Mittwoch, 31. Juli 2013

romanfragment (ökothriller)

Jay saß auf den Stufen.
Die Hitze brüttete über der Stadt und brüllte in seinen Adern.
Irgendwann nahm er wahr, das Meg neben ihm saß. Er versuchte angestrengt nachzudenken ob sie sich neben ihn oder er sich neben sie gesetzt hatte.

Es waren die Stufen hinter der Haltestelle in Vitoriosa, gegenüber dem Cafe Riche das jetzt geschlossen hatte.
Hinter ihnen lag der Stadtgarten, der Boden vertrocknet aber die Bäume zweifellos voller Leben.

Mittagszeit
Der Verkehr hatte nachgelassen, wenige Menschen auf der Straße.
Sie saßen hinter der Haltestelle und warteten auf den Bus,
der zweifellos kommen würde wenn gleich der Zeitpunkt - aufgrund seiner Erfahrung - äußerst ungewiss war.

Langsam kam sein Kreislauf zur Ruhe.
Das Blut pulsierte nur mehr in seinen Schläfen
wie ein stiller Taktgeber.
ansonsten Stille,
nur hinter dem Kreisverkehr an einer anderen Station
ein Frau und ihr Handy
und irgendwo anders jemand der/die es wirklich ganz fett abbekam.

Stille.
Schweigen.
Nichts zu planen.
Nichts zu besprechen.

"Hörst du das?" fragte er und lehnte sich hinüber.
"Was?" fragte sie.
Er sah sie an, und verstand sie, nicht weil er sie hörte sondern weil er die Worte von ihren Lippen ablas.
"Hörst du es wirklich nicht?" sagte er, und er wusste das er jetzt eigentlich fast schrie.
"Was denn?" fragte sie verwundert und vielleicht auch leicht verärgert.

Jay kannte das Phänomen - auch wenn er es nicht physikalisch erklären konnte - von einem weit zurückliegenden Einsatz her. Damals waren er und seine Leute im Turbinenraum eines Speicherkraftwerkes untergebracht.
Die Turbinen liefen während der ganzen Nacht und machten dabei Geräusche, die viele gar nicht wahrnahmen, kaum jemand als laut und niemand als schmerzhaft empfunden hatte und die keinem am Schlafen gestört hatten. Erst wenn man miteinander gesprochen hat, hat man gemerkt das diese Vibrationen alles überdeckten, dass man gegen diese leisen Geräusche anschreien musste, so als ob sie den Schall schluckten.

Meg lauschte, vielleicht auch weil ihr inzwischen aufgefallen war, dass sie seine Worte las und nicht hörte.

Vor zwei Tagen an der Küste hatte sie dieses Geräusch gehört, ein seltsam monotones leises durchgängiges Kreischen. Hätte es einen Rhythmus gehabt, dann hätte man es als das erkannt was es war, das Zirpen einer Grille. Aber es war ein monotones unabgehacktes schrilles Zirpen.
Damals an der Küste oben hatte sie gefragt ob diese Geräusch was natürliches ist, oder ein Maschine. Aber oben an der Küste war es offensichtlich, dass da nicht irgendwo eine laufende Bandsäge oder ein Trennscheibe heulend in den Klippen hing.

Genauso war es jetzt.
Nur viel viel lauter.
Und es schien von überall her gleichzeitig zu kommen.
Erst wenn man es bewusst wahrnahm, erkannte man, wie laut es war.

Jay schätze, dass es im Moment den Klingelton seines Handys weit übertreffen würde.
Und telefonieren wäre jetzt unmöglich.
Jay blickte hinter sich.

Hinter ihm lag der Stadtgarten - wie das Aufmarschgebiet einer unsichtbaren unheimlichen Armee.
Jay kam ein schrecklicher Gedanke. Was wäre, wenn sich die Urheber dieser Geräusche (Grillen, Schrecken, Kakerlaken einerlei) koordinieren würden. Gewollt oder ungewollt.

Die heimischen Arten die er kannte, die in der Regel nur ein paar Sequenzen taktvoller Rhythmen von sich gaben, würden nur ein unkoordinierte Kakophonie hinbekommen.
Aber diese Art hier, mir ihren ungebrochenen Dauergeheule?

Was, wenn diese Tiere, konzentriert, alle gemeinsam, alle gleichzeitig loslegten.
Wie viele tausende mochten alleine in den kleinen Park hinter ihm sein.
Was würde sie koordinieren?
Wie schnell würde es sich ausbreiten
Was könnte sie aufhalten?



Fast geräuschlos fuhr der Autobus ein, und beim Eintreten in den klimatisierten Fahrgastraum überlegte sich Jay ob es vielleicht schon begonnen hatte.

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