben wird
und insgeheim sich die frage stellen
ob es nicht besser ist
wenn ein system zerbricht
als dass es sich entlädt

(weil es im moment der entladung
ja selten bei der kleinelektronik bleibt
die durch den raum fliegt)

nach den mülleimern
den parfumduft einer frau durchkreuzen
wie ein stück weltraumschrott
(ausgebrannt aber hochradiokativ)
das durch einen komtenschweif trudelt

auf den arbeitsweg
den bekannten gesichtern ausweichen,
es ist besser wenn
jared und ich heute unter uns bleiben
und wir uns nur vorstellen
was wir anstellen können
und es nicht ausprobieren

ein kleinlaster
der mobiklo geladen hat
verliert pisse

welten zerbrechen

- ich muss das bild endlich fertig bekommen

Donnerstag, 5. Juli 2012

ascheregen - antonius apokryphen (4)

und man hat euch gesagt
wenn ihr im tal der tränen wandert
bewahrt euch die hoffnung der
sonne
im herzen

ich aber sage euch:
lernt die asche
zu lieben

Sonntag, 24. Juni 2012

flash - alle 7 wellen (mustererkennung)

sonntagmorgen
kam es über mich
als ich mir den sündig heimlichen
nutellalöffel
in den mund geschoben

alterserscheinung
weil es uns nicht mehr in die knie zwingt
wir ihm gelassen entgegentretten
in überlegenheit
weil wir in geduld
sein kommen
schon erwartet

die erinnerung
an das gefühl
gesichtslinien(?)
die ich gesehen
nach diesen tagen
in denen wir
gelacht und nachts
in fremdem augen und gesichtern
in bodenlose tiefen abgetaucht
fremde wirklichkeiten geschaut
zeit und leben durchmessend
ein anderer gewesen
als lauscher oft
beeindruckt
nicht handelnder beobachter
und dennoch ein beteiligter
nach worten suchend
ohne ringen zu müssen

eistaucher
die sich des nachts
wenn sich im schutz der finsterniss
die wahrheiten an die dunkle oberfläche trauen
die eisschilder durchbrechen
durchtau(ch)en
dort einsickern
wo die barriere im letzten jahr schon brüchig geworden
oder immer schon gewesen

dort runter
kommst du auch nur
ohne panzer

- und danach (also heute)
die erinnerung/das gefühl kommen lassen
- und genauso wie vor 48 stunden
auf  dem algenglitschigen strandstufen des bodensees -
nicht in panischer hektik
rutschend taumelnd fallend hinwegspringen
sondern sich der welle zuwenden
sie begrüßend durchstehen
und sich von ihr
durchströmmen lassen


Samstag, 23. Juni 2012

unbeugsam (a tribute to linkin park)

und am ende
wenn alles
was ich geliebt
(oder gewesen)
dahingegangen,
zu asche verfallen,
im winde verweht,
und weggewaschen

werde ich trotzig
im regen stehen
und stolze
lieder
auf die vergangenen
momente,
die zeit
und ihre vergänglichkeit
singen

Freitag, 18. Mai 2012

niemandsland

das hinterland hinter zadar
eine zwar bewachsene
aber steinige heiße ödnis

die einzige spuren die eine zivilisation
hier hinterlassen
sind abseits der autobahn eine unzahl
an steinernen zäunen und terassen
die auch dem lange fragenden blick
keine funktion erschließen

wie schwer muss es jedem belagere gefallen sein
(vor erfindung der raupenkette)
diese ödniss zu durchqueren
kein wasser
(außer für tiefwurzelnde olivenbäume)
kein ebenes stück land um einen schritt zu setzen
steine die sich in deine sohlen bohren
und dir die gelenke zerschlagen
falls du fallen solltest

was zadar dann doch immer wieder zum verhängnis wurde
war das jeder belagerer diese wüste im rücken hatte
besser im sturm zum wasser unterzugehen
als durch diese wüste heimzustreunen

mitten in dieser wüste
dann eine autobahnstation
frisch gebaut aber einsam
das personal selbst unter den sonnenschirm sitzend
sich artig erhebend als wir eintreffen
aber nur solange bis es klar ist
das wir nur auf klo wollen

händetrockner aus deutschland
und pissoirtrennwende aus einem östereichischen
baumax (stahlgrau)

die luft wabbert über dem fritierbecken
und das öl - auf umgebungstemperatur
riecht nach gestern

ein außenposten im niemandsland
ein zeichen der zivilisation in der ödnis

wie leicht könnte es ein kontrollposten sein
(oder ist es einer gewesen)
ein zeichen der macht und kontrolle
in der ödnis.

nur 3 wachposten
und egal ob die hier ein portion pommes isst
oder dein blut auf die steine spritzt
es wird keine zeugen geben.

die luft wabbert über der karroserie
eines ölkanister
und es richt nach kordit.

da ist mir das kuchlfett
doch lieber.

Crocs on the rocks

diesen morgen wird uns kein expresszug wecken
und kein gehupe
auch die kirchenglocken nicht
obwohl die kirchendichte hier sehr hoch
allein es fehlt die manpower
in dieser landgeflüchtet und kriegsgebeutelten
vorsaison um sie zu schlagen

schlaftrunken zu fenster wanken
der sex letzt nacht mit rachel weisz
war ein hartes stück arbeit
nachdem stefan zweig
(private practice inspiriert)
das script für diese traumnovelle
verfasst

nach dieser nacht ein strahlender morgen
und vor dem fenster ein meer mit himmel
(blauer himmel)
und vor dem meer eine terasse mit frau
(meine frau)
die luft ist heiß und er boden noch kalt
und ebenso verschlafen wie ich in die crocs steige
springe ich panisch wieder heraus

denn blauer pyjame und crocs
ist hochdosischemooutfit
der pyjama längst exorziert
(und rehabilitiert und begnadigt)
die crocs - in denen die schritte immer noch so opiumgedämpft -
noch nicht
und der aufenthalt in schlechter gesellschaft
ein schlechtes omen
und nicht geduldet

wie sünder
die noch nicht genug gelitten haben
werde ich sie nachher über die steine schleifen
und sie mit füßen tretend
in die dalmatinischen kalkfelsen stampfen
um die dämonen durch ihren schmerz aus diesen
bessessenen zu treiben

ruhepause in der bucht
die sonne liegt auf uns wie eine warme decke
der strohhut über dem gesicht
und die zugekniffenen augenlieder
spielen mit den lensflares auf meiner netzhaut
verzaubern die lichtstrahlen zu bunten spektren
und der dreck auf meiner hornhaut
kleckst interferenzen dazwischen.

dann treiben wir träge im wasser
und die crocs an den füßen
über dem dunklen giftigen tiefen
sorgen für ordentlichen
auftrieb.

Freitag, 27. April 2012

auf gefährlichen straßen

auf gefährlichen straßen
unterwegs heute nacht
mein blut
in dessen venen
die angst
(die diesen namen sich noch nicht verdient)
wie ein droge strömt
in anbetracht der möglichkeiten
des morgigen tages

die mädchen glühen heute nacht
so wie alle frisch verliebt
und im vorbeigehen könntest du leuchtfeuer
entzünden
oder einfach verbrennen

junges fleisch
stöckelt über den asphalt
und wird so frisch
uns niemehr
wieder vor die zähne kommen

das was es heute
und morgen
neben dem was zu ertragen
noch zu leisten gilt
im übermut als
gering erachtet

das lachen aus einem schanigarten
wie ein heimaturlaub
der hinter uns zu liegen
beginnt


Montag, 23. April 2012

...we can be heroes

auch damit muss man jetzt zu leben lernen
dass man als held jetzt gilt

familientreffen zu ostern
auferstehungen zelebrieren
auch wenn wir alle wissen
das getsemanie noch wartet
bevor es irgendwann nach golgotha geht

menschen die mir vor wenigen monaten noch
selbst ein vorbild, eine stütze
weil das lachen mit ihnen so echt uns war
da wir wussten wovon wir reden
auch wenn wir es mit keinem wort erwähnt

eine generation
die in einem krieg geboren
die brennende dörfer kennt
und tote auf den straßen
die angst in einem dunklen wald
und bomben im nachbarhaus

und weil das wort über meinen weg
so viel schwerer wiegt als meine schritte
fürchtet meine tante nicht
das was vor ihr

und auch mein onkel
an dem fingerfertige chirurgenmesser
mehr geschnitten als an mir
und dessen fröhlicher trotz
als muster tauglich war zu übernehmen
sagt dass ich sein vorbild sei

wozu ihnen die wahrheiten sagen

mögen sie glauben dass ich einen krieg gewonnen
auch wenn ich nur ein scharmützel durchgestanden

ich habs an ihnen
nicht anders gemacht




Montag, 16. April 2012

arcade fire

düsterfrühling
die sonne unentschlossen wie der regen

unter dem straßenbahnvordach
die flugbegleiterin raucht
und der bis dato ungedachte gedanke
dies himmlisch geschöpf zu küssen
verliehrt jegliche bedeutung

eine schirmspitze taucht vor mir auf
unerwartet wie das rappier eines versprengten
musketiers
- auf die seite schlagen und den
sturmlauf nicht unterbrechen

die straßenbahn gestopf
fahrgäste
teilnahmslos und auf distanz
wie eingemottete
schaufensterpuppen

arcade fire im ohr
der drummer entwickelt einen rythmus
unregelmäßig und ungestüm
wie ein pochendes herz
bis die geigen eine dynamische akkord drüberlegen

hinter der votivkirche ein jogger
der sich mit meinem soundtrack
synchronisiert

ein lächeln
um zu besiegeln
das diese schwere woche
so früh
eine harmonie hat
schon gefunden


Montag, 26. März 2012

frühlingsweg

...triebe,
zu schnell hochgeschossen aus einem morastigen boden
kratzen an uns wie der unrasierter stoppelbart
eines ungestühmen liebhabers
der nach einer wilden nacht
noch nicht gerechnet hat,
das er unter leute kommt

später dann,
erst eine amsel und dann eine haselmaus
tot und konserviert
um uns zu zeigen,
das dieses scharmützel noch nicht lange aus
und die opfer
weder alle bekannt noch gezählt sind

kleine sprossen
frisch aus der erde
verruntzelte gebilde
wie alles frisch geborene
das im ersten lichte dieser sonne
hässlich ist

der weg im hohlweg
ist ein bach geworden
weil der boden den winter ausschwitzt
wie eine lästige grippe
die jahr auf jahr
wieder kommt

oben im windbruch
knirscht der letzte schnee verhalten
unter den schuhen
wie das räuspern eines sängers
der sich anschickt ein
frühlingssonett zu singen

doch
zwei stunden später
und 200 meter höher
werden wir endgültig umkehren
und eingestehen
dass sich der alte feind
zurückgezogen zwar
doch geschlagen
sich noch nicht gegeben

Donnerstag, 1. März 2012

codes of farewell....

am ende ist es zumeist nur ein ritual
ein codex
der uns davor bewahrt die fassung zu wahren
wenn uns der schmerz, der verlust
den grund unter den boden wegreisst
der codex, wie ein in den boden gerammter stab
eine linie in den sand
gegen die dunkelheit
"bis hierher und nicht weiter"

der kies knirscht unter unseren füßen
neustifter friedhof
umgelegte grabsteine auf aufgelassenen gräber
"unvergesslich" steht auf einem kreuz
wie eine mahnung
dass jedes versprechen,
dass über lebzeiten hinausgehen will
ein lüge sein muss

begräbnis nach dem wiener codex
das präzise einsetzen der totenglocke
als ob es die paukenschlagsymphonie wäre
die Pompfeneberer
(ich kann das wort nicht in google finden)
in ihren kühlen stillen sachlichkeit
immer gut behütet bis auf ihren anführer
(der einzige der sprechen wird)
und stehts bereit
auch mit einem sessel für die gäste die zu stehen
nicht mehr vermögen
nur der neue schriftzug der wienbestattung
anachronistisch neu und modern

am weg zum grab
und dem einen himmel hat es gefallen
die wolken heute aufzureissen
um einen anderen himmel
in strahlenden blau
über den drehbuchgerechten krähen
damokleshaft hängen zu lassen

selbst ihr krähen klingt heute
also ob sie sich schämen
und schon wissen
dass sie ziehen müssen

am grab
eine blume die in die tiefe segelt
und ein schäufelchen erde dass dann doch immer
wieder viel zu hart auf den sarg brallt

eine münze dem totengräber
klammheimlich zugesteckt
"das ist eine charon/styx sache"
und der fährmann ist zu bezahlen
auch wenn wir über diesen jordan
noch nicht wollen

nach dem grab
der messdiener das kreuz lässig auf der schulter
wie ein söldner am heimweg nach dem krieg

auch die worte folgen dem codex
ich echtzeit haben meine worte
immer sprechhemmung

auf der gegenüberliegenden straßenseite
ein kleines mädchen das zur konditorei hüpft
ihr langes blondes haar tanzt vergnügt in der luft
und der kosmos freut sich,
weil er endlich ein sinnvolle verwendung
für sinuswellen gefunden hat

das leben lässt sich nicht aufhalten